Das Gefieder des bedeutend kleineren Weibchens zeigt auf rostbraungrauem Grunde eine sehr feine graue Sprenkelung; Kinn und Wange sind weißgrau, Unterbrust und Bauch weißlich, rostbraun gefleckt und schwarz in die Quere gebändert, die Handschwingen schwärzlich, die Armschwingen der Rückenfärbung entsprechend, die äußern Schwanzfedern mit schwarzen Wellenlinien gezeichnet.
Wir kennen die Zeit nicht, in welcher die ersten lebenden Silberfasanen nach Europa gelangten, dürfen aber annehmen, daß es nicht vor dem siebzehnten Jahrhundert geschehen ist, da die Schrift- steller des sechszehnten Jahrhunderts, Geßner z. B., den so schönen und auffallenden Vogel nicht erwähnen. Wir haben gewußt, daß dieser aus China stammt, bisher aber wahrscheinlich mit Unrecht nur den Norden dieses Reiches als seine Heimat angenommen; denn Swinhoe's Forschungen haben bewiesen, daß der Silberfasan wild im Süden Chinas lebt und hier die bewaldeten Berge des Jnnern bewohnt: einzelne sind in der Nachbarschaft von Amoy erlegt worden. Ueber ein Vorkommen in nördlicheren Gegenden mangelt zur Zeit noch bestimmte Kunde. Dagegen wird unser Fasan auch in China und noch mehr in Japan sehr häufig zahm gehalten. Jn Europa gedeiht er bei einfacher Pflege ausgezeichnet und zwar im Freien ebensogut wie auf dem Hofe oder in einem größeren Gebauer. Daß er noch nicht in unsern Waldungen ausgesetzt worden ist, hat seine guten Gründe. Versucht wurde eine solche Einbürgerung; der Erfolg war aber ein ungünstiger. Das Männchen macht sich wegen seiner weißen Oberseite so bemerklich, daß es dem Raubzeug mehr ausgesetzt ist, als jeder andere Vogel seiner Größe. Aber Das ist nicht das einzige Hinderniß; ein zweites verursacht der Fasan selber. Unter allen Verwandten ist er der muthigste und rauflustigste. Zwei Männchen, welche ein und dasselbe Gebiet bewohnen, liegen mit einander in beständigem Streite; der Silberfasan sucht seine Herrschaft jedoch auch anderen Thieren gegenüber fühlbar zu machen, kämpft mit dem Haushahne auf das äußerste und vertreibt, wenn er im Walde frei umherschweifen kann, jedes andere Wildhuhn, welches hier lebt, zunächst natürlich den gemeinen oder Edelfasan. Und da nun der letztere doch immer noch mehr Nutzen gewährt als er, zieht man es vor, nur jenen zu pflegen.
Hinsichtlich seiner Bewegungsfähigkeit und Beweglichkeit steht der Silberfasan hinter anderen Verwandten zurück. Man ist versucht, ihn einen faulen Vogel zu nennen. Zum Fliegen entschließt er sich nur im Rothfalle, und wenn er wirklich aufstand, streicht er höchstens eine kurze Strecke weit dahin und fällt dann sofort wieder zum Boden herab: es scheint, als ob seine Schwingen zu klein wären, die Last des Leibes zu tragen. Jm Laufen dagegen zeichnet auch er sich aus. Es fehlt ihm zwar die Gewandtheit und Behendigkeit des Goldfasans; er steht in der Schnelligkeit vielleicht hinter dem Edelfasane zurück, übertrifft aber beide, wie mir es scheinen will, durch die Ausdauer dieser Bewegungen. Die Stimme ist nach der Jahreszeit verschieden. Jm Frühlinge, während der Paarung, vernimmt man am häufigsten ein lang gedehntes, klangvolles Pfeifen, außerdem meist nur ein dumpfes, gackerndes "Radara Dukdukduk", welchem erst, wenn der Vogel in Aufregung geräth, das Pfeifen angehängt wird. Jn seiner Bewerbung um die Gunst des Weibchens zeigt sich der Silberfasan noch nachlässiger als seine Verwandten. Er ist allerdings auch sehr aufgeregt und im höchsten Grade kampflustig, läßt seinen Muth unter Anderem auch an Menschen aus, indem er letztere wüthend anfällt und mit Schnabelhieben und Sporenstößen zu vertreiben sucht; dem Weibchen gegen- über aber geberdet er sich keineswegs auffallend. Gewöhnlich hebt er nur die Haube, wenn er seine Liebesgefühle ausdrücken will; zu einem Senken des Kopfes, Breiten der Flügel und Spreizen des Schwanzes kommt es schon seltener.
Die Henne legt zehn bis achtzehn Eier, welche entweder gleichmäßig rothgelb von Farbe, oder auf weißgelblichem Grunde mit kleinen bräunlichen Punkten gezeichnet sind. Wenn man ihr die Eier läßt, brütet sie selbst, und zwar mit großer Hingebung. Nach fünfundzwanzig Tagen schlüpfen die Küchlein aus, kleine, allerliebste Geschöpfe, welche das höchst ansprechend gezeichnete Dunen- gefieder vortrefflich kleidet. Sie wachsen ziemlich rasch soweit heran, daß sie fliegen oder wenigstens flattern können, erlangen aber erst im zweiten Lebensjahre die volle Größe und die Tracht ihrer
Silberfaſan.
Das Gefieder des bedeutend kleineren Weibchens zeigt auf roſtbraungrauem Grunde eine ſehr feine graue Sprenkelung; Kinn und Wange ſind weißgrau, Unterbruſt und Bauch weißlich, roſtbraun gefleckt und ſchwarz in die Quere gebändert, die Handſchwingen ſchwärzlich, die Armſchwingen der Rückenfärbung entſprechend, die äußern Schwanzfedern mit ſchwarzen Wellenlinien gezeichnet.
Wir kennen die Zeit nicht, in welcher die erſten lebenden Silberfaſanen nach Europa gelangten, dürfen aber annehmen, daß es nicht vor dem ſiebzehnten Jahrhundert geſchehen iſt, da die Schrift- ſteller des ſechszehnten Jahrhunderts, Geßner z. B., den ſo ſchönen und auffallenden Vogel nicht erwähnen. Wir haben gewußt, daß dieſer aus China ſtammt, bisher aber wahrſcheinlich mit Unrecht nur den Norden dieſes Reiches als ſeine Heimat angenommen; denn Swinhoe’s Forſchungen haben bewieſen, daß der Silberfaſan wild im Süden Chinas lebt und hier die bewaldeten Berge des Jnnern bewohnt: einzelne ſind in der Nachbarſchaft von Amoy erlegt worden. Ueber ein Vorkommen in nördlicheren Gegenden mangelt zur Zeit noch beſtimmte Kunde. Dagegen wird unſer Faſan auch in China und noch mehr in Japan ſehr häufig zahm gehalten. Jn Europa gedeiht er bei einfacher Pflege ausgezeichnet und zwar im Freien ebenſogut wie auf dem Hofe oder in einem größeren Gebauer. Daß er noch nicht in unſern Waldungen ausgeſetzt worden iſt, hat ſeine guten Gründe. Verſucht wurde eine ſolche Einbürgerung; der Erfolg war aber ein ungünſtiger. Das Männchen macht ſich wegen ſeiner weißen Oberſeite ſo bemerklich, daß es dem Raubzeug mehr ausgeſetzt iſt, als jeder andere Vogel ſeiner Größe. Aber Das iſt nicht das einzige Hinderniß; ein zweites verurſacht der Faſan ſelber. Unter allen Verwandten iſt er der muthigſte und raufluſtigſte. Zwei Männchen, welche ein und daſſelbe Gebiet bewohnen, liegen mit einander in beſtändigem Streite; der Silberfaſan ſucht ſeine Herrſchaft jedoch auch anderen Thieren gegenüber fühlbar zu machen, kämpft mit dem Haushahne auf das äußerſte und vertreibt, wenn er im Walde frei umherſchweifen kann, jedes andere Wildhuhn, welches hier lebt, zunächſt natürlich den gemeinen oder Edelfaſan. Und da nun der letztere doch immer noch mehr Nutzen gewährt als er, zieht man es vor, nur jenen zu pflegen.
Hinſichtlich ſeiner Bewegungsfähigkeit und Beweglichkeit ſteht der Silberfaſan hinter anderen Verwandten zurück. Man iſt verſucht, ihn einen faulen Vogel zu nennen. Zum Fliegen entſchließt er ſich nur im Rothfalle, und wenn er wirklich aufſtand, ſtreicht er höchſtens eine kurze Strecke weit dahin und fällt dann ſofort wieder zum Boden herab: es ſcheint, als ob ſeine Schwingen zu klein wären, die Laſt des Leibes zu tragen. Jm Laufen dagegen zeichnet auch er ſich aus. Es fehlt ihm zwar die Gewandtheit und Behendigkeit des Goldfaſans; er ſteht in der Schnelligkeit vielleicht hinter dem Edelfaſane zurück, übertrifft aber beide, wie mir es ſcheinen will, durch die Ausdauer dieſer Bewegungen. Die Stimme iſt nach der Jahreszeit verſchieden. Jm Frühlinge, während der Paarung, vernimmt man am häufigſten ein lang gedehntes, klangvolles Pfeifen, außerdem meiſt nur ein dumpfes, gackerndes „Radara Dukdukduk“, welchem erſt, wenn der Vogel in Aufregung geräth, das Pfeifen angehängt wird. Jn ſeiner Bewerbung um die Gunſt des Weibchens zeigt ſich der Silberfaſan noch nachläſſiger als ſeine Verwandten. Er iſt allerdings auch ſehr aufgeregt und im höchſten Grade kampfluſtig, läßt ſeinen Muth unter Anderem auch an Menſchen aus, indem er letztere wüthend anfällt und mit Schnabelhieben und Sporenſtößen zu vertreiben ſucht; dem Weibchen gegen- über aber geberdet er ſich keineswegs auffallend. Gewöhnlich hebt er nur die Haube, wenn er ſeine Liebesgefühle ausdrücken will; zu einem Senken des Kopfes, Breiten der Flügel und Spreizen des Schwanzes kommt es ſchon ſeltener.
Die Henne legt zehn bis achtzehn Eier, welche entweder gleichmäßig rothgelb von Farbe, oder auf weißgelblichem Grunde mit kleinen bräunlichen Punkten gezeichnet ſind. Wenn man ihr die Eier läßt, brütet ſie ſelbſt, und zwar mit großer Hingebung. Nach fünfundzwanzig Tagen ſchlüpfen die Küchlein aus, kleine, allerliebſte Geſchöpfe, welche das höchſt anſprechend gezeichnete Dunen- gefieder vortrefflich kleidet. Sie wachſen ziemlich raſch ſoweit heran, daß ſie fliegen oder wenigſtens flattern können, erlangen aber erſt im zweiten Lebensjahre die volle Größe und die Tracht ihrer
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[455/0483]
Silberfaſan.
Das Gefieder des bedeutend kleineren Weibchens zeigt auf roſtbraungrauem Grunde eine ſehr
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gefleckt und ſchwarz in die Quere gebändert, die Handſchwingen ſchwärzlich, die Armſchwingen der
Rückenfärbung entſprechend, die äußern Schwanzfedern mit ſchwarzen Wellenlinien gezeichnet.
Wir kennen die Zeit nicht, in welcher die erſten lebenden Silberfaſanen nach Europa gelangten,
dürfen aber annehmen, daß es nicht vor dem ſiebzehnten Jahrhundert geſchehen iſt, da die Schrift-
ſteller des ſechszehnten Jahrhunderts, Geßner z. B., den ſo ſchönen und auffallenden Vogel nicht
erwähnen. Wir haben gewußt, daß dieſer aus China ſtammt, bisher aber wahrſcheinlich mit Unrecht
nur den Norden dieſes Reiches als ſeine Heimat angenommen; denn Swinhoe’s Forſchungen haben
bewieſen, daß der Silberfaſan wild im Süden Chinas lebt und hier die bewaldeten Berge des Jnnern
bewohnt: einzelne ſind in der Nachbarſchaft von Amoy erlegt worden. Ueber ein Vorkommen in
nördlicheren Gegenden mangelt zur Zeit noch beſtimmte Kunde. Dagegen wird unſer Faſan auch in
China und noch mehr in Japan ſehr häufig zahm gehalten. Jn Europa gedeiht er bei einfacher
Pflege ausgezeichnet und zwar im Freien ebenſogut wie auf dem Hofe oder in einem größeren
Gebauer. Daß er noch nicht in unſern Waldungen ausgeſetzt worden iſt, hat ſeine guten Gründe.
Verſucht wurde eine ſolche Einbürgerung; der Erfolg war aber ein ungünſtiger. Das Männchen
macht ſich wegen ſeiner weißen Oberſeite ſo bemerklich, daß es dem Raubzeug mehr ausgeſetzt iſt, als
jeder andere Vogel ſeiner Größe. Aber Das iſt nicht das einzige Hinderniß; ein zweites verurſacht
der Faſan ſelber. Unter allen Verwandten iſt er der muthigſte und raufluſtigſte. Zwei Männchen,
welche ein und daſſelbe Gebiet bewohnen, liegen mit einander in beſtändigem Streite; der Silberfaſan
ſucht ſeine Herrſchaft jedoch auch anderen Thieren gegenüber fühlbar zu machen, kämpft mit dem
Haushahne auf das äußerſte und vertreibt, wenn er im Walde frei umherſchweifen kann, jedes andere
Wildhuhn, welches hier lebt, zunächſt natürlich den gemeinen oder Edelfaſan. Und da nun der letztere
doch immer noch mehr Nutzen gewährt als er, zieht man es vor, nur jenen zu pflegen.
Hinſichtlich ſeiner Bewegungsfähigkeit und Beweglichkeit ſteht der Silberfaſan hinter anderen
Verwandten zurück. Man iſt verſucht, ihn einen faulen Vogel zu nennen. Zum Fliegen entſchließt er
ſich nur im Rothfalle, und wenn er wirklich aufſtand, ſtreicht er höchſtens eine kurze Strecke weit
dahin und fällt dann ſofort wieder zum Boden herab: es ſcheint, als ob ſeine Schwingen zu klein
wären, die Laſt des Leibes zu tragen. Jm Laufen dagegen zeichnet auch er ſich aus. Es fehlt ihm
zwar die Gewandtheit und Behendigkeit des Goldfaſans; er ſteht in der Schnelligkeit vielleicht hinter
dem Edelfaſane zurück, übertrifft aber beide, wie mir es ſcheinen will, durch die Ausdauer dieſer
Bewegungen. Die Stimme iſt nach der Jahreszeit verſchieden. Jm Frühlinge, während der
Paarung, vernimmt man am häufigſten ein lang gedehntes, klangvolles Pfeifen, außerdem meiſt nur
ein dumpfes, gackerndes „Radara Dukdukduk“, welchem erſt, wenn der Vogel in Aufregung geräth,
das Pfeifen angehängt wird. Jn ſeiner Bewerbung um die Gunſt des Weibchens zeigt ſich der
Silberfaſan noch nachläſſiger als ſeine Verwandten. Er iſt allerdings auch ſehr aufgeregt und im
höchſten Grade kampfluſtig, läßt ſeinen Muth unter Anderem auch an Menſchen aus, indem er letztere
wüthend anfällt und mit Schnabelhieben und Sporenſtößen zu vertreiben ſucht; dem Weibchen gegen-
über aber geberdet er ſich keineswegs auffallend. Gewöhnlich hebt er nur die Haube, wenn er ſeine
Liebesgefühle ausdrücken will; zu einem Senken des Kopfes, Breiten der Flügel und Spreizen des
Schwanzes kommt es ſchon ſeltener.
Die Henne legt zehn bis achtzehn Eier, welche entweder gleichmäßig rothgelb von Farbe, oder
auf weißgelblichem Grunde mit kleinen bräunlichen Punkten gezeichnet ſind. Wenn man ihr die
Eier läßt, brütet ſie ſelbſt, und zwar mit großer Hingebung. Nach fünfundzwanzig Tagen ſchlüpfen
die Küchlein aus, kleine, allerliebſte Geſchöpfe, welche das höchſt anſprechend gezeichnete Dunen-
gefieder vortrefflich kleidet. Sie wachſen ziemlich raſch ſoweit heran, daß ſie fliegen oder wenigſtens
flattern können, erlangen aber erſt im zweiten Lebensjahre die volle Größe und die Tracht ihrer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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