habe nur ein einziges Mal die Eier eines dieser Hühner erhalten, eigene Beobachtungen über die Fortpflanzung jedoch nicht anstellen können. Das Betragen gefangener Khatas hat mich in der durch Beobachtung freilebender Verwandten gewonnenen Ansicht unterstützt, daß alle Flughühner in Ein- weibigkeit leben. Man bemerkt stets ein Zusammenleben der Paare und sieht an den gefangenen Hähnen, daß sie nur einer Henne sich widmen. Dies geschieht, so weit ich beobachtet habe, ohne den Aufwand von verschiedenen Stellungen, Bewegungen, Geberden und Lauten, welche die Männchen anderer Scharrvögel treiben: der Flughahn läuft in bescheidener Haltung um seine Erkorene herum und gibt seinen Gefühlen höchstens durch Sträuben der Federn und Lüften oder Wölben der Flügel, sowie ein gelegentliches kurzwieriges Breiten des Schwanzes Ausdruck. Aber auch in ihm regt sich, wenn die Liebe ihn begeistert, die Lust zum Streite. So friedliebend er sonst ist, so wenig er anderen Männchen sonst lästig wird, so lebhaft verfolgt er in der Paarzeit jeden anderen Hahn, ja sogar jeden anderen Vogel, welcher sich seiner Geliebten nähert. Jede Lerche, welche bisher mit ihm im besten Einverständniß lebte, wird jetzt, sobald sie in die Nähe kommt, durch ein ärgerliches "Drohd, droh, drah, dräh" und durch die gleichzeitig eingenommene Fechterstellung (niedergebeugter Kopf, gewölbte Flügel) gewarnt und, wenn sie nicht darauf achtete, vertrieben. Auf einen andern Hahn stürmt der Eifersüchtige mit tiefgesenktem und vorgestrecktem Kopfe, erhobenem Schwanze, aber glattanliegenden Flügeln und Federn raschen Laufes los, und er muß es wohl ernstlich meinen, weil man jenen so eilfertig das Weite suchen sieht.
Ueber Nestbau, Eierzahl und Brütung berichten Tristram und Jerdon. Von der Ganga sagt der Erstere, daß sie, wie alle übrigen ihm bekannten Arten, drei Eier legt, und daß die Dreizahl unabänderlich, ich aber muß hierzu bemerken, daß mir vier Eier aus einem Nest gebracht wurden, und auch Jerdon gibt die Anzahl des Geleges zu drei oder vier an. Die Araber beschrieben mir das Nest als eine seichte Vertiefung im Sande ohne jegliche Unterlage. Jrby gibt an, daß die von ihm aufgefundenen Eier in einer gänzlich baumlosen Gegend auf dem blosen Sande lagen und ein eigentliches Nest nicht vorhanden war; Adams hingegen behauptet, daß das Sandhuhn eine einfache Vertiefung in den Boden grabe und den Rand derselben durch einen Kreis von dürren Gräsern zu schützen suche: er fand, wie er sagt, im Juni mehrere alte Nester. Die Eier aller bis jetzt bekannten Arten ähneln sich in hohem Grade. Sie zeigen dasselbe Gepräge wie die anderer Erdbrüter, nämlich eine mit der Umgebung übereinstimmende Färbung, sind gleichhälftig, an beiden Enden fast gleich- mäßig abgerundet; ihre Schale ist derb, und trotz des starken Kornes und der tiefen Poren glatt und glänzend, die Grundfärbung ein helles, reines oder ins Grünliche und Röthliche ziehende Braun- gelb; die Schalenflecken wechseln in verschiedenen, von der Grundfarbe sich abhebenden Tönen, von hellerem zu dunklerem Violettgrau, die Zeichnungsflecken ebenso in Gelb- oder Rothbraun; beide sind ziemlich dicht über die ganze Fläche vertheilt und größere, unregelmäßig gestaltete, mit kleineren und sehr kleinen gemischt. So beschreibt Baldamus die Eier nach eigener Untersuchung. Wenn das Gelege aus drei Eiern besteht, liegen zwei von ihnen in einer Linie, und das dritte der Länge nach neben an. Der Vogel soll, laut Tristram, während des Brütens auf einer Seite liegen und mit einem ausgebreiteten Flügel die Eier bedecken, deshalb auch einen höchst sonderbaren Anblick gewähren. Tristram glaubt, daß diese Stellung wegen des hohen Brustbeinkammes nothwendig sei: ich meine, daß sie wohl nur eine zufällige gewesen sein mag, welche der Vogel angenommen hat, um sich aus- zuruhen. Ueber das erste Jugendleben der Flughühner kenne ich nur die kurze Mittheilung, welche Bartlett neuerdings veröffentlicht hat, und auch sie bezieht sich blos auf Küchlein, welche im Käfig erbrütet wurden: "Die Khata hatte im Vogelhause des londoner Thiergartens schon wiederholt Eier gelegt, auch versucht, sie auszubrüten; die Brut war jedoch regelmäßig nicht ausgekommen. Anfangs August 1865 wurden zwei Eier in eine seichte Mulde im sandigen Boden des Vogelhauses gelegt, eifrig bebrütet und am 29. August glücklich ausgebracht. Sie waren ziemlich bewegliche Geschöpfe, obschon nicht in demselben Grade, wie junge Hühner, Fasanen oder Rebhühner, jedoch kräftig und munter, wuchsen auch zu beträchtlicher Größe heran, starben aber, noch bevor sie ihr
Ganga. Khata. Sand- und Streifenflughuhn.
habe nur ein einziges Mal die Eier eines dieſer Hühner erhalten, eigene Beobachtungen über die Fortpflanzung jedoch nicht anſtellen können. Das Betragen gefangener Khatas hat mich in der durch Beobachtung freilebender Verwandten gewonnenen Anſicht unterſtützt, daß alle Flughühner in Ein- weibigkeit leben. Man bemerkt ſtets ein Zuſammenleben der Paare und ſieht an den gefangenen Hähnen, daß ſie nur einer Henne ſich widmen. Dies geſchieht, ſo weit ich beobachtet habe, ohne den Aufwand von verſchiedenen Stellungen, Bewegungen, Geberden und Lauten, welche die Männchen anderer Scharrvögel treiben: der Flughahn läuft in beſcheidener Haltung um ſeine Erkorene herum und gibt ſeinen Gefühlen höchſtens durch Sträuben der Federn und Lüften oder Wölben der Flügel, ſowie ein gelegentliches kurzwieriges Breiten des Schwanzes Ausdruck. Aber auch in ihm regt ſich, wenn die Liebe ihn begeiſtert, die Luſt zum Streite. So friedliebend er ſonſt iſt, ſo wenig er anderen Männchen ſonſt läſtig wird, ſo lebhaft verfolgt er in der Paarzeit jeden anderen Hahn, ja ſogar jeden anderen Vogel, welcher ſich ſeiner Geliebten nähert. Jede Lerche, welche bisher mit ihm im beſten Einverſtändniß lebte, wird jetzt, ſobald ſie in die Nähe kommt, durch ein ärgerliches „Drohd, droh, drah, dräh“ und durch die gleichzeitig eingenommene Fechterſtellung (niedergebeugter Kopf, gewölbte Flügel) gewarnt und, wenn ſie nicht darauf achtete, vertrieben. Auf einen andern Hahn ſtürmt der Eiferſüchtige mit tiefgeſenktem und vorgeſtrecktem Kopfe, erhobenem Schwanze, aber glattanliegenden Flügeln und Federn raſchen Laufes los, und er muß es wohl ernſtlich meinen, weil man jenen ſo eilfertig das Weite ſuchen ſieht.
Ueber Neſtbau, Eierzahl und Brütung berichten Triſtram und Jerdon. Von der Ganga ſagt der Erſtere, daß ſie, wie alle übrigen ihm bekannten Arten, drei Eier legt, und daß die Dreizahl unabänderlich, ich aber muß hierzu bemerken, daß mir vier Eier aus einem Neſt gebracht wurden, und auch Jerdon gibt die Anzahl des Geleges zu drei oder vier an. Die Araber beſchrieben mir das Neſt als eine ſeichte Vertiefung im Sande ohne jegliche Unterlage. Jrby gibt an, daß die von ihm aufgefundenen Eier in einer gänzlich baumloſen Gegend auf dem bloſen Sande lagen und ein eigentliches Neſt nicht vorhanden war; Adams hingegen behauptet, daß das Sandhuhn eine einfache Vertiefung in den Boden grabe und den Rand derſelben durch einen Kreis von dürren Gräſern zu ſchützen ſuche: er fand, wie er ſagt, im Juni mehrere alte Neſter. Die Eier aller bis jetzt bekannten Arten ähneln ſich in hohem Grade. Sie zeigen daſſelbe Gepräge wie die anderer Erdbrüter, nämlich eine mit der Umgebung übereinſtimmende Färbung, ſind gleichhälftig, an beiden Enden faſt gleich- mäßig abgerundet; ihre Schale iſt derb, und trotz des ſtarken Kornes und der tiefen Poren glatt und glänzend, die Grundfärbung ein helles, reines oder ins Grünliche und Röthliche ziehende Braun- gelb; die Schalenflecken wechſeln in verſchiedenen, von der Grundfarbe ſich abhebenden Tönen, von hellerem zu dunklerem Violettgrau, die Zeichnungsflecken ebenſo in Gelb- oder Rothbraun; beide ſind ziemlich dicht über die ganze Fläche vertheilt und größere, unregelmäßig geſtaltete, mit kleineren und ſehr kleinen gemiſcht. So beſchreibt Baldamus die Eier nach eigener Unterſuchung. Wenn das Gelege aus drei Eiern beſteht, liegen zwei von ihnen in einer Linie, und das dritte der Länge nach neben an. Der Vogel ſoll, laut Triſtram, während des Brütens auf einer Seite liegen und mit einem ausgebreiteten Flügel die Eier bedecken, deshalb auch einen höchſt ſonderbaren Anblick gewähren. Triſtram glaubt, daß dieſe Stellung wegen des hohen Bruſtbeinkammes nothwendig ſei: ich meine, daß ſie wohl nur eine zufällige geweſen ſein mag, welche der Vogel angenommen hat, um ſich aus- zuruhen. Ueber das erſte Jugendleben der Flughühner kenne ich nur die kurze Mittheilung, welche Bartlett neuerdings veröffentlicht hat, und auch ſie bezieht ſich blos auf Küchlein, welche im Käfig erbrütet wurden: „Die Khata hatte im Vogelhauſe des londoner Thiergartens ſchon wiederholt Eier gelegt, auch verſucht, ſie auszubrüten; die Brut war jedoch regelmäßig nicht ausgekommen. Anfangs Auguſt 1865 wurden zwei Eier in eine ſeichte Mulde im ſandigen Boden des Vogelhauſes gelegt, eifrig bebrütet und am 29. Auguſt glücklich ausgebracht. Sie waren ziemlich bewegliche Geſchöpfe, obſchon nicht in demſelben Grade, wie junge Hühner, Faſanen oder Rebhühner, jedoch kräftig und munter, wuchſen auch zu beträchtlicher Größe heran, ſtarben aber, noch bevor ſie ihr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0343"n="319"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Ganga. Khata. Sand- und Streifenflughuhn.</hi></fw><lb/>
habe nur ein einziges Mal die Eier eines dieſer Hühner erhalten, eigene Beobachtungen über die<lb/>
Fortpflanzung jedoch nicht anſtellen können. Das Betragen gefangener Khatas hat mich in der durch<lb/>
Beobachtung freilebender Verwandten gewonnenen Anſicht unterſtützt, daß alle Flughühner in Ein-<lb/>
weibigkeit leben. Man bemerkt ſtets ein Zuſammenleben der Paare und ſieht an den gefangenen<lb/>
Hähnen, daß ſie nur einer Henne ſich widmen. Dies geſchieht, ſo weit ich beobachtet habe, ohne den<lb/>
Aufwand von verſchiedenen Stellungen, Bewegungen, Geberden und Lauten, welche die Männchen<lb/>
anderer Scharrvögel treiben: der Flughahn läuft in beſcheidener Haltung um ſeine Erkorene herum und<lb/>
gibt ſeinen Gefühlen höchſtens durch Sträuben der Federn und Lüften oder Wölben der Flügel, ſowie<lb/>
ein gelegentliches kurzwieriges Breiten des Schwanzes Ausdruck. Aber auch in ihm regt ſich, wenn<lb/>
die Liebe ihn begeiſtert, die Luſt zum Streite. So friedliebend er ſonſt iſt, ſo wenig er anderen<lb/>
Männchen ſonſt läſtig wird, ſo lebhaft verfolgt er in der Paarzeit jeden anderen Hahn, ja ſogar jeden<lb/>
anderen Vogel, welcher ſich ſeiner Geliebten nähert. Jede Lerche, welche bisher mit ihm im beſten<lb/>
Einverſtändniß lebte, wird jetzt, ſobald ſie in die Nähe kommt, durch ein ärgerliches „Drohd, droh,<lb/>
drah, dräh“ und durch die gleichzeitig eingenommene Fechterſtellung (niedergebeugter Kopf, gewölbte<lb/>
Flügel) gewarnt und, wenn ſie nicht darauf achtete, vertrieben. Auf einen andern Hahn ſtürmt der<lb/>
Eiferſüchtige mit tiefgeſenktem und vorgeſtrecktem Kopfe, erhobenem Schwanze, aber glattanliegenden<lb/>
Flügeln und Federn raſchen Laufes los, und er muß es wohl ernſtlich meinen, weil man jenen ſo<lb/>
eilfertig das Weite ſuchen ſieht.</p><lb/><p>Ueber Neſtbau, Eierzahl und Brütung berichten <hirendition="#g">Triſtram</hi> und <hirendition="#g">Jerdon.</hi> Von der Ganga<lb/>ſagt der Erſtere, daß ſie, wie alle übrigen ihm bekannten Arten, drei Eier legt, und daß die Dreizahl<lb/>
unabänderlich, ich aber muß hierzu bemerken, daß mir vier Eier aus einem Neſt gebracht wurden,<lb/>
und auch <hirendition="#g">Jerdon</hi> gibt die Anzahl des Geleges zu <hirendition="#g">drei oder vier</hi> an. Die Araber beſchrieben<lb/>
mir das Neſt als eine ſeichte Vertiefung im Sande ohne jegliche Unterlage. <hirendition="#g">Jrby</hi> gibt an, daß die von<lb/>
ihm aufgefundenen Eier in einer gänzlich baumloſen Gegend auf dem bloſen Sande lagen und ein<lb/>
eigentliches Neſt nicht vorhanden war; <hirendition="#g">Adams</hi> hingegen behauptet, daß das Sandhuhn eine einfache<lb/>
Vertiefung in den Boden grabe und den Rand derſelben durch einen Kreis von dürren Gräſern zu<lb/>ſchützen ſuche: er fand, wie er ſagt, im Juni mehrere alte Neſter. Die Eier aller bis jetzt bekannten<lb/>
Arten ähneln ſich in hohem Grade. Sie zeigen daſſelbe Gepräge wie die anderer Erdbrüter, nämlich<lb/>
eine mit der Umgebung übereinſtimmende Färbung, ſind gleichhälftig, an beiden Enden faſt gleich-<lb/>
mäßig abgerundet; ihre Schale iſt derb, und trotz des ſtarken Kornes und der tiefen Poren glatt und<lb/>
glänzend, die Grundfärbung ein helles, reines oder ins Grünliche und Röthliche ziehende Braun-<lb/>
gelb; die Schalenflecken wechſeln in verſchiedenen, von der Grundfarbe ſich abhebenden Tönen, von<lb/>
hellerem zu dunklerem Violettgrau, die Zeichnungsflecken ebenſo in Gelb- oder Rothbraun; beide<lb/>ſind ziemlich dicht über die ganze Fläche vertheilt und größere, unregelmäßig geſtaltete, mit kleineren und<lb/>ſehr kleinen gemiſcht. So beſchreibt <hirendition="#g">Baldamus</hi> die Eier nach eigener Unterſuchung. Wenn das<lb/>
Gelege aus drei Eiern beſteht, liegen zwei von ihnen in einer Linie, und das dritte der Länge nach<lb/>
neben an. Der Vogel ſoll, laut <hirendition="#g">Triſtram,</hi> während des Brütens auf einer Seite liegen und mit<lb/>
einem ausgebreiteten Flügel die Eier bedecken, deshalb auch einen höchſt ſonderbaren Anblick gewähren.<lb/><hirendition="#g">Triſtram</hi> glaubt, daß dieſe Stellung wegen des hohen Bruſtbeinkammes nothwendig ſei: ich meine,<lb/>
daß ſie wohl nur eine zufällige geweſen ſein mag, welche der Vogel angenommen hat, um ſich aus-<lb/>
zuruhen. Ueber das erſte Jugendleben der Flughühner kenne ich nur die kurze Mittheilung, welche<lb/><hirendition="#g">Bartlett</hi> neuerdings veröffentlicht hat, und auch ſie bezieht ſich blos auf Küchlein, welche im Käfig<lb/>
erbrütet wurden: „Die <hirendition="#g">Khata</hi> hatte im Vogelhauſe des londoner Thiergartens ſchon wiederholt<lb/>
Eier gelegt, auch verſucht, ſie auszubrüten; die Brut war jedoch regelmäßig nicht ausgekommen.<lb/>
Anfangs Auguſt 1865 wurden zwei Eier in eine ſeichte Mulde im ſandigen Boden des Vogelhauſes<lb/>
gelegt, eifrig bebrütet und am 29. Auguſt glücklich ausgebracht. Sie waren ziemlich bewegliche<lb/>
Geſchöpfe, obſchon nicht in demſelben Grade, wie junge Hühner, Faſanen oder Rebhühner, jedoch<lb/>
kräftig und munter, wuchſen auch zu beträchtlicher Größe heran, ſtarben aber, noch bevor ſie ihr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[319/0343]
Ganga. Khata. Sand- und Streifenflughuhn.
habe nur ein einziges Mal die Eier eines dieſer Hühner erhalten, eigene Beobachtungen über die
Fortpflanzung jedoch nicht anſtellen können. Das Betragen gefangener Khatas hat mich in der durch
Beobachtung freilebender Verwandten gewonnenen Anſicht unterſtützt, daß alle Flughühner in Ein-
weibigkeit leben. Man bemerkt ſtets ein Zuſammenleben der Paare und ſieht an den gefangenen
Hähnen, daß ſie nur einer Henne ſich widmen. Dies geſchieht, ſo weit ich beobachtet habe, ohne den
Aufwand von verſchiedenen Stellungen, Bewegungen, Geberden und Lauten, welche die Männchen
anderer Scharrvögel treiben: der Flughahn läuft in beſcheidener Haltung um ſeine Erkorene herum und
gibt ſeinen Gefühlen höchſtens durch Sträuben der Federn und Lüften oder Wölben der Flügel, ſowie
ein gelegentliches kurzwieriges Breiten des Schwanzes Ausdruck. Aber auch in ihm regt ſich, wenn
die Liebe ihn begeiſtert, die Luſt zum Streite. So friedliebend er ſonſt iſt, ſo wenig er anderen
Männchen ſonſt läſtig wird, ſo lebhaft verfolgt er in der Paarzeit jeden anderen Hahn, ja ſogar jeden
anderen Vogel, welcher ſich ſeiner Geliebten nähert. Jede Lerche, welche bisher mit ihm im beſten
Einverſtändniß lebte, wird jetzt, ſobald ſie in die Nähe kommt, durch ein ärgerliches „Drohd, droh,
drah, dräh“ und durch die gleichzeitig eingenommene Fechterſtellung (niedergebeugter Kopf, gewölbte
Flügel) gewarnt und, wenn ſie nicht darauf achtete, vertrieben. Auf einen andern Hahn ſtürmt der
Eiferſüchtige mit tiefgeſenktem und vorgeſtrecktem Kopfe, erhobenem Schwanze, aber glattanliegenden
Flügeln und Federn raſchen Laufes los, und er muß es wohl ernſtlich meinen, weil man jenen ſo
eilfertig das Weite ſuchen ſieht.
Ueber Neſtbau, Eierzahl und Brütung berichten Triſtram und Jerdon. Von der Ganga
ſagt der Erſtere, daß ſie, wie alle übrigen ihm bekannten Arten, drei Eier legt, und daß die Dreizahl
unabänderlich, ich aber muß hierzu bemerken, daß mir vier Eier aus einem Neſt gebracht wurden,
und auch Jerdon gibt die Anzahl des Geleges zu drei oder vier an. Die Araber beſchrieben
mir das Neſt als eine ſeichte Vertiefung im Sande ohne jegliche Unterlage. Jrby gibt an, daß die von
ihm aufgefundenen Eier in einer gänzlich baumloſen Gegend auf dem bloſen Sande lagen und ein
eigentliches Neſt nicht vorhanden war; Adams hingegen behauptet, daß das Sandhuhn eine einfache
Vertiefung in den Boden grabe und den Rand derſelben durch einen Kreis von dürren Gräſern zu
ſchützen ſuche: er fand, wie er ſagt, im Juni mehrere alte Neſter. Die Eier aller bis jetzt bekannten
Arten ähneln ſich in hohem Grade. Sie zeigen daſſelbe Gepräge wie die anderer Erdbrüter, nämlich
eine mit der Umgebung übereinſtimmende Färbung, ſind gleichhälftig, an beiden Enden faſt gleich-
mäßig abgerundet; ihre Schale iſt derb, und trotz des ſtarken Kornes und der tiefen Poren glatt und
glänzend, die Grundfärbung ein helles, reines oder ins Grünliche und Röthliche ziehende Braun-
gelb; die Schalenflecken wechſeln in verſchiedenen, von der Grundfarbe ſich abhebenden Tönen, von
hellerem zu dunklerem Violettgrau, die Zeichnungsflecken ebenſo in Gelb- oder Rothbraun; beide
ſind ziemlich dicht über die ganze Fläche vertheilt und größere, unregelmäßig geſtaltete, mit kleineren und
ſehr kleinen gemiſcht. So beſchreibt Baldamus die Eier nach eigener Unterſuchung. Wenn das
Gelege aus drei Eiern beſteht, liegen zwei von ihnen in einer Linie, und das dritte der Länge nach
neben an. Der Vogel ſoll, laut Triſtram, während des Brütens auf einer Seite liegen und mit
einem ausgebreiteten Flügel die Eier bedecken, deshalb auch einen höchſt ſonderbaren Anblick gewähren.
Triſtram glaubt, daß dieſe Stellung wegen des hohen Bruſtbeinkammes nothwendig ſei: ich meine,
daß ſie wohl nur eine zufällige geweſen ſein mag, welche der Vogel angenommen hat, um ſich aus-
zuruhen. Ueber das erſte Jugendleben der Flughühner kenne ich nur die kurze Mittheilung, welche
Bartlett neuerdings veröffentlicht hat, und auch ſie bezieht ſich blos auf Küchlein, welche im Käfig
erbrütet wurden: „Die Khata hatte im Vogelhauſe des londoner Thiergartens ſchon wiederholt
Eier gelegt, auch verſucht, ſie auszubrüten; die Brut war jedoch regelmäßig nicht ausgekommen.
Anfangs Auguſt 1865 wurden zwei Eier in eine ſeichte Mulde im ſandigen Boden des Vogelhauſes
gelegt, eifrig bebrütet und am 29. Auguſt glücklich ausgebracht. Sie waren ziemlich bewegliche
Geſchöpfe, obſchon nicht in demſelben Grade, wie junge Hühner, Faſanen oder Rebhühner, jedoch
kräftig und munter, wuchſen auch zu beträchtlicher Größe heran, ſtarben aber, noch bevor ſie ihr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/343>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.