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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Klettervögel. Weichschwanzspechte. Wendehälse.
Specht zu sitzen und zu hacken. Er wird deshalb dieser Gegend sehr nützlich durch die Vertilgung der
schädlichen Kerbthiere, welche in Brasilien die Hauptfeinde des Landbaues sind. Doch obgleich diese
gefräßigen Thiere ihre Gänge über und unter der Erde anlegen, obgleich sie dieselben selbst an den
Wänden der menschlichen Wohnungen anbringen, werden sie doch an allen diesen Orten von zahl-
reichen Feinden verfolgt. So rächen die Ameisenbären, die Spechte, die Ameisendrosseln und viele
andere Thiere den Pflanzer, dessen ganzer Gewinn öfters von diesen kleinen verheerenden Feinden
verzehrt wird."

Aus den übrigen Mittheilungen des Prinzen geht hervor, daß Azara und Spir mit Unrecht
von dem Feldspecht behauptet haben, er klettere nicht an Stämmen; denn wenn Dies auch seltener
geschieht, als bei den übrigen Arten, und wenn auch die hohen Fersen ihm das Hüpfen erleichtern,
so sieht man ihn doch oft auch nach Art anderer Spechte klettern. Er rutscht an den Kaktusstämmen
hinauf oder hüpft mit hoch aufgerichtetem Körper auf den wagrechten Aesten derselben umher, hält
sich aber allerdings größtentheils am Boden auf. Gewöhnlich sieht man ihn paarweise, und deshalb
wird die Gesellschaft, von welcher Burmeister spricht, wohl eine Familie, d. h. Alte mit ihren
Jungen, gewesen sein. Jm übrigen ähnelt der Feldspecht anderen Verwandten vollkommen. Er
fliegt und schreit ganz wie unser europäischer Grünspecht.

"Das Nest des Vogels", schließt Burmeister, "muß sehr versteckt angelegt sein, da man es
noch gar nicht kennt. Am Boden dürfte es wohl kaum sich befinden."



Als die nächsten Verwandten der eigentlichen Spechte darf man die Weichschwanzspechte
(Picumni) betrachten. Reichenbach sieht in ihnen die Vertreter der Eisvögel unter den Spechten;
Cabanis nennt sie Uebergangsglieder zwischen den Spechten und den Wendehälsen. Sie zeigen im
ganzen die Gestalt unserer Spechte, besitzen aber keinen Stemmschwanz und sind außerordentlich klein,
nicht viel größer als unsere Goldhähuchen. Der Schnabel ist länglich, kegelförmig, gerade, spitz und
ohne deutliche Kanten. Die Beine sind wie bei den Spechten gebaut, für die Größe der Vögel weder
schwach, noch klein; die Nägel zeigen die hohe Sichelform der Spechtkrallen; die kurzen Flügel sind
sehr stumpf und rundlich, die vierte und die fünfte Schwinge sind die längsten; der Schwanz besteht
aus zwölf seitlich verkürzten Federn, welche weich und abgerundet und deren beide äußersten verhält-
nißmäßig ebenso klein wie bei den eigentlichen Spechten sind. Das Gefieder ist ungemein weich und
besteht aus wenigen, für die Größe des Körpers umfangreichen Federn.

Die Familie oder, wie Andere wollen, die Unterfamilie findet sich hauptsächlich in Südamerika;
doch hat man auch in Afrika eine und in Jndien drei hierher gehörige Arten entdeckt.

Ueber die Lebensweise fehlen ausführlichere Mittheilungen noch gänzlich, und die verschiedenen
Berichte stimmen im ganzen noch wenig überein.

Der Zwergspecht (Picumnus minutus) ist auf der Oberseite graubraun, auf der Unterseite
weiß und schwarz in die Quere gebändert. Der Oberkopf ist schwarz, fein weiß punktirt, Stirn und
Vorderscheitel sind beim Männchen roth, beim Weibchen ebenfalls weiß geperlt, wie der übrige
Scheitel; die schwarzbraunen Schwingen sind gelblich, die Deckfedern licht gesäumt; die Steuerfedern
sind schwarz, die seitlichen mit breitem weißen Streifen an der Außenfahne, die beiden mittelsten mit
solchem an der Jnnenfahne. Das Auge ist graubraun, der Schnabel an der Wurzel bleifarben, auf
der Firste und an der Spitze schwärzlich, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 3 Zoll 7 Linien, die
Breite 6 Zoll, die Fittiglänge 1 Zoll 10 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll.

Der Zwergspecht kommt in allen Küstenwaldungen von Guyana bis Paraguay nicht selten vor,
erscheint aber auch oft in der Nähe der Wohnungen. Jm Sommer lebt er paarweise, in der kalten

Die Späher. Klettervögel. Weichſchwanzſpechte. Wendehälſe.
Specht zu ſitzen und zu hacken. Er wird deshalb dieſer Gegend ſehr nützlich durch die Vertilgung der
ſchädlichen Kerbthiere, welche in Braſilien die Hauptfeinde des Landbaues ſind. Doch obgleich dieſe
gefräßigen Thiere ihre Gänge über und unter der Erde anlegen, obgleich ſie dieſelben ſelbſt an den
Wänden der menſchlichen Wohnungen anbringen, werden ſie doch an allen dieſen Orten von zahl-
reichen Feinden verfolgt. So rächen die Ameiſenbären, die Spechte, die Ameiſendroſſeln und viele
andere Thiere den Pflanzer, deſſen ganzer Gewinn öfters von dieſen kleinen verheerenden Feinden
verzehrt wird.“

Aus den übrigen Mittheilungen des Prinzen geht hervor, daß Azara und Spir mit Unrecht
von dem Feldſpecht behauptet haben, er klettere nicht an Stämmen; denn wenn Dies auch ſeltener
geſchieht, als bei den übrigen Arten, und wenn auch die hohen Ferſen ihm das Hüpfen erleichtern,
ſo ſieht man ihn doch oft auch nach Art anderer Spechte klettern. Er rutſcht an den Kaktusſtämmen
hinauf oder hüpft mit hoch aufgerichtetem Körper auf den wagrechten Aeſten derſelben umher, hält
ſich aber allerdings größtentheils am Boden auf. Gewöhnlich ſieht man ihn paarweiſe, und deshalb
wird die Geſellſchaft, von welcher Burmeiſter ſpricht, wohl eine Familie, d. h. Alte mit ihren
Jungen, geweſen ſein. Jm übrigen ähnelt der Feldſpecht anderen Verwandten vollkommen. Er
fliegt und ſchreit ganz wie unſer europäiſcher Grünſpecht.

„Das Neſt des Vogels“, ſchließt Burmeiſter, „muß ſehr verſteckt angelegt ſein, da man es
noch gar nicht kennt. Am Boden dürfte es wohl kaum ſich befinden.“



Als die nächſten Verwandten der eigentlichen Spechte darf man die Weichſchwanzſpechte
(Picumni) betrachten. Reichenbach ſieht in ihnen die Vertreter der Eisvögel unter den Spechten;
Cabanis nennt ſie Uebergangsglieder zwiſchen den Spechten und den Wendehälſen. Sie zeigen im
ganzen die Geſtalt unſerer Spechte, beſitzen aber keinen Stemmſchwanz und ſind außerordentlich klein,
nicht viel größer als unſere Goldhähuchen. Der Schnabel iſt länglich, kegelförmig, gerade, ſpitz und
ohne deutliche Kanten. Die Beine ſind wie bei den Spechten gebaut, für die Größe der Vögel weder
ſchwach, noch klein; die Nägel zeigen die hohe Sichelform der Spechtkrallen; die kurzen Flügel ſind
ſehr ſtumpf und rundlich, die vierte und die fünfte Schwinge ſind die längſten; der Schwanz beſteht
aus zwölf ſeitlich verkürzten Federn, welche weich und abgerundet und deren beide äußerſten verhält-
nißmäßig ebenſo klein wie bei den eigentlichen Spechten ſind. Das Gefieder iſt ungemein weich und
beſteht aus wenigen, für die Größe des Körpers umfangreichen Federn.

Die Familie oder, wie Andere wollen, die Unterfamilie findet ſich hauptſächlich in Südamerika;
doch hat man auch in Afrika eine und in Jndien drei hierher gehörige Arten entdeckt.

Ueber die Lebensweiſe fehlen ausführlichere Mittheilungen noch gänzlich, und die verſchiedenen
Berichte ſtimmen im ganzen noch wenig überein.

Der Zwergſpecht (Picumnus minutus) iſt auf der Oberſeite graubraun, auf der Unterſeite
weiß und ſchwarz in die Quere gebändert. Der Oberkopf iſt ſchwarz, fein weiß punktirt, Stirn und
Vorderſcheitel ſind beim Männchen roth, beim Weibchen ebenfalls weiß geperlt, wie der übrige
Scheitel; die ſchwarzbraunen Schwingen ſind gelblich, die Deckfedern licht geſäumt; die Steuerfedern
ſind ſchwarz, die ſeitlichen mit breitem weißen Streifen an der Außenfahne, die beiden mittelſten mit
ſolchem an der Jnnenfahne. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel an der Wurzel bleifarben, auf
der Firſte und an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 3 Zoll 7 Linien, die
Breite 6 Zoll, die Fittiglänge 1 Zoll 10 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll.

Der Zwergſpecht kommt in allen Küſtenwaldungen von Guyana bis Paraguay nicht ſelten vor,
erſcheint aber auch oft in der Nähe der Wohnungen. Jm Sommer lebt er paarweiſe, in der kalten

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[88/0102] Die Späher. Klettervögel. Weichſchwanzſpechte. Wendehälſe. Specht zu ſitzen und zu hacken. Er wird deshalb dieſer Gegend ſehr nützlich durch die Vertilgung der ſchädlichen Kerbthiere, welche in Braſilien die Hauptfeinde des Landbaues ſind. Doch obgleich dieſe gefräßigen Thiere ihre Gänge über und unter der Erde anlegen, obgleich ſie dieſelben ſelbſt an den Wänden der menſchlichen Wohnungen anbringen, werden ſie doch an allen dieſen Orten von zahl- reichen Feinden verfolgt. So rächen die Ameiſenbären, die Spechte, die Ameiſendroſſeln und viele andere Thiere den Pflanzer, deſſen ganzer Gewinn öfters von dieſen kleinen verheerenden Feinden verzehrt wird.“ Aus den übrigen Mittheilungen des Prinzen geht hervor, daß Azara und Spir mit Unrecht von dem Feldſpecht behauptet haben, er klettere nicht an Stämmen; denn wenn Dies auch ſeltener geſchieht, als bei den übrigen Arten, und wenn auch die hohen Ferſen ihm das Hüpfen erleichtern, ſo ſieht man ihn doch oft auch nach Art anderer Spechte klettern. Er rutſcht an den Kaktusſtämmen hinauf oder hüpft mit hoch aufgerichtetem Körper auf den wagrechten Aeſten derſelben umher, hält ſich aber allerdings größtentheils am Boden auf. Gewöhnlich ſieht man ihn paarweiſe, und deshalb wird die Geſellſchaft, von welcher Burmeiſter ſpricht, wohl eine Familie, d. h. Alte mit ihren Jungen, geweſen ſein. Jm übrigen ähnelt der Feldſpecht anderen Verwandten vollkommen. Er fliegt und ſchreit ganz wie unſer europäiſcher Grünſpecht. „Das Neſt des Vogels“, ſchließt Burmeiſter, „muß ſehr verſteckt angelegt ſein, da man es noch gar nicht kennt. Am Boden dürfte es wohl kaum ſich befinden.“ Als die nächſten Verwandten der eigentlichen Spechte darf man die Weichſchwanzſpechte (Picumni) betrachten. Reichenbach ſieht in ihnen die Vertreter der Eisvögel unter den Spechten; Cabanis nennt ſie Uebergangsglieder zwiſchen den Spechten und den Wendehälſen. Sie zeigen im ganzen die Geſtalt unſerer Spechte, beſitzen aber keinen Stemmſchwanz und ſind außerordentlich klein, nicht viel größer als unſere Goldhähuchen. Der Schnabel iſt länglich, kegelförmig, gerade, ſpitz und ohne deutliche Kanten. Die Beine ſind wie bei den Spechten gebaut, für die Größe der Vögel weder ſchwach, noch klein; die Nägel zeigen die hohe Sichelform der Spechtkrallen; die kurzen Flügel ſind ſehr ſtumpf und rundlich, die vierte und die fünfte Schwinge ſind die längſten; der Schwanz beſteht aus zwölf ſeitlich verkürzten Federn, welche weich und abgerundet und deren beide äußerſten verhält- nißmäßig ebenſo klein wie bei den eigentlichen Spechten ſind. Das Gefieder iſt ungemein weich und beſteht aus wenigen, für die Größe des Körpers umfangreichen Federn. Die Familie oder, wie Andere wollen, die Unterfamilie findet ſich hauptſächlich in Südamerika; doch hat man auch in Afrika eine und in Jndien drei hierher gehörige Arten entdeckt. Ueber die Lebensweiſe fehlen ausführlichere Mittheilungen noch gänzlich, und die verſchiedenen Berichte ſtimmen im ganzen noch wenig überein. Der Zwergſpecht (Picumnus minutus) iſt auf der Oberſeite graubraun, auf der Unterſeite weiß und ſchwarz in die Quere gebändert. Der Oberkopf iſt ſchwarz, fein weiß punktirt, Stirn und Vorderſcheitel ſind beim Männchen roth, beim Weibchen ebenfalls weiß geperlt, wie der übrige Scheitel; die ſchwarzbraunen Schwingen ſind gelblich, die Deckfedern licht geſäumt; die Steuerfedern ſind ſchwarz, die ſeitlichen mit breitem weißen Streifen an der Außenfahne, die beiden mittelſten mit ſolchem an der Jnnenfahne. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel an der Wurzel bleifarben, auf der Firſte und an der Spitze ſchwärzlich, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 3 Zoll 7 Linien, die Breite 6 Zoll, die Fittiglänge 1 Zoll 10 Linien, die Schwanzlänge 1 Zoll. Der Zwergſpecht kommt in allen Küſtenwaldungen von Guyana bis Paraguay nicht ſelten vor, erſcheint aber auch oft in der Nähe der Wohnungen. Jm Sommer lebt er paarweiſe, in der kalten

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/102>, abgerufen am 23.11.2024.