verdreht es den Kopf, das Auge bricht, die Füße strecken sich zitternd und -- leblos liegt unser kleiner Liebling, mit einer Thräne von mir benetzt, in meiner Hand."
Jn Südasien und Afrika kommen neben den Rebhühnern Verwandte vor, welche Frankoline (Francolinus) genannt werden. Sie unterscheiden sich von den Rebhühnern durch den längeren Schnabel, den höheren und in der Regel mit einem, auch wohl mit zwei Sporen bewehrten Fuß, durch den längeren Schwanz und ein dichteres, oft sehr buntes Gefieder. Der Schnabel ist mäßig oder ziemlich lang, kräftig und etwas hakig; der Schwanz besteht in der Regel aus vierzehn Federn und ist entweder gerade abgeschnitten oder leicht zugerundet; im Fittig überragt die dritte oder vierte Schwinge die übrigen an Länge. Männchen und Weibchen ähneln sich gewöhnlich in Größe, Färbung und Zeichnung, obwohl auch das Entgegengesetzte vorkommen kann.
Ueber die Lebensweise der Frankoline sind wir noch keineswegs genügend unterrichtet, und namentlich die Art, welche in Europa lebt und uns also am nächsten angeht, ist noch sehr unbekannt. Falls ich von eigener Beobachtung der afrikanischen Arten und den Mittheilungen, welche wir über die indischen erhalten haben, auf die Lebensweise anderer Feldhühner dieser Gruppe schließen darf, kann ich Folgendes berichten: Die Frankoline leben paar- oder familienweise in buschreichen Gegen- den, auch wohl im eigentlichen Walde, jedoch schwerlich in solchem, welcher aus hohen Bäumen besteht, sondern lieber da, wo niederes Gebüsch vorherrscht und nur hie und da einzelne höhere Bäume sich darüber erheben. Unter dem Gebüsch finden sie ihre Zufluchtsstätten und auch wohl einen Theil ihrer Nahrung. Da, wo ihnen der Mensch nicht sehr nachstellt, sind sie häufig: einzelne Arten habe ich in Afrika in großer Anzahl gefunden, zahlreicher vielleicht als jedes andere dort vorkommende Huhn, da ein Paar dicht neben dem andern steht und jedes sich mit einem kleinen Wohnkreise begnügt. Diese Häufigkeit erklärt sich theilweise durch die Anspruchslosigkeit der Hühner, hinsichtlich ihrer Nahrung. Die Frankoline sind nämlich Allesfresser im buchstäblichen Sinne des Worts und ent- nehmen, wie unsere Haushühner, ihre Aeßung ebensowohl dem Pflanzen-, wie dem Thierreiche. Knospen, Blätter, Grasspitzen, Beeren, Körner, Kerbthiere, Schnecken und kleine Wirbelthiere bilden ihr Futter, und an derartigen Stoffen sind jene Wälder unendlich reich, sodaß es ihnen also nicht schwer wird, den nöthigen Bedarf an Nahrung zu erwerben. Jn ihren Begabungen stehen die Frankoline wenig andern Mitgliedern ihrer Ordnung nach. Sie laufen ausgezeichnet, verstehen es meisterhaft, sich durch das dichteste Gestrüpp hindurchzuarbeiten oder zwischen dem verworrensten Steingeklüft hindurchzustehlen, und fliegen, wenn es sein muß, leicht und schön dahin, obgleich selten über weite Strecken in einem Zuge. Die Arten, welche ich beobachtet habe, bäumen nicht; andere sollen ausnahmsweise auf Bäumen Zuflucht suchen.
Mit Beginn des Frühlings der betreffenden Länder, in Mittelafrika also zu Anfang der Regen- zeit, sucht sich die Henne eines Paares einen geeigneten Busch, scharrt hier eine kleine Vertiefung, kleidet diese mit Genist, Blättern und Halmen aus und legt in das wenig kunstvolle Rest ihre acht bis zehn, vielleicht auch funfzehn Eier. Ob sich der Hahn am Brutgeschäft oder an der Erziehung der Kinder betheiligt, weiß ich nicht; das Letztere glaube ich jedoch annehmen zu dürfen, da ich beobachtet habe, daß er die Leitung der Kette, welche sich später zusammenfindet, übernimmt.
Jn Mittelafrika werden die Frankoline sehr eifrig gejagt, auch oft gefangen. Die Jagd geschieht fast nur mit Hilfe der ausgezeichneten Windhunde, welche die laufenden Hühner verfolgen und greifen, ja, selbst den aufstehenden noch gefährlich werden, indem sie mit einem gewaltigen Satze nachspringen und sehr oft die ins Auge gefaßte Beute wirklich erreichen. Zum Fangen gebraucht man Netze, welche quer durch die Büsche gestellt, und Schlingen, welche so zwischen dem Gebüsch angebracht werden, daß das durchschlüpfende Huhn sich entweder am Halse fängt und erwürgt oder mit den Läufen fesselt.
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Frankolin.
verdreht es den Kopf, das Auge bricht, die Füße ſtrecken ſich zitternd und — leblos liegt unſer kleiner Liebling, mit einer Thräne von mir benetzt, in meiner Hand.“
Jn Südaſien und Afrika kommen neben den Rebhühnern Verwandte vor, welche Frankoline (Francolinus) genannt werden. Sie unterſcheiden ſich von den Rebhühnern durch den längeren Schnabel, den höheren und in der Regel mit einem, auch wohl mit zwei Sporen bewehrten Fuß, durch den längeren Schwanz und ein dichteres, oft ſehr buntes Gefieder. Der Schnabel iſt mäßig oder ziemlich lang, kräftig und etwas hakig; der Schwanz beſteht in der Regel aus vierzehn Federn und iſt entweder gerade abgeſchnitten oder leicht zugerundet; im Fittig überragt die dritte oder vierte Schwinge die übrigen an Länge. Männchen und Weibchen ähneln ſich gewöhnlich in Größe, Färbung und Zeichnung, obwohl auch das Entgegengeſetzte vorkommen kann.
Ueber die Lebensweiſe der Frankoline ſind wir noch keineswegs genügend unterrichtet, und namentlich die Art, welche in Europa lebt und uns alſo am nächſten angeht, iſt noch ſehr unbekannt. Falls ich von eigener Beobachtung der afrikaniſchen Arten und den Mittheilungen, welche wir über die indiſchen erhalten haben, auf die Lebensweiſe anderer Feldhühner dieſer Gruppe ſchließen darf, kann ich Folgendes berichten: Die Frankoline leben paar- oder familienweiſe in buſchreichen Gegen- den, auch wohl im eigentlichen Walde, jedoch ſchwerlich in ſolchem, welcher aus hohen Bäumen beſteht, ſondern lieber da, wo niederes Gebüſch vorherrſcht und nur hie und da einzelne höhere Bäume ſich darüber erheben. Unter dem Gebüſch finden ſie ihre Zufluchtsſtätten und auch wohl einen Theil ihrer Nahrung. Da, wo ihnen der Menſch nicht ſehr nachſtellt, ſind ſie häufig: einzelne Arten habe ich in Afrika in großer Anzahl gefunden, zahlreicher vielleicht als jedes andere dort vorkommende Huhn, da ein Paar dicht neben dem andern ſteht und jedes ſich mit einem kleinen Wohnkreiſe begnügt. Dieſe Häufigkeit erklärt ſich theilweiſe durch die Anſpruchsloſigkeit der Hühner, hinſichtlich ihrer Nahrung. Die Frankoline ſind nämlich Allesfreſſer im buchſtäblichen Sinne des Worts und ent- nehmen, wie unſere Haushühner, ihre Aeßung ebenſowohl dem Pflanzen-, wie dem Thierreiche. Knospen, Blätter, Grasſpitzen, Beeren, Körner, Kerbthiere, Schnecken und kleine Wirbelthiere bilden ihr Futter, und an derartigen Stoffen ſind jene Wälder unendlich reich, ſodaß es ihnen alſo nicht ſchwer wird, den nöthigen Bedarf an Nahrung zu erwerben. Jn ihren Begabungen ſtehen die Frankoline wenig andern Mitgliedern ihrer Ordnung nach. Sie laufen ausgezeichnet, verſtehen es meiſterhaft, ſich durch das dichteſte Geſtrüpp hindurchzuarbeiten oder zwiſchen dem verworrenſten Steingeklüft hindurchzuſtehlen, und fliegen, wenn es ſein muß, leicht und ſchön dahin, obgleich ſelten über weite Strecken in einem Zuge. Die Arten, welche ich beobachtet habe, bäumen nicht; andere ſollen ausnahmsweiſe auf Bäumen Zuflucht ſuchen.
Mit Beginn des Frühlings der betreffenden Länder, in Mittelafrika alſo zu Anfang der Regen- zeit, ſucht ſich die Henne eines Paares einen geeigneten Buſch, ſcharrt hier eine kleine Vertiefung, kleidet dieſe mit Geniſt, Blättern und Halmen aus und legt in das wenig kunſtvolle Reſt ihre acht bis zehn, vielleicht auch funfzehn Eier. Ob ſich der Hahn am Brutgeſchäft oder an der Erziehung der Kinder betheiligt, weiß ich nicht; das Letztere glaube ich jedoch annehmen zu dürfen, da ich beobachtet habe, daß er die Leitung der Kette, welche ſich ſpäter zuſammenfindet, übernimmt.
Jn Mittelafrika werden die Frankoline ſehr eifrig gejagt, auch oft gefangen. Die Jagd geſchieht faſt nur mit Hilfe der ausgezeichneten Windhunde, welche die laufenden Hühner verfolgen und greifen, ja, ſelbſt den aufſtehenden noch gefährlich werden, indem ſie mit einem gewaltigen Satze nachſpringen und ſehr oft die ins Auge gefaßte Beute wirklich erreichen. Zum Fangen gebraucht man Netze, welche quer durch die Büſche geſtellt, und Schlingen, welche ſo zwiſchen dem Gebüſch angebracht werden, daß das durchſchlüpfende Huhn ſich entweder am Halſe fängt und erwürgt oder mit den Läufen feſſelt.
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Frankolin.
verdreht es den Kopf, das Auge bricht, die Füße ſtrecken ſich zitternd und — leblos liegt unſer kleiner
Liebling, mit einer Thräne von mir benetzt, in meiner Hand.“
Jn Südaſien und Afrika kommen neben den Rebhühnern Verwandte vor, welche Frankoline
(Francolinus) genannt werden. Sie unterſcheiden ſich von den Rebhühnern durch den längeren
Schnabel, den höheren und in der Regel mit einem, auch wohl mit zwei Sporen bewehrten Fuß, durch
den längeren Schwanz und ein dichteres, oft ſehr buntes Gefieder. Der Schnabel iſt mäßig oder
ziemlich lang, kräftig und etwas hakig; der Schwanz beſteht in der Regel aus vierzehn Federn und
iſt entweder gerade abgeſchnitten oder leicht zugerundet; im Fittig überragt die dritte oder vierte
Schwinge die übrigen an Länge. Männchen und Weibchen ähneln ſich gewöhnlich in Größe, Färbung
und Zeichnung, obwohl auch das Entgegengeſetzte vorkommen kann.
Ueber die Lebensweiſe der Frankoline ſind wir noch keineswegs genügend unterrichtet, und
namentlich die Art, welche in Europa lebt und uns alſo am nächſten angeht, iſt noch ſehr unbekannt.
Falls ich von eigener Beobachtung der afrikaniſchen Arten und den Mittheilungen, welche wir über
die indiſchen erhalten haben, auf die Lebensweiſe anderer Feldhühner dieſer Gruppe ſchließen darf,
kann ich Folgendes berichten: Die Frankoline leben paar- oder familienweiſe in buſchreichen Gegen-
den, auch wohl im eigentlichen Walde, jedoch ſchwerlich in ſolchem, welcher aus hohen Bäumen beſteht,
ſondern lieber da, wo niederes Gebüſch vorherrſcht und nur hie und da einzelne höhere Bäume ſich
darüber erheben. Unter dem Gebüſch finden ſie ihre Zufluchtsſtätten und auch wohl einen Theil
ihrer Nahrung. Da, wo ihnen der Menſch nicht ſehr nachſtellt, ſind ſie häufig: einzelne Arten habe
ich in Afrika in großer Anzahl gefunden, zahlreicher vielleicht als jedes andere dort vorkommende
Huhn, da ein Paar dicht neben dem andern ſteht und jedes ſich mit einem kleinen Wohnkreiſe begnügt.
Dieſe Häufigkeit erklärt ſich theilweiſe durch die Anſpruchsloſigkeit der Hühner, hinſichtlich ihrer
Nahrung. Die Frankoline ſind nämlich Allesfreſſer im buchſtäblichen Sinne des Worts und ent-
nehmen, wie unſere Haushühner, ihre Aeßung ebenſowohl dem Pflanzen-, wie dem Thierreiche.
Knospen, Blätter, Grasſpitzen, Beeren, Körner, Kerbthiere, Schnecken und kleine Wirbelthiere bilden
ihr Futter, und an derartigen Stoffen ſind jene Wälder unendlich reich, ſodaß es ihnen alſo
nicht ſchwer wird, den nöthigen Bedarf an Nahrung zu erwerben. Jn ihren Begabungen ſtehen
die Frankoline wenig andern Mitgliedern ihrer Ordnung nach. Sie laufen ausgezeichnet, verſtehen
es meiſterhaft, ſich durch das dichteſte Geſtrüpp hindurchzuarbeiten oder zwiſchen dem verworrenſten
Steingeklüft hindurchzuſtehlen, und fliegen, wenn es ſein muß, leicht und ſchön dahin, obgleich ſelten
über weite Strecken in einem Zuge. Die Arten, welche ich beobachtet habe, bäumen nicht; andere
ſollen ausnahmsweiſe auf Bäumen Zuflucht ſuchen.
Mit Beginn des Frühlings der betreffenden Länder, in Mittelafrika alſo zu Anfang der Regen-
zeit, ſucht ſich die Henne eines Paares einen geeigneten Buſch, ſcharrt hier eine kleine Vertiefung,
kleidet dieſe mit Geniſt, Blättern und Halmen aus und legt in das wenig kunſtvolle Reſt ihre acht
bis zehn, vielleicht auch funfzehn Eier. Ob ſich der Hahn am Brutgeſchäft oder an der Erziehung der
Kinder betheiligt, weiß ich nicht; das Letztere glaube ich jedoch annehmen zu dürfen, da ich beobachtet
habe, daß er die Leitung der Kette, welche ſich ſpäter zuſammenfindet, übernimmt.
Jn Mittelafrika werden die Frankoline ſehr eifrig gejagt, auch oft gefangen. Die Jagd geſchieht
faſt nur mit Hilfe der ausgezeichneten Windhunde, welche die laufenden Hühner verfolgen und greifen,
ja, ſelbſt den aufſtehenden noch gefährlich werden, indem ſie mit einem gewaltigen Satze nachſpringen
und ſehr oft die ins Auge gefaßte Beute wirklich erreichen. Zum Fangen gebraucht man Netze, welche
quer durch die Büſche geſtellt, und Schlingen, welche ſo zwiſchen dem Gebüſch angebracht werden, daß
das durchſchlüpfende Huhn ſich entweder am Halſe fängt und erwürgt oder mit den Läufen feſſelt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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