ihm die Eingebornen von einem Männchen, welches mehrere Jahre hinter einander auf Papa Vestra beobachtet worden sei. Das Weibchen, von den Eingebornen Königin der Alken genannt, war gerade vor Bullock's Ankunft getödtet worden. Auf das Männchen machte unser Sammler in einem sechsruderigen Boote mehrere Stunden lang Jagd, ohne es erlegen zu können; denn obgleich es ihm mehrmals nahe kam, war doch der Vogel so behend, daß man keinen Schuß auf ihn abgeben konnte. Die Geschwindigkeit, mit welcher er seinen Weg unter Wasser verfolgte, war fast unglaublich. Latham fügt der Geschichte hinzu, daß der Riesenalk sich gegen die eingebornen Fischer weniger scheu zeigte, Bullock aber, als einem Fremden, sorgfältig auswich. Die Fischer erschlugen den Vogel später mit einem Ruder.
Die Nahrung soll in Fischen verschiedener Größe bestanden haben. Fabricius gibt an, daß er außerdem im Magen eines Jungen Pflanzentheile fand. Das einzige Ei, welches ein Pärchen erzeugte, wurde im Juni gelegt; es hat die kreiselförmige Gestalt der Alkeneier überhaupt, zeichnet sich aber durch seine bedeutende Größe vor allem aus, ist überhaupt das größte gefleckte Ei aller europäischen Vögel. Seine Länge beträgt 4 Zoll 7 bis 5 Zoll 1 Linie, der Durchmesser an der dicksten Stelle der Breite 2 Zoll 10 bis 3 Zoll 1 Linie. Die dicke Schale ist glanzlos mit tiefen Poren, ihre Grundfärbung graulichweiß, mehr oder weniger ins Gelbliche oder Grünliche ziehend, die Zeichnung wie auf Lummen- und Tordalkeneier verschieden und vielgestaltig vertheilt, da sie braune und schwarze, rundliche oder langgezogene Flecken, geschlängelte Linien oder ähnliche Zeichen bildet. Männchen und Weibchen haben, wie ihre Brutflecke beweisen, abwechselnd gebrütet, wie lange, weiß man nicht, vielleicht zwischen sechs oder sieben Wochen. Das Junge ist in einem dunkel- grauen Flaumenkleide ausgeschlüpft und sehr bald dem Wasser zugeführt worden.
Auch über das Gefangenleben liegt ein kurzer Bericht vor. Jm Jahre 1821 oder 1822 begleitete Flemming einen gewissen Stevenson auf seiner jährlichen Reise zur Besichtigung der nördlichen Leuchtthürme. Als wir am 18. August im Begriff standen, die Jnsel Glas zu verlassen, schrieb der erstere, wurde uns ein lebender Riesenalk an Bord gebracht, welchen Maclellan, der Pächter von Glas, vor einiger Zeit auf der See von St. Kilda gefangen hatte. Er war abgemagert und hatte ein kränkliches Aussehen, wurde jedoch nach einigen Tagen munter, nachdem man ihn mit Fischen reichlich versehen und ihm erlaubt hatte, gelegentlich sich im Wasser zu tummeln, wobei man sein Entkommen durch eine ihm ans Bein gebundene Leine zu verhindern wußte. Ungeachtet dieses Hindernisses tauchte und schwamm er unter Wasser mit solcher Schnelligkeit, daß er jeder Verfolgung vom Boote aus spottete. Wenn er in der Gefangenschaft gefüttert wurde, reckte er seinen Kopf in die Höhe, gab seine Angst durch Schütteln des Kopfes und Halses kund und ließ ein gurgelndes Geräusch hören. Ein anderes Stück wurde, laut M'Gillivray, im Jahre 1829 bei St. Kilda, ein drittes im Jahre 1834 im Eingange zum Waterfordhafen gefangen. Letzterer war, nach der Angabe des Fängers, augen- scheinlich fast verhungert. Als er sich in seiner Jolle in einiger Entfernung von der Küste befand, sah er den Alk in seiner Nähe schwimmen und hielt ihm einige Sprotten vor, denen zu Liebe der Vogel sich dem Boote näherte, worauf er ohne Mühe ergriffen wurde. Unser Fänger hielt ihn einige Tage lang in seinem Gewahrsam und fütterte ihn hauptsächlich mit in Milch eingeweichten Kartoffeln, welches unnatürliche Futter das hungrige Thier gierig verschlungen haben soll. Nachdem er den Alk zehn Tage gehabt, verkaufte er ihn an Davis, von welchem er an Grugh nach Horetown gesandt wurde. Hier blieb er ungefähr vier Monate lang am Leben, es wurden ihm ebenfalls in Milch eingeweichte Kartoffeln, später aber Fische, in die Kehle gestopft, und er fraß sie gierig bis einen oder zwei Tage vor seinem Tode. Dieser Alk stand sehr aufrecht und strich häufig seinen Kopf mit dem Fuße, besonders wenn ihm irgend eine Lieblingsnahrung gewährt wurde. Nach Grugh's Beobachtungen zog er Süßwasserfische, insbesondere Forellen, den Seefischen vor. Alle Nahrung verschluckte er ganz. Er blieb fortwährend ziemlich wild.
Etwas Weiteres ist nicht bekannt.
Rieſenalk.
ihm die Eingebornen von einem Männchen, welches mehrere Jahre hinter einander auf Papa Veſtra beobachtet worden ſei. Das Weibchen, von den Eingebornen Königin der Alken genannt, war gerade vor Bullock’s Ankunft getödtet worden. Auf das Männchen machte unſer Sammler in einem ſechsruderigen Boote mehrere Stunden lang Jagd, ohne es erlegen zu können; denn obgleich es ihm mehrmals nahe kam, war doch der Vogel ſo behend, daß man keinen Schuß auf ihn abgeben konnte. Die Geſchwindigkeit, mit welcher er ſeinen Weg unter Waſſer verfolgte, war faſt unglaublich. Latham fügt der Geſchichte hinzu, daß der Rieſenalk ſich gegen die eingebornen Fiſcher weniger ſcheu zeigte, Bullock aber, als einem Fremden, ſorgfältig auswich. Die Fiſcher erſchlugen den Vogel ſpäter mit einem Ruder.
Die Nahrung ſoll in Fiſchen verſchiedener Größe beſtanden haben. Fabricius gibt an, daß er außerdem im Magen eines Jungen Pflanzentheile fand. Das einzige Ei, welches ein Pärchen erzeugte, wurde im Juni gelegt; es hat die kreiſelförmige Geſtalt der Alkeneier überhaupt, zeichnet ſich aber durch ſeine bedeutende Größe vor allem aus, iſt überhaupt das größte gefleckte Ei aller europäiſchen Vögel. Seine Länge beträgt 4 Zoll 7 bis 5 Zoll 1 Linie, der Durchmeſſer an der dickſten Stelle der Breite 2 Zoll 10 bis 3 Zoll 1 Linie. Die dicke Schale iſt glanzlos mit tiefen Poren, ihre Grundfärbung graulichweiß, mehr oder weniger ins Gelbliche oder Grünliche ziehend, die Zeichnung wie auf Lummen- und Tordalkeneier verſchieden und vielgeſtaltig vertheilt, da ſie braune und ſchwarze, rundliche oder langgezogene Flecken, geſchlängelte Linien oder ähnliche Zeichen bildet. Männchen und Weibchen haben, wie ihre Brutflecke beweiſen, abwechſelnd gebrütet, wie lange, weiß man nicht, vielleicht zwiſchen ſechs oder ſieben Wochen. Das Junge iſt in einem dunkel- grauen Flaumenkleide ausgeſchlüpft und ſehr bald dem Waſſer zugeführt worden.
Auch über das Gefangenleben liegt ein kurzer Bericht vor. Jm Jahre 1821 oder 1822 begleitete Flemming einen gewiſſen Stevenſon auf ſeiner jährlichen Reiſe zur Beſichtigung der nördlichen Leuchtthürme. Als wir am 18. Auguſt im Begriff ſtanden, die Jnſel Glas zu verlaſſen, ſchrieb der erſtere, wurde uns ein lebender Rieſenalk an Bord gebracht, welchen Maclellan, der Pächter von Glas, vor einiger Zeit auf der See von St. Kilda gefangen hatte. Er war abgemagert und hatte ein kränkliches Ausſehen, wurde jedoch nach einigen Tagen munter, nachdem man ihn mit Fiſchen reichlich verſehen und ihm erlaubt hatte, gelegentlich ſich im Waſſer zu tummeln, wobei man ſein Entkommen durch eine ihm ans Bein gebundene Leine zu verhindern wußte. Ungeachtet dieſes Hinderniſſes tauchte und ſchwamm er unter Waſſer mit ſolcher Schnelligkeit, daß er jeder Verfolgung vom Boote aus ſpottete. Wenn er in der Gefangenſchaft gefüttert wurde, reckte er ſeinen Kopf in die Höhe, gab ſeine Angſt durch Schütteln des Kopfes und Halſes kund und ließ ein gurgelndes Geräuſch hören. Ein anderes Stück wurde, laut M’Gillivray, im Jahre 1829 bei St. Kilda, ein drittes im Jahre 1834 im Eingange zum Waterfordhafen gefangen. Letzterer war, nach der Angabe des Fängers, augen- ſcheinlich faſt verhungert. Als er ſich in ſeiner Jolle in einiger Entfernung von der Küſte befand, ſah er den Alk in ſeiner Nähe ſchwimmen und hielt ihm einige Sprotten vor, denen zu Liebe der Vogel ſich dem Boote näherte, worauf er ohne Mühe ergriffen wurde. Unſer Fänger hielt ihn einige Tage lang in ſeinem Gewahrſam und fütterte ihn hauptſächlich mit in Milch eingeweichten Kartoffeln, welches unnatürliche Futter das hungrige Thier gierig verſchlungen haben ſoll. Nachdem er den Alk zehn Tage gehabt, verkaufte er ihn an Davis, von welchem er an Grugh nach Horetown geſandt wurde. Hier blieb er ungefähr vier Monate lang am Leben, es wurden ihm ebenfalls in Milch eingeweichte Kartoffeln, ſpäter aber Fiſche, in die Kehle geſtopft, und er fraß ſie gierig bis einen oder zwei Tage vor ſeinem Tode. Dieſer Alk ſtand ſehr aufrecht und ſtrich häufig ſeinen Kopf mit dem Fuße, beſonders wenn ihm irgend eine Lieblingsnahrung gewährt wurde. Nach Grugh’s Beobachtungen zog er Süßwaſſerfiſche, insbeſondere Forellen, den Seefiſchen vor. Alle Nahrung verſchluckte er ganz. Er blieb fortwährend ziemlich wild.
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Rieſenalk.
ihm die Eingebornen von einem Männchen, welches mehrere Jahre hinter einander auf Papa Veſtra
beobachtet worden ſei. Das Weibchen, von den Eingebornen Königin der Alken genannt, war gerade
vor Bullock’s Ankunft getödtet worden. Auf das Männchen machte unſer Sammler in einem
ſechsruderigen Boote mehrere Stunden lang Jagd, ohne es erlegen zu können; denn obgleich es ihm
mehrmals nahe kam, war doch der Vogel ſo behend, daß man keinen Schuß auf ihn abgeben konnte.
Die Geſchwindigkeit, mit welcher er ſeinen Weg unter Waſſer verfolgte, war faſt unglaublich. Latham
fügt der Geſchichte hinzu, daß der Rieſenalk ſich gegen die eingebornen Fiſcher weniger ſcheu zeigte,
Bullock aber, als einem Fremden, ſorgfältig auswich. Die Fiſcher erſchlugen den Vogel ſpäter mit
einem Ruder.
Die Nahrung ſoll in Fiſchen verſchiedener Größe beſtanden haben. Fabricius gibt an, daß
er außerdem im Magen eines Jungen Pflanzentheile fand. Das einzige Ei, welches ein Pärchen
erzeugte, wurde im Juni gelegt; es hat die kreiſelförmige Geſtalt der Alkeneier überhaupt, zeichnet
ſich aber durch ſeine bedeutende Größe vor allem aus, iſt überhaupt das größte gefleckte Ei aller
europäiſchen Vögel. Seine Länge beträgt 4 Zoll 7 bis 5 Zoll 1 Linie, der Durchmeſſer an der
dickſten Stelle der Breite 2 Zoll 10 bis 3 Zoll 1 Linie. Die dicke Schale iſt glanzlos mit tiefen
Poren, ihre Grundfärbung graulichweiß, mehr oder weniger ins Gelbliche oder Grünliche ziehend,
die Zeichnung wie auf Lummen- und Tordalkeneier verſchieden und vielgeſtaltig vertheilt, da ſie
braune und ſchwarze, rundliche oder langgezogene Flecken, geſchlängelte Linien oder ähnliche Zeichen
bildet. Männchen und Weibchen haben, wie ihre Brutflecke beweiſen, abwechſelnd gebrütet, wie
lange, weiß man nicht, vielleicht zwiſchen ſechs oder ſieben Wochen. Das Junge iſt in einem dunkel-
grauen Flaumenkleide ausgeſchlüpft und ſehr bald dem Waſſer zugeführt worden.
Auch über das Gefangenleben liegt ein kurzer Bericht vor. Jm Jahre 1821 oder 1822 begleitete
Flemming einen gewiſſen Stevenſon auf ſeiner jährlichen Reiſe zur Beſichtigung der nördlichen
Leuchtthürme. Als wir am 18. Auguſt im Begriff ſtanden, die Jnſel Glas zu verlaſſen, ſchrieb der
erſtere, wurde uns ein lebender Rieſenalk an Bord gebracht, welchen Maclellan, der Pächter von
Glas, vor einiger Zeit auf der See von St. Kilda gefangen hatte. Er war abgemagert und hatte ein
kränkliches Ausſehen, wurde jedoch nach einigen Tagen munter, nachdem man ihn mit Fiſchen reichlich
verſehen und ihm erlaubt hatte, gelegentlich ſich im Waſſer zu tummeln, wobei man ſein Entkommen
durch eine ihm ans Bein gebundene Leine zu verhindern wußte. Ungeachtet dieſes Hinderniſſes tauchte
und ſchwamm er unter Waſſer mit ſolcher Schnelligkeit, daß er jeder Verfolgung vom Boote aus
ſpottete. Wenn er in der Gefangenſchaft gefüttert wurde, reckte er ſeinen Kopf in die Höhe, gab ſeine
Angſt durch Schütteln des Kopfes und Halſes kund und ließ ein gurgelndes Geräuſch hören. Ein
anderes Stück wurde, laut M’Gillivray, im Jahre 1829 bei St. Kilda, ein drittes im Jahre 1834
im Eingange zum Waterfordhafen gefangen. Letzterer war, nach der Angabe des Fängers, augen-
ſcheinlich faſt verhungert. Als er ſich in ſeiner Jolle in einiger Entfernung von der Küſte befand, ſah
er den Alk in ſeiner Nähe ſchwimmen und hielt ihm einige Sprotten vor, denen zu Liebe der Vogel ſich
dem Boote näherte, worauf er ohne Mühe ergriffen wurde. Unſer Fänger hielt ihn einige Tage lang
in ſeinem Gewahrſam und fütterte ihn hauptſächlich mit in Milch eingeweichten Kartoffeln, welches
unnatürliche Futter das hungrige Thier gierig verſchlungen haben ſoll. Nachdem er den Alk zehn
Tage gehabt, verkaufte er ihn an Davis, von welchem er an Grugh nach Horetown geſandt wurde.
Hier blieb er ungefähr vier Monate lang am Leben, es wurden ihm ebenfalls in Milch eingeweichte
Kartoffeln, ſpäter aber Fiſche, in die Kehle geſtopft, und er fraß ſie gierig bis einen oder zwei Tage
vor ſeinem Tode. Dieſer Alk ſtand ſehr aufrecht und ſtrich häufig ſeinen Kopf mit dem Fuße, beſonders
wenn ihm irgend eine Lieblingsnahrung gewährt wurde. Nach Grugh’s Beobachtungen zog er
Süßwaſſerfiſche, insbeſondere Forellen, den Seefiſchen vor. Alle Nahrung verſchluckte er ganz. Er
blieb fortwährend ziemlich wild.
Etwas Weiteres iſt nicht bekannt.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 967. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1019>, abgerufen am 22.11.2024.
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