des Frühlings", sagt Külz, "kommen die Zwergtrappen, hier zu Lande sehr beliebte Gäste, an und zwar, als ob sie sich verabredet hätten, alle in einer Nacht einzutreffen; denn eines Tages sieht man ihre Scharen überall, wo man Tags vorher nicht einen bemerken konnte. Anfangs halten sie sich in Haufen von zwölf Stück und darüber zusammen, später, d. h. schon wenige Wochen nach ihrer Ankunft, zertheilen sie sich in Paare." Aehnlich scheint es in Spanien zu sein; denn auch vonhieraus tritt der Zwergtrappe in jedem Herbste seine Reise an und erscheint in jedem Frühling wieder. Gelegentlich dieser Wanderungen soll er die Atlasländer in Menge besuchen, möglicherweise überwintert er schon hier. Egypten berührt er sehr selten; soviel ich mich erinnere, ist mir nur ein einziges Stück von ihm in die Hände gefallen und zwar in der Nähe von Alexandrien. Die in Ungarn lebenden Zwerg- trappen mögen nach Syrien wandern und die russischen ihre Reise vielleicht bis Persien ausdehnen, weiterhin begegnet man ihnen nicht.
Der Zwergtrappe bindet sich nicht so streng wie sein großer Verwandter an die Ebene, sondern nimmt auch in bergigen Gegenden seinen Stand. Jn Spanien wählt er sich vorzugsweise Weinberge zu seinem Aufenthalte, gleichviel ob dieselben in der Ebene oder an einem Gehänge liegen; nächstdem siedelt er sich in dem wüstenhaften "Campo" und zwar in Gemeinschaft mit dem Dickfuß an. Jn Ungarn bewohnt er die Pusta, in Südrußland und der Krim die Steppe. Jn seiner Lebensweise und in seinem Wesen hat er Vieles mit dem Großtrappen gemein, aber doch auch manches ihm Eigen- thümliche. Sein Gang geschieht mit demselben Anstande wie bei jenem, ist aber zierlicher, wie über- haupt jede seiner Bewegungen behender und gewandter, und namentlich der Lauf zeichnet sich durch eine wundervolle Eilfertigkeit vor dem des Großtrappen aus. Der Flug ist leicht, schnell und anhaltend, jedoch immer dem des Großtrappen ähnlich, sodaß Jeder, welcher diesen länger beobachtet hat, jenen augenblicklich erkennt. Vorsichtig ist auch er, jedoch bei weitem nicht so scheu wie sein Verwandter; er drückt sich auch angesichts des Feindes gern platt auf den Boden nieder, was der Großtrappe niemals thut. Die Stimme des Männchens, ein schallendes "Terks, terks", wird fast nur während der Brutzeit vernommen.
Abweichend von seinem nordischen Verwandten nährt sich auch der alte Zwergtrappe größten- theils von Kerbthieren und Gewürm, insbesondere von Heuschrecken, Käfern und verschiedenen Larven, ohne jedoch Pflanzenstoffe gänzlich zu verschmähen. Die Magen derjenigen, welche ich untersuchte, fand ich zum größten Theile mit Kerfen und kleinen Schnecken gefüllt. Dasselbe sagen die übrigen Beobachter. Die Jungen werden wahrscheinlich nur Kerbthiere zu sich nehmen.
Ende Aprils hat sich jedes Pärchen einen passenden Ort zum Nisten gewählt, nach Art seines afrikanischen Verwandten ein möglichst trocknes ebenes Feld, oder auch wohl eine jener steppenartigen Haiden, wie sie im Süden Europas sich finden und bezüglich die Steppe selbst. Die Männchen lassen jetzt fleißig ihr "Terks, terks" hören, sollen auch mit andern ihrer Art sehr heftig um die Weibchen kämpfen. Letztere legen Ende Aprils oder Anfangs Mai in eine selbstbereitete oder vor- gefundene Grube vier bis fünf Eier, welche an Größe der unserer Haushenne etwa gleichkommen, verhältnißmäßig lang und fast gleichhälftig sind, eine mittelstarke, schöne glänzende Schale haben und auf ölbraunem oder ölgrünem Grunde verwaschene oder mehr oder minder scharf ausgedrückte rothbraune Flecken zeigen. Früher war man der Ansicht, daß ein Hahn sich mehrere Hennen anpaare; gegenwärtig wissen wir, daß auch dieser Trappe in Einweibigkeit lebt. Das Männchen entfernt sich, laut Külz, nie weit vom brütenden Weibchen und macht zur Kurzweil Bogenflüge durch die Luft, als ob es vor irgend einer Gefahr die Flucht ergreifen wolle. Wie lange letzteres brütet, ist zur Zeit noch nicht mit Sicherheit festgestellt; auch über die Jungen, ihr Dunenkleid, Jugendleben u. s. w. kenne ich keine ausführliche Beschreibung.
Es muß ziemlich schwer sein, Zwergtrappen groß zu ziehen, weil man sie so selten in Gefangen- schaft findet. Das einzige Stück, welches ich gesehen zu haben mich erinnere, lebte im Thiergarten zu Köln, einer überhaupt sehr reichhaltigen und keineswegs nach Gebühr gewürdigten Anstalt. Es erhielt, wie Freund Bodinus mir sagte, Kerbthierfutter und befand sich dabei ziemlich wohl.
Zwergtrappe.
des Frühlings“, ſagt Külz, „kommen die Zwergtrappen, hier zu Lande ſehr beliebte Gäſte, an und zwar, als ob ſie ſich verabredet hätten, alle in einer Nacht einzutreffen; denn eines Tages ſieht man ihre Scharen überall, wo man Tags vorher nicht einen bemerken konnte. Anfangs halten ſie ſich in Haufen von zwölf Stück und darüber zuſammen, ſpäter, d. h. ſchon wenige Wochen nach ihrer Ankunft, zertheilen ſie ſich in Paare.“ Aehnlich ſcheint es in Spanien zu ſein; denn auch vonhieraus tritt der Zwergtrappe in jedem Herbſte ſeine Reiſe an und erſcheint in jedem Frühling wieder. Gelegentlich dieſer Wanderungen ſoll er die Atlasländer in Menge beſuchen, möglicherweiſe überwintert er ſchon hier. Egypten berührt er ſehr ſelten; ſoviel ich mich erinnere, iſt mir nur ein einziges Stück von ihm in die Hände gefallen und zwar in der Nähe von Alexandrien. Die in Ungarn lebenden Zwerg- trappen mögen nach Syrien wandern und die ruſſiſchen ihre Reiſe vielleicht bis Perſien ausdehnen, weiterhin begegnet man ihnen nicht.
Der Zwergtrappe bindet ſich nicht ſo ſtreng wie ſein großer Verwandter an die Ebene, ſondern nimmt auch in bergigen Gegenden ſeinen Stand. Jn Spanien wählt er ſich vorzugsweiſe Weinberge zu ſeinem Aufenthalte, gleichviel ob dieſelben in der Ebene oder an einem Gehänge liegen; nächſtdem ſiedelt er ſich in dem wüſtenhaften „Campo“ und zwar in Gemeinſchaft mit dem Dickfuß an. Jn Ungarn bewohnt er die Puſta, in Südrußland und der Krim die Steppe. Jn ſeiner Lebensweiſe und in ſeinem Weſen hat er Vieles mit dem Großtrappen gemein, aber doch auch manches ihm Eigen- thümliche. Sein Gang geſchieht mit demſelben Anſtande wie bei jenem, iſt aber zierlicher, wie über- haupt jede ſeiner Bewegungen behender und gewandter, und namentlich der Lauf zeichnet ſich durch eine wundervolle Eilfertigkeit vor dem des Großtrappen aus. Der Flug iſt leicht, ſchnell und anhaltend, jedoch immer dem des Großtrappen ähnlich, ſodaß Jeder, welcher dieſen länger beobachtet hat, jenen augenblicklich erkennt. Vorſichtig iſt auch er, jedoch bei weitem nicht ſo ſcheu wie ſein Verwandter; er drückt ſich auch angeſichts des Feindes gern platt auf den Boden nieder, was der Großtrappe niemals thut. Die Stimme des Männchens, ein ſchallendes „Terks, terks“, wird faſt nur während der Brutzeit vernommen.
Abweichend von ſeinem nordiſchen Verwandten nährt ſich auch der alte Zwergtrappe größten- theils von Kerbthieren und Gewürm, insbeſondere von Heuſchrecken, Käfern und verſchiedenen Larven, ohne jedoch Pflanzenſtoffe gänzlich zu verſchmähen. Die Magen derjenigen, welche ich unterſuchte, fand ich zum größten Theile mit Kerfen und kleinen Schnecken gefüllt. Daſſelbe ſagen die übrigen Beobachter. Die Jungen werden wahrſcheinlich nur Kerbthiere zu ſich nehmen.
Ende Aprils hat ſich jedes Pärchen einen paſſenden Ort zum Niſten gewählt, nach Art ſeines afrikaniſchen Verwandten ein möglichſt trocknes ebenes Feld, oder auch wohl eine jener ſteppenartigen Haiden, wie ſie im Süden Europas ſich finden und bezüglich die Steppe ſelbſt. Die Männchen laſſen jetzt fleißig ihr „Terks, terks“ hören, ſollen auch mit andern ihrer Art ſehr heftig um die Weibchen kämpfen. Letztere legen Ende Aprils oder Anfangs Mai in eine ſelbſtbereitete oder vor- gefundene Grube vier bis fünf Eier, welche an Größe der unſerer Haushenne etwa gleichkommen, verhältnißmäßig lang und faſt gleichhälftig ſind, eine mittelſtarke, ſchöne glänzende Schale haben und auf ölbraunem oder ölgrünem Grunde verwaſchene oder mehr oder minder ſcharf ausgedrückte rothbraune Flecken zeigen. Früher war man der Anſicht, daß ein Hahn ſich mehrere Hennen anpaare; gegenwärtig wiſſen wir, daß auch dieſer Trappe in Einweibigkeit lebt. Das Männchen entfernt ſich, laut Külz, nie weit vom brütenden Weibchen und macht zur Kurzweil Bogenflüge durch die Luft, als ob es vor irgend einer Gefahr die Flucht ergreifen wolle. Wie lange letzteres brütet, iſt zur Zeit noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt; auch über die Jungen, ihr Dunenkleid, Jugendleben u. ſ. w. kenne ich keine ausführliche Beſchreibung.
Es muß ziemlich ſchwer ſein, Zwergtrappen groß zu ziehen, weil man ſie ſo ſelten in Gefangen- ſchaft findet. Das einzige Stück, welches ich geſehen zu haben mich erinnere, lebte im Thiergarten zu Köln, einer überhaupt ſehr reichhaltigen und keineswegs nach Gebühr gewürdigten Anſtalt. Es erhielt, wie Freund Bodinus mir ſagte, Kerbthierfutter und befand ſich dabei ziemlich wohl.
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[567/0605]
Zwergtrappe.
des Frühlings“, ſagt Külz, „kommen die Zwergtrappen, hier zu Lande ſehr beliebte Gäſte, an und
zwar, als ob ſie ſich verabredet hätten, alle in einer Nacht einzutreffen; denn eines Tages ſieht man
ihre Scharen überall, wo man Tags vorher nicht einen bemerken konnte. Anfangs halten ſie ſich in
Haufen von zwölf Stück und darüber zuſammen, ſpäter, d. h. ſchon wenige Wochen nach ihrer Ankunft,
zertheilen ſie ſich in Paare.“ Aehnlich ſcheint es in Spanien zu ſein; denn auch vonhieraus tritt
der Zwergtrappe in jedem Herbſte ſeine Reiſe an und erſcheint in jedem Frühling wieder. Gelegentlich
dieſer Wanderungen ſoll er die Atlasländer in Menge beſuchen, möglicherweiſe überwintert er ſchon
hier. Egypten berührt er ſehr ſelten; ſoviel ich mich erinnere, iſt mir nur ein einziges Stück von ihm
in die Hände gefallen und zwar in der Nähe von Alexandrien. Die in Ungarn lebenden Zwerg-
trappen mögen nach Syrien wandern und die ruſſiſchen ihre Reiſe vielleicht bis Perſien ausdehnen,
weiterhin begegnet man ihnen nicht.
Der Zwergtrappe bindet ſich nicht ſo ſtreng wie ſein großer Verwandter an die Ebene, ſondern
nimmt auch in bergigen Gegenden ſeinen Stand. Jn Spanien wählt er ſich vorzugsweiſe Weinberge
zu ſeinem Aufenthalte, gleichviel ob dieſelben in der Ebene oder an einem Gehänge liegen; nächſtdem
ſiedelt er ſich in dem wüſtenhaften „Campo“ und zwar in Gemeinſchaft mit dem Dickfuß an. Jn
Ungarn bewohnt er die Puſta, in Südrußland und der Krim die Steppe. Jn ſeiner Lebensweiſe und
in ſeinem Weſen hat er Vieles mit dem Großtrappen gemein, aber doch auch manches ihm Eigen-
thümliche. Sein Gang geſchieht mit demſelben Anſtande wie bei jenem, iſt aber zierlicher, wie über-
haupt jede ſeiner Bewegungen behender und gewandter, und namentlich der Lauf zeichnet ſich durch
eine wundervolle Eilfertigkeit vor dem des Großtrappen aus. Der Flug iſt leicht, ſchnell und
anhaltend, jedoch immer dem des Großtrappen ähnlich, ſodaß Jeder, welcher dieſen länger beobachtet
hat, jenen augenblicklich erkennt. Vorſichtig iſt auch er, jedoch bei weitem nicht ſo ſcheu wie ſein
Verwandter; er drückt ſich auch angeſichts des Feindes gern platt auf den Boden nieder, was der
Großtrappe niemals thut. Die Stimme des Männchens, ein ſchallendes „Terks, terks“, wird faſt
nur während der Brutzeit vernommen.
Abweichend von ſeinem nordiſchen Verwandten nährt ſich auch der alte Zwergtrappe größten-
theils von Kerbthieren und Gewürm, insbeſondere von Heuſchrecken, Käfern und verſchiedenen Larven,
ohne jedoch Pflanzenſtoffe gänzlich zu verſchmähen. Die Magen derjenigen, welche ich unterſuchte,
fand ich zum größten Theile mit Kerfen und kleinen Schnecken gefüllt. Daſſelbe ſagen die übrigen
Beobachter. Die Jungen werden wahrſcheinlich nur Kerbthiere zu ſich nehmen.
Ende Aprils hat ſich jedes Pärchen einen paſſenden Ort zum Niſten gewählt, nach Art ſeines
afrikaniſchen Verwandten ein möglichſt trocknes ebenes Feld, oder auch wohl eine jener ſteppenartigen
Haiden, wie ſie im Süden Europas ſich finden und bezüglich die Steppe ſelbſt. Die Männchen
laſſen jetzt fleißig ihr „Terks, terks“ hören, ſollen auch mit andern ihrer Art ſehr heftig um die
Weibchen kämpfen. Letztere legen Ende Aprils oder Anfangs Mai in eine ſelbſtbereitete oder vor-
gefundene Grube vier bis fünf Eier, welche an Größe der unſerer Haushenne etwa gleichkommen,
verhältnißmäßig lang und faſt gleichhälftig ſind, eine mittelſtarke, ſchöne glänzende Schale haben
und auf ölbraunem oder ölgrünem Grunde verwaſchene oder mehr oder minder ſcharf ausgedrückte
rothbraune Flecken zeigen. Früher war man der Anſicht, daß ein Hahn ſich mehrere Hennen anpaare;
gegenwärtig wiſſen wir, daß auch dieſer Trappe in Einweibigkeit lebt. Das Männchen entfernt ſich,
laut Külz, nie weit vom brütenden Weibchen und macht zur Kurzweil Bogenflüge durch die Luft,
als ob es vor irgend einer Gefahr die Flucht ergreifen wolle. Wie lange letzteres brütet, iſt zur Zeit
noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt; auch über die Jungen, ihr Dunenkleid, Jugendleben u. ſ. w.
kenne ich keine ausführliche Beſchreibung.
Es muß ziemlich ſchwer ſein, Zwergtrappen groß zu ziehen, weil man ſie ſo ſelten in Gefangen-
ſchaft findet. Das einzige Stück, welches ich geſehen zu haben mich erinnere, lebte im Thiergarten
zu Köln, einer überhaupt ſehr reichhaltigen und keineswegs nach Gebühr gewürdigten Anſtalt. Es
erhielt, wie Freund Bodinus mir ſagte, Kerbthierfutter und befand ſich dabei ziemlich wohl.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/605>, abgerufen am 25.11.2024.
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