An die Turteltauben erinnern die Schlagtauben (Melopeleia). Sie haben verhältnißmäßig lange Flügel, einen ziemlich langen Schwanz, sowie ein den Turteltauben ähnliches Gefieder, welches um das Auge herum breite Kreise frei läßt. Das berühmteste Mitglied dieser wenige Arten zählenden Sippe ist der Kukuli (Melopeleia meloda) aus Südwestamerika. Diese Taube ist zimmtbraun, mit ölfarbigem Schimmer, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, auf dem Bürzel graublau; der Unterhals und die Gurgelgegend sind rothbraun, die Unterbrust und der Bauch graulich, die Schwingen dunkelbraun, graulichweiß gesäumt, die Steuerfedern schwarzgrau, vor der weißen Spitze schwarz gebändert. Unter dem Ohre steht ein länglich eiförmiger, schwarzer Flecken, die Halsseiten zeigen schillernde Stellen. Das Auge ist schwarzblau, der Augenring oder ein breiter nackter Zügel dunkelblau, der Schnabel schwarz, der Fuß roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 63/4 Zoll.
Ueber die Lebensweise fehlen noch ausführliche Berichte; doch verdanken wir Tschudi einige Mittheilungen. "Diese Taube", sagt er, "zeichnet sich aus durch ihren melodisch melancholischen
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Der Kukuli (Melopelela meloda).
Gesang, welcher aus einer dreimaligen Wiederholung des Lautes "Ku-ku-li" besteht. Einige wieder- holen ihn öfters, selten aber mehr als fünf- bis sechsmal; doch ist uns ein Beispiel bekannt, daß eine solche Taube das "Ku-ku-li" vierzehnmal wiederholte. Die Eingebornen nennen sie nach ihrem Rufe Kukuli und halten sie im Käfig. Viele Personen haben eine große Leidenschaft für sie und bezahlen sie sehr theuer. Der Preis wird nach der Wiederholung des Rufes bedingt. Jn der frühesten Morgenstunde und gegen Abend rufen sie am häufigsten."
Jch habe mehrere dieser Tauben längere Zeit im Käfig beobachten können, an ihnen aber durch- aus Nichts bemerkt, worin sie sich von andern und zumal von den Turteltauben unterscheiden. Sie betragen sich genau ebenso wie diese und haben namentlich mit den Lachtauben viele Aehnlichkeit in ihrem Anstande und der Art und Weise ihres Vortrags. Es ist uns nicht gelungen, sie zur Fort-
Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben.
An die Turteltauben erinnern die Schlagtauben (Melopeleia). Sie haben verhältnißmäßig lange Flügel, einen ziemlich langen Schwanz, ſowie ein den Turteltauben ähnliches Gefieder, welches um das Auge herum breite Kreiſe frei läßt. Das berühmteſte Mitglied dieſer wenige Arten zählenden Sippe iſt der Kukuli (Melopeleia meloda) aus Südweſtamerika. Dieſe Taube iſt zimmtbraun, mit ölfarbigem Schimmer, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, auf dem Bürzel graublau; der Unterhals und die Gurgelgegend ſind rothbraun, die Unterbruſt und der Bauch graulich, die Schwingen dunkelbraun, graulichweiß geſäumt, die Steuerfedern ſchwarzgrau, vor der weißen Spitze ſchwarz gebändert. Unter dem Ohre ſteht ein länglich eiförmiger, ſchwarzer Flecken, die Halsſeiten zeigen ſchillernde Stellen. Das Auge iſt ſchwarzblau, der Augenring oder ein breiter nackter Zügel dunkelblau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 6¾ Zoll.
Ueber die Lebensweiſe fehlen noch ausführliche Berichte; doch verdanken wir Tſchudi einige Mittheilungen. „Dieſe Taube“, ſagt er, „zeichnet ſich aus durch ihren melodiſch melancholiſchen
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Der Kukuli (Melopelela meloda).
Geſang, welcher aus einer dreimaligen Wiederholung des Lautes „Ku-ku-li“ beſteht. Einige wieder- holen ihn öfters, ſelten aber mehr als fünf- bis ſechsmal; doch iſt uns ein Beiſpiel bekannt, daß eine ſolche Taube das „Ku-ku-li“ vierzehnmal wiederholte. Die Eingebornen nennen ſie nach ihrem Rufe Kukuli und halten ſie im Käfig. Viele Perſonen haben eine große Leidenſchaft für ſie und bezahlen ſie ſehr theuer. Der Preis wird nach der Wiederholung des Rufes bedingt. Jn der früheſten Morgenſtunde und gegen Abend rufen ſie am häufigſten.“
Jch habe mehrere dieſer Tauben längere Zeit im Käfig beobachten können, an ihnen aber durch- aus Nichts bemerkt, worin ſie ſich von andern und zumal von den Turteltauben unterſcheiden. Sie betragen ſich genau ebenſo wie dieſe und haben namentlich mit den Lachtauben viele Aehnlichkeit in ihrem Anſtande und der Art und Weiſe ihres Vortrags. Es iſt uns nicht gelungen, ſie zur Fort-
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Die Läufer. Girrvögel. Rallentauben.
An die Turteltauben erinnern die Schlagtauben (Melopeleia). Sie haben verhältnißmäßig
lange Flügel, einen ziemlich langen Schwanz, ſowie ein den Turteltauben ähnliches Gefieder, welches
um das Auge herum breite Kreiſe frei läßt. Das berühmteſte Mitglied dieſer wenige Arten zählenden
Sippe iſt der Kukuli (Melopeleia meloda) aus Südweſtamerika. Dieſe Taube iſt zimmtbraun, mit
ölfarbigem Schimmer, auf dem Oberkopfe dunkelbraun, auf dem Bürzel graublau; der Unterhals und
die Gurgelgegend ſind rothbraun, die Unterbruſt und der Bauch graulich, die Schwingen dunkelbraun,
graulichweiß geſäumt, die Steuerfedern ſchwarzgrau, vor der weißen Spitze ſchwarz gebändert. Unter
dem Ohre ſteht ein länglich eiförmiger, ſchwarzer Flecken, die Halsſeiten zeigen ſchillernde Stellen.
Das Auge iſt ſchwarzblau, der Augenring oder ein breiter nackter Zügel dunkelblau, der Schnabel
ſchwarz, der Fuß roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 6¾ Zoll.
Ueber die Lebensweiſe fehlen noch ausführliche Berichte; doch verdanken wir Tſchudi einige
Mittheilungen. „Dieſe Taube“, ſagt er, „zeichnet ſich aus durch ihren melodiſch melancholiſchen
[Abbildung Der Kukuli (Melopelela meloda).]
Geſang, welcher aus einer dreimaligen Wiederholung des Lautes „Ku-ku-li“ beſteht. Einige wieder-
holen ihn öfters, ſelten aber mehr als fünf- bis ſechsmal; doch iſt uns ein Beiſpiel bekannt, daß eine
ſolche Taube das „Ku-ku-li“ vierzehnmal wiederholte. Die Eingebornen nennen ſie nach ihrem
Rufe Kukuli und halten ſie im Käfig. Viele Perſonen haben eine große Leidenſchaft für ſie und
bezahlen ſie ſehr theuer. Der Preis wird nach der Wiederholung des Rufes bedingt. Jn der
früheſten Morgenſtunde und gegen Abend rufen ſie am häufigſten.“
Jch habe mehrere dieſer Tauben längere Zeit im Käfig beobachten können, an ihnen aber durch-
aus Nichts bemerkt, worin ſie ſich von andern und zumal von den Turteltauben unterſcheiden. Sie
betragen ſich genau ebenſo wie dieſe und haben namentlich mit den Lachtauben viele Aehnlichkeit in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/308>, abgerufen am 18.12.2024.
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