Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Rothhuhn. Klippenhuhn.
machen könnten. Man thut Unrecht, von unsern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur
Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte sich vielmehr eine hinlängliche An-
zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verschaffen suchen, und diese Eier brütenden Rebhühnern,
deren Nester auszukundschaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeschlüpften Jungen in
ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes versichert
wären. Rothhühner, welche in dieser Weise bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden,
wie ich annehmen darf, sehr bald sich geeignete Oertlichkeiten aussuchen und bei erforderlicher Hegung
rasch sich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unserer gegenwärtigen Verkehrsanstalten unterliegt die
Einbürgerung dieser Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber sie muß freilich von Sachver-
ständigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.

Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in
Nordwestafrika, haust die dritte Art unserer Sippe, welche wir zu berücksichtigen haben, das
Klippenhuhn (Caccabis petrosa). Es kennzeichnet sich hauptsächlich durch das auf kastanien-
braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf sind hell aschgrau, die
Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kastanienbraun, die übrigen Federn der Oberseite rothgrau,
auf den Flügeln ins Bläuliche spielend, die Kehle und ein Augenbrauenstreifen weißlichgrau, die
der Unterseite blaugrau, Brust- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn
der Oberseite zeigen rostgraue Einfassungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit
den entsprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe steht das Klippenhuhn hinter
dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.

Auch über dieses Huhn haben uns erst die neuzeitlichen Forschungen einigermaßen unterrichtet;
früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechselt, sein Vorkommen in
Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien ist das Klippenhuhn, laut Salvadori, sehr
häufig; in Griechenland kommt es, den übereinstimmenden Angaben Von der Mühle's und
Lindermayer's zufolge, nur auf den südlichsten Gebirgen und hier auch blos auf den höchsten
Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt;
in Spanien hingegen scheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieses Land von vielen Forschern
als seine Heimat angesehen wird.

Jm Widerspruche zu den Behauptungen Von der Mühle's und Lindermayer's sagt
Salvadori, daß man unserm Huhne sehr unpassender Weise seinen Namen beigelegt habe, da es
niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerrissenen Gebirgen gar nicht
gefunden werde; "dagegen ist man sicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und
mit Cistenrosen, Schlehen und niederem Gebüsch bewachsene Stellen vorhanden sind". Auch Tristam
bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordwestafrika in Ebenen sich aufhalte, unter andern in solchen,
in denen es blos während dreier Monate im Jahre Wasser gibt. Dagegen versichert nun wieder
Bolle, daß es auf den kanarischen Jnseln auf den hochgelegenen, dürren Bergstrecken wie in der
Tiefe lebt, ja sogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. "Mit diesem wohl-
schmeckenden Wildpret", sagt dieser sehr sorgfältig beobachtende Forscher, "sind vier der Jnseln vom
Meeresstrande und den heißesten Thälern an bis ins tiefste Hochgebirge reich gesegnet: keine aber mehr,
als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht
allzuschwer zu ertragenden, geworden sind und das Stück gewöhnlich mit sechs spanischen Kupfer-
dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; so sind sie u. A. auf der Jnsel Jsleta
nicht selten; die meisten aber erzeugt im Jnnern der Jnsel die weite Caldera von Tirajana, wo man,
hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen soviel dieser herrlichen Hühner schießen kann, als
Einem nur immer gelüstet. Es sind sehr schöne Geschöpfe, recht eigentliche Felsenvögel, die, je wilder
und bergiger die Gegend ist, in desto größerer Menge sich zeigen." Später bemerkt Bolle, daß
das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrscheinlich erst eingeführt worden ist. "Die Jagdlust der alten

Rothhuhn. Klippenhuhn.
machen könnten. Man thut Unrecht, von unſern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur
Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte ſich vielmehr eine hinlängliche An-
zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verſchaffen ſuchen, und dieſe Eier brütenden Rebhühnern,
deren Neſter auszukundſchaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeſchlüpften Jungen in
ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes verſichert
wären. Rothhühner, welche in dieſer Weiſe bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden,
wie ich annehmen darf, ſehr bald ſich geeignete Oertlichkeiten ausſuchen und bei erforderlicher Hegung
raſch ſich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unſerer gegenwärtigen Verkehrsanſtalten unterliegt die
Einbürgerung dieſer Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber ſie muß freilich von Sachver-
ſtändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.

Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in
Nordweſtafrika, hauſt die dritte Art unſerer Sippe, welche wir zu berückſichtigen haben, das
Klippenhuhn (Caccabis petrosa). Es kennzeichnet ſich hauptſächlich durch das auf kaſtanien-
braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf ſind hell aſchgrau, die
Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kaſtanienbraun, die übrigen Federn der Oberſeite rothgrau,
auf den Flügeln ins Bläuliche ſpielend, die Kehle und ein Augenbrauenſtreifen weißlichgrau, die
der Unterſeite blaugrau, Bruſt- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn
der Oberſeite zeigen roſtgraue Einfaſſungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit
den entſprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe ſteht das Klippenhuhn hinter
dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.

Auch über dieſes Huhn haben uns erſt die neuzeitlichen Forſchungen einigermaßen unterrichtet;
früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechſelt, ſein Vorkommen in
Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien iſt das Klippenhuhn, laut Salvadori, ſehr
häufig; in Griechenland kommt es, den übereinſtimmenden Angaben Von der Mühle’s und
Lindermayer’s zufolge, nur auf den ſüdlichſten Gebirgen und hier auch blos auf den höchſten
Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt;
in Spanien hingegen ſcheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieſes Land von vielen Forſchern
als ſeine Heimat angeſehen wird.

Jm Widerſpruche zu den Behauptungen Von der Mühle’s und Lindermayer’s ſagt
Salvadori, daß man unſerm Huhne ſehr unpaſſender Weiſe ſeinen Namen beigelegt habe, da es
niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerriſſenen Gebirgen gar nicht
gefunden werde; „dagegen iſt man ſicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und
mit Ciſtenroſen, Schlehen und niederem Gebüſch bewachſene Stellen vorhanden ſind“. Auch Triſtam
bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordweſtafrika in Ebenen ſich aufhalte, unter andern in ſolchen,
in denen es blos während dreier Monate im Jahre Waſſer gibt. Dagegen verſichert nun wieder
Bolle, daß es auf den kanariſchen Jnſeln auf den hochgelegenen, dürren Bergſtrecken wie in der
Tiefe lebt, ja ſogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. „Mit dieſem wohl-
ſchmeckenden Wildpret“, ſagt dieſer ſehr ſorgfältig beobachtende Forſcher, „ſind vier der Jnſeln vom
Meeresſtrande und den heißeſten Thälern an bis ins tiefſte Hochgebirge reich geſegnet: keine aber mehr,
als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht
allzuſchwer zu ertragenden, geworden ſind und das Stück gewöhnlich mit ſechs ſpaniſchen Kupfer-
dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; ſo ſind ſie u. A. auf der Jnſel Jsleta
nicht ſelten; die meiſten aber erzeugt im Jnnern der Jnſel die weite Caldera von Tirajana, wo man,
hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen ſoviel dieſer herrlichen Hühner ſchießen kann, als
Einem nur immer gelüſtet. Es ſind ſehr ſchöne Geſchöpfe, recht eigentliche Felſenvögel, die, je wilder
und bergiger die Gegend iſt, in deſto größerer Menge ſich zeigen.“ Später bemerkt Bolle, daß
das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrſcheinlich erſt eingeführt worden iſt. „Die Jagdluſt der alten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0423" n="395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Rothhuhn. Klippenhuhn.</hi></fw><lb/>
machen könnten. Man thut Unrecht, von un&#x017F;ern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur<lb/>
Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte &#x017F;ich vielmehr eine hinlängliche An-<lb/>
zahl von Eiern aus Südfrankreich zu ver&#x017F;chaffen &#x017F;uchen, und die&#x017F;e Eier brütenden Rebhühnern,<lb/>
deren Ne&#x017F;ter auszukund&#x017F;chaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausge&#x017F;chlüpften Jungen in<lb/>
ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes ver&#x017F;ichert<lb/>
wären. Rothhühner, welche in die&#x017F;er Wei&#x017F;e bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden,<lb/>
wie ich annehmen darf, &#x017F;ehr bald &#x017F;ich geeignete Oertlichkeiten aus&#x017F;uchen und bei erforderlicher Hegung<lb/>
ra&#x017F;ch &#x017F;ich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit un&#x017F;erer gegenwärtigen Verkehrsan&#x017F;talten unterliegt die<lb/>
Einbürgerung die&#x017F;er Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber &#x017F;ie muß freilich von Sachver-<lb/>
&#x017F;tändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.</p><lb/>
          <p>Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in<lb/>
Nordwe&#x017F;tafrika, hau&#x017F;t die dritte Art un&#x017F;erer Sippe, welche wir zu berück&#x017F;ichtigen haben, das<lb/><hi rendition="#g">Klippenhuhn</hi> <hi rendition="#aq">(Caccabis petrosa).</hi> Es kennzeichnet &#x017F;ich haupt&#x017F;ächlich durch das auf ka&#x017F;tanien-<lb/>
braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf &#x017F;ind hell a&#x017F;chgrau, die<lb/>
Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals ka&#x017F;tanienbraun, die übrigen Federn der Ober&#x017F;eite rothgrau,<lb/>
auf den Flügeln ins Bläuliche &#x017F;pielend, die Kehle und ein Augenbrauen&#x017F;treifen weißlichgrau, die<lb/>
der Unter&#x017F;eite blaugrau, Bru&#x017F;t- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn<lb/>
der Ober&#x017F;eite zeigen ro&#x017F;tgraue Einfa&#x017F;&#x017F;ungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit<lb/>
den ent&#x017F;prechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe &#x017F;teht das Klippenhuhn hinter<lb/>
dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.</p><lb/>
          <p>Auch über die&#x017F;es Huhn haben uns er&#x017F;t die neuzeitlichen For&#x017F;chungen einigermaßen unterrichtet;<lb/>
früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwech&#x017F;elt, &#x017F;ein Vorkommen in<lb/>
Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien i&#x017F;t das Klippenhuhn, laut <hi rendition="#g">Salvadori,</hi> &#x017F;ehr<lb/>
häufig; in Griechenland kommt es, den überein&#x017F;timmenden Angaben <hi rendition="#g">Von der Mühle&#x2019;s</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Lindermayer&#x2019;s</hi> zufolge, nur auf den &#x017F;üdlich&#x017F;ten Gebirgen und hier auch blos auf den höch&#x017F;ten<lb/>
Kuppen vor; auf Malta wird es, wie <hi rendition="#g">Sperling</hi> angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt;<lb/>
in Spanien hingegen &#x017F;cheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade die&#x017F;es Land von vielen For&#x017F;chern<lb/>
als &#x017F;eine Heimat ange&#x017F;ehen wird.</p><lb/>
          <p>Jm Wider&#x017F;pruche zu den Behauptungen <hi rendition="#g">Von der Mühle&#x2019;s</hi> und <hi rendition="#g">Lindermayer&#x2019;s</hi> &#x017F;agt<lb/><hi rendition="#g">Salvadori,</hi> daß man un&#x017F;erm Huhne &#x017F;ehr unpa&#x017F;&#x017F;ender Wei&#x017F;e &#x017F;einen Namen beigelegt habe, da es<lb/>
niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerri&#x017F;&#x017F;enen Gebirgen gar nicht<lb/>
gefunden werde; &#x201E;dagegen i&#x017F;t man &#x017F;icher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und<lb/>
mit Ci&#x017F;tenro&#x017F;en, Schlehen und niederem Gebü&#x017F;ch bewach&#x017F;ene Stellen vorhanden &#x017F;ind&#x201C;. Auch <hi rendition="#g">Tri&#x017F;tam</hi><lb/>
bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordwe&#x017F;tafrika in Ebenen &#x017F;ich aufhalte, unter andern in &#x017F;olchen,<lb/>
in denen es blos während dreier Monate im Jahre Wa&#x017F;&#x017F;er gibt. Dagegen ver&#x017F;ichert nun wieder<lb/><hi rendition="#g">Bolle,</hi> daß es auf den kanari&#x017F;chen Jn&#x017F;eln auf den hochgelegenen, dürren Berg&#x017F;trecken wie in der<lb/>
Tiefe lebt, ja &#x017F;ogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. &#x201E;Mit die&#x017F;em wohl-<lb/>
&#x017F;chmeckenden Wildpret&#x201C;, &#x017F;agt die&#x017F;er &#x017F;ehr &#x017F;orgfältig beobachtende For&#x017F;cher, &#x201E;&#x017F;ind vier der Jn&#x017F;eln vom<lb/>
Meeres&#x017F;trande und den heiße&#x017F;ten Thälern an bis ins tief&#x017F;te Hochgebirge reich ge&#x017F;egnet: keine aber mehr,<lb/>
als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht<lb/>
allzu&#x017F;chwer zu ertragenden, geworden &#x017F;ind und das Stück gewöhnlich mit &#x017F;echs &#x017F;pani&#x017F;chen Kupfer-<lb/>
dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie u. A. auf der Jn&#x017F;el Jsleta<lb/>
nicht &#x017F;elten; die mei&#x017F;ten aber erzeugt im Jnnern der Jn&#x017F;el die weite Caldera von Tirajana, wo man,<lb/>
hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen &#x017F;oviel die&#x017F;er herrlichen Hühner &#x017F;chießen kann, als<lb/>
Einem nur immer gelü&#x017F;tet. Es &#x017F;ind &#x017F;ehr &#x017F;chöne Ge&#x017F;chöpfe, recht eigentliche Fel&#x017F;envögel, die, je wilder<lb/>
und bergiger die Gegend i&#x017F;t, in de&#x017F;to größerer Menge &#x017F;ich zeigen.&#x201C; Später bemerkt <hi rendition="#g">Bolle,</hi> daß<lb/>
das Klippenhuhn auf den Kanaren wahr&#x017F;cheinlich er&#x017F;t eingeführt worden i&#x017F;t. &#x201E;Die Jagdlu&#x017F;t der alten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0423] Rothhuhn. Klippenhuhn. machen könnten. Man thut Unrecht, von unſern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte ſich vielmehr eine hinlängliche An- zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verſchaffen ſuchen, und dieſe Eier brütenden Rebhühnern, deren Neſter auszukundſchaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeſchlüpften Jungen in ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes verſichert wären. Rothhühner, welche in dieſer Weiſe bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden, wie ich annehmen darf, ſehr bald ſich geeignete Oertlichkeiten ausſuchen und bei erforderlicher Hegung raſch ſich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unſerer gegenwärtigen Verkehrsanſtalten unterliegt die Einbürgerung dieſer Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber ſie muß freilich von Sachver- ſtändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher. Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in Nordweſtafrika, hauſt die dritte Art unſerer Sippe, welche wir zu berückſichtigen haben, das Klippenhuhn (Caccabis petrosa). Es kennzeichnet ſich hauptſächlich durch das auf kaſtanien- braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf ſind hell aſchgrau, die Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kaſtanienbraun, die übrigen Federn der Oberſeite rothgrau, auf den Flügeln ins Bläuliche ſpielend, die Kehle und ein Augenbrauenſtreifen weißlichgrau, die der Unterſeite blaugrau, Bruſt- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn der Oberſeite zeigen roſtgraue Einfaſſungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit den entſprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe ſteht das Klippenhuhn hinter dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben. Auch über dieſes Huhn haben uns erſt die neuzeitlichen Forſchungen einigermaßen unterrichtet; früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechſelt, ſein Vorkommen in Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien iſt das Klippenhuhn, laut Salvadori, ſehr häufig; in Griechenland kommt es, den übereinſtimmenden Angaben Von der Mühle’s und Lindermayer’s zufolge, nur auf den ſüdlichſten Gebirgen und hier auch blos auf den höchſten Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt; in Spanien hingegen ſcheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieſes Land von vielen Forſchern als ſeine Heimat angeſehen wird. Jm Widerſpruche zu den Behauptungen Von der Mühle’s und Lindermayer’s ſagt Salvadori, daß man unſerm Huhne ſehr unpaſſender Weiſe ſeinen Namen beigelegt habe, da es niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerriſſenen Gebirgen gar nicht gefunden werde; „dagegen iſt man ſicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und mit Ciſtenroſen, Schlehen und niederem Gebüſch bewachſene Stellen vorhanden ſind“. Auch Triſtam bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordweſtafrika in Ebenen ſich aufhalte, unter andern in ſolchen, in denen es blos während dreier Monate im Jahre Waſſer gibt. Dagegen verſichert nun wieder Bolle, daß es auf den kanariſchen Jnſeln auf den hochgelegenen, dürren Bergſtrecken wie in der Tiefe lebt, ja ſogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. „Mit dieſem wohl- ſchmeckenden Wildpret“, ſagt dieſer ſehr ſorgfältig beobachtende Forſcher, „ſind vier der Jnſeln vom Meeresſtrande und den heißeſten Thälern an bis ins tiefſte Hochgebirge reich geſegnet: keine aber mehr, als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht allzuſchwer zu ertragenden, geworden ſind und das Stück gewöhnlich mit ſechs ſpaniſchen Kupfer- dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; ſo ſind ſie u. A. auf der Jnſel Jsleta nicht ſelten; die meiſten aber erzeugt im Jnnern der Jnſel die weite Caldera von Tirajana, wo man, hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen ſoviel dieſer herrlichen Hühner ſchießen kann, als Einem nur immer gelüſtet. Es ſind ſehr ſchöne Geſchöpfe, recht eigentliche Felſenvögel, die, je wilder und bergiger die Gegend iſt, in deſto größerer Menge ſich zeigen.“ Später bemerkt Bolle, daß das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrſcheinlich erſt eingeführt worden iſt. „Die Jagdluſt der alten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/423
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/423>, abgerufen am 25.11.2024.