Mittelafrika ist die Heimat des Nimmersatt. Vom 18. Grade südlicher Breite an hat man ihn an allen Gewässern des Jnneren gefunden, an denen man bis jetzt beobachtete, einzeln auch nahe an den Seeküsten. Jn Egypten mag zuweilen einer und der andere vorkommen, sicherlich aber gehört Dies zu den Seltenheiten. Jch erinnere mich nicht, den Vogel nördlich von Dongola gefunden zu haben. Bei Charthum ist er nicht selteu, am blauen und weißen Nile stellenweise häufig. Er erscheint hier ungefähr um dieselbe Zeit, welche den dortigen kleinen Hausstorch und den Jbis ins Land führt, hält sich während der Regenzeit im Sudahn auf und verschwindet nach ihr bis auf wenige Nachzügler
[Abbildung]
Der Rimmersatt (Tantalus Ibis).
wieder. Jm August trägt er sein Prachtkleid; demnach ist anzunehmen, daß die Brutzeit in den September fällt.
Soviel ich mich erinnere, habe ich den Nimmersatt immer nur im Wasser oder doch in der Nähe desselben gefunden, niemals soweit von den Flüssen entfernt, wie die Störche oder auch die Kraniche. Er scheint sich ebensogern an den kahlen Uferstellen der Ströme wie in den grasreichen Regenteichen aufzuhalten. Jn den Morgen- und Abendstunden betreibt er seine Jagd, welche Kleingethier ohne Ausnahme, also auch Säugethieren und jungen Vögeln zu gelten scheint, obgleich Fische, Wasserlurche
Die Läufer. Stelzvögel. Störche.
Mittelafrika iſt die Heimat des Nimmerſatt. Vom 18. Grade ſüdlicher Breite an hat man ihn an allen Gewäſſern des Jnneren gefunden, an denen man bis jetzt beobachtete, einzeln auch nahe an den Seeküſten. Jn Egypten mag zuweilen einer und der andere vorkommen, ſicherlich aber gehört Dies zu den Seltenheiten. Jch erinnere mich nicht, den Vogel nördlich von Dongola gefunden zu haben. Bei Charthum iſt er nicht ſelteu, am blauen und weißen Nile ſtellenweiſe häufig. Er erſcheint hier ungefähr um dieſelbe Zeit, welche den dortigen kleinen Hausſtorch und den Jbis ins Land führt, hält ſich während der Regenzeit im Sudahn auf und verſchwindet nach ihr bis auf wenige Nachzügler
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Der Rimmerſatt (Tantalus Ibis).
wieder. Jm Auguſt trägt er ſein Prachtkleid; demnach iſt anzunehmen, daß die Brutzeit in den September fällt.
Soviel ich mich erinnere, habe ich den Nimmerſatt immer nur im Waſſer oder doch in der Nähe deſſelben gefunden, niemals ſoweit von den Flüſſen entfernt, wie die Störche oder auch die Kraniche. Er ſcheint ſich ebenſogern an den kahlen Uferſtellen der Ströme wie in den grasreichen Regenteichen aufzuhalten. Jn den Morgen- und Abendſtunden betreibt er ſeine Jagd, welche Kleingethier ohne Ausnahme, alſo auch Säugethieren und jungen Vögeln zu gelten ſcheint, obgleich Fiſche, Waſſerlurche
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Die Läufer. Stelzvögel. Störche.
Mittelafrika iſt die Heimat des Nimmerſatt. Vom 18. Grade ſüdlicher Breite an hat man ihn
an allen Gewäſſern des Jnneren gefunden, an denen man bis jetzt beobachtete, einzeln auch nahe an
den Seeküſten. Jn Egypten mag zuweilen einer und der andere vorkommen, ſicherlich aber gehört
Dies zu den Seltenheiten. Jch erinnere mich nicht, den Vogel nördlich von Dongola gefunden zu
haben. Bei Charthum iſt er nicht ſelteu, am blauen und weißen Nile ſtellenweiſe häufig. Er erſcheint
hier ungefähr um dieſelbe Zeit, welche den dortigen kleinen Hausſtorch und den Jbis ins Land führt,
hält ſich während der Regenzeit im Sudahn auf und verſchwindet nach ihr bis auf wenige Nachzügler
[Abbildung Der Rimmerſatt (Tantalus Ibis).]
wieder. Jm Auguſt trägt er ſein Prachtkleid; demnach iſt anzunehmen, daß die Brutzeit in den
September fällt.
Soviel ich mich erinnere, habe ich den Nimmerſatt immer nur im Waſſer oder doch in der Nähe
deſſelben gefunden, niemals ſoweit von den Flüſſen entfernt, wie die Störche oder auch die Kraniche.
Er ſcheint ſich ebenſogern an den kahlen Uferſtellen der Ströme wie in den grasreichen Regenteichen
aufzuhalten. Jn den Morgen- und Abendſtunden betreibt er ſeine Jagd, welche Kleingethier ohne
Ausnahme, alſo auch Säugethieren und jungen Vögeln zu gelten ſcheint, obgleich Fiſche, Waſſerlurche
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/716>, abgerufen am 22.11.2024.
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