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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Scharrvögel. Kammhühner.
Federn seines Halskragens. Diese Federn sind schmal und lang, am Ende jedoch nicht spitzig, sondern
abgerundet; ihr Schaft verbreitert sich gegen das Ende hin und bildet eine rundliche Hornscheibe,
verschmälert sich hierauf wieder und erweitert sich nochmals in ähnlicher Weise. Die Fahnen der
bezüglichen Federn sind dunkelgrau, die Schäfte und die Mittelscheiben glänzendweiß, die Endscheiben
lebhaft rothgelb, die langen, schmalen Federn des Rückens braunschwarz, heller gefleckt, die kleinen
Deckfedern der Flügel fahnenlos, platt geschaftet und glänzend kastanienbraunroth von Farbe, die des
Bürzels grau, lichter gesäumt und geschastet, die äußersten, seitlich herabhängenden aber roth und
gelblich gesäumt und geschaftet, die Schwingen düstergrau, blaß gesäumt und geschaftet, die übrigen
schwarz, grünlich glänzend, die sichelförmigen Oberschwanzdeckfedern schimmernd dunkelgrün, die
Federn der Unterseite schwarzgrau, die der Weichen in der Mitte und an den Säumen gelb oder
rothbraun. Das Auge ist lichtbraungelb, der Kopfschmuck roth, der Schnabel gelblich hornfarben,
der Fuß lichtgelb. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge bis 91/2, die Schwanzlänge bis 15 Zoll.

Die Henne ist auf der Oberseite ziemlich gleichfarbig dunkelbraun, da die dunklen Säume und
Bänder der Federn so wenig hervortreten, daß die durch sie bewirkte Schattirung sichtbar wird;
Kehle und Gurgelgegend sind weiß, die übrigen Federn der Unterseite lichtgelblich grau, schwarz
gesäumt, die Handschwingen einfarbig dunkelbraun, die Armschwingen braun und schwarz gebändert,
die Steuerfedern schwarzbraun, dunkler gepunktet und gewässert.

Alle diese Hühner bewohnen Jndien und die malayischen Länder. Auf dem Festlande Jndiens
kommen das Bankiva- und Sonneratshuhn, auf Java das erstere und die Gangegar neben einander
vor; das Dschungelhuhn scheint auf Ceylon beschränkt zu sein. Alle Arten leben vorzugsweise in den
Bambusdickichten des Gebirges, ohne jedoch lichteren Wald und bezüglich tiefer gelegene Gegenden
zu meiden. Das Bankivahuhn ist in Mittelindien selten, im Osten der Halbinsel und ebenso in dem
nördlichen Hügellande dagegen sehr häufig. Sein Verbreitungskreis erstreckt sich nach Norden hin
bis zur Südgrenze von Kaschmir, nach Westen bis zum Rhatgebirge, nach Osten bis Südwestchina,
nach Süden bis Java. Es ist gemein in Assam, Silhet und Burmah, auf der Halbinsel von Malaka
und ebenso auf den Sundainseln, weicht aber im Süden ziemlich auffallend ab, sodaß man vielleicht
zwei verschiedene Arten unterscheiden kann. Die Gangegar gehört dem Süden an und kommt wahr-
scheinlich nur auf Java und Sumatra, vielleicht auch auf Borneo vor. Von den beiden auf Java
einheimischen Wildhühnern hält sich das Bankivahuhn am liebsten an der Grenze des Hochwaldes auf,
kommt auch häufig in den in ihrer Nähe gelegenen Kaffeepflanzungen, jedoch selten in einem Gürtel
unter dreitausend Fuß Höhe vor; die Gangegar dagegen bewohnt vorzugsweise die Alang-Alang-
Wildnisse und Strauchdickichte unterhalb dreitausend Fuß Höhe. Das Dschungelhuhn ist, laut
Tennent, auf Ceylon häufig allerorten, gemein aber in dem höheren Gürtel des Gebirges, scheint
also die Höhe doch der Tiefe vorzuziehen.

Nicht überall ist es leicht, das Freileben dieser Hühner zu beobachten. Der Wald legt da, wo
sie am häufigsten leben, dem Forscher wie dem Jäger oft unüberwindliche Hindernisse in den Weg.
Jn Jndien scheint die Beobachtung noch mit den geringsten Schwierigkeiten verbunden zu sein; auf
Java hingegen wird sie, wie wir sehen werden, sehr erschwert. Wenn man durch die Wälder reist,
trifft man, laut Jerdon, oft mit den Wildhühnern zusammen. Sie halten sich gern in der Nähe
der Wege auf, weil sie hier in dem Kothe der Herdenthiere oder Pferde reichliche Nahrung finden; auch
treiben die Hunde, wenn sie seitab von den Wegen umherlaufen, viele von ihnen zu Baume; man sieht
sie auf den Feldern, welche in der Nähe der Wälder liegen und von ihnen gern besucht werden, oder
beobachtet sie endlich gelegentlich der Jagden, zu denen sie Veranlassung geben. Jerdon läßt sich,
ungeachtet der ihm vielfach gebotenen Gelegenheit, ihr Leben zu erforschen, nicht weiter über sie aus;
andere in Jndien lebende Forscher haben uns ebenso wenig durch eine ausführliche Schilderung
ihres Freilebens erfreut. Das Meiste berichtet immer noch Bernstein. "Beide Arten der auf
Java lebenden Wildhühner sind sehr scheu, und daher im Freien schwierig zu beobachten. Dies
gilt zumal für die Gangegar, da die von ihr bewohnten Dickichte sie fast stets den Augen des

Die Läufer. Scharrvögel. Kammhühner.
Federn ſeines Halskragens. Dieſe Federn ſind ſchmal und lang, am Ende jedoch nicht ſpitzig, ſondern
abgerundet; ihr Schaft verbreitert ſich gegen das Ende hin und bildet eine rundliche Hornſcheibe,
verſchmälert ſich hierauf wieder und erweitert ſich nochmals in ähnlicher Weiſe. Die Fahnen der
bezüglichen Federn ſind dunkelgrau, die Schäfte und die Mittelſcheiben glänzendweiß, die Endſcheiben
lebhaft rothgelb, die langen, ſchmalen Federn des Rückens braunſchwarz, heller gefleckt, die kleinen
Deckfedern der Flügel fahnenlos, platt geſchaftet und glänzend kaſtanienbraunroth von Farbe, die des
Bürzels grau, lichter geſäumt und geſchaſtet, die äußerſten, ſeitlich herabhängenden aber roth und
gelblich geſäumt und geſchaftet, die Schwingen düſtergrau, blaß geſäumt und geſchaftet, die übrigen
ſchwarz, grünlich glänzend, die ſichelförmigen Oberſchwanzdeckfedern ſchimmernd dunkelgrün, die
Federn der Unterſeite ſchwarzgrau, die der Weichen in der Mitte und an den Säumen gelb oder
rothbraun. Das Auge iſt lichtbraungelb, der Kopfſchmuck roth, der Schnabel gelblich hornfarben,
der Fuß lichtgelb. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge bis 9½, die Schwanzlänge bis 15 Zoll.

Die Henne iſt auf der Oberſeite ziemlich gleichfarbig dunkelbraun, da die dunklen Säume und
Bänder der Federn ſo wenig hervortreten, daß die durch ſie bewirkte Schattirung ſichtbar wird;
Kehle und Gurgelgegend ſind weiß, die übrigen Federn der Unterſeite lichtgelblich grau, ſchwarz
geſäumt, die Handſchwingen einfarbig dunkelbraun, die Armſchwingen braun und ſchwarz gebändert,
die Steuerfedern ſchwarzbraun, dunkler gepunktet und gewäſſert.

Alle dieſe Hühner bewohnen Jndien und die malayiſchen Länder. Auf dem Feſtlande Jndiens
kommen das Bankiva- und Sonneratshuhn, auf Java das erſtere und die Gangégar neben einander
vor; das Dſchungelhuhn ſcheint auf Ceylon beſchränkt zu ſein. Alle Arten leben vorzugsweiſe in den
Bambusdickichten des Gebirges, ohne jedoch lichteren Wald und bezüglich tiefer gelegene Gegenden
zu meiden. Das Bankivahuhn iſt in Mittelindien ſelten, im Oſten der Halbinſel und ebenſo in dem
nördlichen Hügellande dagegen ſehr häufig. Sein Verbreitungskreis erſtreckt ſich nach Norden hin
bis zur Südgrenze von Kaſchmir, nach Weſten bis zum Rhatgebirge, nach Oſten bis Südweſtchina,
nach Süden bis Java. Es iſt gemein in Aſſam, Silhet und Burmah, auf der Halbinſel von Malaka
und ebenſo auf den Sundainſeln, weicht aber im Süden ziemlich auffallend ab, ſodaß man vielleicht
zwei verſchiedene Arten unterſcheiden kann. Die Gangégar gehört dem Süden an und kommt wahr-
ſcheinlich nur auf Java und Sumatra, vielleicht auch auf Borneo vor. Von den beiden auf Java
einheimiſchen Wildhühnern hält ſich das Bankivahuhn am liebſten an der Grenze des Hochwaldes auf,
kommt auch häufig in den in ihrer Nähe gelegenen Kaffeepflanzungen, jedoch ſelten in einem Gürtel
unter dreitauſend Fuß Höhe vor; die Gangégar dagegen bewohnt vorzugsweiſe die Alang-Alang-
Wildniſſe und Strauchdickichte unterhalb dreitauſend Fuß Höhe. Das Dſchungelhuhn iſt, laut
Tennent, auf Ceylon häufig allerorten, gemein aber in dem höheren Gürtel des Gebirges, ſcheint
alſo die Höhe doch der Tiefe vorzuziehen.

Nicht überall iſt es leicht, das Freileben dieſer Hühner zu beobachten. Der Wald legt da, wo
ſie am häufigſten leben, dem Forſcher wie dem Jäger oft unüberwindliche Hinderniſſe in den Weg.
Jn Jndien ſcheint die Beobachtung noch mit den geringſten Schwierigkeiten verbunden zu ſein; auf
Java hingegen wird ſie, wie wir ſehen werden, ſehr erſchwert. Wenn man durch die Wälder reiſt,
trifft man, laut Jerdon, oft mit den Wildhühnern zuſammen. Sie halten ſich gern in der Nähe
der Wege auf, weil ſie hier in dem Kothe der Herdenthiere oder Pferde reichliche Nahrung finden; auch
treiben die Hunde, wenn ſie ſeitab von den Wegen umherlaufen, viele von ihnen zu Baume; man ſieht
ſie auf den Feldern, welche in der Nähe der Wälder liegen und von ihnen gern beſucht werden, oder
beobachtet ſie endlich gelegentlich der Jagden, zu denen ſie Veranlaſſung geben. Jerdon läßt ſich,
ungeachtet der ihm vielfach gebotenen Gelegenheit, ihr Leben zu erforſchen, nicht weiter über ſie aus;
andere in Jndien lebende Forſcher haben uns ebenſo wenig durch eine ausführliche Schilderung
ihres Freilebens erfreut. Das Meiſte berichtet immer noch Bernſtein. „Beide Arten der auf
Java lebenden Wildhühner ſind ſehr ſcheu, und daher im Freien ſchwierig zu beobachten. Dies
gilt zumal für die Gangégar, da die von ihr bewohnten Dickichte ſie faſt ſtets den Augen des

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[444/0472] Die Läufer. Scharrvögel. Kammhühner. Federn ſeines Halskragens. Dieſe Federn ſind ſchmal und lang, am Ende jedoch nicht ſpitzig, ſondern abgerundet; ihr Schaft verbreitert ſich gegen das Ende hin und bildet eine rundliche Hornſcheibe, verſchmälert ſich hierauf wieder und erweitert ſich nochmals in ähnlicher Weiſe. Die Fahnen der bezüglichen Federn ſind dunkelgrau, die Schäfte und die Mittelſcheiben glänzendweiß, die Endſcheiben lebhaft rothgelb, die langen, ſchmalen Federn des Rückens braunſchwarz, heller gefleckt, die kleinen Deckfedern der Flügel fahnenlos, platt geſchaftet und glänzend kaſtanienbraunroth von Farbe, die des Bürzels grau, lichter geſäumt und geſchaſtet, die äußerſten, ſeitlich herabhängenden aber roth und gelblich geſäumt und geſchaftet, die Schwingen düſtergrau, blaß geſäumt und geſchaftet, die übrigen ſchwarz, grünlich glänzend, die ſichelförmigen Oberſchwanzdeckfedern ſchimmernd dunkelgrün, die Federn der Unterſeite ſchwarzgrau, die der Weichen in der Mitte und an den Säumen gelb oder rothbraun. Das Auge iſt lichtbraungelb, der Kopfſchmuck roth, der Schnabel gelblich hornfarben, der Fuß lichtgelb. Die Länge beträgt 24, die Fittiglänge bis 9½, die Schwanzlänge bis 15 Zoll. Die Henne iſt auf der Oberſeite ziemlich gleichfarbig dunkelbraun, da die dunklen Säume und Bänder der Federn ſo wenig hervortreten, daß die durch ſie bewirkte Schattirung ſichtbar wird; Kehle und Gurgelgegend ſind weiß, die übrigen Federn der Unterſeite lichtgelblich grau, ſchwarz geſäumt, die Handſchwingen einfarbig dunkelbraun, die Armſchwingen braun und ſchwarz gebändert, die Steuerfedern ſchwarzbraun, dunkler gepunktet und gewäſſert. Alle dieſe Hühner bewohnen Jndien und die malayiſchen Länder. Auf dem Feſtlande Jndiens kommen das Bankiva- und Sonneratshuhn, auf Java das erſtere und die Gangégar neben einander vor; das Dſchungelhuhn ſcheint auf Ceylon beſchränkt zu ſein. Alle Arten leben vorzugsweiſe in den Bambusdickichten des Gebirges, ohne jedoch lichteren Wald und bezüglich tiefer gelegene Gegenden zu meiden. Das Bankivahuhn iſt in Mittelindien ſelten, im Oſten der Halbinſel und ebenſo in dem nördlichen Hügellande dagegen ſehr häufig. Sein Verbreitungskreis erſtreckt ſich nach Norden hin bis zur Südgrenze von Kaſchmir, nach Weſten bis zum Rhatgebirge, nach Oſten bis Südweſtchina, nach Süden bis Java. Es iſt gemein in Aſſam, Silhet und Burmah, auf der Halbinſel von Malaka und ebenſo auf den Sundainſeln, weicht aber im Süden ziemlich auffallend ab, ſodaß man vielleicht zwei verſchiedene Arten unterſcheiden kann. Die Gangégar gehört dem Süden an und kommt wahr- ſcheinlich nur auf Java und Sumatra, vielleicht auch auf Borneo vor. Von den beiden auf Java einheimiſchen Wildhühnern hält ſich das Bankivahuhn am liebſten an der Grenze des Hochwaldes auf, kommt auch häufig in den in ihrer Nähe gelegenen Kaffeepflanzungen, jedoch ſelten in einem Gürtel unter dreitauſend Fuß Höhe vor; die Gangégar dagegen bewohnt vorzugsweiſe die Alang-Alang- Wildniſſe und Strauchdickichte unterhalb dreitauſend Fuß Höhe. Das Dſchungelhuhn iſt, laut Tennent, auf Ceylon häufig allerorten, gemein aber in dem höheren Gürtel des Gebirges, ſcheint alſo die Höhe doch der Tiefe vorzuziehen. Nicht überall iſt es leicht, das Freileben dieſer Hühner zu beobachten. Der Wald legt da, wo ſie am häufigſten leben, dem Forſcher wie dem Jäger oft unüberwindliche Hinderniſſe in den Weg. Jn Jndien ſcheint die Beobachtung noch mit den geringſten Schwierigkeiten verbunden zu ſein; auf Java hingegen wird ſie, wie wir ſehen werden, ſehr erſchwert. Wenn man durch die Wälder reiſt, trifft man, laut Jerdon, oft mit den Wildhühnern zuſammen. Sie halten ſich gern in der Nähe der Wege auf, weil ſie hier in dem Kothe der Herdenthiere oder Pferde reichliche Nahrung finden; auch treiben die Hunde, wenn ſie ſeitab von den Wegen umherlaufen, viele von ihnen zu Baume; man ſieht ſie auf den Feldern, welche in der Nähe der Wälder liegen und von ihnen gern beſucht werden, oder beobachtet ſie endlich gelegentlich der Jagden, zu denen ſie Veranlaſſung geben. Jerdon läßt ſich, ungeachtet der ihm vielfach gebotenen Gelegenheit, ihr Leben zu erforſchen, nicht weiter über ſie aus; andere in Jndien lebende Forſcher haben uns ebenſo wenig durch eine ausführliche Schilderung ihres Freilebens erfreut. Das Meiſte berichtet immer noch Bernſtein. „Beide Arten der auf Java lebenden Wildhühner ſind ſehr ſcheu, und daher im Freien ſchwierig zu beobachten. Dies gilt zumal für die Gangégar, da die von ihr bewohnten Dickichte ſie faſt ſtets den Augen des

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/472>, abgerufen am 22.11.2024.