"Zierlichkeit der Gestalt und der eigenthümlich schlanke Schopf", sagt Gould, "machen diese Taube zu einer der schönsten Australiens: in ihrer Art ist sie vielleicht die schönste überhaupt. Sie ist häufig auf den Ebenen des Wellingtonthales oder in der Nachbarschaft des Morumbidschi und scheint Sumpfgegenden zu bevorzugen, sodaß ihr Vorkommen als ein sicheres Zeichen für eine wasser- reiche Gegend angesehen wird. Die der Küste nächste Oertlichkeit, wo ich sie antraf, war der Murrayfluß. Hier ist sie ziemlich häufig; in Menge aber belebt sie die Ebene hinter der Moretonbay und die Ufer des Namoi. Sie schlägt sich oft zu großen Flügen zusammen, und wenn diese während der trocknen Jahreszeit an Landseeen oder Flußufer kommen, wählen sie sich einen einzelnen Baum oder Strauch aus, auf welchem sie sich niederlassen. Jn namhafter Anzahl sitzen sie dann dicht an einander, und alle fliegen gleichzeitig herab zum Wasser, so gedrängt, daß Dutzende von ihnen mit einem einzigen Schusse erlegt werden können. Jhr Flug zeichnet sich durch seine reißende Schnelle vor dem aller Arten aus. Nach einem Anfluge, welcher aus mehreren schnellen Flügelschlägen besteht, schwingen sie sich anscheinend ohne weitere Anstrengung der Flügel empor. Beim Abfliegen von einem Aste heben sie den Schwanz, ziehen den Kopf ein und fliegen dann weg."
"Am 23. September fand ich das Nest auf einem niedern Baume der großen Ebene nächst Gundermein am Namoi. Es ähnelte dem anderer Tauben und enthielt zwei weiße Eier, auf welchen das Weibchen brütete."
Gould meint, daß die Schopftaube, als Bewohnerin des Jnnern, wohl nicht leicht ein Gegen- stand allgemeiner Beobachtung werden könne, spricht aber freilich von einer Zeit, welche dreißig Jahre hinter uns zurückliegt. Jnzwischen ist die schöne Taube oft nach Europa gekommen, und gegenwärtig ziert sie die Gesellschaftsbauer aller unserer Thiergärten. Sie hält hier bei der einfachsten Pflege jahrelang aus und pflanzt sich auch regelmäßig fort. Mit anderen Tauben lebt sie in tiefstem Frieden, gegen kleinere Vögel zeigt sie sich gleichgiltig. Liebhabern ausländischer Thiere darf sie warm empfohlen werden.
Die Schillertauben (Phaps) sind plump gebaut, langflügelig und kurzschwänzig; der Schnabel ist fast kopflang, der kräftige Lauf kürzer als die Mittelzehe; im Fittig sind die zweite und dritte Schwinge die längsten. Eine Art dieser Gruppe, die Bronzeflügeltaube (Phaps chalcoptera), ist auf der Oberseite braun, auf dem Hinterkopfe dunkelbraun, auf der Unterseite weinroth, nach dem Bauche zu graulich; der Vorderkopf, ein Streifen unter dem Auge und an der Kehle sind gelblichweiß; die Halsseiten grau, die Flügeldeckfedern mit länglichen, kupfer- bronzefarbenen, schillernden, zwei oder drei Armschwingen mit glänzenden, grünen Flecken geziert, die Mittelschwanzdeckfedern braun, die übrigen tiefgrau. Das Auge ist dunkelröthlichbraun, der Schnabel schwärzlichgrau, der Fuß karminroth. Dem Weibchen fehlt das lichte Stirnband, seine Färbung spielt mehr in das Graue, und die Spiegelflecken sind kleiner. Die Länge beträgt 13, die Fittiglänge 71/4, die Schwanzlänge 5 Zoll.
Diese Taube gehört zu denjenigen Vögeln Neuhollands, welche bereits den ersten Sammlern in die Hände fielen; sie ist deshalb schon seit langer Zeit bekannt. Wie es scheint, verbreitet sie sich über den ganzen Erdtheil, kommt aber in gewissen Gegenden nur als Zugvogel vor. Dürre, mit Gestrüpp oder Haide bestandene Flächen bilden ihre Lieblingsplätze. "Wenn sie zuerst ankommen", sagt der alte Buschmann, "findet man sie zwischen den Farren und Honigsträuchen und zwar ebenso oft unter den Bäumen, als zwischen ihren Zweigen; wenn die Jahreszeit vorrückt, wenden sie sich der Haide zu und halten sich hier namentlich während der Nacht und am Morgen auf; wenn die Disteln treiben, wird fast jeder Busch zum Wohnsitze einer dieser Tauben, und wenn die Samen des Wattlebaums reif sind, begegnet man ihnen gewiß am Fuße desselben." Gould nennt sie plumpe, schwerfällige Vögel, sagt aber, daß ihre bedeutende Flugkraft sie in kürzester Zeit über weite Strecken
Schopftaube. Bronzeflügeltaube.
„Zierlichkeit der Geſtalt und der eigenthümlich ſchlanke Schopf“, ſagt Gould, „machen dieſe Taube zu einer der ſchönſten Auſtraliens: in ihrer Art iſt ſie vielleicht die ſchönſte überhaupt. Sie iſt häufig auf den Ebenen des Wellingtonthales oder in der Nachbarſchaft des Morumbidſchi und ſcheint Sumpfgegenden zu bevorzugen, ſodaß ihr Vorkommen als ein ſicheres Zeichen für eine waſſer- reiche Gegend angeſehen wird. Die der Küſte nächſte Oertlichkeit, wo ich ſie antraf, war der Murrayfluß. Hier iſt ſie ziemlich häufig; in Menge aber belebt ſie die Ebene hinter der Moretonbay und die Ufer des Namoi. Sie ſchlägt ſich oft zu großen Flügen zuſammen, und wenn dieſe während der trocknen Jahreszeit an Landſeeen oder Flußufer kommen, wählen ſie ſich einen einzelnen Baum oder Strauch aus, auf welchem ſie ſich niederlaſſen. Jn namhafter Anzahl ſitzen ſie dann dicht an einander, und alle fliegen gleichzeitig herab zum Waſſer, ſo gedrängt, daß Dutzende von ihnen mit einem einzigen Schuſſe erlegt werden können. Jhr Flug zeichnet ſich durch ſeine reißende Schnelle vor dem aller Arten aus. Nach einem Anfluge, welcher aus mehreren ſchnellen Flügelſchlägen beſteht, ſchwingen ſie ſich anſcheinend ohne weitere Anſtrengung der Flügel empor. Beim Abfliegen von einem Aſte heben ſie den Schwanz, ziehen den Kopf ein und fliegen dann weg.“
„Am 23. September fand ich das Neſt auf einem niedern Baume der großen Ebene nächſt Gundermein am Namoi. Es ähnelte dem anderer Tauben und enthielt zwei weiße Eier, auf welchen das Weibchen brütete.“
Gould meint, daß die Schopftaube, als Bewohnerin des Jnnern, wohl nicht leicht ein Gegen- ſtand allgemeiner Beobachtung werden könne, ſpricht aber freilich von einer Zeit, welche dreißig Jahre hinter uns zurückliegt. Jnzwiſchen iſt die ſchöne Taube oft nach Europa gekommen, und gegenwärtig ziert ſie die Geſellſchaftsbauer aller unſerer Thiergärten. Sie hält hier bei der einfachſten Pflege jahrelang aus und pflanzt ſich auch regelmäßig fort. Mit anderen Tauben lebt ſie in tiefſtem Frieden, gegen kleinere Vögel zeigt ſie ſich gleichgiltig. Liebhabern ausländiſcher Thiere darf ſie warm empfohlen werden.
Die Schillertauben (Phaps) ſind plump gebaut, langflügelig und kurzſchwänzig; der Schnabel iſt faſt kopflang, der kräftige Lauf kürzer als die Mittelzehe; im Fittig ſind die zweite und dritte Schwinge die längſten. Eine Art dieſer Gruppe, die Bronzeflügeltaube (Phaps chalcoptera), iſt auf der Oberſeite braun, auf dem Hinterkopfe dunkelbraun, auf der Unterſeite weinroth, nach dem Bauche zu graulich; der Vorderkopf, ein Streifen unter dem Auge und an der Kehle ſind gelblichweiß; die Halsſeiten grau, die Flügeldeckfedern mit länglichen, kupfer- bronzefarbenen, ſchillernden, zwei oder drei Armſchwingen mit glänzenden, grünen Flecken geziert, die Mittelſchwanzdeckfedern braun, die übrigen tiefgrau. Das Auge iſt dunkelröthlichbraun, der Schnabel ſchwärzlichgrau, der Fuß karminroth. Dem Weibchen fehlt das lichte Stirnband, ſeine Färbung ſpielt mehr in das Graue, und die Spiegelflecken ſind kleiner. Die Länge beträgt 13, die Fittiglänge 7¼, die Schwanzlänge 5 Zoll.
Dieſe Taube gehört zu denjenigen Vögeln Neuhollands, welche bereits den erſten Sammlern in die Hände fielen; ſie iſt deshalb ſchon ſeit langer Zeit bekannt. Wie es ſcheint, verbreitet ſie ſich über den ganzen Erdtheil, kommt aber in gewiſſen Gegenden nur als Zugvogel vor. Dürre, mit Geſtrüpp oder Haide beſtandene Flächen bilden ihre Lieblingsplätze. „Wenn ſie zuerſt ankommen“, ſagt der alte Buſchmann, „findet man ſie zwiſchen den Farren und Honigſträuchen und zwar ebenſo oft unter den Bäumen, als zwiſchen ihren Zweigen; wenn die Jahreszeit vorrückt, wenden ſie ſich der Haide zu und halten ſich hier namentlich während der Nacht und am Morgen auf; wenn die Diſteln treiben, wird faſt jeder Buſch zum Wohnſitze einer dieſer Tauben, und wenn die Samen des Wattlebaums reif ſind, begegnet man ihnen gewiß am Fuße deſſelben.“ Gould nennt ſie plumpe, ſchwerfällige Vögel, ſagt aber, daß ihre bedeutende Flugkraft ſie in kürzeſter Zeit über weite Strecken
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Schopftaube. Bronzeflügeltaube.
„Zierlichkeit der Geſtalt und der eigenthümlich ſchlanke Schopf“, ſagt Gould, „machen
dieſe Taube zu einer der ſchönſten Auſtraliens: in ihrer Art iſt ſie vielleicht die ſchönſte überhaupt.
Sie iſt häufig auf den Ebenen des Wellingtonthales oder in der Nachbarſchaft des Morumbidſchi und
ſcheint Sumpfgegenden zu bevorzugen, ſodaß ihr Vorkommen als ein ſicheres Zeichen für eine waſſer-
reiche Gegend angeſehen wird. Die der Küſte nächſte Oertlichkeit, wo ich ſie antraf, war der
Murrayfluß. Hier iſt ſie ziemlich häufig; in Menge aber belebt ſie die Ebene hinter der Moretonbay
und die Ufer des Namoi. Sie ſchlägt ſich oft zu großen Flügen zuſammen, und wenn dieſe während
der trocknen Jahreszeit an Landſeeen oder Flußufer kommen, wählen ſie ſich einen einzelnen Baum oder
Strauch aus, auf welchem ſie ſich niederlaſſen. Jn namhafter Anzahl ſitzen ſie dann dicht an einander,
und alle fliegen gleichzeitig herab zum Waſſer, ſo gedrängt, daß Dutzende von ihnen mit einem einzigen
Schuſſe erlegt werden können. Jhr Flug zeichnet ſich durch ſeine reißende Schnelle vor dem aller
Arten aus. Nach einem Anfluge, welcher aus mehreren ſchnellen Flügelſchlägen beſteht, ſchwingen
ſie ſich anſcheinend ohne weitere Anſtrengung der Flügel empor. Beim Abfliegen von einem Aſte
heben ſie den Schwanz, ziehen den Kopf ein und fliegen dann weg.“
„Am 23. September fand ich das Neſt auf einem niedern Baume der großen Ebene nächſt
Gundermein am Namoi. Es ähnelte dem anderer Tauben und enthielt zwei weiße Eier, auf welchen
das Weibchen brütete.“
Gould meint, daß die Schopftaube, als Bewohnerin des Jnnern, wohl nicht leicht ein Gegen-
ſtand allgemeiner Beobachtung werden könne, ſpricht aber freilich von einer Zeit, welche dreißig Jahre
hinter uns zurückliegt. Jnzwiſchen iſt die ſchöne Taube oft nach Europa gekommen, und gegenwärtig
ziert ſie die Geſellſchaftsbauer aller unſerer Thiergärten. Sie hält hier bei der einfachſten Pflege
jahrelang aus und pflanzt ſich auch regelmäßig fort. Mit anderen Tauben lebt ſie in tiefſtem
Frieden, gegen kleinere Vögel zeigt ſie ſich gleichgiltig. Liebhabern ausländiſcher Thiere darf ſie
warm empfohlen werden.
Die Schillertauben (Phaps) ſind plump gebaut, langflügelig und kurzſchwänzig; der
Schnabel iſt faſt kopflang, der kräftige Lauf kürzer als die Mittelzehe; im Fittig ſind die zweite und
dritte Schwinge die längſten. Eine Art dieſer Gruppe, die Bronzeflügeltaube (Phaps
chalcoptera), iſt auf der Oberſeite braun, auf dem Hinterkopfe dunkelbraun, auf der Unterſeite
weinroth, nach dem Bauche zu graulich; der Vorderkopf, ein Streifen unter dem Auge und an
der Kehle ſind gelblichweiß; die Halsſeiten grau, die Flügeldeckfedern mit länglichen, kupfer-
bronzefarbenen, ſchillernden, zwei oder drei Armſchwingen mit glänzenden, grünen Flecken geziert, die
Mittelſchwanzdeckfedern braun, die übrigen tiefgrau. Das Auge iſt dunkelröthlichbraun, der
Schnabel ſchwärzlichgrau, der Fuß karminroth. Dem Weibchen fehlt das lichte Stirnband, ſeine
Färbung ſpielt mehr in das Graue, und die Spiegelflecken ſind kleiner. Die Länge beträgt 13,
die Fittiglänge 7¼, die Schwanzlänge 5 Zoll.
Dieſe Taube gehört zu denjenigen Vögeln Neuhollands, welche bereits den erſten Sammlern in
die Hände fielen; ſie iſt deshalb ſchon ſeit langer Zeit bekannt. Wie es ſcheint, verbreitet ſie ſich
über den ganzen Erdtheil, kommt aber in gewiſſen Gegenden nur als Zugvogel vor. Dürre, mit
Geſtrüpp oder Haide beſtandene Flächen bilden ihre Lieblingsplätze. „Wenn ſie zuerſt ankommen“,
ſagt der alte Buſchmann, „findet man ſie zwiſchen den Farren und Honigſträuchen und zwar ebenſo
oft unter den Bäumen, als zwiſchen ihren Zweigen; wenn die Jahreszeit vorrückt, wenden ſie ſich
der Haide zu und halten ſich hier namentlich während der Nacht und am Morgen auf; wenn die
Diſteln treiben, wird faſt jeder Buſch zum Wohnſitze einer dieſer Tauben, und wenn die Samen des
Wattlebaums reif ſind, begegnet man ihnen gewiß am Fuße deſſelben.“ Gould nennt ſie plumpe,
ſchwerfällige Vögel, ſagt aber, daß ihre bedeutende Flugkraft ſie in kürzeſter Zeit über weite Strecken
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/315>, abgerufen am 18.12.2024.
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