Die Nasenlöcher sind mit einer Haut bedeckt und öffnen sich nur am unteren Rande, wo eine wag- recht verlaufende, ritzförmige Spalte sich befindet. Die Zunge ist sehr lang, fadenförmig und durch- aus wie eine Schmetterlingszunge gestaltet. Sie besteht nämlich aus zwei feinen Röhren, welche neben einander verlaufen und in ihrem Untertheil verbunden, aber durch eine feine Ninne angedeu- tet und nur an der Spitze getrennt sind. Da das Zungenbein wie bei den Spechten gebaut ist, so kann auch die Zunge lang herausgestreckt werden. Die Füße sind kräftig, aber mäßig lang, verhält- nißmäßig kürzer, als bei den meisten Honigsaugern. Die Flügel sind mittellang, in ihnen ist die vierte Schwinge die längste. Der Schwanz ist auffallend kurz. Das Gefieder steht an Farbenpracht weit hinter dem der Honigsauger zurück: ein bräunliches Olivengrün auf der Oberseite und ein mehr oder weniger lebhaftes Gelb oder Grau und Grün auf der Unterseite sind vorherrschend. Die Geschlechter unterscheiden sich nur wenig in der Färbung.
Die Pisangläufer bewohnen düstere, schattenreiche Wälder und erheben sich selten zu den luftigen Gipfeln hochstämmiger Bäume, bewegen sich vielmehr am liebsten zwischen Gebüsch und Sträuchern in einer Höhe von höchstens funfzehn bis zwanzig Fuß über dem Boden. Auf den Sunda- inseln sind es vor allem die Pisangbestände, die Kaffeepflanzungen, die Umzäunungen der Dörfer in der Ebene und die Vorhölzer im Gebirge, welche ihnen Herberge geben. Da, wo der Pisang wild im Buschholze wächst, trifft man sie sehr regelmäßig. Sie nähren sich von dem Honig der Blüthen und von den Kerbthieren, welche dem Honig nachgehen. Man sieht sie von einem Kolben zum andern schweben und oft mehrmals zu denselben zurückkehren. Sie stecken den Schnabel tief ein in die Scheiden, welche die Blüthen umhüllen, und tasten hier nach Spechtart mit der Zunge umher. Neben den kerfartigen Thieren scheinen die Pifangläufer vorzüglich kleine Spinnen zu lieben, und darauf hin deutet ihr wissenschaftlicher Name. Sie auszuspähen, prüfen sie vorzüglich die Unterseite der Blätter. An die Gewächse in der Nähe der Häuser und längs der Umzäu- nungen der Scheune und Ställe kommen sie regelmäßig. Die Feigenbäume besuchen sie wegen des Honigs, "auf dessen Genuß selbst ihre pendelartige Kopfbewegung nach hinten und vorn, während sie die Zunge einsenken, hindeuten möchte, da dieselbe ein wahres Pumpen wie bei den Schwärmern unter den Schmetterlingen bezeichnet, welches hier eben im Anklammern und Sitzen nur unter dieser Kopfbewegung geübt werden kann". Sie sind viel scheuer als die Honigsauger; auch ihr Flug ist anders: er ist pfeilschnell, ruckweise und etwas rauschend, fast spechtartig. Die Eingebornen haben diesen Flug wohl beachtet, und so spielen die Pisangfresser bei mehreren Volksstämmen die Rolle, welche die Vögel überhaupt für die Auguren in Rom gespielt haben. Auch jene machen ihre Hoff- nungen abhängig von ihrem Flug und unterlassen oft einen beabsichtigten Raubzug, wenn die Richtung dieses Fluges ihnen nicht günstig erscheint.
Die vorstehende Schilderung ist Reichenbach's vortrefflichem Werke "Handbuch der speciellen Ornithologie" entnommen, da genannter Forscher, allerdings auch im wesentlichen auf Müllers Angaben sich stützend, zuerst eine von Unrichtigkeiten freie Beschreibung der Lebensweise der Pisang- läufer gegeben hat.
Die Sippe der Halbschnäbel(Hemignathus) umfaßt Pisangläufer, welche sich von ihren Familienverwandten und von den meisten andern Vögel dadurch unterscheiden, daß der Schnabel wirklich nur ein halber ist, da der in eine feine Spitze auslaufende, sichelförmige Oberschnabel viel länger, bei einigen Arten wirklich doppelt so lang ist, als der Unterschnabel. Die Füße sind ver- hältnißmäßig kurzläufig, aber langzehig. Das Kleid ist einfarbig grün, auf der Unterseite gelblich. Die Gruppe gehört Oceanien an.
Eine der schönsten Arten ist der glänzende Halbschnabel(Hemignathus lucidus). Das Gefieder der Oberseite ist olivengrün, auf dem Scheitel und den Außenrändern der Schwingen in
Die Späher. Klettervögel. Piſangläuſer.
Die Naſenlöcher ſind mit einer Haut bedeckt und öffnen ſich nur am unteren Rande, wo eine wag- recht verlaufende, ritzförmige Spalte ſich befindet. Die Zunge iſt ſehr lang, fadenförmig und durch- aus wie eine Schmetterlingszunge geſtaltet. Sie beſteht nämlich aus zwei feinen Röhren, welche neben einander verlaufen und in ihrem Untertheil verbunden, aber durch eine feine Ninne angedeu- tet und nur an der Spitze getrennt ſind. Da das Zungenbein wie bei den Spechten gebaut iſt, ſo kann auch die Zunge lang herausgeſtreckt werden. Die Füße ſind kräftig, aber mäßig lang, verhält- nißmäßig kürzer, als bei den meiſten Honigſaugern. Die Flügel ſind mittellang, in ihnen iſt die vierte Schwinge die längſte. Der Schwanz iſt auffallend kurz. Das Gefieder ſteht an Farbenpracht weit hinter dem der Honigſauger zurück: ein bräunliches Olivengrün auf der Oberſeite und ein mehr oder weniger lebhaftes Gelb oder Grau und Grün auf der Unterſeite ſind vorherrſchend. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nur wenig in der Färbung.
Die Piſangläufer bewohnen düſtere, ſchattenreiche Wälder und erheben ſich ſelten zu den luftigen Gipfeln hochſtämmiger Bäume, bewegen ſich vielmehr am liebſten zwiſchen Gebüſch und Sträuchern in einer Höhe von höchſtens funfzehn bis zwanzig Fuß über dem Boden. Auf den Sunda- inſeln ſind es vor allem die Piſangbeſtände, die Kaffeepflanzungen, die Umzäunungen der Dörfer in der Ebene und die Vorhölzer im Gebirge, welche ihnen Herberge geben. Da, wo der Piſang wild im Buſchholze wächſt, trifft man ſie ſehr regelmäßig. Sie nähren ſich von dem Honig der Blüthen und von den Kerbthieren, welche dem Honig nachgehen. Man ſieht ſie von einem Kolben zum andern ſchweben und oft mehrmals zu denſelben zurückkehren. Sie ſtecken den Schnabel tief ein in die Scheiden, welche die Blüthen umhüllen, und taſten hier nach Spechtart mit der Zunge umher. Neben den kerfartigen Thieren ſcheinen die Pifangläufer vorzüglich kleine Spinnen zu lieben, und darauf hin deutet ihr wiſſenſchaftlicher Name. Sie auszuſpähen, prüfen ſie vorzüglich die Unterſeite der Blätter. An die Gewächſe in der Nähe der Häuſer und längs der Umzäu- nungen der Scheune und Ställe kommen ſie regelmäßig. Die Feigenbäume beſuchen ſie wegen des Honigs, „auf deſſen Genuß ſelbſt ihre pendelartige Kopfbewegung nach hinten und vorn, während ſie die Zunge einſenken, hindeuten möchte, da dieſelbe ein wahres Pumpen wie bei den Schwärmern unter den Schmetterlingen bezeichnet, welches hier eben im Anklammern und Sitzen nur unter dieſer Kopfbewegung geübt werden kann“. Sie ſind viel ſcheuer als die Honigſauger; auch ihr Flug iſt anders: er iſt pfeilſchnell, ruckweiſe und etwas rauſchend, faſt ſpechtartig. Die Eingebornen haben dieſen Flug wohl beachtet, und ſo ſpielen die Piſangfreſſer bei mehreren Volksſtämmen die Rolle, welche die Vögel überhaupt für die Auguren in Rom geſpielt haben. Auch jene machen ihre Hoff- nungen abhängig von ihrem Flug und unterlaſſen oft einen beabſichtigten Raubzug, wenn die Richtung dieſes Fluges ihnen nicht günſtig erſcheint.
Die vorſtehende Schilderung iſt Reichenbach’s vortrefflichem Werke „Handbuch der ſpeciellen Ornithologie“ entnommen, da genannter Forſcher, allerdings auch im weſentlichen auf Müllers Angaben ſich ſtützend, zuerſt eine von Unrichtigkeiten freie Beſchreibung der Lebensweiſe der Piſang- läufer gegeben hat.
Die Sippe der Halbſchnäbel(Hemignathus) umfaßt Piſangläufer, welche ſich von ihren Familienverwandten und von den meiſten andern Vögel dadurch unterſcheiden, daß der Schnabel wirklich nur ein halber iſt, da der in eine feine Spitze auslaufende, ſichelförmige Oberſchnabel viel länger, bei einigen Arten wirklich doppelt ſo lang iſt, als der Unterſchnabel. Die Füße ſind ver- hältnißmäßig kurzläufig, aber langzehig. Das Kleid iſt einfarbig grün, auf der Unterſeite gelblich. Die Gruppe gehört Oceanien an.
Eine der ſchönſten Arten iſt der glänzende Halbſchnabel(Hemignathus lucidus). Das Gefieder der Oberſeite iſt olivengrün, auf dem Scheitel und den Außenrändern der Schwingen in
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Die Späher. Klettervögel. Piſangläuſer.
Die Naſenlöcher ſind mit einer Haut bedeckt und öffnen ſich nur am unteren Rande, wo eine wag-
recht verlaufende, ritzförmige Spalte ſich befindet. Die Zunge iſt ſehr lang, fadenförmig und durch-
aus wie eine Schmetterlingszunge geſtaltet. Sie beſteht nämlich aus zwei feinen Röhren, welche
neben einander verlaufen und in ihrem Untertheil verbunden, aber durch eine feine Ninne angedeu-
tet und nur an der Spitze getrennt ſind. Da das Zungenbein wie bei den Spechten gebaut iſt, ſo
kann auch die Zunge lang herausgeſtreckt werden. Die Füße ſind kräftig, aber mäßig lang, verhält-
nißmäßig kürzer, als bei den meiſten Honigſaugern. Die Flügel ſind mittellang, in ihnen iſt die
vierte Schwinge die längſte. Der Schwanz iſt auffallend kurz. Das Gefieder ſteht an Farbenpracht
weit hinter dem der Honigſauger zurück: ein bräunliches Olivengrün auf der Oberſeite und ein
mehr oder weniger lebhaftes Gelb oder Grau und Grün auf der Unterſeite ſind vorherrſchend. Die
Geſchlechter unterſcheiden ſich nur wenig in der Färbung.
Die Piſangläufer bewohnen düſtere, ſchattenreiche Wälder und erheben ſich ſelten zu den
luftigen Gipfeln hochſtämmiger Bäume, bewegen ſich vielmehr am liebſten zwiſchen Gebüſch und
Sträuchern in einer Höhe von höchſtens funfzehn bis zwanzig Fuß über dem Boden. Auf den Sunda-
inſeln ſind es vor allem die Piſangbeſtände, die Kaffeepflanzungen, die Umzäunungen der Dörfer
in der Ebene und die Vorhölzer im Gebirge, welche ihnen Herberge geben. Da, wo der Piſang
wild im Buſchholze wächſt, trifft man ſie ſehr regelmäßig. Sie nähren ſich von dem Honig der
Blüthen und von den Kerbthieren, welche dem Honig nachgehen. Man ſieht ſie von einem Kolben
zum andern ſchweben und oft mehrmals zu denſelben zurückkehren. Sie ſtecken den Schnabel tief
ein in die Scheiden, welche die Blüthen umhüllen, und taſten hier nach Spechtart mit der Zunge
umher. Neben den kerfartigen Thieren ſcheinen die Pifangläufer vorzüglich kleine Spinnen zu
lieben, und darauf hin deutet ihr wiſſenſchaftlicher Name. Sie auszuſpähen, prüfen ſie vorzüglich
die Unterſeite der Blätter. An die Gewächſe in der Nähe der Häuſer und längs der Umzäu-
nungen der Scheune und Ställe kommen ſie regelmäßig. Die Feigenbäume beſuchen ſie wegen des
Honigs, „auf deſſen Genuß ſelbſt ihre pendelartige Kopfbewegung nach hinten und vorn, während ſie
die Zunge einſenken, hindeuten möchte, da dieſelbe ein wahres Pumpen wie bei den Schwärmern
unter den Schmetterlingen bezeichnet, welches hier eben im Anklammern und Sitzen nur unter dieſer
Kopfbewegung geübt werden kann“. Sie ſind viel ſcheuer als die Honigſauger; auch ihr Flug iſt
anders: er iſt pfeilſchnell, ruckweiſe und etwas rauſchend, faſt ſpechtartig. Die Eingebornen haben
dieſen Flug wohl beachtet, und ſo ſpielen die Piſangfreſſer bei mehreren Volksſtämmen die Rolle,
welche die Vögel überhaupt für die Auguren in Rom geſpielt haben. Auch jene machen ihre Hoff-
nungen abhängig von ihrem Flug und unterlaſſen oft einen beabſichtigten Raubzug, wenn die
Richtung dieſes Fluges ihnen nicht günſtig erſcheint.
Die vorſtehende Schilderung iſt Reichenbach’s vortrefflichem Werke „Handbuch der ſpeciellen
Ornithologie“ entnommen, da genannter Forſcher, allerdings auch im weſentlichen auf Müllers
Angaben ſich ſtützend, zuerſt eine von Unrichtigkeiten freie Beſchreibung der Lebensweiſe der Piſang-
läufer gegeben hat.
Die Sippe der Halbſchnäbel (Hemignathus) umfaßt Piſangläufer, welche ſich von ihren
Familienverwandten und von den meiſten andern Vögel dadurch unterſcheiden, daß der Schnabel
wirklich nur ein halber iſt, da der in eine feine Spitze auslaufende, ſichelförmige Oberſchnabel viel
länger, bei einigen Arten wirklich doppelt ſo lang iſt, als der Unterſchnabel. Die Füße ſind ver-
hältnißmäßig kurzläufig, aber langzehig. Das Kleid iſt einfarbig grün, auf der Unterſeite gelblich.
Die Gruppe gehört Oceanien an.
Eine der ſchönſten Arten iſt der glänzende Halbſchnabel (Hemignathus lucidus). Das
Gefieder der Oberſeite iſt olivengrün, auf dem Scheitel und den Außenrändern der Schwingen in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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