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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Tataupa. Jnambu.
Sprunge mit einer bewunderungswürdigen Behendigkeit. Gefangene Steißhühner sieht man, laut
Schomburgk, sehr oft bei den Jndianern; einzelne kommen auch nach Europa herüber. Sie
gehören nicht zu den Thieren, welche die Aufmerksamkeit auf sich zu fesseln wissen, müssen vielmehr
als langweilige Geschöpfe bezeichnet werden.



Eins der hübschesten Steißhühner ist die Tataupa (Crypturus Tataupa). Die Sippe
Jnjambus, welche sie vertritt, kennzeichnet sich durch kräftigen Leib, kurzen und taubenartigen
Hals, ziemlich großen Kopf, mehr als kopflangen, dünnen, nach vorn verflachten, sanft gebogenen,
hinten auf der Firste stark abgeplatteten Schnabel, kurzen Flügel, in welchem die vierte Schwinge
die längste, die erste sehr klein ist, den Mangel eigentlicher Steuerfedern, mittelhohen Fuß, dessen
Hinterzehe bis auf den Nagel verkümmert ist, sowie endlich durch ein reiches, dunkles Gefieder.
Kopf, Hals und Brust sind grau, Rücken, Flügel und Schwanzdeckfedern rothbraun, die Steißfedern
schwarz oder dunkelbraun, weiß und gelb gesäumt. Das Auge ist röthlich gelbbraun, der Schnabel
korallenroth, der Fuß fleischbraun. Die Länge beträgt 91/2, die Breite 15, die Fittiglänge 43/4 Zoll.
Das Weibchen läßt sich vom Männchen kaum unterscheiden. Der junge Vogel ist auf Kopf, Hals
und Unterseite schmuzigbräunlichgrau, auf dem Bauche dunkelgraugelb und deutlich dunkler
quer gefleckt.

Jn Ostbrasilien kennt man die Tataupa überall, weil sie in allen Gebüschen gemein ist und
wenn auch nicht oft gesehen, so doch häufig gehört wird. Der Prinz fand sie weniger in den großen
Waldungen, als auf offenen, mit hohem Gras bestandenen Triften. Besonders häufig kommt sie im
Sertong von Bahia vor. Sie lebt nach Art unseres Wiesenknarrers, läuft sehr schnell auf dem
Boden dahin, ist bald nah, bald fern, und läßt besonders gegen Abend ihren Ruf vernehmen, einen
eigenthümlichen Laut, welcher, nach Burmeister, mit zwei etwas gedehnten Tönen beginnt, worauf
sechs bis acht ähnliche kurze, schnell wiederholte Töne folgen. Jn ihrer Lebensweise unterscheidet
sie sich übrigens nicht von anderen Verwandten. Sie nistet auf dem Boden und legt mehrere, wie
Milchchocolade gefärbte, glänzende Eier von der Größe starker Taubeneier. Jhr Wildpret ist ein
vortreffliches Gericht und sehr gewöhnlicher Braten. Es hat eine dünne, durchsichtige Haut, und
ein ganz klares, gallertartig durchscheinendes Fleisch, welches, gekocht, völlig weiß wie geronnener
Faserstoff aussieht und fast kein Fett enthält. Wenn man Geduld im Anschleichen und Abwarten
hat, wird es, nach Versicherung des Prinzen, nicht schwer, diesen Vogel zu erlegen; er muß aber in
dem dichten, hohen Grase oft in zu geringer Entfernung geschossen werden.

Jn der Gefangenschaft habe ich die Tataupa noch nicht, wohl aber eine nahe verwandte Art
beobachtet. Sie erinnert ebensoviel an gewisse Erdtauben, wie an die Rallen, läuft fast beständig auf
dem Boden umher und trägt sich dabei ziemlich eingezogen, die Läufe in den Fersengelenken geknickt,
pflegt aber den Schwanz oder wenigstens die Schwanzdeckfedern zu erheben. Jhre Nahrung liest sie
nach Art der Tauben vom Boden auf, ohne jemals zu scharren. Von den Sitzstangen in ihrem
Wohnraume macht sie, soviel von mir beobachtet wurde, niemals Gebrauch.



Eine zweite Art der Familie, der Jnambu (Rhynchotus rufescens), vertritt die Sippe der
Großsteißhühner und kennzeichnet sich durch bedeutende Größe, kräftigen Leib, ziemlich langen
Hals, kleinen Kopf, kopflangen, sanft gebogenen, am Ende stumpf abgerundeten Schnabel, kurz-
gewölbten Flügel mit zugespitzten Handschwingen, deren erste sehr verkürzt und deren vierte die

Tataupa. Jnambu.
Sprunge mit einer bewunderungswürdigen Behendigkeit. Gefangene Steißhühner ſieht man, laut
Schomburgk, ſehr oft bei den Jndianern; einzelne kommen auch nach Europa herüber. Sie
gehören nicht zu den Thieren, welche die Aufmerkſamkeit auf ſich zu feſſeln wiſſen, müſſen vielmehr
als langweilige Geſchöpfe bezeichnet werden.



Eins der hübſcheſten Steißhühner iſt die Tataupa (Crypturus Tataupa). Die Sippe
Jnjambus, welche ſie vertritt, kennzeichnet ſich durch kräftigen Leib, kurzen und taubenartigen
Hals, ziemlich großen Kopf, mehr als kopflangen, dünnen, nach vorn verflachten, ſanft gebogenen,
hinten auf der Firſte ſtark abgeplatteten Schnabel, kurzen Flügel, in welchem die vierte Schwinge
die längſte, die erſte ſehr klein iſt, den Mangel eigentlicher Steuerfedern, mittelhohen Fuß, deſſen
Hinterzehe bis auf den Nagel verkümmert iſt, ſowie endlich durch ein reiches, dunkles Gefieder.
Kopf, Hals und Bruſt ſind grau, Rücken, Flügel und Schwanzdeckfedern rothbraun, die Steißfedern
ſchwarz oder dunkelbraun, weiß und gelb geſäumt. Das Auge iſt röthlich gelbbraun, der Schnabel
korallenroth, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 9½, die Breite 15, die Fittiglänge 4¾ Zoll.
Das Weibchen läßt ſich vom Männchen kaum unterſcheiden. Der junge Vogel iſt auf Kopf, Hals
und Unterſeite ſchmuzigbräunlichgrau, auf dem Bauche dunkelgraugelb und deutlich dunkler
quer gefleckt.

Jn Oſtbraſilien kennt man die Tataupa überall, weil ſie in allen Gebüſchen gemein iſt und
wenn auch nicht oft geſehen, ſo doch häufig gehört wird. Der Prinz fand ſie weniger in den großen
Waldungen, als auf offenen, mit hohem Gras beſtandenen Triften. Beſonders häufig kommt ſie im
Sertong von Bahia vor. Sie lebt nach Art unſeres Wieſenknarrers, läuft ſehr ſchnell auf dem
Boden dahin, iſt bald nah, bald fern, und läßt beſonders gegen Abend ihren Ruf vernehmen, einen
eigenthümlichen Laut, welcher, nach Burmeiſter, mit zwei etwas gedehnten Tönen beginnt, worauf
ſechs bis acht ähnliche kurze, ſchnell wiederholte Töne folgen. Jn ihrer Lebensweiſe unterſcheidet
ſie ſich übrigens nicht von anderen Verwandten. Sie niſtet auf dem Boden und legt mehrere, wie
Milchchocolade gefärbte, glänzende Eier von der Größe ſtarker Taubeneier. Jhr Wildpret iſt ein
vortreffliches Gericht und ſehr gewöhnlicher Braten. Es hat eine dünne, durchſichtige Haut, und
ein ganz klares, gallertartig durchſcheinendes Fleiſch, welches, gekocht, völlig weiß wie geronnener
Faſerſtoff ausſieht und faſt kein Fett enthält. Wenn man Geduld im Anſchleichen und Abwarten
hat, wird es, nach Verſicherung des Prinzen, nicht ſchwer, dieſen Vogel zu erlegen; er muß aber in
dem dichten, hohen Graſe oft in zu geringer Entfernung geſchoſſen werden.

Jn der Gefangenſchaft habe ich die Tataupa noch nicht, wohl aber eine nahe verwandte Art
beobachtet. Sie erinnert ebenſoviel an gewiſſe Erdtauben, wie an die Rallen, läuft faſt beſtändig auf
dem Boden umher und trägt ſich dabei ziemlich eingezogen, die Läufe in den Ferſengelenken geknickt,
pflegt aber den Schwanz oder wenigſtens die Schwanzdeckfedern zu erheben. Jhre Nahrung lieſt ſie
nach Art der Tauben vom Boden auf, ohne jemals zu ſcharren. Von den Sitzſtangen in ihrem
Wohnraume macht ſie, ſoviel von mir beobachtet wurde, niemals Gebrauch.



Eine zweite Art der Familie, der Jnambu (Rhynchotus rufescens), vertritt die Sippe der
Großſteißhühner und kennzeichnet ſich durch bedeutende Größe, kräftigen Leib, ziemlich langen
Hals, kleinen Kopf, kopflangen, ſanft gebogenen, am Ende ſtumpf abgerundeten Schnabel, kurz-
gewölbten Flügel mit zugeſpitzten Handſchwingen, deren erſte ſehr verkürzt und deren vierte die

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[517/0547] Tataupa. Jnambu. Sprunge mit einer bewunderungswürdigen Behendigkeit. Gefangene Steißhühner ſieht man, laut Schomburgk, ſehr oft bei den Jndianern; einzelne kommen auch nach Europa herüber. Sie gehören nicht zu den Thieren, welche die Aufmerkſamkeit auf ſich zu feſſeln wiſſen, müſſen vielmehr als langweilige Geſchöpfe bezeichnet werden. Eins der hübſcheſten Steißhühner iſt die Tataupa (Crypturus Tataupa). Die Sippe Jnjambus, welche ſie vertritt, kennzeichnet ſich durch kräftigen Leib, kurzen und taubenartigen Hals, ziemlich großen Kopf, mehr als kopflangen, dünnen, nach vorn verflachten, ſanft gebogenen, hinten auf der Firſte ſtark abgeplatteten Schnabel, kurzen Flügel, in welchem die vierte Schwinge die längſte, die erſte ſehr klein iſt, den Mangel eigentlicher Steuerfedern, mittelhohen Fuß, deſſen Hinterzehe bis auf den Nagel verkümmert iſt, ſowie endlich durch ein reiches, dunkles Gefieder. Kopf, Hals und Bruſt ſind grau, Rücken, Flügel und Schwanzdeckfedern rothbraun, die Steißfedern ſchwarz oder dunkelbraun, weiß und gelb geſäumt. Das Auge iſt röthlich gelbbraun, der Schnabel korallenroth, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 9½, die Breite 15, die Fittiglänge 4¾ Zoll. Das Weibchen läßt ſich vom Männchen kaum unterſcheiden. Der junge Vogel iſt auf Kopf, Hals und Unterſeite ſchmuzigbräunlichgrau, auf dem Bauche dunkelgraugelb und deutlich dunkler quer gefleckt. Jn Oſtbraſilien kennt man die Tataupa überall, weil ſie in allen Gebüſchen gemein iſt und wenn auch nicht oft geſehen, ſo doch häufig gehört wird. Der Prinz fand ſie weniger in den großen Waldungen, als auf offenen, mit hohem Gras beſtandenen Triften. Beſonders häufig kommt ſie im Sertong von Bahia vor. Sie lebt nach Art unſeres Wieſenknarrers, läuft ſehr ſchnell auf dem Boden dahin, iſt bald nah, bald fern, und läßt beſonders gegen Abend ihren Ruf vernehmen, einen eigenthümlichen Laut, welcher, nach Burmeiſter, mit zwei etwas gedehnten Tönen beginnt, worauf ſechs bis acht ähnliche kurze, ſchnell wiederholte Töne folgen. Jn ihrer Lebensweiſe unterſcheidet ſie ſich übrigens nicht von anderen Verwandten. Sie niſtet auf dem Boden und legt mehrere, wie Milchchocolade gefärbte, glänzende Eier von der Größe ſtarker Taubeneier. Jhr Wildpret iſt ein vortreffliches Gericht und ſehr gewöhnlicher Braten. Es hat eine dünne, durchſichtige Haut, und ein ganz klares, gallertartig durchſcheinendes Fleiſch, welches, gekocht, völlig weiß wie geronnener Faſerſtoff ausſieht und faſt kein Fett enthält. Wenn man Geduld im Anſchleichen und Abwarten hat, wird es, nach Verſicherung des Prinzen, nicht ſchwer, dieſen Vogel zu erlegen; er muß aber in dem dichten, hohen Graſe oft in zu geringer Entfernung geſchoſſen werden. Jn der Gefangenſchaft habe ich die Tataupa noch nicht, wohl aber eine nahe verwandte Art beobachtet. Sie erinnert ebenſoviel an gewiſſe Erdtauben, wie an die Rallen, läuft faſt beſtändig auf dem Boden umher und trägt ſich dabei ziemlich eingezogen, die Läufe in den Ferſengelenken geknickt, pflegt aber den Schwanz oder wenigſtens die Schwanzdeckfedern zu erheben. Jhre Nahrung lieſt ſie nach Art der Tauben vom Boden auf, ohne jemals zu ſcharren. Von den Sitzſtangen in ihrem Wohnraume macht ſie, ſoviel von mir beobachtet wurde, niemals Gebrauch. Eine zweite Art der Familie, der Jnambu (Rhynchotus rufescens), vertritt die Sippe der Großſteißhühner und kennzeichnet ſich durch bedeutende Größe, kräftigen Leib, ziemlich langen Hals, kleinen Kopf, kopflangen, ſanft gebogenen, am Ende ſtumpf abgerundeten Schnabel, kurz- gewölbten Flügel mit zugeſpitzten Handſchwingen, deren erſte ſehr verkürzt und deren vierte die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/547>, abgerufen am 16.07.2024.