pflanzung zu bringen, unzweifelhaft aber nur aus dem Grunde, weil der hamburger Garten dafür noch keine geeigneten Räumlichkeiten besitzt. Unser Klima verträgt der Kukuli ebenso gut, wie nord- amerikanische und australische Tauben.
Die kleinsten Mitglieder der Ordnung hat Reichenbach Sperlingstauben (Pyrgitoenas) genannt. Sie sind kräftig gebaut, kurzhälsig und kleinköpfig, ihre Schwingen mittellang, in ihnen die zweite Schwinge die längste; der zwölffedrige Schwanz ist ziemlich kurz und gerundet, der Schnabel sehr kurz, gerade, schwach, der Fuß verhältnißmäßig kurz, der Lauf nicht befiedert.
Die Grundtaube der Nordamerikaner (Pyrgitoenas passerina) ist graulichbraun, auf Ober- kopf und Halsrücken aschgrau, auf dem Bürzel unrein braungrau, an der Kehle weißlich; die Brust- und Vorderhalsfedern sind dunkelbraun gesäumt, die Schwingen dunkelbraun, auf der Jnnenfahne braunroth, die Steuerfedern schwarz, die seitlichen auf der Außenfahne weiß gesäumt; die Flügeldeck- federn zeigen rundlich stahlglänzende Flecken. Das Auge ist orangeroth, der Schnabel blaßroth, dunkler an der Spitze, der Fuß fleischbraun. Die Länge beträgt 61/2, die Breite 101/4, die Fittig- länge 31/4, die Schwanzlänge 21/2 Zoll.
Wilson, Andubon und Gosse haben uns über die Lebensweise dieser niedlichen Taube unterrichtet. "Seit alten Zeiten", sagt Wilson, "gelten die Tauben als ein Sinnbild des Friedens und der Unschuld; keine von allen aber verdient diesen Ruhm mehr als die Grund- taube, die zärtlichste und friedfertigste von allen." Sie ist im Süden der Vereinigten Staaten und auf den Jnseln Westindiens heimisch, im Norden Amerikas nur Zugvogel und auf die Küstenstriche beschränkt, in Westindien, wenigstens auf Jamaika, ein Standvogel, welcher sich in kleinen Gesell- schaften von vier bis zwanzig Stück zusammenhält und namentlich grasige Ebenen oder Weideplätze besucht. Jn Ostflorida naht sie sich den Dörfern und siedelt sich namentlich in den Orangewäldchen an, in welchen sie gern brütet. Zum Girren setzt sie sich auf erhöhte Gegenstände, namentlich auf Zäune, welche die Felder umgeben, und hier läßt sie sich leicht beobachten, während sie, wenn sie auf dem Boden dahinläuft, nicht immer gesehen wird. Als echte Erdtaube wetteifert sie im Laufen mit den Hühnern und ähnelt den kleineren Mitgliedern dieser Ordnung auch darin, daß sie den Schwanz gewöhnlich etwas erhebt. Zum Fliegen entschließt sie sich ungern, fliegt auch niemals weit in einem Zuge, höchstens zehn Ellen in einer Strecke fort, niedrig über dem Boden weg, aber leicht und mit pfeifendem Geräusch, welches man jedoch sofort von dem anderer Tauben unterscheidet. Wenn eine der Gesellschaft sich erhebt, folgen alle; der Zug senkt sich jedoch rasch wieder zum Boden herab und kehrt auch regelmäßig zu demselben Orte zurück, von welchem er aufgetrieben wurde. Jn den Frühlingsmonaten vernimmt man in den Wäldern überall das Rucksen der Grundtaube, ein lautes, kläglich fragendes "Meho" oder ein sanftes "Wub", und dann hält es auch nicht schwer, das verhältnißmäßig große und feste, äußerlich aus dürren Zweigen zusammengeschichtete, innen mit Gras ausgekleidete Nest zu finden, welches regelmäßig in niederem Buschwerk angelegt wird, und das erstemal im April, das zweitemal im Juni zwei kleine reinweiße Eier enthält. Der Tauber geberdet sich ganz wie der Ringeltauber, zeigt aber mehr Muth und Kampf- lust, wenn Feinde sich nahen, wagt sich selbst an Stärlinge und Heher, welche das Nest bedrohen.
Die Nahrung besteht aus Kleingesäme der verschiedensten Art, nach Audubon auch aus Reis und kleinen Beeren. Nebenbei liest die Grundtaube Quarzkörner auf, um die Verdauung zu fördern. Nach Art der Hühner paddelt sie sich im Sande, und oft sieht man den ganzen Flug, wie ein Volk Rebhühner, dicht beisammen liegen.
Da das Fleisch als ausgezeichnet gilt, wird die Grundtaube oft gefangen, in Nordamerika gewöhnlich in Netzen, auf Jamaika in Schlingen und mit Vogelleim. Jn den Schlingen sangen sich
Kukuli. Grundtaube.
pflanzung zu bringen, unzweifelhaft aber nur aus dem Grunde, weil der hamburger Garten dafür noch keine geeigneten Räumlichkeiten beſitzt. Unſer Klima verträgt der Kukuli ebenſo gut, wie nord- amerikaniſche und auſtraliſche Tauben.
Die kleinſten Mitglieder der Ordnung hat Reichenbach Sperlingstauben (Pyrgitoenas) genannt. Sie ſind kräftig gebaut, kurzhälſig und kleinköpfig, ihre Schwingen mittellang, in ihnen die zweite Schwinge die längſte; der zwölffedrige Schwanz iſt ziemlich kurz und gerundet, der Schnabel ſehr kurz, gerade, ſchwach, der Fuß verhältnißmäßig kurz, der Lauf nicht befiedert.
Die Grundtaube der Nordamerikaner (Pyrgitoenas passerina) iſt graulichbraun, auf Ober- kopf und Halsrücken aſchgrau, auf dem Bürzel unrein braungrau, an der Kehle weißlich; die Bruſt- und Vorderhalsfedern ſind dunkelbraun geſäumt, die Schwingen dunkelbraun, auf der Jnnenfahne braunroth, die Steuerfedern ſchwarz, die ſeitlichen auf der Außenfahne weiß geſäumt; die Flügeldeck- federn zeigen rundlich ſtahlglänzende Flecken. Das Auge iſt orangeroth, der Schnabel blaßroth, dunkler an der Spitze, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 6½, die Breite 10¼, die Fittig- länge 3¼, die Schwanzlänge 2½ Zoll.
Wilſon, Andubon und Goſſe haben uns über die Lebensweiſe dieſer niedlichen Taube unterrichtet. „Seit alten Zeiten“, ſagt Wilſon, „gelten die Tauben als ein Sinnbild des Friedens und der Unſchuld; keine von allen aber verdient dieſen Ruhm mehr als die Grund- taube, die zärtlichſte und friedfertigſte von allen.“ Sie iſt im Süden der Vereinigten Staaten und auf den Jnſeln Weſtindiens heimiſch, im Norden Amerikas nur Zugvogel und auf die Küſtenſtriche beſchränkt, in Weſtindien, wenigſtens auf Jamaika, ein Standvogel, welcher ſich in kleinen Geſell- ſchaften von vier bis zwanzig Stück zuſammenhält und namentlich graſige Ebenen oder Weideplätze beſucht. Jn Oſtflorida naht ſie ſich den Dörfern und ſiedelt ſich namentlich in den Orangewäldchen an, in welchen ſie gern brütet. Zum Girren ſetzt ſie ſich auf erhöhte Gegenſtände, namentlich auf Zäune, welche die Felder umgeben, und hier läßt ſie ſich leicht beobachten, während ſie, wenn ſie auf dem Boden dahinläuft, nicht immer geſehen wird. Als echte Erdtaube wetteifert ſie im Laufen mit den Hühnern und ähnelt den kleineren Mitgliedern dieſer Ordnung auch darin, daß ſie den Schwanz gewöhnlich etwas erhebt. Zum Fliegen entſchließt ſie ſich ungern, fliegt auch niemals weit in einem Zuge, höchſtens zehn Ellen in einer Strecke fort, niedrig über dem Boden weg, aber leicht und mit pfeifendem Geräuſch, welches man jedoch ſofort von dem anderer Tauben unterſcheidet. Wenn eine der Geſellſchaft ſich erhebt, folgen alle; der Zug ſenkt ſich jedoch raſch wieder zum Boden herab und kehrt auch regelmäßig zu demſelben Orte zurück, von welchem er aufgetrieben wurde. Jn den Frühlingsmonaten vernimmt man in den Wäldern überall das Ruckſen der Grundtaube, ein lautes, kläglich fragendes „Meho“ oder ein ſanftes „Wub“, und dann hält es auch nicht ſchwer, das verhältnißmäßig große und feſte, äußerlich aus dürren Zweigen zuſammengeſchichtete, innen mit Gras ausgekleidete Neſt zu finden, welches regelmäßig in niederem Buſchwerk angelegt wird, und das erſtemal im April, das zweitemal im Juni zwei kleine reinweiße Eier enthält. Der Tauber geberdet ſich ganz wie der Ringeltauber, zeigt aber mehr Muth und Kampf- luſt, wenn Feinde ſich nahen, wagt ſich ſelbſt an Stärlinge und Heher, welche das Neſt bedrohen.
Die Nahrung beſteht aus Kleingeſäme der verſchiedenſten Art, nach Audubon auch aus Reis und kleinen Beeren. Nebenbei lieſt die Grundtaube Quarzkörner auf, um die Verdauung zu fördern. Nach Art der Hühner paddelt ſie ſich im Sande, und oft ſieht man den ganzen Flug, wie ein Volk Rebhühner, dicht beiſammen liegen.
Da das Fleiſch als ausgezeichnet gilt, wird die Grundtaube oft gefangen, in Nordamerika gewöhnlich in Netzen, auf Jamaika in Schlingen und mit Vogelleim. Jn den Schlingen ſangen ſich
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[287/0309]
Kukuli. Grundtaube.
pflanzung zu bringen, unzweifelhaft aber nur aus dem Grunde, weil der hamburger Garten dafür
noch keine geeigneten Räumlichkeiten beſitzt. Unſer Klima verträgt der Kukuli ebenſo gut, wie nord-
amerikaniſche und auſtraliſche Tauben.
Die kleinſten Mitglieder der Ordnung hat Reichenbach Sperlingstauben (Pyrgitoenas)
genannt. Sie ſind kräftig gebaut, kurzhälſig und kleinköpfig, ihre Schwingen mittellang, in ihnen
die zweite Schwinge die längſte; der zwölffedrige Schwanz iſt ziemlich kurz und gerundet, der
Schnabel ſehr kurz, gerade, ſchwach, der Fuß verhältnißmäßig kurz, der Lauf nicht befiedert.
Die Grundtaube der Nordamerikaner (Pyrgitoenas passerina) iſt graulichbraun, auf Ober-
kopf und Halsrücken aſchgrau, auf dem Bürzel unrein braungrau, an der Kehle weißlich; die Bruſt-
und Vorderhalsfedern ſind dunkelbraun geſäumt, die Schwingen dunkelbraun, auf der Jnnenfahne
braunroth, die Steuerfedern ſchwarz, die ſeitlichen auf der Außenfahne weiß geſäumt; die Flügeldeck-
federn zeigen rundlich ſtahlglänzende Flecken. Das Auge iſt orangeroth, der Schnabel blaßroth,
dunkler an der Spitze, der Fuß fleiſchbraun. Die Länge beträgt 6½, die Breite 10¼, die Fittig-
länge 3¼, die Schwanzlänge 2½ Zoll.
Wilſon, Andubon und Goſſe haben uns über die Lebensweiſe dieſer niedlichen Taube
unterrichtet. „Seit alten Zeiten“, ſagt Wilſon, „gelten die Tauben als ein Sinnbild des
Friedens und der Unſchuld; keine von allen aber verdient dieſen Ruhm mehr als die Grund-
taube, die zärtlichſte und friedfertigſte von allen.“ Sie iſt im Süden der Vereinigten Staaten und
auf den Jnſeln Weſtindiens heimiſch, im Norden Amerikas nur Zugvogel und auf die Küſtenſtriche
beſchränkt, in Weſtindien, wenigſtens auf Jamaika, ein Standvogel, welcher ſich in kleinen Geſell-
ſchaften von vier bis zwanzig Stück zuſammenhält und namentlich graſige Ebenen oder Weideplätze
beſucht. Jn Oſtflorida naht ſie ſich den Dörfern und ſiedelt ſich namentlich in den Orangewäldchen
an, in welchen ſie gern brütet. Zum Girren ſetzt ſie ſich auf erhöhte Gegenſtände, namentlich auf
Zäune, welche die Felder umgeben, und hier läßt ſie ſich leicht beobachten, während ſie, wenn
ſie auf dem Boden dahinläuft, nicht immer geſehen wird. Als echte Erdtaube wetteifert ſie im
Laufen mit den Hühnern und ähnelt den kleineren Mitgliedern dieſer Ordnung auch darin, daß
ſie den Schwanz gewöhnlich etwas erhebt. Zum Fliegen entſchließt ſie ſich ungern, fliegt auch
niemals weit in einem Zuge, höchſtens zehn Ellen in einer Strecke fort, niedrig über dem Boden
weg, aber leicht und mit pfeifendem Geräuſch, welches man jedoch ſofort von dem anderer
Tauben unterſcheidet. Wenn eine der Geſellſchaft ſich erhebt, folgen alle; der Zug ſenkt ſich jedoch
raſch wieder zum Boden herab und kehrt auch regelmäßig zu demſelben Orte zurück, von welchem
er aufgetrieben wurde. Jn den Frühlingsmonaten vernimmt man in den Wäldern überall das
Ruckſen der Grundtaube, ein lautes, kläglich fragendes „Meho“ oder ein ſanftes „Wub“, und dann
hält es auch nicht ſchwer, das verhältnißmäßig große und feſte, äußerlich aus dürren Zweigen
zuſammengeſchichtete, innen mit Gras ausgekleidete Neſt zu finden, welches regelmäßig in niederem
Buſchwerk angelegt wird, und das erſtemal im April, das zweitemal im Juni zwei kleine reinweiße
Eier enthält. Der Tauber geberdet ſich ganz wie der Ringeltauber, zeigt aber mehr Muth und Kampf-
luſt, wenn Feinde ſich nahen, wagt ſich ſelbſt an Stärlinge und Heher, welche das Neſt bedrohen.
Die Nahrung beſteht aus Kleingeſäme der verſchiedenſten Art, nach Audubon auch aus Reis
und kleinen Beeren. Nebenbei lieſt die Grundtaube Quarzkörner auf, um die Verdauung zu
fördern. Nach Art der Hühner paddelt ſie ſich im Sande, und oft ſieht man den ganzen Flug, wie
ein Volk Rebhühner, dicht beiſammen liegen.
Da das Fleiſch als ausgezeichnet gilt, wird die Grundtaube oft gefangen, in Nordamerika
gewöhnlich in Netzen, auf Jamaika in Schlingen und mit Vogelleim. Jn den Schlingen ſangen ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/309>, abgerufen am 18.12.2024.
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