Rippen, deren vorderstes Paar falsch ist; die mittleren Wirbel verwachsen. Das Brustbein ähnelt dem der Tauben, ist jedoch am Halsrande mehr entwickelt, im ganzen mehr häutig als knöchern und sein Kamm minder hoch als bei den Tauben. Die Gabel verschmächtigt, das Schulterblatt verbreitert sich am freien Ende. Die Vorderglieder zeichnen sich durch die Breite des Vorderarms und die Krümmung der Ellbogenröhre aus; Oberarm und Handtheil sind kürzer als der Vorderarm. Der marklose Knochen des Oberschenkels nimmt Luft auf. Ueber die Gaumen- fläche verlaufen gezähnte Querleisten; die ziemlich gleichbreite, oben flache und weiche, kurzgespitzte Zunge hat einen einfachen, hinten mit Eckfortsätzen versehenen Kern und länglich schmalen Zungen- beinkörper. Dem unteren Kehlkopfe fehlen eigene Muskeln. Der Kropf ist ansehnlich groß, der drüsenreiche Vormagen dickwandig, der Magen starkmuskelig. Die Blinddärme zeichnen sich durch ihre Länge aus. Eine rundliche gallertartige, mit Zellgewebe bekleidete Masse belegt, -- wenigstens beim Auer- und Birkhahn -- den unteren Theil der weichen Luftröhre und des Kehlkopfes.
Der Norden der Erde ist die Heimat der Rauchfußhühner. Sie verbreiten sich vom Himalaya und von den ostasiatischen Gebirgen an über ganz Asien und Europa, fehlen in Afrika gänzlich, werden aber in Nordamerika wiederum und zwar vielzählig vertreten. Waldungen bilden ihren bevor- zugten, keineswegs aber den ausschließlichen Aufenthalt; denn einzelne bewohnen die Steppen, andere die gebirgigten Halden in der Nähe der Schneegrenze, ohne sich viel um Gebüsch oder Bäume zu kümmern. Alle, ohne Ausnahme, sind Standvögel, welche jahraus, jahrein in derselben Gegend verweilen und höchstens unregelmäßig streichen. Sie leben während der Brutzeit paarweise oder einzeln, sonst immer in Gesellschaften, bilden aber niemals große Schwärme, sondern blos Familien oder Ketten, welche aus einigen Familien bestehen. Waldfrüchte mancherlei Art, Beeren, Knospen, Blätter, auch Nadeln des Schwarzholzes, Sämereien, Kerbthiere und Kerbthierlarven dienen ihnen zur Nahrung; einzelne fressen zeitweilig fast nur Blätter und Knospen, weil ihre arme Heimat ihnen dann kaum mehr bietet.
Die Rauchfußhühner dürfen wohlbegabte Vögel genannt werden, obwohl man sie nicht als hochstehende Hühner anzusehen hat. Sie gehen gut, schrittweise und sehr schnell, fliegen aber schwer- fällig, unter rauschenden Flügelschlägen und, wie es scheint, mit Anstrengung, deshalb auch selten weit und niemals hoch. Jhre Sinne sind scharf und zumal die beiden edelsten wohl entwickelt; die geistigen Fähigkeiten hingegen scheinen auf einer ziemlich tiefen Stufe zu stehen.
Einzelne Arten leben in geschlossener Ehe, die übrigen in Vielweiberei und bezüglich Viel- männerei, da sich der Hahn mit jeder beliebigen Henne und die Henne sich mit jedem beliebigen Hahne paart, ohne daß deshalb beide in ein engeres und dauernderes Verhältniß treten. Die Paarungslust scheint bei ihnen lebhafter zu sein als bei allen übrigen Scharrvögeln; denn die Hähne leisten während der Paarungszeit ganz Außerordentliches durch Geberden und Laute, durch förmliches Vergessen der gewohnten Lebensweise und durch ein Benehmen, welches wir toll nennen würden, wenn es uns nicht gar zu anziehend erschiene. Dieses Liebesspiel ist so ausgeprägt, so eigenthümlich, daß es im Jägermunde unter dem Namen "Balze" oder "Falze" eine besondere Bezeichnung erhalten hat.
Alle Rauchfußhühner vermehren sich sehr stark; das Weibchen legt acht bis sechszehn Eier. Diese sind einander sehr ähnlich, rein eiförmig, glattschalig und auf gilblichem Grunde braun gefleckt. Ein eigentliches Nest wird nicht gebaut; die Hennen begnügen sich, an einem versteckten Plätzchen eine seichte Vertiefung auszuscharren, und kleiden diese höchst unordentlich mit etwas Genist, vielleicht auch mit einigen Federn aus. Dem Brutgeschäft widmen sie sich mit sehr großem Eifer; sie gehen erst dann vom Nest, wenn ihnen die augenscheinlichste Gefahr droht, gestatten es, daß Veränderungen in der Nähe desselben vorgenommen werden, und verlassen ihre Eier oder Küchlein überhaupt nie- mals, so lange sie leben. Die ausgeschlüpften Jungen bemuttern sie bis zum Flüggewerden mit der größten Zärtlichkeit, und ohne Besinnen setzen sie ihr Leben ein, wenn sie glauben, dadurch das der Küchlein retten zu können. Letztere wachsen sehr rasch heran, müssen aber mehrere, auch
Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
Rippen, deren vorderſtes Paar falſch iſt; die mittleren Wirbel verwachſen. Das Bruſtbein ähnelt dem der Tauben, iſt jedoch am Halsrande mehr entwickelt, im ganzen mehr häutig als knöchern und ſein Kamm minder hoch als bei den Tauben. Die Gabel verſchmächtigt, das Schulterblatt verbreitert ſich am freien Ende. Die Vorderglieder zeichnen ſich durch die Breite des Vorderarms und die Krümmung der Ellbogenröhre aus; Oberarm und Handtheil ſind kürzer als der Vorderarm. Der markloſe Knochen des Oberſchenkels nimmt Luft auf. Ueber die Gaumen- fläche verlaufen gezähnte Querleiſten; die ziemlich gleichbreite, oben flache und weiche, kurzgeſpitzte Zunge hat einen einfachen, hinten mit Eckfortſätzen verſehenen Kern und länglich ſchmalen Zungen- beinkörper. Dem unteren Kehlkopfe fehlen eigene Muskeln. Der Kropf iſt anſehnlich groß, der drüſenreiche Vormagen dickwandig, der Magen ſtarkmuskelig. Die Blinddärme zeichnen ſich durch ihre Länge aus. Eine rundliche gallertartige, mit Zellgewebe bekleidete Maſſe belegt, — wenigſtens beim Auer- und Birkhahn — den unteren Theil der weichen Luftröhre und des Kehlkopfes.
Der Norden der Erde iſt die Heimat der Rauchfußhühner. Sie verbreiten ſich vom Himalaya und von den oſtaſiatiſchen Gebirgen an über ganz Aſien und Europa, fehlen in Afrika gänzlich, werden aber in Nordamerika wiederum und zwar vielzählig vertreten. Waldungen bilden ihren bevor- zugten, keineswegs aber den ausſchließlichen Aufenthalt; denn einzelne bewohnen die Steppen, andere die gebirgigten Halden in der Nähe der Schneegrenze, ohne ſich viel um Gebüſch oder Bäume zu kümmern. Alle, ohne Ausnahme, ſind Standvögel, welche jahraus, jahrein in derſelben Gegend verweilen und höchſtens unregelmäßig ſtreichen. Sie leben während der Brutzeit paarweiſe oder einzeln, ſonſt immer in Geſellſchaften, bilden aber niemals große Schwärme, ſondern blos Familien oder Ketten, welche aus einigen Familien beſtehen. Waldfrüchte mancherlei Art, Beeren, Knospen, Blätter, auch Nadeln des Schwarzholzes, Sämereien, Kerbthiere und Kerbthierlarven dienen ihnen zur Nahrung; einzelne freſſen zeitweilig faſt nur Blätter und Knospen, weil ihre arme Heimat ihnen dann kaum mehr bietet.
Die Rauchfußhühner dürfen wohlbegabte Vögel genannt werden, obwohl man ſie nicht als hochſtehende Hühner anzuſehen hat. Sie gehen gut, ſchrittweiſe und ſehr ſchnell, fliegen aber ſchwer- fällig, unter rauſchenden Flügelſchlägen und, wie es ſcheint, mit Anſtrengung, deshalb auch ſelten weit und niemals hoch. Jhre Sinne ſind ſcharf und zumal die beiden edelſten wohl entwickelt; die geiſtigen Fähigkeiten hingegen ſcheinen auf einer ziemlich tiefen Stufe zu ſtehen.
Einzelne Arten leben in geſchloſſener Ehe, die übrigen in Vielweiberei und bezüglich Viel- männerei, da ſich der Hahn mit jeder beliebigen Henne und die Henne ſich mit jedem beliebigen Hahne paart, ohne daß deshalb beide in ein engeres und dauernderes Verhältniß treten. Die Paarungsluſt ſcheint bei ihnen lebhafter zu ſein als bei allen übrigen Scharrvögeln; denn die Hähne leiſten während der Paarungszeit ganz Außerordentliches durch Geberden und Laute, durch förmliches Vergeſſen der gewohnten Lebensweiſe und durch ein Benehmen, welches wir toll nennen würden, wenn es uns nicht gar zu anziehend erſchiene. Dieſes Liebesſpiel iſt ſo ausgeprägt, ſo eigenthümlich, daß es im Jägermunde unter dem Namen „Balze“ oder „Falze“ eine beſondere Bezeichnung erhalten hat.
Alle Rauchfußhühner vermehren ſich ſehr ſtark; das Weibchen legt acht bis ſechszehn Eier. Dieſe ſind einander ſehr ähnlich, rein eiförmig, glattſchalig und auf gilblichem Grunde braun gefleckt. Ein eigentliches Neſt wird nicht gebaut; die Hennen begnügen ſich, an einem verſteckten Plätzchen eine ſeichte Vertiefung auszuſcharren, und kleiden dieſe höchſt unordentlich mit etwas Geniſt, vielleicht auch mit einigen Federn aus. Dem Brutgeſchäft widmen ſie ſich mit ſehr großem Eifer; ſie gehen erſt dann vom Neſt, wenn ihnen die augenſcheinlichſte Gefahr droht, geſtatten es, daß Veränderungen in der Nähe deſſelben vorgenommen werden, und verlaſſen ihre Eier oder Küchlein überhaupt nie- mals, ſo lange ſie leben. Die ausgeſchlüpften Jungen bemuttern ſie bis zum Flüggewerden mit der größten Zärtlichkeit, und ohne Beſinnen ſetzen ſie ihr Leben ein, wenn ſie glauben, dadurch das der Küchlein retten zu können. Letztere wachſen ſehr raſch heran, müſſen aber mehrere, auch
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Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
Rippen, deren vorderſtes Paar falſch iſt; die mittleren Wirbel verwachſen. Das Bruſtbein
ähnelt dem der Tauben, iſt jedoch am Halsrande mehr entwickelt, im ganzen mehr häutig als
knöchern und ſein Kamm minder hoch als bei den Tauben. Die Gabel verſchmächtigt, das
Schulterblatt verbreitert ſich am freien Ende. Die Vorderglieder zeichnen ſich durch die Breite des
Vorderarms und die Krümmung der Ellbogenröhre aus; Oberarm und Handtheil ſind kürzer als
der Vorderarm. Der markloſe Knochen des Oberſchenkels nimmt Luft auf. Ueber die Gaumen-
fläche verlaufen gezähnte Querleiſten; die ziemlich gleichbreite, oben flache und weiche, kurzgeſpitzte
Zunge hat einen einfachen, hinten mit Eckfortſätzen verſehenen Kern und länglich ſchmalen Zungen-
beinkörper. Dem unteren Kehlkopfe fehlen eigene Muskeln. Der Kropf iſt anſehnlich groß, der
drüſenreiche Vormagen dickwandig, der Magen ſtarkmuskelig. Die Blinddärme zeichnen ſich durch
ihre Länge aus. Eine rundliche gallertartige, mit Zellgewebe bekleidete Maſſe belegt, — wenigſtens
beim Auer- und Birkhahn — den unteren Theil der weichen Luftröhre und des Kehlkopfes.
Der Norden der Erde iſt die Heimat der Rauchfußhühner. Sie verbreiten ſich vom Himalaya
und von den oſtaſiatiſchen Gebirgen an über ganz Aſien und Europa, fehlen in Afrika gänzlich, werden
aber in Nordamerika wiederum und zwar vielzählig vertreten. Waldungen bilden ihren bevor-
zugten, keineswegs aber den ausſchließlichen Aufenthalt; denn einzelne bewohnen die Steppen, andere
die gebirgigten Halden in der Nähe der Schneegrenze, ohne ſich viel um Gebüſch oder Bäume zu
kümmern. Alle, ohne Ausnahme, ſind Standvögel, welche jahraus, jahrein in derſelben Gegend
verweilen und höchſtens unregelmäßig ſtreichen. Sie leben während der Brutzeit paarweiſe oder
einzeln, ſonſt immer in Geſellſchaften, bilden aber niemals große Schwärme, ſondern blos Familien
oder Ketten, welche aus einigen Familien beſtehen. Waldfrüchte mancherlei Art, Beeren, Knospen,
Blätter, auch Nadeln des Schwarzholzes, Sämereien, Kerbthiere und Kerbthierlarven dienen ihnen
zur Nahrung; einzelne freſſen zeitweilig faſt nur Blätter und Knospen, weil ihre arme Heimat
ihnen dann kaum mehr bietet.
Die Rauchfußhühner dürfen wohlbegabte Vögel genannt werden, obwohl man ſie nicht als
hochſtehende Hühner anzuſehen hat. Sie gehen gut, ſchrittweiſe und ſehr ſchnell, fliegen aber ſchwer-
fällig, unter rauſchenden Flügelſchlägen und, wie es ſcheint, mit Anſtrengung, deshalb auch ſelten
weit und niemals hoch. Jhre Sinne ſind ſcharf und zumal die beiden edelſten wohl entwickelt; die
geiſtigen Fähigkeiten hingegen ſcheinen auf einer ziemlich tiefen Stufe zu ſtehen.
Einzelne Arten leben in geſchloſſener Ehe, die übrigen in Vielweiberei und bezüglich Viel-
männerei, da ſich der Hahn mit jeder beliebigen Henne und die Henne ſich mit jedem beliebigen
Hahne paart, ohne daß deshalb beide in ein engeres und dauernderes Verhältniß treten. Die
Paarungsluſt ſcheint bei ihnen lebhafter zu ſein als bei allen übrigen Scharrvögeln; denn die
Hähne leiſten während der Paarungszeit ganz Außerordentliches durch Geberden und Laute, durch
förmliches Vergeſſen der gewohnten Lebensweiſe und durch ein Benehmen, welches wir toll nennen
würden, wenn es uns nicht gar zu anziehend erſchiene. Dieſes Liebesſpiel iſt ſo ausgeprägt, ſo
eigenthümlich, daß es im Jägermunde unter dem Namen „Balze“ oder „Falze“ eine beſondere
Bezeichnung erhalten hat.
Alle Rauchfußhühner vermehren ſich ſehr ſtark; das Weibchen legt acht bis ſechszehn Eier. Dieſe
ſind einander ſehr ähnlich, rein eiförmig, glattſchalig und auf gilblichem Grunde braun gefleckt.
Ein eigentliches Neſt wird nicht gebaut; die Hennen begnügen ſich, an einem verſteckten Plätzchen
eine ſeichte Vertiefung auszuſcharren, und kleiden dieſe höchſt unordentlich mit etwas Geniſt, vielleicht
auch mit einigen Federn aus. Dem Brutgeſchäft widmen ſie ſich mit ſehr großem Eifer; ſie gehen
erſt dann vom Neſt, wenn ihnen die augenſcheinlichſte Gefahr droht, geſtatten es, daß Veränderungen
in der Nähe deſſelben vorgenommen werden, und verlaſſen ihre Eier oder Küchlein überhaupt nie-
mals, ſo lange ſie leben. Die ausgeſchlüpften Jungen bemuttern ſie bis zum Flüggewerden mit
der größten Zärtlichkeit, und ohne Beſinnen ſetzen ſie ihr Leben ein, wenn ſie glauben, dadurch das
der Küchlein retten zu können. Letztere wachſen ſehr raſch heran, müſſen aber mehrere, auch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/360>, abgerufen am 25.11.2024.
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