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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Florikin
nimmt man selten; nur wenn er plötzlich aufgeschreckt wurde, stößt er ein schrillendes "Tschick, tschick"
aus und wiederholt Dies auch während der Flucht. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Kerb-
thieren, als Heuschrecken, Käfern, Schmetterlingen und dergleichen; doch verschmäht er auch kleine
Eidechsen, Schlangen, Tausendfüße u. s. w. nicht. Hodgson sagt, daß er die Sämereien verschiedener
Pflanzen genieße und der Hauptsache nach Pflanzenfresser sei; Jerdon hingegen hebt ausdrücklich
hervor, daß diese Angabe seiner eigenen Erfahrung widerspreche, obwohl er nicht in Abrede stellt, daß
der Vogel zuweilen einzelne Knospen und Blüthen zu sich nimmt.

Das Wildpret des Florikin wird hoch geschätzt und gilt in Jndien als eines der schmackhaftesten,
welches das Land bietet. Demgemäß wird der Vogel auch allerorten eifrig verfolgt. Bei heißem
Wetter reitet man auf Elefanten zu seiner Jagd hinaus. Jn größerer Anzahl wird er gelegentlich
der Tigerjagden erlegt, hier und da auch mit Hilfe der abgerichteten Edelfalken gebaizt.

Hinsichtlich des Namens "Florikin" ist man nicht im Reinen. Jerdon meint, daß das Wort
eine Verstümmelung eines der Namen sei, mit welchen man in Europa den Zwergtrappen bezeichnet.



Den Trappen pflegt man eine kleine Vogelfamilie anzureihen, deren Glieder sich in Gestalt und
Lebensweise von den meisten übrigen Stelzvögeln wesentlich unterscheiden und gewissermaßen als ein
Erzeugniß wüstenhafter Gegend angesehen werden können. Die Rennvögel, wie man sie genannt
hat (Tachydromi), zeigen in ihrem Baue noch eine ersichtliche Aehnlichkeit mit den Trappen, ins-
besondere mit einigen kleineren Arten dieser Familie. Sie sind schlanke, hochbeinige, groß- und
spitzflügelige, kurzschwänzige Vögel, mit mittellangem und ziemlich schwachem Schnabel von etwa
Kopflänge, welcher meist ein wenig gekrümmt und an der Wurzelhälfte mit weicher Wachshaut über-
kleidet, an der Spitzenhälfte aber hornig ist und sich tief spaltet; das Bein kennzeichnet sich durch
seine verhältnißmäßige Höhe und Schlankheit, der Fuß durch seine drei kurzen, fast ganz getrennten
Zehen, welche kleine zierliche Krallen tragen. Das Gefieder ist ziemlich reich und im ganzen auch
übereinstimmend gefärbt, je nach dem Geschlechte kaum, je nach dem Alter ersichtlich verschieden, ein
mehr oder weniger röthliches Jsabell oder Sandgelb seine vorherrschende Färbung.

Untersuchung des inneren Baues einer Art hat gelehrt, daß die Rennvögel, wenigstens was das
Knochengerüst anlangt, sich als Verwandte der Regenpfeifer ausweisen. "Brustbein, Gelenkknochen,
das Gliedergerüst, auch wohl Becken und Schädel", sagt Nitzsch, "verhalten sich im ganzen hier wie
bei den letzteren. Die länglichen, abgeschlossenen Gruben, welche bei den Regenpfeifern und andern
oben auf dem Stirnbeine zur Aufnahme der Nasendrüsen vorhanden sind, fehlen auch hier nicht,
obwohl sie bedeutend kleiner sind." Ueber die Weichtheile sind mir keine Angaben bekannt.

Die wenigen Nennvögel, welche man bis jetzt kennen gelernt hat, gehören Afrika und Südasien
an; denn die Wüste ist ihre Heimat. Eine Art, welche man der Familie zuzählen muß, hält sich
zwar auch am Wasser auf, jedoch fast nur auf dürren, sandigen Stellen, sie kommt wohl bis zum
Rande des Wassers heran, watet aber nicht in dasselbe hinein, sie bildet dadurch eine große Ausnahme
unter den übrigen, welche gerade die dürrsten und fruchtbarsten Stellen der Einöde zu ihrem Aufent-
halte sich erwählen und wenn sie die Wüste verlassen, sich höchstens bis in die Steppe verirren. Eine
ungewöhnliche Zierlichkeit und Eilfertigkeit der Bewegung zeichnet die Rennvögel aus. Sie tragen
ihren Namen mit vollem Rechte; denn sie übertreffen im Laufen gewiß jedes andere Thier. Will
man sie mit Säugethieren vergleichen, so kann man sie die Springmäuse unter den Vögeln
nennen: an deren Bewegung erinnert die ihrige. Aber auch der Flug ist vorzüglich, durch Ausdauer
und Leichtigkeit nicht minder ausgezeichnet, als durch Behendigkeit und Gewandtheit. Eine hohe
Entwicklung der geistigen Fähigkeiten geht mit den leiblichen Begabungen Hand in Hand: wer die

Florikin
nimmt man ſelten; nur wenn er plötzlich aufgeſchreckt wurde, ſtößt er ein ſchrillendes „Tſchick, tſchick“
aus und wiederholt Dies auch während der Flucht. Seine Nahrung beſteht hauptſächlich aus Kerb-
thieren, als Heuſchrecken, Käfern, Schmetterlingen und dergleichen; doch verſchmäht er auch kleine
Eidechſen, Schlangen, Tauſendfüße u. ſ. w. nicht. Hodgſon ſagt, daß er die Sämereien verſchiedener
Pflanzen genieße und der Hauptſache nach Pflanzenfreſſer ſei; Jerdon hingegen hebt ausdrücklich
hervor, daß dieſe Angabe ſeiner eigenen Erfahrung widerſpreche, obwohl er nicht in Abrede ſtellt, daß
der Vogel zuweilen einzelne Knospen und Blüthen zu ſich nimmt.

Das Wildpret des Florikin wird hoch geſchätzt und gilt in Jndien als eines der ſchmackhafteſten,
welches das Land bietet. Demgemäß wird der Vogel auch allerorten eifrig verfolgt. Bei heißem
Wetter reitet man auf Elefanten zu ſeiner Jagd hinaus. Jn größerer Anzahl wird er gelegentlich
der Tigerjagden erlegt, hier und da auch mit Hilfe der abgerichteten Edelfalken gebaizt.

Hinſichtlich des Namens „Florikin“ iſt man nicht im Reinen. Jerdon meint, daß das Wort
eine Verſtümmelung eines der Namen ſei, mit welchen man in Europa den Zwergtrappen bezeichnet.



Den Trappen pflegt man eine kleine Vogelfamilie anzureihen, deren Glieder ſich in Geſtalt und
Lebensweiſe von den meiſten übrigen Stelzvögeln weſentlich unterſcheiden und gewiſſermaßen als ein
Erzeugniß wüſtenhafter Gegend angeſehen werden können. Die Rennvögel, wie man ſie genannt
hat (Tachydromi), zeigen in ihrem Baue noch eine erſichtliche Aehnlichkeit mit den Trappen, ins-
beſondere mit einigen kleineren Arten dieſer Familie. Sie ſind ſchlanke, hochbeinige, groß- und
ſpitzflügelige, kurzſchwänzige Vögel, mit mittellangem und ziemlich ſchwachem Schnabel von etwa
Kopflänge, welcher meiſt ein wenig gekrümmt und an der Wurzelhälfte mit weicher Wachshaut über-
kleidet, an der Spitzenhälfte aber hornig iſt und ſich tief ſpaltet; das Bein kennzeichnet ſich durch
ſeine verhältnißmäßige Höhe und Schlankheit, der Fuß durch ſeine drei kurzen, faſt ganz getrennten
Zehen, welche kleine zierliche Krallen tragen. Das Gefieder iſt ziemlich reich und im ganzen auch
übereinſtimmend gefärbt, je nach dem Geſchlechte kaum, je nach dem Alter erſichtlich verſchieden, ein
mehr oder weniger röthliches Jſabell oder Sandgelb ſeine vorherrſchende Färbung.

Unterſuchung des inneren Baues einer Art hat gelehrt, daß die Rennvögel, wenigſtens was das
Knochengerüſt anlangt, ſich als Verwandte der Regenpfeifer ausweiſen. „Bruſtbein, Gelenkknochen,
das Gliedergerüſt, auch wohl Becken und Schädel“, ſagt Nitzſch, „verhalten ſich im ganzen hier wie
bei den letzteren. Die länglichen, abgeſchloſſenen Gruben, welche bei den Regenpfeifern und andern
oben auf dem Stirnbeine zur Aufnahme der Naſendrüſen vorhanden ſind, fehlen auch hier nicht,
obwohl ſie bedeutend kleiner ſind.“ Ueber die Weichtheile ſind mir keine Angaben bekannt.

Die wenigen Nennvögel, welche man bis jetzt kennen gelernt hat, gehören Afrika und Südaſien
an; denn die Wüſte iſt ihre Heimat. Eine Art, welche man der Familie zuzählen muß, hält ſich
zwar auch am Waſſer auf, jedoch faſt nur auf dürren, ſandigen Stellen, ſie kommt wohl bis zum
Rande des Waſſers heran, watet aber nicht in daſſelbe hinein, ſie bildet dadurch eine große Ausnahme
unter den übrigen, welche gerade die dürrſten und fruchtbarſten Stellen der Einöde zu ihrem Aufent-
halte ſich erwählen und wenn ſie die Wüſte verlaſſen, ſich höchſtens bis in die Steppe verirren. Eine
ungewöhnliche Zierlichkeit und Eilfertigkeit der Bewegung zeichnet die Rennvögel aus. Sie tragen
ihren Namen mit vollem Rechte; denn ſie übertreffen im Laufen gewiß jedes andere Thier. Will
man ſie mit Säugethieren vergleichen, ſo kann man ſie die Springmäuſe unter den Vögeln
nennen: an deren Bewegung erinnert die ihrige. Aber auch der Flug iſt vorzüglich, durch Ausdauer
und Leichtigkeit nicht minder ausgezeichnet, als durch Behendigkeit und Gewandtheit. Eine hohe
Entwicklung der geiſtigen Fähigkeiten geht mit den leiblichen Begabungen Hand in Hand: wer die

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[571/0609] Florikin nimmt man ſelten; nur wenn er plötzlich aufgeſchreckt wurde, ſtößt er ein ſchrillendes „Tſchick, tſchick“ aus und wiederholt Dies auch während der Flucht. Seine Nahrung beſteht hauptſächlich aus Kerb- thieren, als Heuſchrecken, Käfern, Schmetterlingen und dergleichen; doch verſchmäht er auch kleine Eidechſen, Schlangen, Tauſendfüße u. ſ. w. nicht. Hodgſon ſagt, daß er die Sämereien verſchiedener Pflanzen genieße und der Hauptſache nach Pflanzenfreſſer ſei; Jerdon hingegen hebt ausdrücklich hervor, daß dieſe Angabe ſeiner eigenen Erfahrung widerſpreche, obwohl er nicht in Abrede ſtellt, daß der Vogel zuweilen einzelne Knospen und Blüthen zu ſich nimmt. Das Wildpret des Florikin wird hoch geſchätzt und gilt in Jndien als eines der ſchmackhafteſten, welches das Land bietet. Demgemäß wird der Vogel auch allerorten eifrig verfolgt. Bei heißem Wetter reitet man auf Elefanten zu ſeiner Jagd hinaus. Jn größerer Anzahl wird er gelegentlich der Tigerjagden erlegt, hier und da auch mit Hilfe der abgerichteten Edelfalken gebaizt. Hinſichtlich des Namens „Florikin“ iſt man nicht im Reinen. Jerdon meint, daß das Wort eine Verſtümmelung eines der Namen ſei, mit welchen man in Europa den Zwergtrappen bezeichnet. Den Trappen pflegt man eine kleine Vogelfamilie anzureihen, deren Glieder ſich in Geſtalt und Lebensweiſe von den meiſten übrigen Stelzvögeln weſentlich unterſcheiden und gewiſſermaßen als ein Erzeugniß wüſtenhafter Gegend angeſehen werden können. Die Rennvögel, wie man ſie genannt hat (Tachydromi), zeigen in ihrem Baue noch eine erſichtliche Aehnlichkeit mit den Trappen, ins- beſondere mit einigen kleineren Arten dieſer Familie. Sie ſind ſchlanke, hochbeinige, groß- und ſpitzflügelige, kurzſchwänzige Vögel, mit mittellangem und ziemlich ſchwachem Schnabel von etwa Kopflänge, welcher meiſt ein wenig gekrümmt und an der Wurzelhälfte mit weicher Wachshaut über- kleidet, an der Spitzenhälfte aber hornig iſt und ſich tief ſpaltet; das Bein kennzeichnet ſich durch ſeine verhältnißmäßige Höhe und Schlankheit, der Fuß durch ſeine drei kurzen, faſt ganz getrennten Zehen, welche kleine zierliche Krallen tragen. Das Gefieder iſt ziemlich reich und im ganzen auch übereinſtimmend gefärbt, je nach dem Geſchlechte kaum, je nach dem Alter erſichtlich verſchieden, ein mehr oder weniger röthliches Jſabell oder Sandgelb ſeine vorherrſchende Färbung. Unterſuchung des inneren Baues einer Art hat gelehrt, daß die Rennvögel, wenigſtens was das Knochengerüſt anlangt, ſich als Verwandte der Regenpfeifer ausweiſen. „Bruſtbein, Gelenkknochen, das Gliedergerüſt, auch wohl Becken und Schädel“, ſagt Nitzſch, „verhalten ſich im ganzen hier wie bei den letzteren. Die länglichen, abgeſchloſſenen Gruben, welche bei den Regenpfeifern und andern oben auf dem Stirnbeine zur Aufnahme der Naſendrüſen vorhanden ſind, fehlen auch hier nicht, obwohl ſie bedeutend kleiner ſind.“ Ueber die Weichtheile ſind mir keine Angaben bekannt. Die wenigen Nennvögel, welche man bis jetzt kennen gelernt hat, gehören Afrika und Südaſien an; denn die Wüſte iſt ihre Heimat. Eine Art, welche man der Familie zuzählen muß, hält ſich zwar auch am Waſſer auf, jedoch faſt nur auf dürren, ſandigen Stellen, ſie kommt wohl bis zum Rande des Waſſers heran, watet aber nicht in daſſelbe hinein, ſie bildet dadurch eine große Ausnahme unter den übrigen, welche gerade die dürrſten und fruchtbarſten Stellen der Einöde zu ihrem Aufent- halte ſich erwählen und wenn ſie die Wüſte verlaſſen, ſich höchſtens bis in die Steppe verirren. Eine ungewöhnliche Zierlichkeit und Eilfertigkeit der Bewegung zeichnet die Rennvögel aus. Sie tragen ihren Namen mit vollem Rechte; denn ſie übertreffen im Laufen gewiß jedes andere Thier. Will man ſie mit Säugethieren vergleichen, ſo kann man ſie die Springmäuſe unter den Vögeln nennen: an deren Bewegung erinnert die ihrige. Aber auch der Flug iſt vorzüglich, durch Ausdauer und Leichtigkeit nicht minder ausgezeichnet, als durch Behendigkeit und Gewandtheit. Eine hohe Entwicklung der geiſtigen Fähigkeiten geht mit den leiblichen Begabungen Hand in Hand: wer die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/609>, abgerufen am 22.11.2024.