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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Leichtschnäbler. Kukuke.
Junge des Straußkukuks zu erhalten. Allen fand zwar nur zwei Eier, aber noch drei Junge, und
unter ihnen zwei in ein und demselben Neste; der glücklichere Cochrane hingegen erhielt dreizehn
Eier und zwölf Junge, sämmtlich aus den Nestern der Nebelkrähe. Jn drei Nestern
lagen je zwei Eier, in einem Neste zwei Junge unseres Vogels.

Aus Allen's Beobachtungen geht hervor, daß auch die jungen Straußkukuke immer ihren
Stiefgeschwistern in der Entwickelung vorauseilen. Sie waren schon ziemlich befiedert, die jungen
Nebelkrähen aber noch gänzlich nackend, und so scheint es, daß die Eier des Straußkukuks früher
gezeitigt werden, als die Kräheneier; denn Allen's Annahme, daß der weibliche Kukuk sich stets ein
Krähennest mit unvollständigem Gelege aussuche, ist meinen Beobachtungen zufolge wenigstens nicht
immer richtig. "Es scheint", schließt Allen, "daß von dem Straußkukuk nur die in Mimosenhainen
stehenden Krähennester erwählt werden; denn wir fanden niemals ein Kukuksei in solchen Nestern,
welche auf einzelnen Bäumen standen." Tristram fand, wie er ganz kürzlich uns mittheilte, auch
in Palästina dasselbe Verhältniß, wie in Egypten. "Jn diesen Gegenden", sagt er, "trafen wir die
Krähe brütend an und zwar ebensowohl auf vereinzelten Bäumen, als auf Felsen und in alten
Ruinen, und hier trafen wir auch den Straußkukuk, welcher Eier in jener Nester legt. Wir erhielten
mehrere von ihnen. Eins dieser untergeschobenen Kinder würde, wie ich fürchten muß, ein trauriges
Dasein geführt haben; denn die Kräheneier waren fast zum Ausschlüpfen reif, während das Kukuksei
sich erst leicht bebrütet zeigte. Jch war erfreut, hier um die Ruinen von Rabath Ammon eine neue
Bestätigung zu den Beobachtungen Brehm's, Cochrane's und Allen's zu erhalten, welche in
Egypten diese Eier ebenfalls ausschließlich in den Nestern der Nebelkrähe fanden, während Lord
Lilford in Spanien im Gegentheil sie den Nestern der Elster entnahm, und auch diejenigen, welche
wir in Algerien erbeuteten, unabänderlich in den Nestern der dort lebenden Maurenelster gefunden
wurden."

Durch Allen erfahren wir schließlich, daß sich junge Straußkukuke ohne Mühe in der Gefangen-
schaft erhalten lassen. Eines von denjenigen Jungen, welche er aushob, ging ohne Umstände aus
Futter, nahm große Mengen von Fleisch zu sich, schrie beständig heißhungrig nach mehr Nahrung
und befand sich hierbei so wohl, daß es England lebend erreichte. Wie lange es hier ausgehalten,
vermag ich nicht zu sagen; Allen bemerkt blos noch, vernommen zu haben, daß das dunkle Gefieder
des Vogels im Laufe der Zeit bedeutend lichter geworden wäre, und hieraus geht also zur Genüge
hervor, daß der Gefangene wenigstens mehrere Monate lang bei guter Gesundheit gewesen ist.



Die Eilande Oceaniens und Südasien beherbergen eine kleine Gruppe von Kukuken, welche man
Guckel (Eudynamys) genannt hat. Jhre Kennzeichen sind ein dicker, kräftiger, auf der Firste sehr
gebogener, starkhakiger Schnabel, dessen Unterkiefer fast gerade ist, starke Füße, mittellange Flügel,
in denen die vierte Schwinge die längste ist, ein langer, abgerundeter Schwanz und ein ziemlich
weiches, sehr übereinstimmend gefärbtes Gefieder. Das kleinere Männchen ist nämlich gewöhnlich
schwarz, das Weibchen mehr oder weniger schwarz und weiß gefleckt.

Die berühmteste Art der Sippe ist der Koel oder Kuil (Eudynamys orientalis). Das
Männchen ist glänzend grünlichschwarz, das Weibchen glänzend dunkelgrün, auf der Oberseite weiß
gefleckt, auf den Schwingen und dem Schwanze weiß gebändert, unten weiß mit schwarzen Flecken, welche
in der Halsgegend länglich, in der Brustgegend herzförmig sind. Das Auge ist scharlachroth, der
Schnabel blaßgrünlich, der Fuß schieferblau. Die Länge des Männchens beträgt 151/2, die des Weib-
chens 171/2, die Breite des ersteren 23, des letzteren 24, die Fittiglänge 71/2 und bezüglich 8 Zoll,
die Schwanzlänge ebensoviel.

Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke.
Junge des Straußkukuks zu erhalten. Allen fand zwar nur zwei Eier, aber noch drei Junge, und
unter ihnen zwei in ein und demſelben Neſte; der glücklichere Cochrane hingegen erhielt dreizehn
Eier und zwölf Junge, ſämmtlich aus den Neſtern der Nebelkrähe. Jn drei Neſtern
lagen je zwei Eier, in einem Neſte zwei Junge unſeres Vogels.

Aus Allen’s Beobachtungen geht hervor, daß auch die jungen Straußkukuke immer ihren
Stiefgeſchwiſtern in der Entwickelung vorauseilen. Sie waren ſchon ziemlich befiedert, die jungen
Nebelkrähen aber noch gänzlich nackend, und ſo ſcheint es, daß die Eier des Straußkukuks früher
gezeitigt werden, als die Kräheneier; denn Allen’s Annahme, daß der weibliche Kukuk ſich ſtets ein
Krähenneſt mit unvollſtändigem Gelege ausſuche, iſt meinen Beobachtungen zufolge wenigſtens nicht
immer richtig. „Es ſcheint“, ſchließt Allen, „daß von dem Straußkukuk nur die in Mimoſenhainen
ſtehenden Krähenneſter erwählt werden; denn wir fanden niemals ein Kukuksei in ſolchen Neſtern,
welche auf einzelnen Bäumen ſtanden.“ Triſtram fand, wie er ganz kürzlich uns mittheilte, auch
in Paläſtina daſſelbe Verhältniß, wie in Egypten. „Jn dieſen Gegenden“, ſagt er, „trafen wir die
Krähe brütend an und zwar ebenſowohl auf vereinzelten Bäumen, als auf Felſen und in alten
Ruinen, und hier trafen wir auch den Straußkukuk, welcher Eier in jener Neſter legt. Wir erhielten
mehrere von ihnen. Eins dieſer untergeſchobenen Kinder würde, wie ich fürchten muß, ein trauriges
Daſein geführt haben; denn die Kräheneier waren faſt zum Ausſchlüpfen reif, während das Kukuksei
ſich erſt leicht bebrütet zeigte. Jch war erfreut, hier um die Ruinen von Rabath Ammon eine neue
Beſtätigung zu den Beobachtungen Brehm’s, Cochrane’s und Allen’s zu erhalten, welche in
Egypten dieſe Eier ebenfalls ausſchließlich in den Neſtern der Nebelkrähe fanden, während Lord
Lilford in Spanien im Gegentheil ſie den Neſtern der Elſter entnahm, und auch diejenigen, welche
wir in Algerien erbeuteten, unabänderlich in den Neſtern der dort lebenden Maurenelſter gefunden
wurden.“

Durch Allen erfahren wir ſchließlich, daß ſich junge Straußkukuke ohne Mühe in der Gefangen-
ſchaft erhalten laſſen. Eines von denjenigen Jungen, welche er aushob, ging ohne Umſtände aus
Futter, nahm große Mengen von Fleiſch zu ſich, ſchrie beſtändig heißhungrig nach mehr Nahrung
und befand ſich hierbei ſo wohl, daß es England lebend erreichte. Wie lange es hier ausgehalten,
vermag ich nicht zu ſagen; Allen bemerkt blos noch, vernommen zu haben, daß das dunkle Gefieder
des Vogels im Laufe der Zeit bedeutend lichter geworden wäre, und hieraus geht alſo zur Genüge
hervor, daß der Gefangene wenigſtens mehrere Monate lang bei guter Geſundheit geweſen iſt.



Die Eilande Oceaniens und Südaſien beherbergen eine kleine Gruppe von Kukuken, welche man
Guckel (Eudynamys) genannt hat. Jhre Kennzeichen ſind ein dicker, kräftiger, auf der Firſte ſehr
gebogener, ſtarkhakiger Schnabel, deſſen Unterkiefer faſt gerade iſt, ſtarke Füße, mittellange Flügel,
in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, ein langer, abgerundeter Schwanz und ein ziemlich
weiches, ſehr übereinſtimmend gefärbtes Gefieder. Das kleinere Männchen iſt nämlich gewöhnlich
ſchwarz, das Weibchen mehr oder weniger ſchwarz und weiß gefleckt.

Die berühmteſte Art der Sippe iſt der Koel oder Kuil (Eudynamys orientalis). Das
Männchen iſt glänzend grünlichſchwarz, das Weibchen glänzend dunkelgrün, auf der Oberſeite weiß
gefleckt, auf den Schwingen und dem Schwanze weiß gebändert, unten weiß mit ſchwarzen Flecken, welche
in der Halsgegend länglich, in der Bruſtgegend herzförmig ſind. Das Auge iſt ſcharlachroth, der
Schnabel blaßgrünlich, der Fuß ſchieferblau. Die Länge des Männchens beträgt 15½, die des Weib-
chens 17½, die Breite des erſteren 23, des letzteren 24, die Fittiglänge 7½ und bezüglich 8 Zoll,
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[204/0226] Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke. Junge des Straußkukuks zu erhalten. Allen fand zwar nur zwei Eier, aber noch drei Junge, und unter ihnen zwei in ein und demſelben Neſte; der glücklichere Cochrane hingegen erhielt dreizehn Eier und zwölf Junge, ſämmtlich aus den Neſtern der Nebelkrähe. Jn drei Neſtern lagen je zwei Eier, in einem Neſte zwei Junge unſeres Vogels. Aus Allen’s Beobachtungen geht hervor, daß auch die jungen Straußkukuke immer ihren Stiefgeſchwiſtern in der Entwickelung vorauseilen. Sie waren ſchon ziemlich befiedert, die jungen Nebelkrähen aber noch gänzlich nackend, und ſo ſcheint es, daß die Eier des Straußkukuks früher gezeitigt werden, als die Kräheneier; denn Allen’s Annahme, daß der weibliche Kukuk ſich ſtets ein Krähenneſt mit unvollſtändigem Gelege ausſuche, iſt meinen Beobachtungen zufolge wenigſtens nicht immer richtig. „Es ſcheint“, ſchließt Allen, „daß von dem Straußkukuk nur die in Mimoſenhainen ſtehenden Krähenneſter erwählt werden; denn wir fanden niemals ein Kukuksei in ſolchen Neſtern, welche auf einzelnen Bäumen ſtanden.“ Triſtram fand, wie er ganz kürzlich uns mittheilte, auch in Paläſtina daſſelbe Verhältniß, wie in Egypten. „Jn dieſen Gegenden“, ſagt er, „trafen wir die Krähe brütend an und zwar ebenſowohl auf vereinzelten Bäumen, als auf Felſen und in alten Ruinen, und hier trafen wir auch den Straußkukuk, welcher Eier in jener Neſter legt. Wir erhielten mehrere von ihnen. Eins dieſer untergeſchobenen Kinder würde, wie ich fürchten muß, ein trauriges Daſein geführt haben; denn die Kräheneier waren faſt zum Ausſchlüpfen reif, während das Kukuksei ſich erſt leicht bebrütet zeigte. Jch war erfreut, hier um die Ruinen von Rabath Ammon eine neue Beſtätigung zu den Beobachtungen Brehm’s, Cochrane’s und Allen’s zu erhalten, welche in Egypten dieſe Eier ebenfalls ausſchließlich in den Neſtern der Nebelkrähe fanden, während Lord Lilford in Spanien im Gegentheil ſie den Neſtern der Elſter entnahm, und auch diejenigen, welche wir in Algerien erbeuteten, unabänderlich in den Neſtern der dort lebenden Maurenelſter gefunden wurden.“ Durch Allen erfahren wir ſchließlich, daß ſich junge Straußkukuke ohne Mühe in der Gefangen- ſchaft erhalten laſſen. Eines von denjenigen Jungen, welche er aushob, ging ohne Umſtände aus Futter, nahm große Mengen von Fleiſch zu ſich, ſchrie beſtändig heißhungrig nach mehr Nahrung und befand ſich hierbei ſo wohl, daß es England lebend erreichte. Wie lange es hier ausgehalten, vermag ich nicht zu ſagen; Allen bemerkt blos noch, vernommen zu haben, daß das dunkle Gefieder des Vogels im Laufe der Zeit bedeutend lichter geworden wäre, und hieraus geht alſo zur Genüge hervor, daß der Gefangene wenigſtens mehrere Monate lang bei guter Geſundheit geweſen iſt. Die Eilande Oceaniens und Südaſien beherbergen eine kleine Gruppe von Kukuken, welche man Guckel (Eudynamys) genannt hat. Jhre Kennzeichen ſind ein dicker, kräftiger, auf der Firſte ſehr gebogener, ſtarkhakiger Schnabel, deſſen Unterkiefer faſt gerade iſt, ſtarke Füße, mittellange Flügel, in denen die vierte Schwinge die längſte iſt, ein langer, abgerundeter Schwanz und ein ziemlich weiches, ſehr übereinſtimmend gefärbtes Gefieder. Das kleinere Männchen iſt nämlich gewöhnlich ſchwarz, das Weibchen mehr oder weniger ſchwarz und weiß gefleckt. Die berühmteſte Art der Sippe iſt der Koel oder Kuil (Eudynamys orientalis). Das Männchen iſt glänzend grünlichſchwarz, das Weibchen glänzend dunkelgrün, auf der Oberſeite weiß gefleckt, auf den Schwingen und dem Schwanze weiß gebändert, unten weiß mit ſchwarzen Flecken, welche in der Halsgegend länglich, in der Bruſtgegend herzförmig ſind. Das Auge iſt ſcharlachroth, der Schnabel blaßgrünlich, der Fuß ſchieferblau. Die Länge des Männchens beträgt 15½, die des Weib- chens 17½, die Breite des erſteren 23, des letzteren 24, die Fittiglänge 7½ und bezüglich 8 Zoll, die Schwanzlänge ebenſoviel.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/226>, abgerufen am 22.11.2024.