Die größten Mitglieder der Zunft sind die Brachvögel (Numenii), welche gleichsam den Ueber- gang von ihren Verwandten zu den Jbissen und somit mittelbar zu den Reihervögeln zu bilden scheinen. Sie sind schön gestaltete, schlank gebaute Vögel mit gestrecktem Leibe, langem, dünnen Halse, kleinem Kopfe, einem sehr langen, seicht gebogenen, an der Wurzel hohen, nach vorn allmählich verschwächten, mit Ausnahme der hornigen Spitze weichen Schnabel, dessen Obertheil etwas länger als der untere und ein wenig über ihn herabgebogen ist, vierzehigen, schlanken und hohen, bis weit über die Ferse hinauf nackten, breitsohligen Füßen, deren Zehen durch eine deutliche Spannhaut verbunden werden, großen, spitzen Flügeln, in denen die erste Schwinge die längste, zwölffederigem, mittellangen, ab- gerundeten Schwanze und derbem, dichtschließenden, lerchenfarbigen Kleingefieder, welches sich weder nach dem Geschlecht, noch nach der Jahreszeit unterscheidet.
Die inneren Bildungsverhältnisse haben wenig Ausgezeichnetes. Die Wirbelsäule besteht aus zwölf Hals-, neun Rücken-, acht bis neun Schwanzwirbeln; das Brustbein zeigt die gewöhnlichen vier Hautbuchten; das Becken fällt durch seine Länge und Schmalheit, der Oberarmknochen durch die verhältnißmäßige Länge auf; der knochenzellige Tastapparat fehlt; die Zunge ist im Vergleich zur Schnabellänge sehr kurz, der Zungenkern nur am Hintertheile verknöchert, der Magen rundlich und muskelkräftig.
Man kennt von dieser nach außen hin wohl abgegrenzten Gruppe oder Familie kaum ein Dutzend Arten, welche sich sämmtlich ähneln. Sie verbreiten sich fast über alle bekannten Theile der Erde, leben in den verschiedensten Gürteln derselben und durchwandern theilweise sogar alle Gürtel der Erde im Laufe des Jahres.
Der Brachvogel oder Bracher, die Korn-, Feld-, Brach- und Doppelschnepfe, das Brachhuhn, der Wind-, Wetter-, Gewitter- und Regenvogel, Feldmäher, der Geisvogel oder die Himmelsgeis, Keilhaken, Kieloch u. s. w. (Numenius arquatus), der größte aller Schnepfenvögel, ist 26 bis 28 Zoll lang und 45 bis 47 Zoll breit, wovon freilich 7 bis 8 Zoll auf den Schnabel kommen; die Fittiglänge beträgt 12 bis 13, die Schwanzlänge 41/2 bis 5 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist braun, lichtrostgelb gerandet, das des Unterrückens weiß, braun in die Länge gefleckt, das des Unterkörpers rostgelblich, braun geschäftet und längsgefleckt; die Schwingen sind schwarz, weiß gekantet und weiß gefleckt, die drei ersten an der Jnnenfahne weiß gesäumt, die übrigen zackig lichter gefleckt, die Steuerfedern auf weißem Grunde schwarzbraun gebändert. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, an der Wurzel des Unterschnabels ölgrau, der Fuß blei- grau. Die Jungen unterscheiden sich von den Alten hauptsächlich durch den kurzen Schnabel, die dicken Füße und die blässeren Fleckchen im Gefieder der Unterseite.
Es gibt kein Land in Europa, in welchem der Brachvogel noch nicht beobachtet worden wäre; denn im Norden brütet er, und den Süden berührt er während seines Zuges. Außerdem findet er sich im größten Theile Astens unter denselben Bedingungen. Auf seinen Wanderungen besucht er Mittelafrika ebenso regelmäßig wie Jndien, wo er im September eintrifft und bis zum März verweilt. Jm Nordwesten Amerikas gehört er auch nicht zu den Seltenheiten. Bei uns zu Lande trifft er im April ein und wandert bis Anfangs Mai durch, kehrt aber schon Ende Julis zurück, treibt sich ziellos umher und bricht endlich im September nach der Winterherberge auf, vorausgesetzt, daß das Wetter ungünstig ist; denn unter Umständen überwintert er auch in nördlichen Gegenden, seltener in Deutsch- land, häufiger in Großbritannien oder auf den Faröern, deren Buchten der Golfstrom eisfrei erhält. Jn Griechenland sieht man, laut von der Mühle, in Spanien nach meinen Erfahrungen, einzelne Brachvögel während des ganzen Jahres; möglicherweise sind diese Nachzügler Junge, welche noch nicht ans Fortpflanzungsgeschäft denken.
Unter allen Schnepfenvögeln zeigt sich der Bracher am wenigsten wählerisch hinsichtlich seines Aufenthaltes. Jhm ist jede Gegend recht, die Seeküste wie verschiedene Binnengewässer, die Ebene wie das Hügelland. Wenn man bei ihm von einer Heimat sprechen will, muß man die Tundra als
Brachvogel.
Die größten Mitglieder der Zunft ſind die Brachvögel (Numenii), welche gleichſam den Ueber- gang von ihren Verwandten zu den Jbiſſen und ſomit mittelbar zu den Reihervögeln zu bilden ſcheinen. Sie ſind ſchön geſtaltete, ſchlank gebaute Vögel mit geſtrecktem Leibe, langem, dünnen Halſe, kleinem Kopfe, einem ſehr langen, ſeicht gebogenen, an der Wurzel hohen, nach vorn allmählich verſchwächten, mit Ausnahme der hornigen Spitze weichen Schnabel, deſſen Obertheil etwas länger als der untere und ein wenig über ihn herabgebogen iſt, vierzehigen, ſchlanken und hohen, bis weit über die Ferſe hinauf nackten, breitſohligen Füßen, deren Zehen durch eine deutliche Spannhaut verbunden werden, großen, ſpitzen Flügeln, in denen die erſte Schwinge die längſte, zwölffederigem, mittellangen, ab- gerundeten Schwanze und derbem, dichtſchließenden, lerchenfarbigen Kleingefieder, welches ſich weder nach dem Geſchlecht, noch nach der Jahreszeit unterſcheidet.
Die inneren Bildungsverhältniſſe haben wenig Ausgezeichnetes. Die Wirbelſäule beſteht aus zwölf Hals-, neun Rücken-, acht bis neun Schwanzwirbeln; das Bruſtbein zeigt die gewöhnlichen vier Hautbuchten; das Becken fällt durch ſeine Länge und Schmalheit, der Oberarmknochen durch die verhältnißmäßige Länge auf; der knochenzellige Taſtapparat fehlt; die Zunge iſt im Vergleich zur Schnabellänge ſehr kurz, der Zungenkern nur am Hintertheile verknöchert, der Magen rundlich und muskelkräftig.
Man kennt von dieſer nach außen hin wohl abgegrenzten Gruppe oder Familie kaum ein Dutzend Arten, welche ſich ſämmtlich ähneln. Sie verbreiten ſich faſt über alle bekannten Theile der Erde, leben in den verſchiedenſten Gürteln derſelben und durchwandern theilweiſe ſogar alle Gürtel der Erde im Laufe des Jahres.
Der Brachvogel oder Bracher, die Korn-, Feld-, Brach- und Doppelſchnepfe, das Brachhuhn, der Wind-, Wetter-, Gewitter- und Regenvogel, Feldmäher, der Geisvogel oder die Himmelsgeis, Keilhaken, Kieloch u. ſ. w. (Numenius arquatus), der größte aller Schnepfenvögel, iſt 26 bis 28 Zoll lang und 45 bis 47 Zoll breit, wovon freilich 7 bis 8 Zoll auf den Schnabel kommen; die Fittiglänge beträgt 12 bis 13, die Schwanzlänge 4½ bis 5 Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt braun, lichtroſtgelb gerandet, das des Unterrückens weiß, braun in die Länge gefleckt, das des Unterkörpers roſtgelblich, braun geſchäftet und längsgefleckt; die Schwingen ſind ſchwarz, weiß gekantet und weiß gefleckt, die drei erſten an der Jnnenfahne weiß geſäumt, die übrigen zackig lichter gefleckt, die Steuerfedern auf weißem Grunde ſchwarzbraun gebändert. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, an der Wurzel des Unterſchnabels ölgrau, der Fuß blei- grau. Die Jungen unterſcheiden ſich von den Alten hauptſächlich durch den kurzen Schnabel, die dicken Füße und die bläſſeren Fleckchen im Gefieder der Unterſeite.
Es gibt kein Land in Europa, in welchem der Brachvogel noch nicht beobachtet worden wäre; denn im Norden brütet er, und den Süden berührt er während ſeines Zuges. Außerdem findet er ſich im größten Theile Aſtens unter denſelben Bedingungen. Auf ſeinen Wanderungen beſucht er Mittelafrika ebenſo regelmäßig wie Jndien, wo er im September eintrifft und bis zum März verweilt. Jm Nordweſten Amerikas gehört er auch nicht zu den Seltenheiten. Bei uns zu Lande trifft er im April ein und wandert bis Anfangs Mai durch, kehrt aber ſchon Ende Julis zurück, treibt ſich ziellos umher und bricht endlich im September nach der Winterherberge auf, vorausgeſetzt, daß das Wetter ungünſtig iſt; denn unter Umſtänden überwintert er auch in nördlichen Gegenden, ſeltener in Deutſch- land, häufiger in Großbritannien oder auf den Faröern, deren Buchten der Golfſtrom eisfrei erhält. Jn Griechenland ſieht man, laut von der Mühle, in Spanien nach meinen Erfahrungen, einzelne Brachvögel während des ganzen Jahres; möglicherweiſe ſind dieſe Nachzügler Junge, welche noch nicht ans Fortpflanzungsgeſchäft denken.
Unter allen Schnepfenvögeln zeigt ſich der Bracher am wenigſten wähleriſch hinſichtlich ſeines Aufenthaltes. Jhm iſt jede Gegend recht, die Seeküſte wie verſchiedene Binnengewäſſer, die Ebene wie das Hügelland. Wenn man bei ihm von einer Heimat ſprechen will, muß man die Tundra als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0689"n="649"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Brachvogel.</hi></fw><lb/><p>Die größten Mitglieder der Zunft ſind die <hirendition="#g">Brachvögel</hi> (<hirendition="#aq">Numenii</hi>), welche gleichſam den Ueber-<lb/>
gang von ihren Verwandten zu den Jbiſſen und ſomit mittelbar zu den Reihervögeln zu bilden ſcheinen.<lb/>
Sie ſind ſchön geſtaltete, ſchlank gebaute Vögel mit geſtrecktem Leibe, langem, dünnen Halſe, kleinem<lb/>
Kopfe, einem ſehr langen, ſeicht gebogenen, an der Wurzel hohen, nach vorn allmählich verſchwächten,<lb/>
mit Ausnahme der hornigen Spitze weichen Schnabel, deſſen Obertheil etwas länger als der untere<lb/>
und ein wenig über ihn herabgebogen iſt, vierzehigen, ſchlanken und hohen, bis weit über die Ferſe<lb/>
hinauf nackten, breitſohligen Füßen, deren Zehen durch eine deutliche Spannhaut verbunden werden,<lb/>
großen, ſpitzen Flügeln, in denen die erſte Schwinge die längſte, zwölffederigem, mittellangen, ab-<lb/>
gerundeten Schwanze und derbem, dichtſchließenden, lerchenfarbigen Kleingefieder, welches ſich weder<lb/>
nach dem Geſchlecht, noch nach der Jahreszeit unterſcheidet.</p><lb/><p>Die inneren Bildungsverhältniſſe haben wenig Ausgezeichnetes. Die Wirbelſäule beſteht aus<lb/>
zwölf Hals-, neun Rücken-, acht bis neun Schwanzwirbeln; das Bruſtbein zeigt die gewöhnlichen<lb/>
vier Hautbuchten; das Becken fällt durch ſeine Länge und Schmalheit, der Oberarmknochen durch die<lb/>
verhältnißmäßige Länge auf; der knochenzellige Taſtapparat fehlt; die Zunge iſt im Vergleich zur<lb/>
Schnabellänge ſehr kurz, der Zungenkern nur am Hintertheile verknöchert, der Magen rundlich und<lb/>
muskelkräftig.</p><lb/><p>Man kennt von dieſer nach außen hin wohl abgegrenzten Gruppe oder Familie kaum ein Dutzend<lb/>
Arten, welche ſich ſämmtlich ähneln. Sie verbreiten ſich faſt über alle bekannten Theile der Erde,<lb/>
leben in den verſchiedenſten Gürteln derſelben und durchwandern theilweiſe ſogar alle Gürtel der Erde<lb/>
im Laufe des Jahres.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Brachvogel</hi> oder <hirendition="#g">Bracher,</hi> die <hirendition="#g">Korn-, Feld-, Brach-</hi> und <hirendition="#g">Doppelſchnepfe,</hi> das<lb/><hirendition="#g">Brachhuhn,</hi> der <hirendition="#g">Wind-, Wetter-, Gewitter-</hi> und <hirendition="#g">Regenvogel, Feldmäher,</hi> der<lb/><hirendition="#g">Geisvogel</hi> oder die <hirendition="#g">Himmelsgeis, Keilhaken, Kieloch</hi> u. ſ. w. (<hirendition="#aq">Numenius arquatus</hi>), der<lb/>
größte aller Schnepfenvögel, iſt 26 bis 28 Zoll lang und 45 bis 47 Zoll breit, wovon freilich 7 bis<lb/>
8 Zoll auf den Schnabel kommen; die Fittiglänge beträgt 12 bis 13, die Schwanzlänge 4½ bis 5 Zoll.<lb/>
Das Gefieder der Oberſeite iſt braun, lichtroſtgelb gerandet, das des Unterrückens weiß, braun in die<lb/>
Länge gefleckt, das des Unterkörpers roſtgelblich, braun geſchäftet und längsgefleckt; die Schwingen<lb/>ſind ſchwarz, weiß gekantet und weiß gefleckt, die drei erſten an der Jnnenfahne weiß geſäumt, die<lb/>
übrigen zackig lichter gefleckt, die Steuerfedern auf weißem Grunde ſchwarzbraun gebändert. Das<lb/>
Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, an der Wurzel des Unterſchnabels ölgrau, der Fuß blei-<lb/>
grau. Die Jungen unterſcheiden ſich von den Alten hauptſächlich durch den kurzen Schnabel, die<lb/>
dicken Füße und die bläſſeren Fleckchen im Gefieder der Unterſeite.</p><lb/><p>Es gibt kein Land in Europa, in welchem der Brachvogel noch nicht beobachtet worden wäre;<lb/>
denn im Norden brütet er, und den Süden berührt er während ſeines Zuges. Außerdem findet er<lb/>ſich im größten Theile Aſtens unter denſelben Bedingungen. Auf ſeinen Wanderungen beſucht er<lb/>
Mittelafrika ebenſo regelmäßig wie Jndien, wo er im September eintrifft und bis zum März verweilt.<lb/>
Jm Nordweſten Amerikas gehört er auch nicht zu den Seltenheiten. Bei uns zu Lande trifft er im<lb/>
April ein und wandert bis Anfangs Mai durch, kehrt aber ſchon Ende Julis zurück, treibt ſich ziellos<lb/>
umher und bricht endlich im September nach der Winterherberge auf, vorausgeſetzt, daß das Wetter<lb/>
ungünſtig iſt; denn unter Umſtänden überwintert er auch in nördlichen Gegenden, ſeltener in Deutſch-<lb/>
land, häufiger in Großbritannien oder auf den Faröern, deren Buchten der Golfſtrom eisfrei erhält.<lb/>
Jn Griechenland ſieht man, laut <hirendition="#g">von der Mühle,</hi> in Spanien nach meinen Erfahrungen, einzelne<lb/>
Brachvögel während des ganzen Jahres; möglicherweiſe ſind dieſe Nachzügler Junge, welche noch nicht<lb/>
ans Fortpflanzungsgeſchäft denken.</p><lb/><p>Unter allen Schnepfenvögeln zeigt ſich der Bracher am wenigſten wähleriſch hinſichtlich ſeines<lb/>
Aufenthaltes. Jhm iſt jede Gegend recht, die Seeküſte wie verſchiedene Binnengewäſſer, die Ebene<lb/>
wie das Hügelland. Wenn man bei ihm von einer Heimat ſprechen will, muß man die Tundra als<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[649/0689]
Brachvogel.
Die größten Mitglieder der Zunft ſind die Brachvögel (Numenii), welche gleichſam den Ueber-
gang von ihren Verwandten zu den Jbiſſen und ſomit mittelbar zu den Reihervögeln zu bilden ſcheinen.
Sie ſind ſchön geſtaltete, ſchlank gebaute Vögel mit geſtrecktem Leibe, langem, dünnen Halſe, kleinem
Kopfe, einem ſehr langen, ſeicht gebogenen, an der Wurzel hohen, nach vorn allmählich verſchwächten,
mit Ausnahme der hornigen Spitze weichen Schnabel, deſſen Obertheil etwas länger als der untere
und ein wenig über ihn herabgebogen iſt, vierzehigen, ſchlanken und hohen, bis weit über die Ferſe
hinauf nackten, breitſohligen Füßen, deren Zehen durch eine deutliche Spannhaut verbunden werden,
großen, ſpitzen Flügeln, in denen die erſte Schwinge die längſte, zwölffederigem, mittellangen, ab-
gerundeten Schwanze und derbem, dichtſchließenden, lerchenfarbigen Kleingefieder, welches ſich weder
nach dem Geſchlecht, noch nach der Jahreszeit unterſcheidet.
Die inneren Bildungsverhältniſſe haben wenig Ausgezeichnetes. Die Wirbelſäule beſteht aus
zwölf Hals-, neun Rücken-, acht bis neun Schwanzwirbeln; das Bruſtbein zeigt die gewöhnlichen
vier Hautbuchten; das Becken fällt durch ſeine Länge und Schmalheit, der Oberarmknochen durch die
verhältnißmäßige Länge auf; der knochenzellige Taſtapparat fehlt; die Zunge iſt im Vergleich zur
Schnabellänge ſehr kurz, der Zungenkern nur am Hintertheile verknöchert, der Magen rundlich und
muskelkräftig.
Man kennt von dieſer nach außen hin wohl abgegrenzten Gruppe oder Familie kaum ein Dutzend
Arten, welche ſich ſämmtlich ähneln. Sie verbreiten ſich faſt über alle bekannten Theile der Erde,
leben in den verſchiedenſten Gürteln derſelben und durchwandern theilweiſe ſogar alle Gürtel der Erde
im Laufe des Jahres.
Der Brachvogel oder Bracher, die Korn-, Feld-, Brach- und Doppelſchnepfe, das
Brachhuhn, der Wind-, Wetter-, Gewitter- und Regenvogel, Feldmäher, der
Geisvogel oder die Himmelsgeis, Keilhaken, Kieloch u. ſ. w. (Numenius arquatus), der
größte aller Schnepfenvögel, iſt 26 bis 28 Zoll lang und 45 bis 47 Zoll breit, wovon freilich 7 bis
8 Zoll auf den Schnabel kommen; die Fittiglänge beträgt 12 bis 13, die Schwanzlänge 4½ bis 5 Zoll.
Das Gefieder der Oberſeite iſt braun, lichtroſtgelb gerandet, das des Unterrückens weiß, braun in die
Länge gefleckt, das des Unterkörpers roſtgelblich, braun geſchäftet und längsgefleckt; die Schwingen
ſind ſchwarz, weiß gekantet und weiß gefleckt, die drei erſten an der Jnnenfahne weiß geſäumt, die
übrigen zackig lichter gefleckt, die Steuerfedern auf weißem Grunde ſchwarzbraun gebändert. Das
Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, an der Wurzel des Unterſchnabels ölgrau, der Fuß blei-
grau. Die Jungen unterſcheiden ſich von den Alten hauptſächlich durch den kurzen Schnabel, die
dicken Füße und die bläſſeren Fleckchen im Gefieder der Unterſeite.
Es gibt kein Land in Europa, in welchem der Brachvogel noch nicht beobachtet worden wäre;
denn im Norden brütet er, und den Süden berührt er während ſeines Zuges. Außerdem findet er
ſich im größten Theile Aſtens unter denſelben Bedingungen. Auf ſeinen Wanderungen beſucht er
Mittelafrika ebenſo regelmäßig wie Jndien, wo er im September eintrifft und bis zum März verweilt.
Jm Nordweſten Amerikas gehört er auch nicht zu den Seltenheiten. Bei uns zu Lande trifft er im
April ein und wandert bis Anfangs Mai durch, kehrt aber ſchon Ende Julis zurück, treibt ſich ziellos
umher und bricht endlich im September nach der Winterherberge auf, vorausgeſetzt, daß das Wetter
ungünſtig iſt; denn unter Umſtänden überwintert er auch in nördlichen Gegenden, ſeltener in Deutſch-
land, häufiger in Großbritannien oder auf den Faröern, deren Buchten der Golfſtrom eisfrei erhält.
Jn Griechenland ſieht man, laut von der Mühle, in Spanien nach meinen Erfahrungen, einzelne
Brachvögel während des ganzen Jahres; möglicherweiſe ſind dieſe Nachzügler Junge, welche noch nicht
ans Fortpflanzungsgeſchäft denken.
Unter allen Schnepfenvögeln zeigt ſich der Bracher am wenigſten wähleriſch hinſichtlich ſeines
Aufenthaltes. Jhm iſt jede Gegend recht, die Seeküſte wie verſchiedene Binnengewäſſer, die Ebene
wie das Hügelland. Wenn man bei ihm von einer Heimat ſprechen will, muß man die Tundra als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/689>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.