kennzeichnet der gestreckte Leib, kurze Hals und kleine Kopf, der mehr als kopflange Schnabel, welcher bis zur Spitze weich und biegsam, an ihr breit, und vor ihr seicht herabgebogen ist, der verhältniß- mäßig niedrige, etwas stämmige, über der Ferse nackte, vierzehige Fuß, der mittellange, ziemlich spitze Flügel, in welchem die erste und zweite Schwinge unter sich gleichlang und die längsten, und der kurze Schwanz, welcher sich nach der Mitte etwas zuspitzt.
Der Sumpfläufer oder Schnepfenstrandläufer (Limicola pygmaea) ist auf dem Ober- kopfe schwarzbraun, durch zwei rostgelbe Längsstreifen gezeichnet, auf dem Mantel, mit Ausnahme der rostgelben Federränder schwarz, auf dem Oberflügel aber aschgrau, am Unterhalse, dem Kropfe und den Brustseiten rostgelblich, graubraun gefleckt und durch die weißlichen Spitzenkanten der Federn gezeichnet, unten weiß; vor dem Auge steht ein brauner, über ihm verläuft ein weißer Streifen. Das Auge ist braun, der Schnabel an der Wurzel röthlichgrau, an der Spitze schwärzlich, der Fuß dunkelgrünlichgrau. Jm Herbstkleide ändert sich die Färbung des Gefieders der Oberseite in Tief- aschgrau um; eine Zeichnung wird durch die dunkleren Schäfte und helleren Kanten bewirkt. Die Länge beträgt 6, die Breite 13, die Fittiglänge 4 1/3 , die Schwanzlänge 11/2 Zoll.
Jn Europa scheint der Sumpfläufer seltener zu sein als in Asien und Amerika. Er bewohnt den Norden und wandert bis in die Breite von Bengalen nach Süden hinab. Jn Europa rechnet man ihn überall zu den selteneren Vögeln; doch ist es möglich, daß er öfter vorkommt, als man glaubt: so erscheint er z. B. in Griechenland nach der Versicherung von der Mühle's in manchen Jahren häufig, während er in anderen gänzlich fehlt. Schlammige, seichte Uferstellen stehender Gewässer, besonders freie Wasserränder geben ihm Aufenthalt. Hier treibt er sich still umher, trippelt mit kleinen Schrittchen auf kurze Strecken mit vielen Unterbrechungen dahin, fliegt rasch und flüchtig, meist dicht über dem Wasser fort und kehrt gern zu dem Orte zurück, von welchem er aufflog. Naumann nennt ihn einen trägen Vogel, von der Mühle hingegen versichert, daß er ebenso behend und munter sei, wie andere Strandläufer auch. Ueber sein Wesen sind wir übrigens noch durchaus nicht genügend unterrichtet. Abweichend von seinen Familienverwandten meidet er die Gesellschaft fremdartiger Strandvögel und bekümmert sich da, wo er sich gerade aufhält, wenig um andere Geschöpfe, läßt deshalb auch den Menschen ganz nahe an sich herankommen, ehe er auffliegt oder drückt sich wohl nach Schnepfenart platt auf den Boden nieder, bis der sich nahende Beobachter ihn zwingt, aufzufliegen. Dann erhebt er sich, durchmißt fliegend eine kurze Strecke und treibt es wie vorher. Die Stimme ist ein trillerndes "Tirr", der anderer Strandläufer ähnlich. Kleine Kerbthiere, deren Brut, Gewürm und andere Wasserthierchen bilden seine Nahrung; welche Arten er bevorzugt, ist nicht bekannt.
Keitel traf auf seiner Reise nach Lappland im Jahre 1858 den Sumpfläufer als Brutvogel an. Das Nest scheint sich von denen der Verwandten nicht zu unterscheiden. Die Eier sind lang, birnförmig und auf trübolivengelbem Grunde über und über dicht graubraun punktirt, getüpfelt und zwischendurch klein gefleckt, einige dichter und dunkler als andere; sie ähneln den Eiern des Zwerg- strandläufers sehr.
Die Jagd auf diesen einfältigen Vogel verursacht nicht die geringste Mühe, und ebenso leicht führt in der Regel eine geschickt gelegte Schlinge zum Ziele. Der Gefangene findet sich bald in sein Schicksal, benimmt sich vom Anfange an ruhig und gewöhnt sich rasch an ein geeignetes Stubenfutter.
Ein Strandläufer, welcher sich von allen anderen dadurch unterscheidet, daß seinem Fuße die Hinterzehe fehlt, hat den Namen Sanderling (Calidris arenaria) erhalten. Er ist ein kleiner Vogel von der Größe einer Feldlerche, 7 Zoll lang, 15 Zoll breit, im Frühlingskleide auf dem Ober-
Die Läufer. Stelzvögel. Strandläufer.
kennzeichnet der geſtreckte Leib, kurze Hals und kleine Kopf, der mehr als kopflange Schnabel, welcher bis zur Spitze weich und biegſam, an ihr breit, und vor ihr ſeicht herabgebogen iſt, der verhältniß- mäßig niedrige, etwas ſtämmige, über der Ferſe nackte, vierzehige Fuß, der mittellange, ziemlich ſpitze Flügel, in welchem die erſte und zweite Schwinge unter ſich gleichlang und die längſten, und der kurze Schwanz, welcher ſich nach der Mitte etwas zuſpitzt.
Der Sumpfläufer oder Schnepfenſtrandläufer (Limicola pygmaea) iſt auf dem Ober- kopfe ſchwarzbraun, durch zwei roſtgelbe Längsſtreifen gezeichnet, auf dem Mantel, mit Ausnahme der roſtgelben Federränder ſchwarz, auf dem Oberflügel aber aſchgrau, am Unterhalſe, dem Kropfe und den Bruſtſeiten roſtgelblich, graubraun gefleckt und durch die weißlichen Spitzenkanten der Federn gezeichnet, unten weiß; vor dem Auge ſteht ein brauner, über ihm verläuft ein weißer Streifen. Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel röthlichgrau, an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß dunkelgrünlichgrau. Jm Herbſtkleide ändert ſich die Färbung des Gefieders der Oberſeite in Tief- aſchgrau um; eine Zeichnung wird durch die dunkleren Schäfte und helleren Kanten bewirkt. Die Länge beträgt 6, die Breite 13, die Fittiglänge 4⅓, die Schwanzlänge 1½ Zoll.
Jn Europa ſcheint der Sumpfläufer ſeltener zu ſein als in Aſien und Amerika. Er bewohnt den Norden und wandert bis in die Breite von Bengalen nach Süden hinab. Jn Europa rechnet man ihn überall zu den ſelteneren Vögeln; doch iſt es möglich, daß er öfter vorkommt, als man glaubt: ſo erſcheint er z. B. in Griechenland nach der Verſicherung von der Mühle’s in manchen Jahren häufig, während er in anderen gänzlich fehlt. Schlammige, ſeichte Uferſtellen ſtehender Gewäſſer, beſonders freie Waſſerränder geben ihm Aufenthalt. Hier treibt er ſich ſtill umher, trippelt mit kleinen Schrittchen auf kurze Strecken mit vielen Unterbrechungen dahin, fliegt raſch und flüchtig, meiſt dicht über dem Waſſer fort und kehrt gern zu dem Orte zurück, von welchem er aufflog. Naumann nennt ihn einen trägen Vogel, von der Mühle hingegen verſichert, daß er ebenſo behend und munter ſei, wie andere Strandläufer auch. Ueber ſein Weſen ſind wir übrigens noch durchaus nicht genügend unterrichtet. Abweichend von ſeinen Familienverwandten meidet er die Geſellſchaft fremdartiger Strandvögel und bekümmert ſich da, wo er ſich gerade aufhält, wenig um andere Geſchöpfe, läßt deshalb auch den Menſchen ganz nahe an ſich herankommen, ehe er auffliegt oder drückt ſich wohl nach Schnepfenart platt auf den Boden nieder, bis der ſich nahende Beobachter ihn zwingt, aufzufliegen. Dann erhebt er ſich, durchmißt fliegend eine kurze Strecke und treibt es wie vorher. Die Stimme iſt ein trillerndes „Tirr“, der anderer Strandläufer ähnlich. Kleine Kerbthiere, deren Brut, Gewürm und andere Waſſerthierchen bilden ſeine Nahrung; welche Arten er bevorzugt, iſt nicht bekannt.
Keitel traf auf ſeiner Reiſe nach Lappland im Jahre 1858 den Sumpfläufer als Brutvogel an. Das Neſt ſcheint ſich von denen der Verwandten nicht zu unterſcheiden. Die Eier ſind lang, birnförmig und auf trübolivengelbem Grunde über und über dicht graubraun punktirt, getüpfelt und zwiſchendurch klein gefleckt, einige dichter und dunkler als andere; ſie ähneln den Eiern des Zwerg- ſtrandläufers ſehr.
Die Jagd auf dieſen einfältigen Vogel verurſacht nicht die geringſte Mühe, und ebenſo leicht führt in der Regel eine geſchickt gelegte Schlinge zum Ziele. Der Gefangene findet ſich bald in ſein Schickſal, benimmt ſich vom Anfange an ruhig und gewöhnt ſich raſch an ein geeignetes Stubenfutter.
Ein Strandläufer, welcher ſich von allen anderen dadurch unterſcheidet, daß ſeinem Fuße die Hinterzehe fehlt, hat den Namen Sanderling (Calidris arenaria) erhalten. Er iſt ein kleiner Vogel von der Größe einer Feldlerche, 7 Zoll lang, 15 Zoll breit, im Frühlingskleide auf dem Ober-
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Die Läufer. Stelzvögel. Strandläufer.
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bis zur Spitze weich und biegſam, an ihr breit, und vor ihr ſeicht herabgebogen iſt, der verhältniß-
mäßig niedrige, etwas ſtämmige, über der Ferſe nackte, vierzehige Fuß, der mittellange, ziemlich ſpitze
Flügel, in welchem die erſte und zweite Schwinge unter ſich gleichlang und die längſten, und der
kurze Schwanz, welcher ſich nach der Mitte etwas zuſpitzt.
Der Sumpfläufer oder Schnepfenſtrandläufer (Limicola pygmaea) iſt auf dem Ober-
kopfe ſchwarzbraun, durch zwei roſtgelbe Längsſtreifen gezeichnet, auf dem Mantel, mit Ausnahme der
roſtgelben Federränder ſchwarz, auf dem Oberflügel aber aſchgrau, am Unterhalſe, dem Kropfe und
den Bruſtſeiten roſtgelblich, graubraun gefleckt und durch die weißlichen Spitzenkanten der Federn
gezeichnet, unten weiß; vor dem Auge ſteht ein brauner, über ihm verläuft ein weißer Streifen.
Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel röthlichgrau, an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß
dunkelgrünlichgrau. Jm Herbſtkleide ändert ſich die Färbung des Gefieders der Oberſeite in Tief-
aſchgrau um; eine Zeichnung wird durch die dunkleren Schäfte und helleren Kanten bewirkt. Die
Länge beträgt 6, die Breite 13, die Fittiglänge 4⅓, die Schwanzlänge 1½ Zoll.
Jn Europa ſcheint der Sumpfläufer ſeltener zu ſein als in Aſien und Amerika. Er bewohnt
den Norden und wandert bis in die Breite von Bengalen nach Süden hinab. Jn Europa rechnet
man ihn überall zu den ſelteneren Vögeln; doch iſt es möglich, daß er öfter vorkommt, als man
glaubt: ſo erſcheint er z. B. in Griechenland nach der Verſicherung von der Mühle’s in manchen
Jahren häufig, während er in anderen gänzlich fehlt. Schlammige, ſeichte Uferſtellen ſtehender
Gewäſſer, beſonders freie Waſſerränder geben ihm Aufenthalt. Hier treibt er ſich ſtill umher,
trippelt mit kleinen Schrittchen auf kurze Strecken mit vielen Unterbrechungen dahin, fliegt raſch und
flüchtig, meiſt dicht über dem Waſſer fort und kehrt gern zu dem Orte zurück, von welchem er
aufflog. Naumann nennt ihn einen trägen Vogel, von der Mühle hingegen verſichert, daß er
ebenſo behend und munter ſei, wie andere Strandläufer auch. Ueber ſein Weſen ſind wir übrigens
noch durchaus nicht genügend unterrichtet. Abweichend von ſeinen Familienverwandten meidet er
die Geſellſchaft fremdartiger Strandvögel und bekümmert ſich da, wo er ſich gerade aufhält, wenig um
andere Geſchöpfe, läßt deshalb auch den Menſchen ganz nahe an ſich herankommen, ehe er auffliegt
oder drückt ſich wohl nach Schnepfenart platt auf den Boden nieder, bis der ſich nahende Beobachter
ihn zwingt, aufzufliegen. Dann erhebt er ſich, durchmißt fliegend eine kurze Strecke und treibt es
wie vorher. Die Stimme iſt ein trillerndes „Tirr“, der anderer Strandläufer ähnlich. Kleine
Kerbthiere, deren Brut, Gewürm und andere Waſſerthierchen bilden ſeine Nahrung; welche Arten er
bevorzugt, iſt nicht bekannt.
Keitel traf auf ſeiner Reiſe nach Lappland im Jahre 1858 den Sumpfläufer als Brutvogel
an. Das Neſt ſcheint ſich von denen der Verwandten nicht zu unterſcheiden. Die Eier ſind lang,
birnförmig und auf trübolivengelbem Grunde über und über dicht graubraun punktirt, getüpfelt und
zwiſchendurch klein gefleckt, einige dichter und dunkler als andere; ſie ähneln den Eiern des Zwerg-
ſtrandläufers ſehr.
Die Jagd auf dieſen einfältigen Vogel verurſacht nicht die geringſte Mühe, und ebenſo leicht
führt in der Regel eine geſchickt gelegte Schlinge zum Ziele. Der Gefangene findet ſich bald in ſein
Schickſal, benimmt ſich vom Anfange an ruhig und gewöhnt ſich raſch an ein geeignetes Stubenfutter.
Ein Strandläufer, welcher ſich von allen anderen dadurch unterſcheidet, daß ſeinem Fuße die
Hinterzehe fehlt, hat den Namen Sanderling (Calidris arenaria) erhalten. Er iſt ein kleiner
Vogel von der Größe einer Feldlerche, 7 Zoll lang, 15 Zoll breit, im Frühlingskleide auf dem Ober-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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