bald darauf lief der alte Vogel herbei, gluckend wie eine Henne. Er kam bis zum Käfige heran, wollte aber auch jetzt noch nicht eintreten, sondern lief unter beständigem Locken rückwärts und vorwärts, nach den Büschen zu. Wenn mein Gehilfe ihn mit seinem Hute zu überdecken versuchte, kroch er förmlich auf dem Boden dahin; aber nur selten entschloß er sich zu fliegen. Es wurde endlich dunkel, und ich mußte ihn, um ihn nicht zu verlieren, tödten. Zu meiner größten Verwunderung fand ich bei der Zergliederung, daß ich ein Männchen erlegt hatte. Es war das einzige von den beiden Eltern gewesen, und so kann ich nur annehmen, daß das Weibchen entweder zu Grunde gegangen oder beschäftigt sein mußte, ein zweites Gelege zu bebrüten; denn die erwähnten Jungen waren bereits fast vollständig ausgefiedert.
Das Streitlaufhuhn wird von den Javanern oft in Gefangenschaft gehalten und zu diesem Zwecke entweder jung aus dem Neste genommen oder alt eingefangen; denn es gewöhnt sich unter allen Umständen leicht an den Käfig. Man ernährt es mit Reis, thut aber wohl, wenn man ihm nebenbei Kerbthiere, namentlich kleine Heuschrecken, welche es sehr gern verzehrt, zur Aeßung reicht. Bei gewissen Gelegenheiten werden die Gefangenen zu Kampfspielen verwendet und zwar, da beide Geschlechter gleich muthig und fechtlustig sind, die Hennen ebensowohl wie die Hähne.
Es will scheinen, als ob Afrika unsern heimischen Erdtheil mit einem Laufhühnchen beschenkt habe, da es nur in den Theilen Südeuropas vorkommt, welche so zu sagen an Afrika grenzen und dessen Gepräge tragen. Man hat es bisher blos im südlichsten Spanien und auf Sicilien gefunden, hier noch häufiger als dort, wo es, nach meinen Erfahrungen, zu den seltensten Vögeln des Landes gehört, oder doch nur dann und wann erlegt und zu Markte gebracht wird, während es auf genannter Jnsel, laut Temminck, wenigstens in gewissen Gegenden gemein sein soll. Von hier hat es sich nicht nach Norden hin verbreitet, obwohl man einmal ein wahrscheinlich verflogenes in Orfordshire erlegt haben will. Viel häufiger als in Europa begegnet man ihm längst der Südküste des mittel- ländischen Meeres, von Marokko an bis Tunis hin. Laut Tristram wurde es hier zwar erst im Jahre 1847 von französischen Sammlern aufgefunden; seitdem aber hat man erfahren, daß es alle mit niederem Buschwerk bewachsene Gegenden Algeriens in Menge bevölkert und nunmehr auch einige Beobachtungen über die Lebensweise sammeln können.
Das Fausthühnchen, wie wir es nennen wollen (Turnix africanus oder Turnix gibral- tariensis), gehört zu den größeren Arten seiner Familie; denn seine Länge beträgt ungefähr sechs Zoll. Beide Geschlechter ähneln sich, soweit bis jetzt bekannt, in der Färbung; aber das Weibchen ist beträchtlich größer und um ein Drittel schwerer als das Männchen. Ueber den dunkelbraunen Kopf verlaufen drei gelbe Längsstreifen; auf dem Rücken bilden schwarze und rothbraune Zickzackbinden eine unregelmäßige Zeichnung; die Flügeldeckfedern sind gelblich, auf der Außenfahne mit einem schwarzen, auf der innern mit einem rostgelben Flecken geziert; die Kehle ist weiß, der Kropf rothbraun, jede Feder hier licht gerandet; das spärlich dunkel gefleckte Rothbraun der Seiten geht auf dem Bauche in Reinweiß über; die Schwingen zeigen außen lichte Säume. Das Auge ist gelb, der Schnabel gilblich, der Fuß bleifarben.
Tristram sagt, daß er das Fausthühnchen niemals in den Ebenen der Wüste, sondern immer nur in Dickichten und niederen Büschen gefunden habe. "Wenn es aufgescheucht wird, ist es kaum zum Fliegen zu bringen: es rennt halb und fliegt halb dem nächsten Dickichte, fast nach Art der Rohrhühnchen, zu. Niemals vereinigt es sich zu Scharen, wie die Wachteln, von deren Betragen das seinige überhaupt wesentlich abweicht." Unser Forscher bezweifelt, daß es Algerien jemals verläßt und bestätigt also die Angaben früherer Beobachter, welche versichern, daß man es in Sicilien noch im November und Dezember erlegt hat. Ein Nest, welches in Algerien gefunden wurde, stand auf dem Boden, in der Mitte eines verfilzten Dickichts von Unterholz, höchst verborgen und so tief zwischen
Die Läufer. Scharrvögel. Laufhühner.
bald darauf lief der alte Vogel herbei, gluckend wie eine Henne. Er kam bis zum Käfige heran, wollte aber auch jetzt noch nicht eintreten, ſondern lief unter beſtändigem Locken rückwärts und vorwärts, nach den Büſchen zu. Wenn mein Gehilfe ihn mit ſeinem Hute zu überdecken verſuchte, kroch er förmlich auf dem Boden dahin; aber nur ſelten entſchloß er ſich zu fliegen. Es wurde endlich dunkel, und ich mußte ihn, um ihn nicht zu verlieren, tödten. Zu meiner größten Verwunderung fand ich bei der Zergliederung, daß ich ein Männchen erlegt hatte. Es war das einzige von den beiden Eltern geweſen, und ſo kann ich nur annehmen, daß das Weibchen entweder zu Grunde gegangen oder beſchäftigt ſein mußte, ein zweites Gelege zu bebrüten; denn die erwähnten Jungen waren bereits faſt vollſtändig ausgefiedert.
Das Streitlaufhuhn wird von den Javanern oft in Gefangenſchaft gehalten und zu dieſem Zwecke entweder jung aus dem Neſte genommen oder alt eingefangen; denn es gewöhnt ſich unter allen Umſtänden leicht an den Käfig. Man ernährt es mit Reis, thut aber wohl, wenn man ihm nebenbei Kerbthiere, namentlich kleine Heuſchrecken, welche es ſehr gern verzehrt, zur Aeßung reicht. Bei gewiſſen Gelegenheiten werden die Gefangenen zu Kampfſpielen verwendet und zwar, da beide Geſchlechter gleich muthig und fechtluſtig ſind, die Hennen ebenſowohl wie die Hähne.
Es will ſcheinen, als ob Afrika unſern heimiſchen Erdtheil mit einem Laufhühnchen beſchenkt habe, da es nur in den Theilen Südeuropas vorkommt, welche ſo zu ſagen an Afrika grenzen und deſſen Gepräge tragen. Man hat es bisher blos im ſüdlichſten Spanien und auf Sicilien gefunden, hier noch häufiger als dort, wo es, nach meinen Erfahrungen, zu den ſeltenſten Vögeln des Landes gehört, oder doch nur dann und wann erlegt und zu Markte gebracht wird, während es auf genannter Jnſel, laut Temminck, wenigſtens in gewiſſen Gegenden gemein ſein ſoll. Von hier hat es ſich nicht nach Norden hin verbreitet, obwohl man einmal ein wahrſcheinlich verflogenes in Orfordſhire erlegt haben will. Viel häufiger als in Europa begegnet man ihm längſt der Südküſte des mittel- ländiſchen Meeres, von Marokko an bis Tunis hin. Laut Triſtram wurde es hier zwar erſt im Jahre 1847 von franzöſiſchen Sammlern aufgefunden; ſeitdem aber hat man erfahren, daß es alle mit niederem Buſchwerk bewachſene Gegenden Algeriens in Menge bevölkert und nunmehr auch einige Beobachtungen über die Lebensweiſe ſammeln können.
Das Fauſthühnchen, wie wir es nennen wollen (Turnix africanus oder Turnix gibral- tariensis), gehört zu den größeren Arten ſeiner Familie; denn ſeine Länge beträgt ungefähr ſechs Zoll. Beide Geſchlechter ähneln ſich, ſoweit bis jetzt bekannt, in der Färbung; aber das Weibchen iſt beträchtlich größer und um ein Drittel ſchwerer als das Männchen. Ueber den dunkelbraunen Kopf verlaufen drei gelbe Längsſtreifen; auf dem Rücken bilden ſchwarze und rothbraune Zickzackbinden eine unregelmäßige Zeichnung; die Flügeldeckfedern ſind gelblich, auf der Außenfahne mit einem ſchwarzen, auf der innern mit einem roſtgelben Flecken geziert; die Kehle iſt weiß, der Kropf rothbraun, jede Feder hier licht gerandet; das ſpärlich dunkel gefleckte Rothbraun der Seiten geht auf dem Bauche in Reinweiß über; die Schwingen zeigen außen lichte Säume. Das Auge iſt gelb, der Schnabel gilblich, der Fuß bleifarben.
Triſtram ſagt, daß er das Fauſthühnchen niemals in den Ebenen der Wüſte, ſondern immer nur in Dickichten und niederen Büſchen gefunden habe. „Wenn es aufgeſcheucht wird, iſt es kaum zum Fliegen zu bringen: es rennt halb und fliegt halb dem nächſten Dickichte, faſt nach Art der Rohrhühnchen, zu. Niemals vereinigt es ſich zu Scharen, wie die Wachteln, von deren Betragen das ſeinige überhaupt weſentlich abweicht.“ Unſer Forſcher bezweifelt, daß es Algerien jemals verläßt und beſtätigt alſo die Angaben früherer Beobachter, welche verſichern, daß man es in Sicilien noch im November und Dezember erlegt hat. Ein Neſt, welches in Algerien gefunden wurde, ſtand auf dem Boden, in der Mitte eines verfilzten Dickichts von Unterholz, höchſt verborgen und ſo tief zwiſchen
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[432/0460]
Die Läufer. Scharrvögel. Laufhühner.
bald darauf lief der alte Vogel herbei, gluckend wie eine Henne. Er kam bis zum Käfige heran, wollte
aber auch jetzt noch nicht eintreten, ſondern lief unter beſtändigem Locken rückwärts und vorwärts,
nach den Büſchen zu. Wenn mein Gehilfe ihn mit ſeinem Hute zu überdecken verſuchte, kroch er
förmlich auf dem Boden dahin; aber nur ſelten entſchloß er ſich zu fliegen. Es wurde endlich dunkel,
und ich mußte ihn, um ihn nicht zu verlieren, tödten. Zu meiner größten Verwunderung fand ich
bei der Zergliederung, daß ich ein Männchen erlegt hatte. Es war das einzige von den beiden Eltern
geweſen, und ſo kann ich nur annehmen, daß das Weibchen entweder zu Grunde gegangen oder
beſchäftigt ſein mußte, ein zweites Gelege zu bebrüten; denn die erwähnten Jungen waren bereits
faſt vollſtändig ausgefiedert.
Das Streitlaufhuhn wird von den Javanern oft in Gefangenſchaft gehalten und zu dieſem Zwecke
entweder jung aus dem Neſte genommen oder alt eingefangen; denn es gewöhnt ſich unter allen
Umſtänden leicht an den Käfig. Man ernährt es mit Reis, thut aber wohl, wenn man ihm nebenbei
Kerbthiere, namentlich kleine Heuſchrecken, welche es ſehr gern verzehrt, zur Aeßung reicht. Bei
gewiſſen Gelegenheiten werden die Gefangenen zu Kampfſpielen verwendet und zwar, da beide
Geſchlechter gleich muthig und fechtluſtig ſind, die Hennen ebenſowohl wie die Hähne.
Es will ſcheinen, als ob Afrika unſern heimiſchen Erdtheil mit einem Laufhühnchen beſchenkt
habe, da es nur in den Theilen Südeuropas vorkommt, welche ſo zu ſagen an Afrika grenzen und
deſſen Gepräge tragen. Man hat es bisher blos im ſüdlichſten Spanien und auf Sicilien gefunden,
hier noch häufiger als dort, wo es, nach meinen Erfahrungen, zu den ſeltenſten Vögeln des Landes
gehört, oder doch nur dann und wann erlegt und zu Markte gebracht wird, während es auf genannter
Jnſel, laut Temminck, wenigſtens in gewiſſen Gegenden gemein ſein ſoll. Von hier hat es ſich
nicht nach Norden hin verbreitet, obwohl man einmal ein wahrſcheinlich verflogenes in Orfordſhire
erlegt haben will. Viel häufiger als in Europa begegnet man ihm längſt der Südküſte des mittel-
ländiſchen Meeres, von Marokko an bis Tunis hin. Laut Triſtram wurde es hier zwar erſt im
Jahre 1847 von franzöſiſchen Sammlern aufgefunden; ſeitdem aber hat man erfahren, daß es alle
mit niederem Buſchwerk bewachſene Gegenden Algeriens in Menge bevölkert und nunmehr auch einige
Beobachtungen über die Lebensweiſe ſammeln können.
Das Fauſthühnchen, wie wir es nennen wollen (Turnix africanus oder Turnix gibral-
tariensis), gehört zu den größeren Arten ſeiner Familie; denn ſeine Länge beträgt ungefähr ſechs
Zoll. Beide Geſchlechter ähneln ſich, ſoweit bis jetzt bekannt, in der Färbung; aber das Weibchen iſt
beträchtlich größer und um ein Drittel ſchwerer als das Männchen. Ueber den dunkelbraunen Kopf
verlaufen drei gelbe Längsſtreifen; auf dem Rücken bilden ſchwarze und rothbraune Zickzackbinden
eine unregelmäßige Zeichnung; die Flügeldeckfedern ſind gelblich, auf der Außenfahne mit einem
ſchwarzen, auf der innern mit einem roſtgelben Flecken geziert; die Kehle iſt weiß, der Kropf rothbraun,
jede Feder hier licht gerandet; das ſpärlich dunkel gefleckte Rothbraun der Seiten geht auf dem Bauche
in Reinweiß über; die Schwingen zeigen außen lichte Säume. Das Auge iſt gelb, der Schnabel
gilblich, der Fuß bleifarben.
Triſtram ſagt, daß er das Fauſthühnchen niemals in den Ebenen der Wüſte, ſondern immer
nur in Dickichten und niederen Büſchen gefunden habe. „Wenn es aufgeſcheucht wird, iſt es kaum
zum Fliegen zu bringen: es rennt halb und fliegt halb dem nächſten Dickichte, faſt nach Art der
Rohrhühnchen, zu. Niemals vereinigt es ſich zu Scharen, wie die Wachteln, von deren Betragen
das ſeinige überhaupt weſentlich abweicht.“ Unſer Forſcher bezweifelt, daß es Algerien jemals verläßt
und beſtätigt alſo die Angaben früherer Beobachter, welche verſichern, daß man es in Sicilien noch
im November und Dezember erlegt hat. Ein Neſt, welches in Algerien gefunden wurde, ſtand auf
dem Boden, in der Mitte eines verfilzten Dickichts von Unterholz, höchſt verborgen und ſo tief zwiſchen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/460>, abgerufen am 25.11.2024.
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