weil das Rothhuhn sehr wenig Wasser bedarf, niemals zur bestimmten Stunde zur Tränke. Seine Thätigkeit beginnt mit dem ersten Morgengrauen und währt bis nach Sonnenaufgang; wenigstens vernimmt man dann den Ruf des Hahnes nur noch selten. Während der Mittagsstunden ist das Volk sehr still; wahrscheinlich liegt es jetzt im Halbschlummer, wohlverdeckt zwischen dem Gestein oder im niedern Gestrüpp. Gegen Sonnenuntergang wird es von neuem rege und treibt sich nun bis in die Nacht hinein, mehr spielend als Nahrung suchend, umher. Die Zeit der Liebe ändert selbstverständlich auch das Betragen des Rothhuhnes. Schon im Februar trennt sich das Volk in Paare, die Spanier behaupten, bereits am Tage des heiligen Antonius:
Al dia de San Anton Cada perdiz con su perdicon."
"Je nach den verschiedenen Provinzen Spaniens ist die Paarungszeit übrigens verschieden: in Südspanien fällt sie in den Anfang des März, in Mittelspanien oder in den Gebirgen zu Ende dieses Monats, auch wohl in den Anfang des April. Die Hähne führen dabei hitzige Kämpfe um die Hennen aus und geben Gelegenheit zu einer sehr anziehenden, weiter unten zu beschreibenden Jagd. Brütet die Henne bereits, so überlassen sie dieselbe ihrem Schicksale und schleichen, Minne suchend, noch weiter umher, freilich gewöhnlich zu ihrem Verderben. Das Nest findet sich in Getreidefeldern, Weinbergen u. s. w. unter einem Rosmarin- oder Thimianbusche, und besteht aus einer muldenförmigen Vertiefung, welche die Henne in den Boden scharrt. Es enthält zwölf bis sechszehn Eier, welche sich durch Größe und Färbung von denen unseres Rebhuhnes unterscheiden. Jhre Gestalt ist stumpfer und gerundeter, die feste Schale glänzend, obgleich man die vielen Poren deutlich erkennen kann, die Grundfarbe ein lichtes Rostgelb, welches mit zahllosen, braunen Punkten und Flecken überstreut ist. Sobald die Jungen dem Eie entschlüpft sind, laufen sie geschwind umher, sorgsam behütet von der jetzt besonders vorsichtigen Mutter. Bei Gefahr benimmt sich die Familie wie unser Rebhuhn unter gleichen Umständen... Auch die jungen Rothhühner lernen wenige Tage nach dem Auskriechen flattern, wechseln rasch die Schwingen, welche für die Last des Leibes bald zu schwach werden, und sind bereits in der dritten Woche ihres Lebens äußerst bewegliche und gewandte Geschöpfe. Jhre Ausbildung beansprucht zwischen vier und fünf Wochen. Anfänglich äßen sie sich von Kerbthieren, Larven, Würmern und seinem Gesäme; später halten sie sich, wie die Alten, gänzlich an letztere und an Grünzeug mancherlei Art, welches ihnen, wie es scheint, zugleich die Tränke ersetzen muß."
"Die Rothhühner werden in Spanien eifrig gejagt. Jhre Verfolgung beginnt bereits, wenn die Jungen die Größe einer Wachtel erreicht haben. Man sucht die Völker entweder mit Hühnerhunden oder durchstreift auf gut Glück die von ihnen bewohnte Strecke. Jm Herbste bedient man sich mit Erfolg eines Lockvogels. Am eifrigsten betreibt man die Jagd während der Paarungszeit; sie ist dann auch unbedingt die anziehendste, welche man auf diese Vögel ausüben kann, und dabei ganz eigenthümlich."
"Der Jäger begibt sich mit einem Lockvogel "Reclamo", den er in einem sogenannten Glocken- bauer mit sich führt, dahin, wo er Rothhühner vermuthet, und errichtet aus umherliegenden Steinen eine ungefähr drei Fuß hohe Mauer, welche ihm als Versteck dienen soll. Zehn oder funfzehn Schritte davon entfernt, stellt er den Käfig auf einen erhöhten Punkt und bedeckt ihn leicht mit Reisern, nachdem er vorher den Ueberzug, welcher das Gebauer bis dahin verhüllte, abgenommen hat. Jst der Lockvogel gut, so beginnt er segleich seinen Ruf mit einem wiederholten "Tacktack", dem dann der eigentliche Lockruf, ein "Tackterack", folgt. Jn der Regel währt es nur einige Minuten, und es erscheint ein Rothhuhn in der Nähe des Käfigs. Da man zu Anfang der Paarungszeit Hähne als Lockvögel benutzt, so kommt es vor, daß sowohl Hähne wie Hennen sich bei dem Schützen einstellen, häufig auch das Paar. Sie sehen sich nach dem Gefährten um, antworten auf seinen Ruf, und da sie sich dem Schützen frei zeigen, werden sie auf leichte Weise erlegt. Diese Jagd währt ungefähr vierzehn Tage. Haben die Hennen bereits gelegt und bebrüten ihre Eier, so nimmt der Jäger
Rothhuhn.
weil das Rothhuhn ſehr wenig Waſſer bedarf, niemals zur beſtimmten Stunde zur Tränke. Seine Thätigkeit beginnt mit dem erſten Morgengrauen und währt bis nach Sonnenaufgang; wenigſtens vernimmt man dann den Ruf des Hahnes nur noch ſelten. Während der Mittagsſtunden iſt das Volk ſehr ſtill; wahrſcheinlich liegt es jetzt im Halbſchlummer, wohlverdeckt zwiſchen dem Geſtein oder im niedern Geſtrüpp. Gegen Sonnenuntergang wird es von neuem rege und treibt ſich nun bis in die Nacht hinein, mehr ſpielend als Nahrung ſuchend, umher. Die Zeit der Liebe ändert ſelbſtverſtändlich auch das Betragen des Rothhuhnes. Schon im Februar trennt ſich das Volk in Paare, die Spanier behaupten, bereits am Tage des heiligen Antonius:
Al dia de San Anton Cada perdiz con su perdicon.“
„Je nach den verſchiedenen Provinzen Spaniens iſt die Paarungszeit übrigens verſchieden: in Südſpanien fällt ſie in den Anfang des März, in Mittelſpanien oder in den Gebirgen zu Ende dieſes Monats, auch wohl in den Anfang des April. Die Hähne führen dabei hitzige Kämpfe um die Hennen aus und geben Gelegenheit zu einer ſehr anziehenden, weiter unten zu beſchreibenden Jagd. Brütet die Henne bereits, ſo überlaſſen ſie dieſelbe ihrem Schickſale und ſchleichen, Minne ſuchend, noch weiter umher, freilich gewöhnlich zu ihrem Verderben. Das Neſt findet ſich in Getreidefeldern, Weinbergen u. ſ. w. unter einem Rosmarin- oder Thimianbuſche, und beſteht aus einer muldenförmigen Vertiefung, welche die Henne in den Boden ſcharrt. Es enthält zwölf bis ſechszehn Eier, welche ſich durch Größe und Färbung von denen unſeres Rebhuhnes unterſcheiden. Jhre Geſtalt iſt ſtumpfer und gerundeter, die feſte Schale glänzend, obgleich man die vielen Poren deutlich erkennen kann, die Grundfarbe ein lichtes Roſtgelb, welches mit zahlloſen, braunen Punkten und Flecken überſtreut iſt. Sobald die Jungen dem Eie entſchlüpft ſind, laufen ſie geſchwind umher, ſorgſam behütet von der jetzt beſonders vorſichtigen Mutter. Bei Gefahr benimmt ſich die Familie wie unſer Rebhuhn unter gleichen Umſtänden... Auch die jungen Rothhühner lernen wenige Tage nach dem Auskriechen flattern, wechſeln raſch die Schwingen, welche für die Laſt des Leibes bald zu ſchwach werden, und ſind bereits in der dritten Woche ihres Lebens äußerſt bewegliche und gewandte Geſchöpfe. Jhre Ausbildung beanſprucht zwiſchen vier und fünf Wochen. Anfänglich äßen ſie ſich von Kerbthieren, Larven, Würmern und ſeinem Geſäme; ſpäter halten ſie ſich, wie die Alten, gänzlich an letztere und an Grünzeug mancherlei Art, welches ihnen, wie es ſcheint, zugleich die Tränke erſetzen muß.“
„Die Rothhühner werden in Spanien eifrig gejagt. Jhre Verfolgung beginnt bereits, wenn die Jungen die Größe einer Wachtel erreicht haben. Man ſucht die Völker entweder mit Hühnerhunden oder durchſtreift auf gut Glück die von ihnen bewohnte Strecke. Jm Herbſte bedient man ſich mit Erfolg eines Lockvogels. Am eifrigſten betreibt man die Jagd während der Paarungszeit; ſie iſt dann auch unbedingt die anziehendſte, welche man auf dieſe Vögel ausüben kann, und dabei ganz eigenthümlich.“
„Der Jäger begibt ſich mit einem Lockvogel „Reclamo“, den er in einem ſogenannten Glocken- bauer mit ſich führt, dahin, wo er Rothhühner vermuthet, und errichtet aus umherliegenden Steinen eine ungefähr drei Fuß hohe Mauer, welche ihm als Verſteck dienen ſoll. Zehn oder funfzehn Schritte davon entfernt, ſtellt er den Käfig auf einen erhöhten Punkt und bedeckt ihn leicht mit Reiſern, nachdem er vorher den Ueberzug, welcher das Gebauer bis dahin verhüllte, abgenommen hat. Jſt der Lockvogel gut, ſo beginnt er ſegleich ſeinen Ruf mit einem wiederholten „Tacktack“, dem dann der eigentliche Lockruf, ein „Tackterack“, folgt. Jn der Regel währt es nur einige Minuten, und es erſcheint ein Rothhuhn in der Nähe des Käfigs. Da man zu Anfang der Paarungszeit Hähne als Lockvögel benutzt, ſo kommt es vor, daß ſowohl Hähne wie Hennen ſich bei dem Schützen einſtellen, häufig auch das Paar. Sie ſehen ſich nach dem Gefährten um, antworten auf ſeinen Ruf, und da ſie ſich dem Schützen frei zeigen, werden ſie auf leichte Weiſe erlegt. Dieſe Jagd währt ungefähr vierzehn Tage. Haben die Hennen bereits gelegt und bebrüten ihre Eier, ſo nimmt der Jäger
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[393/0421]
Rothhuhn.
weil das Rothhuhn ſehr wenig Waſſer bedarf, niemals zur beſtimmten Stunde zur Tränke. Seine
Thätigkeit beginnt mit dem erſten Morgengrauen und währt bis nach Sonnenaufgang; wenigſtens
vernimmt man dann den Ruf des Hahnes nur noch ſelten. Während der Mittagsſtunden iſt das
Volk ſehr ſtill; wahrſcheinlich liegt es jetzt im Halbſchlummer, wohlverdeckt zwiſchen dem Geſtein
oder im niedern Geſtrüpp. Gegen Sonnenuntergang wird es von neuem rege und treibt ſich nun
bis in die Nacht hinein, mehr ſpielend als Nahrung ſuchend, umher. Die Zeit der Liebe ändert
ſelbſtverſtändlich auch das Betragen des Rothhuhnes. Schon im Februar trennt ſich das Volk in
Paare, die Spanier behaupten, bereits am Tage des heiligen Antonius:
Al dia de San Anton
Cada perdiz con su perdicon.“
„Je nach den verſchiedenen Provinzen Spaniens iſt die Paarungszeit übrigens verſchieden: in
Südſpanien fällt ſie in den Anfang des März, in Mittelſpanien oder in den Gebirgen zu Ende
dieſes Monats, auch wohl in den Anfang des April. Die Hähne führen dabei hitzige Kämpfe um
die Hennen aus und geben Gelegenheit zu einer ſehr anziehenden, weiter unten zu beſchreibenden
Jagd. Brütet die Henne bereits, ſo überlaſſen ſie dieſelbe ihrem Schickſale und ſchleichen, Minne
ſuchend, noch weiter umher, freilich gewöhnlich zu ihrem Verderben. Das Neſt findet ſich in
Getreidefeldern, Weinbergen u. ſ. w. unter einem Rosmarin- oder Thimianbuſche, und beſteht aus
einer muldenförmigen Vertiefung, welche die Henne in den Boden ſcharrt. Es enthält zwölf bis
ſechszehn Eier, welche ſich durch Größe und Färbung von denen unſeres Rebhuhnes unterſcheiden.
Jhre Geſtalt iſt ſtumpfer und gerundeter, die feſte Schale glänzend, obgleich man die vielen Poren
deutlich erkennen kann, die Grundfarbe ein lichtes Roſtgelb, welches mit zahlloſen, braunen
Punkten und Flecken überſtreut iſt. Sobald die Jungen dem Eie entſchlüpft ſind, laufen ſie
geſchwind umher, ſorgſam behütet von der jetzt beſonders vorſichtigen Mutter. Bei Gefahr benimmt
ſich die Familie wie unſer Rebhuhn unter gleichen Umſtänden... Auch die jungen Rothhühner
lernen wenige Tage nach dem Auskriechen flattern, wechſeln raſch die Schwingen, welche für die Laſt
des Leibes bald zu ſchwach werden, und ſind bereits in der dritten Woche ihres Lebens äußerſt
bewegliche und gewandte Geſchöpfe. Jhre Ausbildung beanſprucht zwiſchen vier und fünf Wochen.
Anfänglich äßen ſie ſich von Kerbthieren, Larven, Würmern und ſeinem Geſäme; ſpäter halten ſie ſich,
wie die Alten, gänzlich an letztere und an Grünzeug mancherlei Art, welches ihnen, wie es ſcheint,
zugleich die Tränke erſetzen muß.“
„Die Rothhühner werden in Spanien eifrig gejagt. Jhre Verfolgung beginnt bereits, wenn die
Jungen die Größe einer Wachtel erreicht haben. Man ſucht die Völker entweder mit Hühnerhunden
oder durchſtreift auf gut Glück die von ihnen bewohnte Strecke. Jm Herbſte bedient man ſich mit
Erfolg eines Lockvogels. Am eifrigſten betreibt man die Jagd während der Paarungszeit; ſie iſt
dann auch unbedingt die anziehendſte, welche man auf dieſe Vögel ausüben kann, und dabei ganz
eigenthümlich.“
„Der Jäger begibt ſich mit einem Lockvogel „Reclamo“, den er in einem ſogenannten Glocken-
bauer mit ſich führt, dahin, wo er Rothhühner vermuthet, und errichtet aus umherliegenden Steinen
eine ungefähr drei Fuß hohe Mauer, welche ihm als Verſteck dienen ſoll. Zehn oder funfzehn Schritte
davon entfernt, ſtellt er den Käfig auf einen erhöhten Punkt und bedeckt ihn leicht mit Reiſern,
nachdem er vorher den Ueberzug, welcher das Gebauer bis dahin verhüllte, abgenommen hat. Jſt der
Lockvogel gut, ſo beginnt er ſegleich ſeinen Ruf mit einem wiederholten „Tacktack“, dem dann der
eigentliche Lockruf, ein „Tackterack“, folgt. Jn der Regel währt es nur einige Minuten, und es
erſcheint ein Rothhuhn in der Nähe des Käfigs. Da man zu Anfang der Paarungszeit Hähne als
Lockvögel benutzt, ſo kommt es vor, daß ſowohl Hähne wie Hennen ſich bei dem Schützen einſtellen,
häufig auch das Paar. Sie ſehen ſich nach dem Gefährten um, antworten auf ſeinen Ruf, und da
ſie ſich dem Schützen frei zeigen, werden ſie auf leichte Weiſe erlegt. Dieſe Jagd währt ungefähr
vierzehn Tage. Haben die Hennen bereits gelegt und bebrüten ihre Eier, ſo nimmt der Jäger
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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