Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Auerhuhn.
Liebe und Sorgfalt behütet. Es ist rührend zu sehen, wenn man so unverhofft unter eine Kette
kommt, mit welchem Geschrei und Lärm die Alte Einen empfängt. Jm Nu sind alle Jungen
verschwunden, und sie wissen sich so gut zu verstecken, daß es wirklich schwer hält, eins von ihnen zu
entdecken. Einen großen Theil dieses Erfolges verdanken sie ihrer Färbung. Jch hatte öfter,
namentlich auf alten Holzschlägen, die ganze Kette unter meinen Füßen; sie waren noch nicht flügge,
und dennoch war ich selten so glücklich, eines von ihnen aufzufinden. Trauriger sieht es freilich mit
einer Kette aus, wenn Herr Reinecke mit seiner unfehlbaren Nase dahinter kommt. Glückt die
allbekannte List der Mutter, immer drei bis vier Schritte vor dem Fuchse dahin zu laufen und dahin
zu flattern, sich zu stellen, als wäre sie an den Flügeln gelähmt, und Reinecke so aus dem Bereich
der Jungen zu führen -- glückt dieses letztere, so steht sie plötzlich auf, streicht nach dem Platze,
wo sie zuletzt ihre Jungen ließ und gibt durch wohlbekannte Töne "Gluck gluck" kund, daß die
Gefahr vorüber ist, worauf sie sich mit ihnen in entgegengesetzter Richtung eiligst auf und davon
macht; gelingt Dies aber nicht, so sieht es leider oft traurig aus und nicht selten bleibt keines der
Jungen übrig."

Jm günstigsten Falle wachsen die Küchlein unter dem treuen Geleite der Mutter rasch heran.
Jhre Nahrung besteht fast nur in Kerbthieren. Die Alte führt sie an günstige Stellen, scharrt
versprechenden Boden auf, lockt sie mit dem zärtlichen "Back, back" herbei, legt ihnen eine Fliege,
einen Käfer, Larve, Raupe, einen Wurm, eine kleine Schnecke u. dergl. auf den Schnabel, und
gewöhnt sie so zum Fressen. Eine Lieblingsnahrung von ihnen sind die Puppen aller deutschen
Ameisenarten. Die Alte läuft oft mit den Jungen an die Kante der Hölzer, um die auf den Wiesen
und Rainen stehenden Ameisenhaufen aufzusuchen. Findet sie einen, dann scharrt sie, bis die Larven
zum Vorschein kommen, und lockt nun das ganze Volk zusammen, welches eilig die gute Mahlzeit
verschlingt. Wenn die Jungen heranwachsen, fressen sie fast Alles, was die Mutter verzehrt.
Schon nach wenigen Wochen sind sie so weit befiedert, daß sie bäumen oder wenigstens flattern
können; ihr eigentliches Federkleid erhalten sie aber erst viel später. Hierüber hat mein Vater
die sorgfältigsten Beobachtungen gemacht, und sie sind es denn auch, welche die Grundlage aller bis
jetzt veröffentlichten Beschreibungen der verschiedenen Jugendkleider bilden.

Jm Nest- oder Flaumenkleide sind Stirn und Zügel rostgelb, durch zwei braune, hinter den
Nasenlöchern beginnende Längsstreifen und einen auf dem Zügel stehenden braunen Flecken gezeichnet;
über die Augen zieht sich bogenförmig ein brauner Strich, zwischen ihnen verlaufen zwei hinten sich
vereinigende schwarzbraune Streifen; der Hinterkopf ist rostfarben, hinten mit einem schwärzlichen
Bande gezeichnet, auf welchem ein längs der Mitte des rostgelben Halses herablaufender Streifen
senkrecht steht; die Seiten des Kopfes sind rostgelb, mit einem braunen oder schwärzlichen Striche
hinter den Augen, die Federn des Rückens rostfarben, mit schwärzlichen und braunen Flecken und
Streifen, die des Unterkörpers aber graulich schwefelgelb, an der Kehle am hellsten. Das Auge ist
bläulichgrau, der Stern bleifarbig, der Schnabel an der oberen Kinnlade dunkel, an der unteren
hellhornfarben; die Zehen und Nägel der bereits mit Dunen bedeckten Füße sind gilblich.

Wenige Tage nach dem Auskriechen brechen die Schwungfedern hervor, nach ihnen die
Rücken- und die Brustfedern, schließlich auch die des Kopfes, welcher am längsten unbefiedert bleibt,
und nunmehr geht die Tracht ins erste Federkleid über. Jn ihm sind alle kleinen Federn des Kopfes,
Hinterhalses und Rückens am Grunde grauschwarz, an der Spitze weißlich, längs des Schaftes
rostgelb gestreift, übrigens schwarz und rostgelb in die Quere gefleckt, die Schwungfedern grau-
schwarz, rostgelb gefleckt und gebändert, die Oberflügeldeckfedern den Rückenfedern ähnlich, die des
Unterkörpers rostgelb, braun gefleckt und gebändert.

Auch diese Federn fallen bald wieder aus, und das Küchlein erhält jetzt das zweite Federkleid.
Jn ihm ist das Gefieder des Kopfes und Hinterhalses rostgraugelb mit schwärzlichen und braunen
Querbinden und Zickzacklinien, das des Rückens auf rostbraunem Grunde ebenso gezeichnet, die
Stelle unter dem Auge bräunlich und weiß gefleckt, die Kehle grauweiß mit tiefgrauen Säumen und

Auerhuhn.
Liebe und Sorgfalt behütet. Es iſt rührend zu ſehen, wenn man ſo unverhofft unter eine Kette
kommt, mit welchem Geſchrei und Lärm die Alte Einen empfängt. Jm Nu ſind alle Jungen
verſchwunden, und ſie wiſſen ſich ſo gut zu verſtecken, daß es wirklich ſchwer hält, eins von ihnen zu
entdecken. Einen großen Theil dieſes Erfolges verdanken ſie ihrer Färbung. Jch hatte öfter,
namentlich auf alten Holzſchlägen, die ganze Kette unter meinen Füßen; ſie waren noch nicht flügge,
und dennoch war ich ſelten ſo glücklich, eines von ihnen aufzufinden. Trauriger ſieht es freilich mit
einer Kette aus, wenn Herr Reinecke mit ſeiner unfehlbaren Naſe dahinter kommt. Glückt die
allbekannte Liſt der Mutter, immer drei bis vier Schritte vor dem Fuchſe dahin zu laufen und dahin
zu flattern, ſich zu ſtellen, als wäre ſie an den Flügeln gelähmt, und Reinecke ſo aus dem Bereich
der Jungen zu führen — glückt dieſes letztere, ſo ſteht ſie plötzlich auf, ſtreicht nach dem Platze,
wo ſie zuletzt ihre Jungen ließ und gibt durch wohlbekannte Töne „Gluck gluck“ kund, daß die
Gefahr vorüber iſt, worauf ſie ſich mit ihnen in entgegengeſetzter Richtung eiligſt auf und davon
macht; gelingt Dies aber nicht, ſo ſieht es leider oft traurig aus und nicht ſelten bleibt keines der
Jungen übrig.“

Jm günſtigſten Falle wachſen die Küchlein unter dem treuen Geleite der Mutter raſch heran.
Jhre Nahrung beſteht faſt nur in Kerbthieren. Die Alte führt ſie an günſtige Stellen, ſcharrt
verſprechenden Boden auf, lockt ſie mit dem zärtlichen „Back, back“ herbei, legt ihnen eine Fliege,
einen Käfer, Larve, Raupe, einen Wurm, eine kleine Schnecke u. dergl. auf den Schnabel, und
gewöhnt ſie ſo zum Freſſen. Eine Lieblingsnahrung von ihnen ſind die Puppen aller deutſchen
Ameiſenarten. Die Alte läuft oft mit den Jungen an die Kante der Hölzer, um die auf den Wieſen
und Rainen ſtehenden Ameiſenhaufen aufzuſuchen. Findet ſie einen, dann ſcharrt ſie, bis die Larven
zum Vorſchein kommen, und lockt nun das ganze Volk zuſammen, welches eilig die gute Mahlzeit
verſchlingt. Wenn die Jungen heranwachſen, freſſen ſie faſt Alles, was die Mutter verzehrt.
Schon nach wenigen Wochen ſind ſie ſo weit befiedert, daß ſie bäumen oder wenigſtens flattern
können; ihr eigentliches Federkleid erhalten ſie aber erſt viel ſpäter. Hierüber hat mein Vater
die ſorgfältigſten Beobachtungen gemacht, und ſie ſind es denn auch, welche die Grundlage aller bis
jetzt veröffentlichten Beſchreibungen der verſchiedenen Jugendkleider bilden.

Jm Neſt- oder Flaumenkleide ſind Stirn und Zügel roſtgelb, durch zwei braune, hinter den
Naſenlöchern beginnende Längsſtreifen und einen auf dem Zügel ſtehenden braunen Flecken gezeichnet;
über die Augen zieht ſich bogenförmig ein brauner Strich, zwiſchen ihnen verlaufen zwei hinten ſich
vereinigende ſchwarzbraune Streifen; der Hinterkopf iſt roſtfarben, hinten mit einem ſchwärzlichen
Bande gezeichnet, auf welchem ein längs der Mitte des roſtgelben Halſes herablaufender Streifen
ſenkrecht ſteht; die Seiten des Kopfes ſind roſtgelb, mit einem braunen oder ſchwärzlichen Striche
hinter den Augen, die Federn des Rückens roſtfarben, mit ſchwärzlichen und braunen Flecken und
Streifen, die des Unterkörpers aber graulich ſchwefelgelb, an der Kehle am hellſten. Das Auge iſt
bläulichgrau, der Stern bleifarbig, der Schnabel an der oberen Kinnlade dunkel, an der unteren
hellhornfarben; die Zehen und Nägel der bereits mit Dunen bedeckten Füße ſind gilblich.

Wenige Tage nach dem Auskriechen brechen die Schwungfedern hervor, nach ihnen die
Rücken- und die Bruſtfedern, ſchließlich auch die des Kopfes, welcher am längſten unbefiedert bleibt,
und nunmehr geht die Tracht ins erſte Federkleid über. Jn ihm ſind alle kleinen Federn des Kopfes,
Hinterhalſes und Rückens am Grunde grauſchwarz, an der Spitze weißlich, längs des Schaftes
roſtgelb geſtreift, übrigens ſchwarz und roſtgelb in die Quere gefleckt, die Schwungfedern grau-
ſchwarz, roſtgelb gefleckt und gebändert, die Oberflügeldeckfedern den Rückenfedern ähnlich, die des
Unterkörpers roſtgelb, braun gefleckt und gebändert.

Auch dieſe Federn fallen bald wieder aus, und das Küchlein erhält jetzt das zweite Federkleid.
Jn ihm iſt das Gefieder des Kopfes und Hinterhalſes roſtgraugelb mit ſchwärzlichen und braunen
Querbinden und Zickzacklinien, das des Rückens auf roſtbraunem Grunde ebenſo gezeichnet, die
Stelle unter dem Auge bräunlich und weiß gefleckt, die Kehle grauweiß mit tiefgrauen Säumen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0371" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Auerhuhn.</hi></fw><lb/>
Liebe und Sorgfalt behütet. Es i&#x017F;t rührend zu &#x017F;ehen, wenn man &#x017F;o unverhofft unter eine Kette<lb/>
kommt, mit welchem Ge&#x017F;chrei und Lärm die Alte Einen empfängt. Jm Nu &#x017F;ind alle Jungen<lb/>
ver&#x017F;chwunden, und &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;o gut zu ver&#x017F;tecken, daß es wirklich &#x017F;chwer hält, eins von ihnen zu<lb/>
entdecken. Einen großen Theil die&#x017F;es Erfolges verdanken &#x017F;ie ihrer Färbung. Jch hatte öfter,<lb/>
namentlich auf alten Holz&#x017F;chlägen, die ganze Kette unter meinen Füßen; &#x017F;ie waren noch nicht flügge,<lb/>
und dennoch war ich &#x017F;elten &#x017F;o glücklich, eines von ihnen aufzufinden. Trauriger &#x017F;ieht es freilich mit<lb/>
einer Kette aus, wenn Herr Reinecke mit &#x017F;einer unfehlbaren Na&#x017F;e dahinter kommt. Glückt die<lb/>
allbekannte Li&#x017F;t der Mutter, immer drei bis vier Schritte vor dem Fuch&#x017F;e dahin zu laufen und dahin<lb/>
zu flattern, &#x017F;ich zu &#x017F;tellen, als wäre &#x017F;ie an den Flügeln gelähmt, und Reinecke &#x017F;o aus dem Bereich<lb/>
der Jungen zu führen &#x2014; glückt die&#x017F;es letztere, &#x017F;o &#x017F;teht &#x017F;ie plötzlich auf, &#x017F;treicht nach dem Platze,<lb/>
wo &#x017F;ie zuletzt ihre Jungen ließ und gibt durch wohlbekannte Töne &#x201E;Gluck gluck&#x201C; kund, daß die<lb/>
Gefahr vorüber i&#x017F;t, worauf &#x017F;ie &#x017F;ich mit ihnen in entgegenge&#x017F;etzter Richtung eilig&#x017F;t auf und davon<lb/>
macht; gelingt Dies aber nicht, &#x017F;o &#x017F;ieht es leider oft traurig aus und nicht &#x017F;elten bleibt keines der<lb/>
Jungen übrig.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jm gün&#x017F;tig&#x017F;ten Falle wach&#x017F;en die Küchlein unter dem treuen Geleite der Mutter ra&#x017F;ch heran.<lb/>
Jhre Nahrung be&#x017F;teht fa&#x017F;t nur in Kerbthieren. Die Alte führt &#x017F;ie an gün&#x017F;tige Stellen, &#x017F;charrt<lb/>
ver&#x017F;prechenden Boden auf, lockt &#x017F;ie mit dem zärtlichen &#x201E;Back, back&#x201C; herbei, legt ihnen eine Fliege,<lb/>
einen Käfer, Larve, Raupe, einen Wurm, eine kleine Schnecke u. dergl. auf den Schnabel, und<lb/>
gewöhnt &#x017F;ie &#x017F;o zum Fre&#x017F;&#x017F;en. Eine Lieblingsnahrung von ihnen &#x017F;ind die Puppen aller deut&#x017F;chen<lb/>
Amei&#x017F;enarten. Die Alte läuft oft mit den Jungen an die Kante der Hölzer, um die auf den Wie&#x017F;en<lb/>
und Rainen &#x017F;tehenden Amei&#x017F;enhaufen aufzu&#x017F;uchen. Findet &#x017F;ie einen, dann &#x017F;charrt &#x017F;ie, bis die Larven<lb/>
zum Vor&#x017F;chein kommen, und lockt nun das ganze Volk zu&#x017F;ammen, welches eilig die gute Mahlzeit<lb/>
ver&#x017F;chlingt. Wenn die Jungen heranwach&#x017F;en, fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie fa&#x017F;t Alles, was die Mutter verzehrt.<lb/>
Schon nach wenigen Wochen &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;o weit befiedert, daß &#x017F;ie bäumen oder wenig&#x017F;tens flattern<lb/>
können; ihr eigentliches Federkleid erhalten &#x017F;ie aber er&#x017F;t viel &#x017F;päter. Hierüber hat mein Vater<lb/>
die &#x017F;orgfältig&#x017F;ten Beobachtungen gemacht, und &#x017F;ie &#x017F;ind es denn auch, welche die Grundlage aller bis<lb/>
jetzt veröffentlichten Be&#x017F;chreibungen der ver&#x017F;chiedenen Jugendkleider bilden.</p><lb/>
          <p>Jm Ne&#x017F;t- oder Flaumenkleide &#x017F;ind Stirn und Zügel ro&#x017F;tgelb, durch zwei braune, hinter den<lb/>
Na&#x017F;enlöchern beginnende Längs&#x017F;treifen und einen auf dem Zügel &#x017F;tehenden braunen Flecken gezeichnet;<lb/>
über die Augen zieht &#x017F;ich bogenförmig ein brauner Strich, zwi&#x017F;chen ihnen verlaufen zwei hinten &#x017F;ich<lb/>
vereinigende &#x017F;chwarzbraune Streifen; der Hinterkopf i&#x017F;t ro&#x017F;tfarben, hinten mit einem &#x017F;chwärzlichen<lb/>
Bande gezeichnet, auf welchem ein längs der Mitte des ro&#x017F;tgelben Hal&#x017F;es herablaufender Streifen<lb/>
&#x017F;enkrecht &#x017F;teht; die Seiten des Kopfes &#x017F;ind ro&#x017F;tgelb, mit einem braunen oder &#x017F;chwärzlichen Striche<lb/>
hinter den Augen, die Federn des Rückens ro&#x017F;tfarben, mit &#x017F;chwärzlichen und braunen Flecken und<lb/>
Streifen, die des Unterkörpers aber graulich &#x017F;chwefelgelb, an der Kehle am hell&#x017F;ten. Das Auge i&#x017F;t<lb/>
bläulichgrau, der Stern bleifarbig, der Schnabel an der oberen Kinnlade dunkel, an der unteren<lb/>
hellhornfarben; die Zehen und Nägel der bereits mit Dunen bedeckten Füße &#x017F;ind gilblich.</p><lb/>
          <p>Wenige Tage nach dem Auskriechen brechen die Schwungfedern hervor, nach ihnen die<lb/>
Rücken- und die Bru&#x017F;tfedern, &#x017F;chließlich auch die des Kopfes, welcher am läng&#x017F;ten unbefiedert bleibt,<lb/>
und nunmehr geht die Tracht ins er&#x017F;te Federkleid über. Jn ihm &#x017F;ind alle kleinen Federn des Kopfes,<lb/>
Hinterhal&#x017F;es und Rückens am Grunde grau&#x017F;chwarz, an der Spitze weißlich, längs des Schaftes<lb/>
ro&#x017F;tgelb ge&#x017F;treift, übrigens &#x017F;chwarz und ro&#x017F;tgelb in die Quere gefleckt, die Schwungfedern grau-<lb/>
&#x017F;chwarz, ro&#x017F;tgelb gefleckt und gebändert, die Oberflügeldeckfedern den Rückenfedern ähnlich, die des<lb/>
Unterkörpers ro&#x017F;tgelb, braun gefleckt und gebändert.</p><lb/>
          <p>Auch die&#x017F;e Federn fallen bald wieder aus, und das Küchlein erhält jetzt das zweite Federkleid.<lb/>
Jn ihm i&#x017F;t das Gefieder des Kopfes und Hinterhal&#x017F;es ro&#x017F;tgraugelb mit &#x017F;chwärzlichen und braunen<lb/>
Querbinden und Zickzacklinien, das des Rückens auf ro&#x017F;tbraunem Grunde eben&#x017F;o gezeichnet, die<lb/>
Stelle unter dem Auge bräunlich und weiß gefleckt, die Kehle grauweiß mit tiefgrauen Säumen und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0371] Auerhuhn. Liebe und Sorgfalt behütet. Es iſt rührend zu ſehen, wenn man ſo unverhofft unter eine Kette kommt, mit welchem Geſchrei und Lärm die Alte Einen empfängt. Jm Nu ſind alle Jungen verſchwunden, und ſie wiſſen ſich ſo gut zu verſtecken, daß es wirklich ſchwer hält, eins von ihnen zu entdecken. Einen großen Theil dieſes Erfolges verdanken ſie ihrer Färbung. Jch hatte öfter, namentlich auf alten Holzſchlägen, die ganze Kette unter meinen Füßen; ſie waren noch nicht flügge, und dennoch war ich ſelten ſo glücklich, eines von ihnen aufzufinden. Trauriger ſieht es freilich mit einer Kette aus, wenn Herr Reinecke mit ſeiner unfehlbaren Naſe dahinter kommt. Glückt die allbekannte Liſt der Mutter, immer drei bis vier Schritte vor dem Fuchſe dahin zu laufen und dahin zu flattern, ſich zu ſtellen, als wäre ſie an den Flügeln gelähmt, und Reinecke ſo aus dem Bereich der Jungen zu führen — glückt dieſes letztere, ſo ſteht ſie plötzlich auf, ſtreicht nach dem Platze, wo ſie zuletzt ihre Jungen ließ und gibt durch wohlbekannte Töne „Gluck gluck“ kund, daß die Gefahr vorüber iſt, worauf ſie ſich mit ihnen in entgegengeſetzter Richtung eiligſt auf und davon macht; gelingt Dies aber nicht, ſo ſieht es leider oft traurig aus und nicht ſelten bleibt keines der Jungen übrig.“ Jm günſtigſten Falle wachſen die Küchlein unter dem treuen Geleite der Mutter raſch heran. Jhre Nahrung beſteht faſt nur in Kerbthieren. Die Alte führt ſie an günſtige Stellen, ſcharrt verſprechenden Boden auf, lockt ſie mit dem zärtlichen „Back, back“ herbei, legt ihnen eine Fliege, einen Käfer, Larve, Raupe, einen Wurm, eine kleine Schnecke u. dergl. auf den Schnabel, und gewöhnt ſie ſo zum Freſſen. Eine Lieblingsnahrung von ihnen ſind die Puppen aller deutſchen Ameiſenarten. Die Alte läuft oft mit den Jungen an die Kante der Hölzer, um die auf den Wieſen und Rainen ſtehenden Ameiſenhaufen aufzuſuchen. Findet ſie einen, dann ſcharrt ſie, bis die Larven zum Vorſchein kommen, und lockt nun das ganze Volk zuſammen, welches eilig die gute Mahlzeit verſchlingt. Wenn die Jungen heranwachſen, freſſen ſie faſt Alles, was die Mutter verzehrt. Schon nach wenigen Wochen ſind ſie ſo weit befiedert, daß ſie bäumen oder wenigſtens flattern können; ihr eigentliches Federkleid erhalten ſie aber erſt viel ſpäter. Hierüber hat mein Vater die ſorgfältigſten Beobachtungen gemacht, und ſie ſind es denn auch, welche die Grundlage aller bis jetzt veröffentlichten Beſchreibungen der verſchiedenen Jugendkleider bilden. Jm Neſt- oder Flaumenkleide ſind Stirn und Zügel roſtgelb, durch zwei braune, hinter den Naſenlöchern beginnende Längsſtreifen und einen auf dem Zügel ſtehenden braunen Flecken gezeichnet; über die Augen zieht ſich bogenförmig ein brauner Strich, zwiſchen ihnen verlaufen zwei hinten ſich vereinigende ſchwarzbraune Streifen; der Hinterkopf iſt roſtfarben, hinten mit einem ſchwärzlichen Bande gezeichnet, auf welchem ein längs der Mitte des roſtgelben Halſes herablaufender Streifen ſenkrecht ſteht; die Seiten des Kopfes ſind roſtgelb, mit einem braunen oder ſchwärzlichen Striche hinter den Augen, die Federn des Rückens roſtfarben, mit ſchwärzlichen und braunen Flecken und Streifen, die des Unterkörpers aber graulich ſchwefelgelb, an der Kehle am hellſten. Das Auge iſt bläulichgrau, der Stern bleifarbig, der Schnabel an der oberen Kinnlade dunkel, an der unteren hellhornfarben; die Zehen und Nägel der bereits mit Dunen bedeckten Füße ſind gilblich. Wenige Tage nach dem Auskriechen brechen die Schwungfedern hervor, nach ihnen die Rücken- und die Bruſtfedern, ſchließlich auch die des Kopfes, welcher am längſten unbefiedert bleibt, und nunmehr geht die Tracht ins erſte Federkleid über. Jn ihm ſind alle kleinen Federn des Kopfes, Hinterhalſes und Rückens am Grunde grauſchwarz, an der Spitze weißlich, längs des Schaftes roſtgelb geſtreift, übrigens ſchwarz und roſtgelb in die Quere gefleckt, die Schwungfedern grau- ſchwarz, roſtgelb gefleckt und gebändert, die Oberflügeldeckfedern den Rückenfedern ähnlich, die des Unterkörpers roſtgelb, braun gefleckt und gebändert. Auch dieſe Federn fallen bald wieder aus, und das Küchlein erhält jetzt das zweite Federkleid. Jn ihm iſt das Gefieder des Kopfes und Hinterhalſes roſtgraugelb mit ſchwärzlichen und braunen Querbinden und Zickzacklinien, das des Rückens auf roſtbraunem Grunde ebenſo gezeichnet, die Stelle unter dem Auge bräunlich und weiß gefleckt, die Kehle grauweiß mit tiefgrauen Säumen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/371
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/371>, abgerufen am 22.11.2024.