Erwarten sehr ungeschickt: er schreit jämmerlich, sucht sich in das nächste Wasser zu stürzen und durch Untertauchen sein Leben zu retten, ist aber im seichten Wasser jedesmal verloren.
Jn Deutschland wird dem Kiebitze nicht besonders nachgestellt, weil sein Fleisch mit Recht für unschmackhaft gilt; die Südeuropäer theilen diese Ansicht nicht und verfolgen die Wintergäste ebenso eifrig, als ob sie Schnepfen wären. Hier und da stellt man übrigens doch einen Kiebitzherd, und wenn man es geschickt anzufangen weiß, erlangt man auf solchem reichliche Beute.
Gefangene Kiebitze sind unterhaltend, und namentlich diejenigen, welche jung erlangt wurden, lernen es sehr bald, sich in die veränderten Verhältnisse zu fügen, werden zahm und zutraulich gegen den Pfleger, nehmen diesem das Futter aus der Hand, folgen ihm auch wohl streckenweit nach, befreunden sich sogar mit Hunden und Katzen und maßen sich über andere Strandvögel die Ober- herrschaft an. Wenn man ihnen anfänglich zerstückelte Regenwürmer vorwirft, gewöhnen sie sich auch leicht an ein Ersatzfutter, Milchsemmel nämlich, und halten bei dieser jahrelang aus, falls man die Vorsicht braucht, sie mit Einbruch kühler Witterung in einem geschützten Raume unterzubringen.
Der Reisende, welcher den Nil herauf- oder hinabschwimmt, macht schon in den ersten Tagen nach seinem Eintritte in das Land der Pharaonen die Bekanntschaft eines Vogels, welchen er nicht über- sehen und, wenn Dies wirklich der Fall sein sollte, nicht überhören kann. Derselbe gehört der Kiebitzfamilie an und kennzeichnet sich hauptsächlich durch einen scharfen, am Flügelbuge sitzenden Sporen, welcher ihm, laut der arabischen Sage, zur Strafe für frühere Schläfrigkeit gegeben und Ursache wurde, daß der Vogel sich munter zeigt bei Tage und bei Nacht. Als anderweitige Kenn- zeichen der Sippe, welche gedachter Kiebitz vertritt, gelten hohe Beine, dreizehige Füße und verhältniß- mäßig spitzige Flügel, in denen die zweite Schwinge die längste ist, sowie endlich eine stumpfe Holle am Hinterkopfe. Das Kleid des Sporenkiebitzes(Hoplopterus spinosus), welches sich weder nach dem Geschlecht, noch nach dem Alter unterscheidet, ist auf dem Mantel graubraun, auf dem Kopfe, dem Unterkörper schwarz, an den Kopf-, Hals- und Bauchseiten, dem Hinterhalse und in der Bürzelgegend weiß; die Handschwingen und die Steuerfedern sind an ihrer Endhälfte schwarz, die Spitzen der großen Flügeldeckfedern und der beiden äußersten Steuerfedern weiß. An Größe steht der Vogel hinter seinen deutschen Verwandten zurück; ich habe aber leider verabsäumt, genaue Maße von ihm zu nehmen.
Unter allen egyptischen Stelzvögeln ist dieser Kiebitz der gemeinste. Man findet ihn überall, wo ein süßes Gewässer ihm den Aufenthalt möglich macht; denn vom Wasser entfernt er sich selten oder niemals weit. Aber er ist genügsam in seinen Ansprüchen und findet schon auf einem Felde, welches zuweilen unter Wasser gesetzt wird, einen ihm in jeder Hinsicht zusagenden Aufenthaltsort. Die Küste des Meeres scheint er zu meiden -- wenigstens erinnere ich mich nicht, ihn hier gesehen zu haben -- an den Strandseen hingegen, welche brakiges und zum Theil salziges Wasser enthalten, kommt er vor. Jn dem dürren Nubien tritt er seltener und in Ostsudahn und in Habesch nur einzeln auf; doch trifft man ihn an allen Strömen und Seen der Nordhälfte Jnnerafrikas noch regelmäßig an. Jm Früh- linge und im Herbste besucht er von Egypten oder Palästina aus Griechenland, und hier soll er sich, laut Lindermayer, auch am Meeresstrande aufhalten. Ob er in Griechenland brütet, wie von einigen Forschern angenommen worden, konnte zur Zeit noch nicht festgestellt werden: Lindermayer sagt ausdrücklich, daß er hierüber, aller seiner Bemühungen ungeachtet, noch keinen Beweis habe auffinden können. Jedenfalls steht soviel fest, daß sich der Vogel europäisches Bürgerrecht erworben hat.
Adams meint, daß der Sporenkiebitz der eigentliche Trochylos oder Krokodilwächter sei, vermag aber diese Ansicht in keiner Weise zu unterstützen. Die Araber unterscheiden beide Vögel genau und
Kiebitz. Sporenkiebitz.
Erwarten ſehr ungeſchickt: er ſchreit jämmerlich, ſucht ſich in das nächſte Waſſer zu ſtürzen und durch Untertauchen ſein Leben zu retten, iſt aber im ſeichten Waſſer jedesmal verloren.
Jn Deutſchland wird dem Kiebitze nicht beſonders nachgeſtellt, weil ſein Fleiſch mit Recht für unſchmackhaft gilt; die Südeuropäer theilen dieſe Anſicht nicht und verfolgen die Wintergäſte ebenſo eifrig, als ob ſie Schnepfen wären. Hier und da ſtellt man übrigens doch einen Kiebitzherd, und wenn man es geſchickt anzufangen weiß, erlangt man auf ſolchem reichliche Beute.
Gefangene Kiebitze ſind unterhaltend, und namentlich diejenigen, welche jung erlangt wurden, lernen es ſehr bald, ſich in die veränderten Verhältniſſe zu fügen, werden zahm und zutraulich gegen den Pfleger, nehmen dieſem das Futter aus der Hand, folgen ihm auch wohl ſtreckenweit nach, befreunden ſich ſogar mit Hunden und Katzen und maßen ſich über andere Strandvögel die Ober- herrſchaft an. Wenn man ihnen anfänglich zerſtückelte Regenwürmer vorwirft, gewöhnen ſie ſich auch leicht an ein Erſatzfutter, Milchſemmel nämlich, und halten bei dieſer jahrelang aus, falls man die Vorſicht braucht, ſie mit Einbruch kühler Witterung in einem geſchützten Raume unterzubringen.
Der Reiſende, welcher den Nil herauf- oder hinabſchwimmt, macht ſchon in den erſten Tagen nach ſeinem Eintritte in das Land der Pharaonen die Bekanntſchaft eines Vogels, welchen er nicht über- ſehen und, wenn Dies wirklich der Fall ſein ſollte, nicht überhören kann. Derſelbe gehört der Kiebitzfamilie an und kennzeichnet ſich hauptſächlich durch einen ſcharfen, am Flügelbuge ſitzenden Sporen, welcher ihm, laut der arabiſchen Sage, zur Strafe für frühere Schläfrigkeit gegeben und Urſache wurde, daß der Vogel ſich munter zeigt bei Tage und bei Nacht. Als anderweitige Kenn- zeichen der Sippe, welche gedachter Kiebitz vertritt, gelten hohe Beine, dreizehige Füße und verhältniß- mäßig ſpitzige Flügel, in denen die zweite Schwinge die längſte iſt, ſowie endlich eine ſtumpfe Holle am Hinterkopfe. Das Kleid des Sporenkiebitzes(Hoplopterus spinosus), welches ſich weder nach dem Geſchlecht, noch nach dem Alter unterſcheidet, iſt auf dem Mantel graubraun, auf dem Kopfe, dem Unterkörper ſchwarz, an den Kopf-, Hals- und Bauchſeiten, dem Hinterhalſe und in der Bürzelgegend weiß; die Handſchwingen und die Steuerfedern ſind an ihrer Endhälfte ſchwarz, die Spitzen der großen Flügeldeckfedern und der beiden äußerſten Steuerfedern weiß. An Größe ſteht der Vogel hinter ſeinen deutſchen Verwandten zurück; ich habe aber leider verabſäumt, genaue Maße von ihm zu nehmen.
Unter allen egyptiſchen Stelzvögeln iſt dieſer Kiebitz der gemeinſte. Man findet ihn überall, wo ein ſüßes Gewäſſer ihm den Aufenthalt möglich macht; denn vom Waſſer entfernt er ſich ſelten oder niemals weit. Aber er iſt genügſam in ſeinen Anſprüchen und findet ſchon auf einem Felde, welches zuweilen unter Waſſer geſetzt wird, einen ihm in jeder Hinſicht zuſagenden Aufenthaltsort. Die Küſte des Meeres ſcheint er zu meiden — wenigſtens erinnere ich mich nicht, ihn hier geſehen zu haben — an den Strandſeen hingegen, welche brakiges und zum Theil ſalziges Waſſer enthalten, kommt er vor. Jn dem dürren Nubien tritt er ſeltener und in Oſtſudahn und in Habeſch nur einzeln auf; doch trifft man ihn an allen Strömen und Seen der Nordhälfte Jnnerafrikas noch regelmäßig an. Jm Früh- linge und im Herbſte beſucht er von Egypten oder Paläſtina aus Griechenland, und hier ſoll er ſich, laut Lindermayer, auch am Meeresſtrande aufhalten. Ob er in Griechenland brütet, wie von einigen Forſchern angenommen worden, konnte zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt werden: Lindermayer ſagt ausdrücklich, daß er hierüber, aller ſeiner Bemühungen ungeachtet, noch keinen Beweis habe auffinden können. Jedenfalls ſteht ſoviel feſt, daß ſich der Vogel europäiſches Bürgerrecht erworben hat.
Adams meint, daß der Sporenkiebitz der eigentliche Trochylos oder Krokodilwächter ſei, vermag aber dieſe Anſicht in keiner Weiſe zu unterſtützen. Die Araber unterſcheiden beide Vögel genau und
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Kiebitz. Sporenkiebitz.
Erwarten ſehr ungeſchickt: er ſchreit jämmerlich, ſucht ſich in das nächſte Waſſer zu ſtürzen und durch
Untertauchen ſein Leben zu retten, iſt aber im ſeichten Waſſer jedesmal verloren.
Jn Deutſchland wird dem Kiebitze nicht beſonders nachgeſtellt, weil ſein Fleiſch mit Recht für
unſchmackhaft gilt; die Südeuropäer theilen dieſe Anſicht nicht und verfolgen die Wintergäſte ebenſo
eifrig, als ob ſie Schnepfen wären. Hier und da ſtellt man übrigens doch einen Kiebitzherd, und
wenn man es geſchickt anzufangen weiß, erlangt man auf ſolchem reichliche Beute.
Gefangene Kiebitze ſind unterhaltend, und namentlich diejenigen, welche jung erlangt wurden,
lernen es ſehr bald, ſich in die veränderten Verhältniſſe zu fügen, werden zahm und zutraulich gegen
den Pfleger, nehmen dieſem das Futter aus der Hand, folgen ihm auch wohl ſtreckenweit nach,
befreunden ſich ſogar mit Hunden und Katzen und maßen ſich über andere Strandvögel die Ober-
herrſchaft an. Wenn man ihnen anfänglich zerſtückelte Regenwürmer vorwirft, gewöhnen ſie ſich
auch leicht an ein Erſatzfutter, Milchſemmel nämlich, und halten bei dieſer jahrelang aus, falls man
die Vorſicht braucht, ſie mit Einbruch kühler Witterung in einem geſchützten Raume unterzubringen.
Der Reiſende, welcher den Nil herauf- oder hinabſchwimmt, macht ſchon in den erſten Tagen nach
ſeinem Eintritte in das Land der Pharaonen die Bekanntſchaft eines Vogels, welchen er nicht über-
ſehen und, wenn Dies wirklich der Fall ſein ſollte, nicht überhören kann. Derſelbe gehört der
Kiebitzfamilie an und kennzeichnet ſich hauptſächlich durch einen ſcharfen, am Flügelbuge ſitzenden
Sporen, welcher ihm, laut der arabiſchen Sage, zur Strafe für frühere Schläfrigkeit gegeben und
Urſache wurde, daß der Vogel ſich munter zeigt bei Tage und bei Nacht. Als anderweitige Kenn-
zeichen der Sippe, welche gedachter Kiebitz vertritt, gelten hohe Beine, dreizehige Füße und verhältniß-
mäßig ſpitzige Flügel, in denen die zweite Schwinge die längſte iſt, ſowie endlich eine ſtumpfe Holle
am Hinterkopfe. Das Kleid des Sporenkiebitzes (Hoplopterus spinosus), welches ſich weder
nach dem Geſchlecht, noch nach dem Alter unterſcheidet, iſt auf dem Mantel graubraun, auf dem
Kopfe, dem Unterkörper ſchwarz, an den Kopf-, Hals- und Bauchſeiten, dem Hinterhalſe und in der
Bürzelgegend weiß; die Handſchwingen und die Steuerfedern ſind an ihrer Endhälfte ſchwarz, die
Spitzen der großen Flügeldeckfedern und der beiden äußerſten Steuerfedern weiß. An Größe ſteht
der Vogel hinter ſeinen deutſchen Verwandten zurück; ich habe aber leider verabſäumt, genaue Maße
von ihm zu nehmen.
Unter allen egyptiſchen Stelzvögeln iſt dieſer Kiebitz der gemeinſte. Man findet ihn überall, wo
ein ſüßes Gewäſſer ihm den Aufenthalt möglich macht; denn vom Waſſer entfernt er ſich ſelten oder
niemals weit. Aber er iſt genügſam in ſeinen Anſprüchen und findet ſchon auf einem Felde, welches
zuweilen unter Waſſer geſetzt wird, einen ihm in jeder Hinſicht zuſagenden Aufenthaltsort. Die
Küſte des Meeres ſcheint er zu meiden — wenigſtens erinnere ich mich nicht, ihn hier geſehen zu haben —
an den Strandſeen hingegen, welche brakiges und zum Theil ſalziges Waſſer enthalten, kommt er vor.
Jn dem dürren Nubien tritt er ſeltener und in Oſtſudahn und in Habeſch nur einzeln auf; doch trifft
man ihn an allen Strömen und Seen der Nordhälfte Jnnerafrikas noch regelmäßig an. Jm Früh-
linge und im Herbſte beſucht er von Egypten oder Paläſtina aus Griechenland, und hier ſoll er ſich,
laut Lindermayer, auch am Meeresſtrande aufhalten. Ob er in Griechenland brütet, wie von
einigen Forſchern angenommen worden, konnte zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt werden: Lindermayer
ſagt ausdrücklich, daß er hierüber, aller ſeiner Bemühungen ungeachtet, noch keinen Beweis habe
auffinden können. Jedenfalls ſteht ſoviel feſt, daß ſich der Vogel europäiſches Bürgerrecht
erworben hat.
Adams meint, daß der Sporenkiebitz der eigentliche Trochylos oder Krokodilwächter ſei, vermag
aber dieſe Anſicht in keiner Weiſe zu unterſtützen. Die Araber unterſcheiden beide Vögel genau und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/637>, abgerufen am 25.11.2024.
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