Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Kampfläufer.

Der merkwürdigste aller Strandläufer und einer der auffallendsten Stelzvögel überhaupt ist der
Kampfläufer, Streitvogel, Kampf-, Brause-, Burr-, Strauß-, Koller- und
Bruchhahn, See-, Pfau-, Hausteufel u. s. w. (Philomachus pugnax), der einzige Vertreter
seiner Sippe. Jn seiner Gestalt nähert dieser Vogel sich mehr den Wasserläufern als den Strand-
läufern, wurde deshalb auch von Einigen den erstgenannten zugetheilt, gehört aber doch wohl den letz-
teren an. Der Schnabel ist so lang oder kaum länger als der Kopf, gerade, an der Spitze ein wenig
gesenkt und nicht verbreitert, seiner ganzen Länge nach weich, der Fuß hoch und schlank, weit über der
Ferse nackt, vierzehig, die mittlere mit der äußeren Zehe durch eine Spannhaut verbunden, die hintere kurz
und hoch eingelenkt, der Fittig mittellang und spitz, in ihm die erste Schwinge die längste, der Schwanz
kurz, flach gerundet, das Kleingefieder weich, dicht, meist glatt anliegend, durch einen Kampfkragen,

[Abbildung] Der Kampfläufer (Philomachus pugnax).
welchen die Männchen im Frühjahre tragen, besonders ausgeschmückt. Letztere zeichnen sich auch
daburch aus, daß sie ein Drittel größer sind als die Weibchen, im Hochzeitskleide eine ins Unendliche
abändernde Färbung und Zeichnung haben und im Gesichte eigenthümliche Warzen erhalten, welche im
Herbste mit dem Kragen verschwinden.

Eine allgemein giltige Beschreibung des Kampfläufers kann nicht gegeben werden. Der Ober-
flügel ist dunkelbraungrau, der schwarzgraue Schwanz an den sechs mittleren Federn schwarz gefleckt,
der Bauch weiß, das übrige Gefieder aber höchst verschieden gefärbt und gezeichnet. Letzteres gilt
insbesondere für die aus harten, festen, etwa drei Zoll langen Federn bestehende Krause, welche den
größten Theil des Halses umgibt. Sie ist auf schwarzblauem, schwarzen, schwarzgrünen, dunkel-
rostbraunen, rothbraunen, rostfarbenen, weißen und andersfarbigen Grunde heller oder dunkler
gefleckt, gebändert, getuscht oder sonstwie gezeichnet, so verschiedenartig, daß man kaum zwei männliche

Brehm, Thierleben. IV. 40
Kampfläufer.

Der merkwürdigſte aller Strandläufer und einer der auffallendſten Stelzvögel überhaupt iſt der
Kampfläufer, Streitvogel, Kampf-, Brauſe-, Burr-, Strauß-, Koller- und
Bruchhahn, See-, Pfau-, Hausteufel u. ſ. w. (Philomachus pugnax), der einzige Vertreter
ſeiner Sippe. Jn ſeiner Geſtalt nähert dieſer Vogel ſich mehr den Waſſerläufern als den Strand-
läufern, wurde deshalb auch von Einigen den erſtgenannten zugetheilt, gehört aber doch wohl den letz-
teren an. Der Schnabel iſt ſo lang oder kaum länger als der Kopf, gerade, an der Spitze ein wenig
geſenkt und nicht verbreitert, ſeiner ganzen Länge nach weich, der Fuß hoch und ſchlank, weit über der
Ferſe nackt, vierzehig, die mittlere mit der äußeren Zehe durch eine Spannhaut verbunden, die hintere kurz
und hoch eingelenkt, der Fittig mittellang und ſpitz, in ihm die erſte Schwinge die längſte, der Schwanz
kurz, flach gerundet, das Kleingefieder weich, dicht, meiſt glatt anliegend, durch einen Kampfkragen,

[Abbildung] Der Kampfläufer (Philomachus pugnax).
welchen die Männchen im Frühjahre tragen, beſonders ausgeſchmückt. Letztere zeichnen ſich auch
daburch aus, daß ſie ein Drittel größer ſind als die Weibchen, im Hochzeitskleide eine ins Unendliche
abändernde Färbung und Zeichnung haben und im Geſichte eigenthümliche Warzen erhalten, welche im
Herbſte mit dem Kragen verſchwinden.

Eine allgemein giltige Beſchreibung des Kampfläufers kann nicht gegeben werden. Der Ober-
flügel iſt dunkelbraungrau, der ſchwarzgraue Schwanz an den ſechs mittleren Federn ſchwarz gefleckt,
der Bauch weiß, das übrige Gefieder aber höchſt verſchieden gefärbt und gezeichnet. Letzteres gilt
insbeſondere für die aus harten, feſten, etwa drei Zoll langen Federn beſtehende Krauſe, welche den
größten Theil des Halſes umgibt. Sie iſt auf ſchwarzblauem, ſchwarzen, ſchwarzgrünen, dunkel-
roſtbraunen, rothbraunen, roſtfarbenen, weißen und andersfarbigen Grunde heller oder dunkler
gefleckt, gebändert, getuſcht oder ſonſtwie gezeichnet, ſo verſchiedenartig, daß man kaum zwei männliche

Brehm, Thierleben. IV. 40
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0665" n="625"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Kampfläufer.</hi> </fw><lb/>
          <p>Der merkwürdig&#x017F;te aller Strandläufer und einer der auffallend&#x017F;ten Stelzvögel überhaupt i&#x017F;t der<lb/><hi rendition="#g">Kampfläufer, Streitvogel, Kampf-, Brau&#x017F;e-, Burr-, Strauß-, Koller-</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Bruchhahn, See-, Pfau-, Hausteufel</hi> u. &#x017F;. w. (<hi rendition="#aq">Philomachus pugnax</hi>), der einzige Vertreter<lb/>
&#x017F;einer Sippe. Jn &#x017F;einer Ge&#x017F;talt nähert die&#x017F;er Vogel &#x017F;ich mehr den Wa&#x017F;&#x017F;erläufern als den Strand-<lb/>
läufern, wurde deshalb auch von Einigen den er&#x017F;tgenannten zugetheilt, gehört aber doch wohl den letz-<lb/>
teren an. Der Schnabel i&#x017F;t &#x017F;o lang oder kaum länger als der Kopf, gerade, an der Spitze ein wenig<lb/>
ge&#x017F;enkt und nicht verbreitert, &#x017F;einer ganzen Länge nach weich, der Fuß hoch und &#x017F;chlank, weit über der<lb/>
Fer&#x017F;e nackt, vierzehig, die mittlere mit der äußeren Zehe durch eine Spannhaut verbunden, die hintere kurz<lb/>
und hoch eingelenkt, der Fittig mittellang und &#x017F;pitz, in ihm die er&#x017F;te Schwinge die läng&#x017F;te, der Schwanz<lb/>
kurz, flach gerundet, das Kleingefieder weich, dicht, mei&#x017F;t glatt anliegend, durch einen Kampfkragen,<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kampfläufer</hi> (<hi rendition="#aq">Philomachus pugnax</hi>).</hi></head></figure><lb/>
welchen die Männchen im Frühjahre tragen, be&#x017F;onders ausge&#x017F;chmückt. Letztere zeichnen &#x017F;ich auch<lb/>
daburch aus, daß &#x017F;ie ein Drittel größer &#x017F;ind als die Weibchen, im Hochzeitskleide eine ins Unendliche<lb/>
abändernde Färbung und Zeichnung haben und im Ge&#x017F;ichte eigenthümliche Warzen erhalten, welche im<lb/>
Herb&#x017F;te mit dem Kragen ver&#x017F;chwinden.</p><lb/>
          <p>Eine allgemein giltige Be&#x017F;chreibung des Kampfläufers kann nicht gegeben werden. Der Ober-<lb/>
flügel i&#x017F;t dunkelbraungrau, der &#x017F;chwarzgraue Schwanz an den &#x017F;echs mittleren Federn &#x017F;chwarz gefleckt,<lb/>
der Bauch weiß, das übrige Gefieder aber höch&#x017F;t ver&#x017F;chieden gefärbt und gezeichnet. Letzteres gilt<lb/>
insbe&#x017F;ondere für die aus harten, fe&#x017F;ten, etwa drei Zoll langen Federn be&#x017F;tehende Krau&#x017F;e, welche den<lb/>
größten Theil des Hal&#x017F;es umgibt. Sie i&#x017F;t auf &#x017F;chwarzblauem, &#x017F;chwarzen, &#x017F;chwarzgrünen, dunkel-<lb/>
ro&#x017F;tbraunen, rothbraunen, ro&#x017F;tfarbenen, weißen und andersfarbigen Grunde heller oder dunkler<lb/>
gefleckt, gebändert, getu&#x017F;cht oder &#x017F;on&#x017F;twie gezeichnet, &#x017F;o ver&#x017F;chiedenartig, daß man kaum zwei männliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. <hi rendition="#aq">IV.</hi> 40</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0665] Kampfläufer. Der merkwürdigſte aller Strandläufer und einer der auffallendſten Stelzvögel überhaupt iſt der Kampfläufer, Streitvogel, Kampf-, Brauſe-, Burr-, Strauß-, Koller- und Bruchhahn, See-, Pfau-, Hausteufel u. ſ. w. (Philomachus pugnax), der einzige Vertreter ſeiner Sippe. Jn ſeiner Geſtalt nähert dieſer Vogel ſich mehr den Waſſerläufern als den Strand- läufern, wurde deshalb auch von Einigen den erſtgenannten zugetheilt, gehört aber doch wohl den letz- teren an. Der Schnabel iſt ſo lang oder kaum länger als der Kopf, gerade, an der Spitze ein wenig geſenkt und nicht verbreitert, ſeiner ganzen Länge nach weich, der Fuß hoch und ſchlank, weit über der Ferſe nackt, vierzehig, die mittlere mit der äußeren Zehe durch eine Spannhaut verbunden, die hintere kurz und hoch eingelenkt, der Fittig mittellang und ſpitz, in ihm die erſte Schwinge die längſte, der Schwanz kurz, flach gerundet, das Kleingefieder weich, dicht, meiſt glatt anliegend, durch einen Kampfkragen, [Abbildung Der Kampfläufer (Philomachus pugnax).] welchen die Männchen im Frühjahre tragen, beſonders ausgeſchmückt. Letztere zeichnen ſich auch daburch aus, daß ſie ein Drittel größer ſind als die Weibchen, im Hochzeitskleide eine ins Unendliche abändernde Färbung und Zeichnung haben und im Geſichte eigenthümliche Warzen erhalten, welche im Herbſte mit dem Kragen verſchwinden. Eine allgemein giltige Beſchreibung des Kampfläufers kann nicht gegeben werden. Der Ober- flügel iſt dunkelbraungrau, der ſchwarzgraue Schwanz an den ſechs mittleren Federn ſchwarz gefleckt, der Bauch weiß, das übrige Gefieder aber höchſt verſchieden gefärbt und gezeichnet. Letzteres gilt insbeſondere für die aus harten, feſten, etwa drei Zoll langen Federn beſtehende Krauſe, welche den größten Theil des Halſes umgibt. Sie iſt auf ſchwarzblauem, ſchwarzen, ſchwarzgrünen, dunkel- roſtbraunen, rothbraunen, roſtfarbenen, weißen und andersfarbigen Grunde heller oder dunkler gefleckt, gebändert, getuſcht oder ſonſtwie gezeichnet, ſo verſchiedenartig, daß man kaum zwei männliche Brehm, Thierleben. IV. 40

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/665
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/665>, abgerufen am 16.07.2024.