hängen mit größter Zärtlichkeit an der Brut, und selbst das Männchen nimmt alle Mühen der Erziehung gern und willig auf sich und füttert, wenn es sein Weibchen verlor, allein das Junge groß. Nimmt man dem Pärchen das Ei, so legt es ein zweites, und nimmt man dieses, auch wohl ein drittes, gewöhnlich in dieselbe Höhle. Fängt man beide Eltern vom Neste, so finden sich andere, welche das Ei bebrüten oder die Jungen erziehen.
Die Besitzer der Vogelberge rauben den Lunden regelmäßig das erste Ei, falls sie dasselbe erlangen können, lassen aber gewöhnlich das zweite den Eltern zum Ausbrüten und holen sich dann, grausam genug, das Junge, bevor es flügge wird, um es zu verspeisen oder für den kommenden Winter einzusalzen. Für längere Gefangenschaft nimmt man Lunde oder Alken überhaupt aus dem einfachen Grunde nicht aus, weil sie sich nicht halten, oder richtiger, weil man nicht im Stande ist, ihnen das nöthige Futter zu schaffen. Die Jagd im Meere ist niemals ergiebig, weil diese Vögel, wenn sie sich verfolgt sehen, so tief schwimmen, daß man blos den Kopf und Hals als Zielpunkt hat, demgemäß mit feinem Schrot schießen muß und deshalb erst auf mehrere Schüsse einen erhält. Niemals habe ich gesehen, daß Lunde, auf welche wir schossen, sich fliegend vom Wasser erhoben; alle suchten sich vielmehr durch Untertauchen zu retten. Angeschossene und flügellahme tauchten noch tief und anhaltend.
Die Alken(Alca) dürfen in gewissem Sinne als Mittelglieder zwischen den Lummen und Lunden angesehen werden. Ersteren ähneln sie in Färbung und Lebensweise, diesen einigermaßen im Baue des Schnabels. Letzterer ist mittellang, sehr schmal und hoch, auf der Oberfirste bogenförmig auf- geschwungen, am Unterkiefer eckig vorgebogen, hinten zur Seite gefurcht, an den gebogenen Schneiden sehr scharf; der kurze Schwanz besteht aus zwölf schmalen Federn; der Flügel ist schlank, langspitzig und etwas säbelförmig.
Alle Gegenden und Meerestheile, in denen der Lund vorkommt, beherbergen auch den Tordalk, Klub-, Eis- oder Elsteralk(Alca torda), einen Vogel von 16 bis 17 Zoll Länge, 261/2 bis 27 Zoll Breite, bei 8 Zoll Fittig- und 31/2 Zoll Schwanzlänge. Jm Hochzeitskleide ist das Gefieder oben und am Vorderhalse schwarz; eine schmale Binde vom Schnabel bis zum Auge, ein Spitzensaum an den Schwungfedern zweiter Ordnung, die Brust und der Bauch sind weiß. Jm Winterkleide zeigt sich die weiße Färbung auch am Vorderhalse und den Kopfseiten; im Jugendkleide sind die Farben unreiner. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel, mit Ausnahme eines weißen Quer- bandes, schwarz, der Fuß ebenfalls schwarz.
Jn Lebensweise, Betragen und Wesen ähnelt der Tordalk den Lummen so, daß fast Alles, was für diese gilt, auch von ihm gesagt werden kann. Er ist in demselben Grade Meervogel, lebt jahraus jahrein so ziemlich an einer und derselben Stelle, streicht aber gern von einem Meerestheil zum anderen, besucht beispielsweise im Winter häufig alle Fjorde Norwegens, in welchen man ihn im Sommer nicht sieht, erscheint auch ziemlich regelmäßig an unseren, den holländischen und französischen Küsten und wendet sich mit beginnendem Frühlinge wieder nach Norden zurück, um zu brüten. Jm Mai trifft er mit den Lummen und Lunden auf den Vogelbergen ein, ist hier auch in der Regel ebenso häufig wie die beiden. Boje beobachtete einen Zug, welcher bei tausend Schritt Breite im dichten Gedränge so lange über seinem Boote weg flog, daß er zehn Mal sein Gewehr laden und Feuer geben konnte; ich habe in derselben Gegend mehrere Flüge von ähnlicher Anzahl beobachtet. Auf den Nyken lebten Hunderttausende von Tordalken. Man sah sie paarweise und in Gesellschaften auf allen Vorsprüngen der Felsen sitzen, nur scheinbar ruhig sich haltend, in Wahrheit beständig sich bewegend, wenigstens den Kopf hin- und herbiegend. Auch sie ließen mich, ohne Furcht
Brehm, Thierleben. IV. 61
Lund. Tordalk.
hängen mit größter Zärtlichkeit an der Brut, und ſelbſt das Männchen nimmt alle Mühen der Erziehung gern und willig auf ſich und füttert, wenn es ſein Weibchen verlor, allein das Junge groß. Nimmt man dem Pärchen das Ei, ſo legt es ein zweites, und nimmt man dieſes, auch wohl ein drittes, gewöhnlich in dieſelbe Höhle. Fängt man beide Eltern vom Neſte, ſo finden ſich andere, welche das Ei bebrüten oder die Jungen erziehen.
Die Beſitzer der Vogelberge rauben den Lunden regelmäßig das erſte Ei, falls ſie daſſelbe erlangen können, laſſen aber gewöhnlich das zweite den Eltern zum Ausbrüten und holen ſich dann, grauſam genug, das Junge, bevor es flügge wird, um es zu verſpeiſen oder für den kommenden Winter einzuſalzen. Für längere Gefangenſchaft nimmt man Lunde oder Alken überhaupt aus dem einfachen Grunde nicht aus, weil ſie ſich nicht halten, oder richtiger, weil man nicht im Stande iſt, ihnen das nöthige Futter zu ſchaffen. Die Jagd im Meere iſt niemals ergiebig, weil dieſe Vögel, wenn ſie ſich verfolgt ſehen, ſo tief ſchwimmen, daß man blos den Kopf und Hals als Zielpunkt hat, demgemäß mit feinem Schrot ſchießen muß und deshalb erſt auf mehrere Schüſſe einen erhält. Niemals habe ich geſehen, daß Lunde, auf welche wir ſchoſſen, ſich fliegend vom Waſſer erhoben; alle ſuchten ſich vielmehr durch Untertauchen zu retten. Angeſchoſſene und flügellahme tauchten noch tief und anhaltend.
Die Alken(Alca) dürfen in gewiſſem Sinne als Mittelglieder zwiſchen den Lummen und Lunden angeſehen werden. Erſteren ähneln ſie in Färbung und Lebensweiſe, dieſen einigermaßen im Baue des Schnabels. Letzterer iſt mittellang, ſehr ſchmal und hoch, auf der Oberfirſte bogenförmig auf- geſchwungen, am Unterkiefer eckig vorgebogen, hinten zur Seite gefurcht, an den gebogenen Schneiden ſehr ſcharf; der kurze Schwanz beſteht aus zwölf ſchmalen Federn; der Flügel iſt ſchlank, langſpitzig und etwas ſäbelförmig.
Alle Gegenden und Meerestheile, in denen der Lund vorkommt, beherbergen auch den Tordalk, Klub-, Eis- oder Elſteralk(Alca torda), einen Vogel von 16 bis 17 Zoll Länge, 26½ bis 27 Zoll Breite, bei 8 Zoll Fittig- und 3½ Zoll Schwanzlänge. Jm Hochzeitskleide iſt das Gefieder oben und am Vorderhalſe ſchwarz; eine ſchmale Binde vom Schnabel bis zum Auge, ein Spitzenſaum an den Schwungfedern zweiter Ordnung, die Bruſt und der Bauch ſind weiß. Jm Winterkleide zeigt ſich die weiße Färbung auch am Vorderhalſe und den Kopfſeiten; im Jugendkleide ſind die Farben unreiner. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel, mit Ausnahme eines weißen Quer- bandes, ſchwarz, der Fuß ebenfalls ſchwarz.
Jn Lebensweiſe, Betragen und Weſen ähnelt der Tordalk den Lummen ſo, daß faſt Alles, was für dieſe gilt, auch von ihm geſagt werden kann. Er iſt in demſelben Grade Meervogel, lebt jahraus jahrein ſo ziemlich an einer und derſelben Stelle, ſtreicht aber gern von einem Meerestheil zum anderen, beſucht beiſpielsweiſe im Winter häufig alle Fjorde Norwegens, in welchen man ihn im Sommer nicht ſieht, erſcheint auch ziemlich regelmäßig an unſeren, den holländiſchen und franzöſiſchen Küſten und wendet ſich mit beginnendem Frühlinge wieder nach Norden zurück, um zu brüten. Jm Mai trifft er mit den Lummen und Lunden auf den Vogelbergen ein, iſt hier auch in der Regel ebenſo häufig wie die beiden. Boje beobachtete einen Zug, welcher bei tauſend Schritt Breite im dichten Gedränge ſo lange über ſeinem Boote weg flog, daß er zehn Mal ſein Gewehr laden und Feuer geben konnte; ich habe in derſelben Gegend mehrere Flüge von ähnlicher Anzahl beobachtet. Auf den Nyken lebten Hunderttauſende von Tordalken. Man ſah ſie paarweiſe und in Geſellſchaften auf allen Vorſprüngen der Felſen ſitzen, nur ſcheinbar ruhig ſich haltend, in Wahrheit beſtändig ſich bewegend, wenigſtens den Kopf hin- und herbiegend. Auch ſie ließen mich, ohne Furcht
Brehm, Thierleben. IV. 61
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Lund. Tordalk.
hängen mit größter Zärtlichkeit an der Brut, und ſelbſt das Männchen nimmt alle Mühen der
Erziehung gern und willig auf ſich und füttert, wenn es ſein Weibchen verlor, allein das Junge
groß. Nimmt man dem Pärchen das Ei, ſo legt es ein zweites, und nimmt man dieſes, auch wohl
ein drittes, gewöhnlich in dieſelbe Höhle. Fängt man beide Eltern vom Neſte, ſo finden ſich andere,
welche das Ei bebrüten oder die Jungen erziehen.
Die Beſitzer der Vogelberge rauben den Lunden regelmäßig das erſte Ei, falls ſie daſſelbe
erlangen können, laſſen aber gewöhnlich das zweite den Eltern zum Ausbrüten und holen ſich
dann, grauſam genug, das Junge, bevor es flügge wird, um es zu verſpeiſen oder für den kommenden
Winter einzuſalzen. Für längere Gefangenſchaft nimmt man Lunde oder Alken überhaupt aus dem
einfachen Grunde nicht aus, weil ſie ſich nicht halten, oder richtiger, weil man nicht im Stande iſt,
ihnen das nöthige Futter zu ſchaffen. Die Jagd im Meere iſt niemals ergiebig, weil dieſe Vögel,
wenn ſie ſich verfolgt ſehen, ſo tief ſchwimmen, daß man blos den Kopf und Hals als Zielpunkt hat,
demgemäß mit feinem Schrot ſchießen muß und deshalb erſt auf mehrere Schüſſe einen erhält.
Niemals habe ich geſehen, daß Lunde, auf welche wir ſchoſſen, ſich fliegend vom Waſſer erhoben; alle
ſuchten ſich vielmehr durch Untertauchen zu retten. Angeſchoſſene und flügellahme tauchten noch
tief und anhaltend.
Die Alken (Alca) dürfen in gewiſſem Sinne als Mittelglieder zwiſchen den Lummen und Lunden
angeſehen werden. Erſteren ähneln ſie in Färbung und Lebensweiſe, dieſen einigermaßen im Baue
des Schnabels. Letzterer iſt mittellang, ſehr ſchmal und hoch, auf der Oberfirſte bogenförmig auf-
geſchwungen, am Unterkiefer eckig vorgebogen, hinten zur Seite gefurcht, an den gebogenen Schneiden
ſehr ſcharf; der kurze Schwanz beſteht aus zwölf ſchmalen Federn; der Flügel iſt ſchlank, langſpitzig
und etwas ſäbelförmig.
Alle Gegenden und Meerestheile, in denen der Lund vorkommt, beherbergen auch den Tordalk,
Klub-, Eis- oder Elſteralk (Alca torda), einen Vogel von 16 bis 17 Zoll Länge, 26½ bis
27 Zoll Breite, bei 8 Zoll Fittig- und 3½ Zoll Schwanzlänge. Jm Hochzeitskleide iſt das Gefieder
oben und am Vorderhalſe ſchwarz; eine ſchmale Binde vom Schnabel bis zum Auge, ein Spitzenſaum
an den Schwungfedern zweiter Ordnung, die Bruſt und der Bauch ſind weiß. Jm Winterkleide
zeigt ſich die weiße Färbung auch am Vorderhalſe und den Kopfſeiten; im Jugendkleide ſind die
Farben unreiner. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel, mit Ausnahme eines weißen Quer-
bandes, ſchwarz, der Fuß ebenfalls ſchwarz.
Jn Lebensweiſe, Betragen und Weſen ähnelt der Tordalk den Lummen ſo, daß faſt Alles, was
für dieſe gilt, auch von ihm geſagt werden kann. Er iſt in demſelben Grade Meervogel, lebt
jahraus jahrein ſo ziemlich an einer und derſelben Stelle, ſtreicht aber gern von einem Meerestheil
zum anderen, beſucht beiſpielsweiſe im Winter häufig alle Fjorde Norwegens, in welchen man ihn
im Sommer nicht ſieht, erſcheint auch ziemlich regelmäßig an unſeren, den holländiſchen und
franzöſiſchen Küſten und wendet ſich mit beginnendem Frühlinge wieder nach Norden zurück, um zu
brüten. Jm Mai trifft er mit den Lummen und Lunden auf den Vogelbergen ein, iſt hier
auch in der Regel ebenſo häufig wie die beiden. Boje beobachtete einen Zug, welcher bei tauſend
Schritt Breite im dichten Gedränge ſo lange über ſeinem Boote weg flog, daß er zehn Mal ſein
Gewehr laden und Feuer geben konnte; ich habe in derſelben Gegend mehrere Flüge von ähnlicher Anzahl
beobachtet. Auf den Nyken lebten Hunderttauſende von Tordalken. Man ſah ſie paarweiſe und in
Geſellſchaften auf allen Vorſprüngen der Felſen ſitzen, nur ſcheinbar ruhig ſich haltend, in Wahrheit
beſtändig ſich bewegend, wenigſtens den Kopf hin- und herbiegend. Auch ſie ließen mich, ohne Furcht
Brehm, Thierleben. IV. 61
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 961. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1013>, abgerufen am 22.11.2024.
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