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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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zu den Eiern offenbart er zunächst dadurch, daß er mit ausgebreiteten Flügeln und krausem Gefieder
dem Reiter entgegentritt, sodann, nachdem er sich besonnen, im Zickzack und hinkend langsam wegläuft,
also die Verstellungskünste aller Vögel nachahmt, um die Aufmerksamkeit von seiner Brut ab und auf
sich hinzulenken. Einen öfteren Besuch sieht er zwar nicht gern, verläßt aber das Nest, solange es
nicht wirklich zerstört wurde, nur in seltenen Fällen und duldet sogar, daß einzelne Eier weggenommen
werden. Gegen Stinkthiere, Beutelratten und Schlangen soll er die Eier muthig und erfolgreich ver-
theidigen; Böcking hat übrigens niemals ein getödtetes Raubthier in der Umgebung seines Restes
bemerkt, wohl aber dicht daneben zerstörte Findlinge gesehen.

An seinen Gefangenen beobachtete Bodinus, daß sich das Weibchen nur während des Legens
zum Neste begab und daß dieses lediglich vom Männchen überwacht wurde. Letzteres ließ sich hin
und wieder auf den Eiern minutenlang nieder, stand hierauf unruhig wieder auf, wälzte jene hin und
her, drängte sie aus dem Neste, zog sie mit dem Schnabel wieder herein u. s. w., verließ aber schließlich
das Nest fast gar nicht mehr und verstattete auch dem Weibchen, welches mit Legen fortfuhr, durchaus
nicht, dasselbe einzunehmen. Die Henne mußte sich begnügen, ihre Eier neben das Nest zu legen,
und der Hahn zog diese sofort zu sich ins Nest herein. Von der zweiten Brut erzählt derselbe Forscher
Folgendes: "Die Legezeit begann Ende Mai's. Das Weibchen legte in der Nähe der vom Männchen
ausgeführten, mit Grashalmen spärlich belegten Vertiefung in Zwischenräumen von zwei Tagen elf
Eier, welche ich bis auf eins fortnahm, um ein gleichzeitiges Auskommen der Jungen zu erzielen.
Nachdem acht Eier gelegt waren, brachte ich alle ins Nest zurück und nachdem das neunte zu Tage
gefördert war, begann das Männchen, welches die Eier vielfach gewendet und hin- und hergeschoben
hatte, zu brüten. Zwei Eier legte das Weibchen noch neben das Nest, und auch sie wurden vom
Männchen herbeigeholt und unter den Körper gebracht. Nicht nur bei meiner Annäherung blieb
dasselbe ruhig sitzen, sondern ich konnte ihm auch, ohne daß es sehr beunruhigt worden wäre, Eier
unter dem Leibe fortnehmen und untersuchen. Der fortwährend vom Himmel strömende Regen ließ
mich für die Gesundheit des armen Vogels fürchten; allein das Gesträuch, neben welchem das Nest
angelegt war, gewährte doch einigen Schutz, und so kam denn endlich nach Verlauf von sechs Wochen
ein kleiner Strauß zur Welt. Er fand die ersten Tage das warme Plätzchen unter den Füßen des
Herrn Papa so behaglich, daß von ihm nur das Köpfchen zu sehen war, welches er bisweilen zwischen
Flügel und Körper des alten Vogels hervorstreckte. Kam er ja einmal zum Vorschein oder wurde
von mir hervorgeholt, so lief er eilig wieder auf den Vater zu. Derselbe hob sorgfältig einen Flügel,
und im Nu war das junge Thier darunter geschlüpft. Zwei Tage war der kleine Bursche ohne
Nahrung. Es machte mir Dies gar keine Sorge; ich dachte mir, daß er schon kommen und suchen
würde, sobald der Magen einiges Verlangen spürte. Und so geschah es auch. Am dritten Tage
kroch der kleine Weltbürger wiederholt unter den Flügeln hervor und fing an zu suchen. Kleine
Hälmchen und Sandkörnchen wurden aufgelesen, und bald machte er sich auch an die ihm vorgeworfenen
Semmelkrumen. Vom Neste entfernte er sich nur ungern, und der alte Vogel brütete noch emsig fort
auf einigen Eiern, welche ich ihm gelassen, weil an der Möglichkeit, Junge daraus zu erhalten, noch
nicht gezweifelt werden durfte. Nachdem ich endlich, vier bis fünf Tage später, alle Hoffnung auf-
gegeben, entfernte ich jene und veranlaßte den alten Vogel, welcher, seitdem er ein Junges hatte,
das Nest gar nicht mehr verließ und gemeinschaftlich mit seinem Kinde das vorgeworfene Weißbrot
verspeiste, aufzustehen. Er begann nun auch, gefolgt von dem jungen Thiere, umherzugehen und
zu grasen. Das Junge sammelte Genießbares von der Erde auf, pflückte Grasspitzen ab und fing
an, Jagd auf Fliegen zu machen, während es Ameiseneier und Fleischstückchen verschmähte. Wieder-
holt am Tage und regelmäßig abends zogen sich Vater und Kind auf ihr Nest zur Nachtruhe zurück,
und erst später ließ sich der erstere an beliebigen Stellen des Gartens zum Ausruhen nieder. Sogleich
nahm der junge Vogel sein warmes Plätzchen unter dem Flügel des Alten wieder ein, und streckte,
sobald sich ein auffallendes Geräusch erhob, neugierig das Köpfchen hervor." Das Junge trug ein

Randu.
zu den Eiern offenbart er zunächſt dadurch, daß er mit ausgebreiteten Flügeln und krauſem Gefieder
dem Reiter entgegentritt, ſodann, nachdem er ſich beſonnen, im Zickzack und hinkend langſam wegläuft,
alſo die Verſtellungskünſte aller Vögel nachahmt, um die Aufmerkſamkeit von ſeiner Brut ab und auf
ſich hinzulenken. Einen öfteren Beſuch ſieht er zwar nicht gern, verläßt aber das Neſt, ſolange es
nicht wirklich zerſtört wurde, nur in ſeltenen Fällen und duldet ſogar, daß einzelne Eier weggenommen
werden. Gegen Stinkthiere, Beutelratten und Schlangen ſoll er die Eier muthig und erfolgreich ver-
theidigen; Böcking hat übrigens niemals ein getödtetes Raubthier in der Umgebung ſeines Reſtes
bemerkt, wohl aber dicht daneben zerſtörte Findlinge geſehen.

An ſeinen Gefangenen beobachtete Bodinus, daß ſich das Weibchen nur während des Legens
zum Neſte begab und daß dieſes lediglich vom Männchen überwacht wurde. Letzteres ließ ſich hin
und wieder auf den Eiern minutenlang nieder, ſtand hierauf unruhig wieder auf, wälzte jene hin und
her, drängte ſie aus dem Neſte, zog ſie mit dem Schnabel wieder herein u. ſ. w., verließ aber ſchließlich
das Neſt faſt gar nicht mehr und verſtattete auch dem Weibchen, welches mit Legen fortfuhr, durchaus
nicht, daſſelbe einzunehmen. Die Henne mußte ſich begnügen, ihre Eier neben das Neſt zu legen,
und der Hahn zog dieſe ſofort zu ſich ins Neſt herein. Von der zweiten Brut erzählt derſelbe Forſcher
Folgendes: „Die Legezeit begann Ende Mai’s. Das Weibchen legte in der Nähe der vom Männchen
ausgeführten, mit Grashalmen ſpärlich belegten Vertiefung in Zwiſchenräumen von zwei Tagen elf
Eier, welche ich bis auf eins fortnahm, um ein gleichzeitiges Auskommen der Jungen zu erzielen.
Nachdem acht Eier gelegt waren, brachte ich alle ins Neſt zurück und nachdem das neunte zu Tage
gefördert war, begann das Männchen, welches die Eier vielfach gewendet und hin- und hergeſchoben
hatte, zu brüten. Zwei Eier legte das Weibchen noch neben das Neſt, und auch ſie wurden vom
Männchen herbeigeholt und unter den Körper gebracht. Nicht nur bei meiner Annäherung blieb
daſſelbe ruhig ſitzen, ſondern ich konnte ihm auch, ohne daß es ſehr beunruhigt worden wäre, Eier
unter dem Leibe fortnehmen und unterſuchen. Der fortwährend vom Himmel ſtrömende Regen ließ
mich für die Geſundheit des armen Vogels fürchten; allein das Geſträuch, neben welchem das Neſt
angelegt war, gewährte doch einigen Schutz, und ſo kam denn endlich nach Verlauf von ſechs Wochen
ein kleiner Strauß zur Welt. Er fand die erſten Tage das warme Plätzchen unter den Füßen des
Herrn Papa ſo behaglich, daß von ihm nur das Köpfchen zu ſehen war, welches er bisweilen zwiſchen
Flügel und Körper des alten Vogels hervorſtreckte. Kam er ja einmal zum Vorſchein oder wurde
von mir hervorgeholt, ſo lief er eilig wieder auf den Vater zu. Derſelbe hob ſorgfältig einen Flügel,
und im Nu war das junge Thier darunter geſchlüpft. Zwei Tage war der kleine Burſche ohne
Nahrung. Es machte mir Dies gar keine Sorge; ich dachte mir, daß er ſchon kommen und ſuchen
würde, ſobald der Magen einiges Verlangen ſpürte. Und ſo geſchah es auch. Am dritten Tage
kroch der kleine Weltbürger wiederholt unter den Flügeln hervor und fing an zu ſuchen. Kleine
Hälmchen und Sandkörnchen wurden aufgeleſen, und bald machte er ſich auch an die ihm vorgeworfenen
Semmelkrumen. Vom Neſte entfernte er ſich nur ungern, und der alte Vogel brütete noch emſig fort
auf einigen Eiern, welche ich ihm gelaſſen, weil an der Möglichkeit, Junge daraus zu erhalten, noch
nicht gezweifelt werden durfte. Nachdem ich endlich, vier bis fünf Tage ſpäter, alle Hoffnung auf-
gegeben, entfernte ich jene und veranlaßte den alten Vogel, welcher, ſeitdem er ein Junges hatte,
das Neſt gar nicht mehr verließ und gemeinſchaftlich mit ſeinem Kinde das vorgeworfene Weißbrot
verſpeiſte, aufzuſtehen. Er begann nun auch, gefolgt von dem jungen Thiere, umherzugehen und
zu graſen. Das Junge ſammelte Genießbares von der Erde auf, pflückte Grasſpitzen ab und fing
an, Jagd auf Fliegen zu machen, während es Ameiſeneier und Fleiſchſtückchen verſchmähte. Wieder-
holt am Tage und regelmäßig abends zogen ſich Vater und Kind auf ihr Neſt zur Nachtruhe zurück,
und erſt ſpäter ließ ſich der erſtere an beliebigen Stellen des Gartens zum Ausruhen nieder. Sogleich
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[539/0571] Randu. zu den Eiern offenbart er zunächſt dadurch, daß er mit ausgebreiteten Flügeln und krauſem Gefieder dem Reiter entgegentritt, ſodann, nachdem er ſich beſonnen, im Zickzack und hinkend langſam wegläuft, alſo die Verſtellungskünſte aller Vögel nachahmt, um die Aufmerkſamkeit von ſeiner Brut ab und auf ſich hinzulenken. Einen öfteren Beſuch ſieht er zwar nicht gern, verläßt aber das Neſt, ſolange es nicht wirklich zerſtört wurde, nur in ſeltenen Fällen und duldet ſogar, daß einzelne Eier weggenommen werden. Gegen Stinkthiere, Beutelratten und Schlangen ſoll er die Eier muthig und erfolgreich ver- theidigen; Böcking hat übrigens niemals ein getödtetes Raubthier in der Umgebung ſeines Reſtes bemerkt, wohl aber dicht daneben zerſtörte Findlinge geſehen. An ſeinen Gefangenen beobachtete Bodinus, daß ſich das Weibchen nur während des Legens zum Neſte begab und daß dieſes lediglich vom Männchen überwacht wurde. Letzteres ließ ſich hin und wieder auf den Eiern minutenlang nieder, ſtand hierauf unruhig wieder auf, wälzte jene hin und her, drängte ſie aus dem Neſte, zog ſie mit dem Schnabel wieder herein u. ſ. w., verließ aber ſchließlich das Neſt faſt gar nicht mehr und verſtattete auch dem Weibchen, welches mit Legen fortfuhr, durchaus nicht, daſſelbe einzunehmen. Die Henne mußte ſich begnügen, ihre Eier neben das Neſt zu legen, und der Hahn zog dieſe ſofort zu ſich ins Neſt herein. Von der zweiten Brut erzählt derſelbe Forſcher Folgendes: „Die Legezeit begann Ende Mai’s. Das Weibchen legte in der Nähe der vom Männchen ausgeführten, mit Grashalmen ſpärlich belegten Vertiefung in Zwiſchenräumen von zwei Tagen elf Eier, welche ich bis auf eins fortnahm, um ein gleichzeitiges Auskommen der Jungen zu erzielen. Nachdem acht Eier gelegt waren, brachte ich alle ins Neſt zurück und nachdem das neunte zu Tage gefördert war, begann das Männchen, welches die Eier vielfach gewendet und hin- und hergeſchoben hatte, zu brüten. Zwei Eier legte das Weibchen noch neben das Neſt, und auch ſie wurden vom Männchen herbeigeholt und unter den Körper gebracht. Nicht nur bei meiner Annäherung blieb daſſelbe ruhig ſitzen, ſondern ich konnte ihm auch, ohne daß es ſehr beunruhigt worden wäre, Eier unter dem Leibe fortnehmen und unterſuchen. Der fortwährend vom Himmel ſtrömende Regen ließ mich für die Geſundheit des armen Vogels fürchten; allein das Geſträuch, neben welchem das Neſt angelegt war, gewährte doch einigen Schutz, und ſo kam denn endlich nach Verlauf von ſechs Wochen ein kleiner Strauß zur Welt. Er fand die erſten Tage das warme Plätzchen unter den Füßen des Herrn Papa ſo behaglich, daß von ihm nur das Köpfchen zu ſehen war, welches er bisweilen zwiſchen Flügel und Körper des alten Vogels hervorſtreckte. Kam er ja einmal zum Vorſchein oder wurde von mir hervorgeholt, ſo lief er eilig wieder auf den Vater zu. Derſelbe hob ſorgfältig einen Flügel, und im Nu war das junge Thier darunter geſchlüpft. Zwei Tage war der kleine Burſche ohne Nahrung. Es machte mir Dies gar keine Sorge; ich dachte mir, daß er ſchon kommen und ſuchen würde, ſobald der Magen einiges Verlangen ſpürte. Und ſo geſchah es auch. Am dritten Tage kroch der kleine Weltbürger wiederholt unter den Flügeln hervor und fing an zu ſuchen. Kleine Hälmchen und Sandkörnchen wurden aufgeleſen, und bald machte er ſich auch an die ihm vorgeworfenen Semmelkrumen. Vom Neſte entfernte er ſich nur ungern, und der alte Vogel brütete noch emſig fort auf einigen Eiern, welche ich ihm gelaſſen, weil an der Möglichkeit, Junge daraus zu erhalten, noch nicht gezweifelt werden durfte. Nachdem ich endlich, vier bis fünf Tage ſpäter, alle Hoffnung auf- gegeben, entfernte ich jene und veranlaßte den alten Vogel, welcher, ſeitdem er ein Junges hatte, das Neſt gar nicht mehr verließ und gemeinſchaftlich mit ſeinem Kinde das vorgeworfene Weißbrot verſpeiſte, aufzuſtehen. Er begann nun auch, gefolgt von dem jungen Thiere, umherzugehen und zu graſen. Das Junge ſammelte Genießbares von der Erde auf, pflückte Grasſpitzen ab und fing an, Jagd auf Fliegen zu machen, während es Ameiſeneier und Fleiſchſtückchen verſchmähte. Wieder- holt am Tage und regelmäßig abends zogen ſich Vater und Kind auf ihr Neſt zur Nachtruhe zurück, und erſt ſpäter ließ ſich der erſtere an beliebigen Stellen des Gartens zum Ausruhen nieder. Sogleich nahm der junge Vogel ſein warmes Plätzchen unter dem Flügel des Alten wieder ein, und ſtreckte, ſobald ſich ein auffallendes Geräuſch erhob, neugierig das Köpfchen hervor.“ Das Junge trug ein

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/571>, abgerufen am 22.11.2024.