längste, hoch- und starkläufige Füße mit langen Vorderzehen und wohlentwickelter Hinterzehe und eine aus eigenthümlichen, kleinen Federn bestehende Bekleidung der Wangen und Zügel. Das Gefieder ist rostrothgelb, in der Kehlgegend weißlich, auf dem Oberkopfe schwarz gestreift, auf den Rücken-, Flügel- und Schwanzdeckfedern breit schwarz gebändert, indem jede Feder vor dem schmalen, gelben Endsaume zwei breite schwarze Binden über einander trägt, von denen die obere, zunächst die Spitze jederseits noch einen hellrostgelben Seitenstreifen zeigt; die Handschwingen sind einfarbig und lebhaft rostgelbroth, die Armschwingen auf bleifarbigem Grunde schwarz und grau in die Quere gewellt. Das Auge ist rostgelbbraun, der Schnabel braun, am Grunde des Unterkiefers blaßgelb- braun, der Fuß fleischbraun. Die Länge beträgt 16, die Fittiglänge 8 Zoll.
[Abbildung]
Der Jnambu (Rhynchotus rufescens). 1/4 der nat Größe.
Der Jnambu ist im Camposgebiet des mittleren Brasilien, besonders bei St. Paulo, Süd- Minas und Goyaz zu Hause, kommt aber auch in den argentinischen Ländern häufig vor. Er lebt nie in Völkern, sondern immer einzeln, stellenweise aber in großen Mengen, ist allbekannt und das Lieblingswild des Jägers, einer beständigen Verfolgung ausgesetzt und deshalb sehr scheu und vor- sichtig. Bei Annäherung eines Menschen läuft er im hohen Grase davon, macht aber nur im äußersten Nothfalle von seinen Schwingen Gebrauch. Darwin erzählt, daß er auf der einförmigen Ebene von Val Donado Hunderten dieser Vögel begegnet sei, welche sich, durch die Annäherung der großen Gesellschaft von Reisenden erschreckt, ganz gegen ihre Gewohnheit zu Ketten vereinigten, aber vollständig in Verwirrung gebracht würden, wenn man sie zu Pferde in einem immer enger werdenden Kreise umritt. Der hart verfolgte Vogel wagte zuletzt nicht einmal mehr in gerader Linie zu
Die Läufer. Scharrvögel. Steißhühner.
längſte, hoch- und ſtarkläufige Füße mit langen Vorderzehen und wohlentwickelter Hinterzehe und eine aus eigenthümlichen, kleinen Federn beſtehende Bekleidung der Wangen und Zügel. Das Gefieder iſt roſtrothgelb, in der Kehlgegend weißlich, auf dem Oberkopfe ſchwarz geſtreift, auf den Rücken-, Flügel- und Schwanzdeckfedern breit ſchwarz gebändert, indem jede Feder vor dem ſchmalen, gelben Endſaume zwei breite ſchwarze Binden über einander trägt, von denen die obere, zunächſt die Spitze jederſeits noch einen hellroſtgelben Seitenſtreifen zeigt; die Handſchwingen ſind einfarbig und lebhaft roſtgelbroth, die Armſchwingen auf bleifarbigem Grunde ſchwarz und grau in die Quere gewellt. Das Auge iſt roſtgelbbraun, der Schnabel braun, am Grunde des Unterkiefers blaßgelb- braun, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 16, die Fittiglänge 8 Zoll.
[Abbildung]
Der Jnambu (Rhynchotus rufescens). ¼ der nat Größe.
Der Jnambu iſt im Camposgebiet des mittleren Braſilien, beſonders bei St. Paulo, Süd- Minas und Goyaz zu Hauſe, kommt aber auch in den argentiniſchen Ländern häufig vor. Er lebt nie in Völkern, ſondern immer einzeln, ſtellenweiſe aber in großen Mengen, iſt allbekannt und das Lieblingswild des Jägers, einer beſtändigen Verfolgung ausgeſetzt und deshalb ſehr ſcheu und vor- ſichtig. Bei Annäherung eines Menſchen läuft er im hohen Graſe davon, macht aber nur im äußerſten Nothfalle von ſeinen Schwingen Gebrauch. Darwin erzählt, daß er auf der einförmigen Ebene von Val Donado Hunderten dieſer Vögel begegnet ſei, welche ſich, durch die Annäherung der großen Geſellſchaft von Reiſenden erſchreckt, ganz gegen ihre Gewohnheit zu Ketten vereinigten, aber vollſtändig in Verwirrung gebracht würden, wenn man ſie zu Pferde in einem immer enger werdenden Kreiſe umritt. Der hart verfolgte Vogel wagte zuletzt nicht einmal mehr in gerader Linie zu
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Die Läufer. Scharrvögel. Steißhühner.
längſte, hoch- und ſtarkläufige Füße mit langen Vorderzehen und wohlentwickelter Hinterzehe und
eine aus eigenthümlichen, kleinen Federn beſtehende Bekleidung der Wangen und Zügel. Das Gefieder
iſt roſtrothgelb, in der Kehlgegend weißlich, auf dem Oberkopfe ſchwarz geſtreift, auf den Rücken-,
Flügel- und Schwanzdeckfedern breit ſchwarz gebändert, indem jede Feder vor dem ſchmalen,
gelben Endſaume zwei breite ſchwarze Binden über einander trägt, von denen die obere, zunächſt die
Spitze jederſeits noch einen hellroſtgelben Seitenſtreifen zeigt; die Handſchwingen ſind einfarbig und
lebhaft roſtgelbroth, die Armſchwingen auf bleifarbigem Grunde ſchwarz und grau in die Quere
gewellt. Das Auge iſt roſtgelbbraun, der Schnabel braun, am Grunde des Unterkiefers blaßgelb-
braun, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 16, die Fittiglänge 8 Zoll.
[Abbildung Der Jnambu (Rhynchotus rufescens). ¼ der nat Größe.]
Der Jnambu iſt im Camposgebiet des mittleren Braſilien, beſonders bei St. Paulo, Süd-
Minas und Goyaz zu Hauſe, kommt aber auch in den argentiniſchen Ländern häufig vor. Er lebt
nie in Völkern, ſondern immer einzeln, ſtellenweiſe aber in großen Mengen, iſt allbekannt und das
Lieblingswild des Jägers, einer beſtändigen Verfolgung ausgeſetzt und deshalb ſehr ſcheu und vor-
ſichtig. Bei Annäherung eines Menſchen läuft er im hohen Graſe davon, macht aber nur im
äußerſten Nothfalle von ſeinen Schwingen Gebrauch. Darwin erzählt, daß er auf der einförmigen
Ebene von Val Donado Hunderten dieſer Vögel begegnet ſei, welche ſich, durch die Annäherung der
großen Geſellſchaft von Reiſenden erſchreckt, ganz gegen ihre Gewohnheit zu Ketten vereinigten, aber
vollſtändig in Verwirrung gebracht würden, wenn man ſie zu Pferde in einem immer enger werdenden
Kreiſe umritt. Der hart verfolgte Vogel wagte zuletzt nicht einmal mehr in gerader Linie zu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/548>, abgerufen am 25.11.2024.
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