fast, als wolle Einer nur den Andern verscheuchen, nicht aber schädigen. Doch geschieht es, daß der Stärkere den Schwächeren beim Schopfe packt, wie einen Gefangenen eine Strecke weit wegschleppt, ihm dann noch einige Hiebe versetzt, ihn zu flüchten zwingt und hierauf frohlockend zum Kampf- platze zurückkehrt, um weiter zu balzen. Starke Hähne pflegen sich im Laufe des Morgens auf verschiedenen Balzplätzen einzufinden, in der Absicht, ihre Kraft an mehreren Gegnern zu erproben; sie werden unter Umständen der Schrecken aller jüngeren, minder geübten Hähne, welche sich ihnen wohl oder übel unterwerfen müssen. Der geschlagene Hahn kehrt übrigens gewöhnlich ebenfalls wieder zum Kampfplatze zurück und beginnt von neuem zu streiten oder fliegt einem zweiten Balz- platze zu, um dort seine Kraft mit der eines andern Hahnes zu messen.
Die Balze lockt gewöhnlich, doch nicht immer, die Hennen herbei, sodaß die Hähne gegen Abschluß des Liebesreigens hin den Lohn ihrer Mühen ernten können. Jn Skandinavien hat man beobachtet, daß ein gefangener Hahn, welcher in einem umzäunten Garten balzte, wiederholt von freilebenden Hennen besucht wurde; bei uns zu Lande bemerkt man die Hennen nur ausnahms- weise in der Nähe der Balzplätze, und die Hähne müssen oft weit nach ihnen fliegen. Haben die Weibchen sich eingefunden, so treten die Hähne mit ihnen in den späteren Morgenstunden zu Baume, kollern noch einige Zeit hier fort und begeben sich sodann gemeinschaftlich nach den Waide- plätzen, woselbst die Begattung zu erfolgen pflegt. Ein starker Hahn betritt unter Umständen vier bis sechs Hennen im Laufe des Morgens, ist jedoch nur selten so glücklich, eine derartige Anzahl um sich versammeln zu können.
Gegen Mitte des Mai macht die Birkhenne Anstalt zum Brüten. Jhr Nest ist ebenfalls nur eine seicht ausgescharrte, höchstens mit etwas Genist belegte Vertiefung an einer möglichst geschützten Stelle zwischen hohen Gräsern, unter kleinen Büschen u. s. w. Das Gelege enthält sieben bis zehn, bisweilen wohl auch zwölf Eier, welche auf graugelbem, graublassem oder röthlichgelbem Grunde mit dunkelgelben, rost- oder ölbraunen und grauen Flecken und Punkten dicht bestreut sind. Die Henne brütet zwar nicht so eifrig, wie die Auerhenne, aber doch immer noch mit warmer Hingabe, versucht, sich nahende Feinde durch Verstellungskünste vom Neste abzulenken, und widmet sich im günstigsten Falle der Aufzucht ihrer Kinder mit der größten Zärtlichkeit. Das Jugendleben der Küchlein ist ungefähr dasselbe wie beim Auerhuhn, und auch der Kleiderwechsel der Jungen geht fast in gleicher Weise wie bei jenen vor sich. Die Küchlein wissen sich vom ersten Tage ihres Lebens an geschickt zu verbergen, lernen sehr bald flattern und sind schon nach einigen Wochen im Stande, den Alten überall hin zu folgen. Demungeachtet haben sie noch viele Gefahren auszustehen, bevor ihr Wachsthum vollendet ist. Sie verweilen bis in den Spätherbst hinein in Gesellschaft der Mutter und trennen sich erst dann von ihr, wenn sie bereits ein der Alten ähnliches Kleid angelegt haben.
Die Birkhuhnjagd wird von allerlei Raubgezücht und auch allerorten von den Menschen eifrig betrieben. Jn Deutschland erlegt man die alten Hähne während der Balze und die jüngeren im Spät- herbste beim Treiben. Auf den Hochgebirgen und in den nördlichen Ländern stellt man ihnen, mit Aus- nahme der Brutzeit, während des ganzen Jahres nach, und nicht blos mit dem Feuergewehr, sondern auch mit Netz und Schlinge. Die anziehendste Jagd bleibt unter allen Umständen die während der Balze, schon deshalb, weil um diese Zeit der Waidmann, auch wenn er nicht glücklich war, durch das wundervolle Schauspiel, welches er genießt, genugsam entschädigt wird. Jn Schweden lauert der Jäger auf solchen Waldplätzen und Mooren, wo Birkhähne zu balzen pflegen, von ein Uhr des Morgens an in einer aus Reisern zusammengebauten Schießhütte auf die sich einstellenden Birkhähne, bis sich einer von ihnen schußrecht naht. Der Knall verscheucht die Gesellschaft, der Schütz aber bleibt ruhig in seiner Hütte sitzen. Nach einiger Zeit beginnt ein Birkhahn wieder zu kollern, ein anderer stimmt ein, ein dritter läßt sich ebenfalls vernehmen, eine Henne lockt dazu, das Kollern auf den Bäumen wird lebhafter, und nach Verlauf von etwa einer Stunde erdreistet sich endlich wieder einer, zum Boden herab zu kommen, beginnt zu blasen, gibt damit den Anwesenden das Zeichen, daß Alles
Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
faſt, als wolle Einer nur den Andern verſcheuchen, nicht aber ſchädigen. Doch geſchieht es, daß der Stärkere den Schwächeren beim Schopfe packt, wie einen Gefangenen eine Strecke weit wegſchleppt, ihm dann noch einige Hiebe verſetzt, ihn zu flüchten zwingt und hierauf frohlockend zum Kampf- platze zurückkehrt, um weiter zu balzen. Starke Hähne pflegen ſich im Laufe des Morgens auf verſchiedenen Balzplätzen einzufinden, in der Abſicht, ihre Kraft an mehreren Gegnern zu erproben; ſie werden unter Umſtänden der Schrecken aller jüngeren, minder geübten Hähne, welche ſich ihnen wohl oder übel unterwerfen müſſen. Der geſchlagene Hahn kehrt übrigens gewöhnlich ebenfalls wieder zum Kampfplatze zurück und beginnt von neuem zu ſtreiten oder fliegt einem zweiten Balz- platze zu, um dort ſeine Kraft mit der eines andern Hahnes zu meſſen.
Die Balze lockt gewöhnlich, doch nicht immer, die Hennen herbei, ſodaß die Hähne gegen Abſchluß des Liebesreigens hin den Lohn ihrer Mühen ernten können. Jn Skandinavien hat man beobachtet, daß ein gefangener Hahn, welcher in einem umzäunten Garten balzte, wiederholt von freilebenden Hennen beſucht wurde; bei uns zu Lande bemerkt man die Hennen nur ausnahms- weiſe in der Nähe der Balzplätze, und die Hähne müſſen oft weit nach ihnen fliegen. Haben die Weibchen ſich eingefunden, ſo treten die Hähne mit ihnen in den ſpäteren Morgenſtunden zu Baume, kollern noch einige Zeit hier fort und begeben ſich ſodann gemeinſchaftlich nach den Waide- plätzen, woſelbſt die Begattung zu erfolgen pflegt. Ein ſtarker Hahn betritt unter Umſtänden vier bis ſechs Hennen im Laufe des Morgens, iſt jedoch nur ſelten ſo glücklich, eine derartige Anzahl um ſich verſammeln zu können.
Gegen Mitte des Mai macht die Birkhenne Anſtalt zum Brüten. Jhr Neſt iſt ebenfalls nur eine ſeicht ausgeſcharrte, höchſtens mit etwas Geniſt belegte Vertiefung an einer möglichſt geſchützten Stelle zwiſchen hohen Gräſern, unter kleinen Büſchen u. ſ. w. Das Gelege enthält ſieben bis zehn, bisweilen wohl auch zwölf Eier, welche auf graugelbem, graublaſſem oder röthlichgelbem Grunde mit dunkelgelben, roſt- oder ölbraunen und grauen Flecken und Punkten dicht beſtreut ſind. Die Henne brütet zwar nicht ſo eifrig, wie die Auerhenne, aber doch immer noch mit warmer Hingabe, verſucht, ſich nahende Feinde durch Verſtellungskünſte vom Neſte abzulenken, und widmet ſich im günſtigſten Falle der Aufzucht ihrer Kinder mit der größten Zärtlichkeit. Das Jugendleben der Küchlein iſt ungefähr daſſelbe wie beim Auerhuhn, und auch der Kleiderwechſel der Jungen geht faſt in gleicher Weiſe wie bei jenen vor ſich. Die Küchlein wiſſen ſich vom erſten Tage ihres Lebens an geſchickt zu verbergen, lernen ſehr bald flattern und ſind ſchon nach einigen Wochen im Stande, den Alten überall hin zu folgen. Demungeachtet haben ſie noch viele Gefahren auszuſtehen, bevor ihr Wachsthum vollendet iſt. Sie verweilen bis in den Spätherbſt hinein in Geſellſchaft der Mutter und trennen ſich erſt dann von ihr, wenn ſie bereits ein der Alten ähnliches Kleid angelegt haben.
Die Birkhuhnjagd wird von allerlei Raubgezücht und auch allerorten von den Menſchen eifrig betrieben. Jn Deutſchland erlegt man die alten Hähne während der Balze und die jüngeren im Spät- herbſte beim Treiben. Auf den Hochgebirgen und in den nördlichen Ländern ſtellt man ihnen, mit Aus- nahme der Brutzeit, während des ganzen Jahres nach, und nicht blos mit dem Feuergewehr, ſondern auch mit Netz und Schlinge. Die anziehendſte Jagd bleibt unter allen Umſtänden die während der Balze, ſchon deshalb, weil um dieſe Zeit der Waidmann, auch wenn er nicht glücklich war, durch das wundervolle Schauſpiel, welches er genießt, genugſam entſchädigt wird. Jn Schweden lauert der Jäger auf ſolchen Waldplätzen und Mooren, wo Birkhähne zu balzen pflegen, von ein Uhr des Morgens an in einer aus Reiſern zuſammengebauten Schießhütte auf die ſich einſtellenden Birkhähne, bis ſich einer von ihnen ſchußrecht naht. Der Knall verſcheucht die Geſellſchaft, der Schütz aber bleibt ruhig in ſeiner Hütte ſitzen. Nach einiger Zeit beginnt ein Birkhahn wieder zu kollern, ein anderer ſtimmt ein, ein dritter läßt ſich ebenfalls vernehmen, eine Henne lockt dazu, das Kollern auf den Bäumen wird lebhafter, und nach Verlauf von etwa einer Stunde erdreiſtet ſich endlich wieder einer, zum Boden herab zu kommen, beginnt zu blaſen, gibt damit den Anweſenden das Zeichen, daß Alles
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Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
faſt, als wolle Einer nur den Andern verſcheuchen, nicht aber ſchädigen. Doch geſchieht es, daß der
Stärkere den Schwächeren beim Schopfe packt, wie einen Gefangenen eine Strecke weit wegſchleppt,
ihm dann noch einige Hiebe verſetzt, ihn zu flüchten zwingt und hierauf frohlockend zum Kampf-
platze zurückkehrt, um weiter zu balzen. Starke Hähne pflegen ſich im Laufe des Morgens auf
verſchiedenen Balzplätzen einzufinden, in der Abſicht, ihre Kraft an mehreren Gegnern zu erproben;
ſie werden unter Umſtänden der Schrecken aller jüngeren, minder geübten Hähne, welche ſich ihnen
wohl oder übel unterwerfen müſſen. Der geſchlagene Hahn kehrt übrigens gewöhnlich ebenfalls
wieder zum Kampfplatze zurück und beginnt von neuem zu ſtreiten oder fliegt einem zweiten Balz-
platze zu, um dort ſeine Kraft mit der eines andern Hahnes zu meſſen.
Die Balze lockt gewöhnlich, doch nicht immer, die Hennen herbei, ſodaß die Hähne gegen
Abſchluß des Liebesreigens hin den Lohn ihrer Mühen ernten können. Jn Skandinavien hat man
beobachtet, daß ein gefangener Hahn, welcher in einem umzäunten Garten balzte, wiederholt von
freilebenden Hennen beſucht wurde; bei uns zu Lande bemerkt man die Hennen nur ausnahms-
weiſe in der Nähe der Balzplätze, und die Hähne müſſen oft weit nach ihnen fliegen. Haben
die Weibchen ſich eingefunden, ſo treten die Hähne mit ihnen in den ſpäteren Morgenſtunden zu
Baume, kollern noch einige Zeit hier fort und begeben ſich ſodann gemeinſchaftlich nach den Waide-
plätzen, woſelbſt die Begattung zu erfolgen pflegt. Ein ſtarker Hahn betritt unter Umſtänden vier
bis ſechs Hennen im Laufe des Morgens, iſt jedoch nur ſelten ſo glücklich, eine derartige Anzahl um
ſich verſammeln zu können.
Gegen Mitte des Mai macht die Birkhenne Anſtalt zum Brüten. Jhr Neſt iſt ebenfalls nur
eine ſeicht ausgeſcharrte, höchſtens mit etwas Geniſt belegte Vertiefung an einer möglichſt geſchützten
Stelle zwiſchen hohen Gräſern, unter kleinen Büſchen u. ſ. w. Das Gelege enthält ſieben bis zehn,
bisweilen wohl auch zwölf Eier, welche auf graugelbem, graublaſſem oder röthlichgelbem Grunde
mit dunkelgelben, roſt- oder ölbraunen und grauen Flecken und Punkten dicht beſtreut ſind. Die
Henne brütet zwar nicht ſo eifrig, wie die Auerhenne, aber doch immer noch mit warmer Hingabe,
verſucht, ſich nahende Feinde durch Verſtellungskünſte vom Neſte abzulenken, und widmet ſich im
günſtigſten Falle der Aufzucht ihrer Kinder mit der größten Zärtlichkeit. Das Jugendleben der
Küchlein iſt ungefähr daſſelbe wie beim Auerhuhn, und auch der Kleiderwechſel der Jungen geht faſt
in gleicher Weiſe wie bei jenen vor ſich. Die Küchlein wiſſen ſich vom erſten Tage ihres Lebens
an geſchickt zu verbergen, lernen ſehr bald flattern und ſind ſchon nach einigen Wochen im Stande,
den Alten überall hin zu folgen. Demungeachtet haben ſie noch viele Gefahren auszuſtehen, bevor
ihr Wachsthum vollendet iſt. Sie verweilen bis in den Spätherbſt hinein in Geſellſchaft der
Mutter und trennen ſich erſt dann von ihr, wenn ſie bereits ein der Alten ähnliches Kleid
angelegt haben.
Die Birkhuhnjagd wird von allerlei Raubgezücht und auch allerorten von den Menſchen eifrig
betrieben. Jn Deutſchland erlegt man die alten Hähne während der Balze und die jüngeren im Spät-
herbſte beim Treiben. Auf den Hochgebirgen und in den nördlichen Ländern ſtellt man ihnen, mit Aus-
nahme der Brutzeit, während des ganzen Jahres nach, und nicht blos mit dem Feuergewehr, ſondern
auch mit Netz und Schlinge. Die anziehendſte Jagd bleibt unter allen Umſtänden die während der
Balze, ſchon deshalb, weil um dieſe Zeit der Waidmann, auch wenn er nicht glücklich war, durch das
wundervolle Schauſpiel, welches er genießt, genugſam entſchädigt wird. Jn Schweden lauert der Jäger
auf ſolchen Waldplätzen und Mooren, wo Birkhähne zu balzen pflegen, von ein Uhr des Morgens an
in einer aus Reiſern zuſammengebauten Schießhütte auf die ſich einſtellenden Birkhähne, bis ſich
einer von ihnen ſchußrecht naht. Der Knall verſcheucht die Geſellſchaft, der Schütz aber bleibt
ruhig in ſeiner Hütte ſitzen. Nach einiger Zeit beginnt ein Birkhahn wieder zu kollern, ein anderer
ſtimmt ein, ein dritter läßt ſich ebenfalls vernehmen, eine Henne lockt dazu, das Kollern auf den
Bäumen wird lebhafter, und nach Verlauf von etwa einer Stunde erdreiſtet ſich endlich wieder einer,
zum Boden herab zu kommen, beginnt zu blaſen, gibt damit den Anweſenden das Zeichen, daß Alles
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/380>, abgerufen am 25.11.2024.
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