verschiedener Art. Der eine heißt Chiduco und bedeutet Glück, ein anderer heißt Huidreu, ein sehr unheilvolles Zeichen; einen dritten habe ich vergessen. Diese Worte sind eine Nachahmung der Töne, und die Eingebornen werden in manchen Dingen ganz von ihnen beherrscht. Die Chiloesen haben sicherlich ein sehr närrisches, kleines Geschöpf zu ihrem Propheten gewählt."
"Eine verwandte Art wird von den Eingebornen Gid Gid, von den Engländern bellender Vogel genannt (Hylactes Tarnii). Dieser letztere Name ist sehr passend; denn sicher kann Niemand unterscheiden, ob nicht ein kleiner Hund irgendwo im Walde bellt. Gerade wie bei dem Cheucau hört man das Bellen zuweilen ganz nahe, aber man bemüht sich vergebens, durch Aufmerksamkeit und noch weniger, wenn man die Gebüsche klopft, seinen Urheber zu entdecken, und doch kommt der Gid Gid bei anderen Gelegenheiten furchtlos nahe. Beide Arten sollen ihre Nester ganz nahe an die Erde unter die faulenden Aeste bauen. Da der Boden so ausnehmend naß ist, so ist Dies ein guter Grund, daß sie nicht Löcher graben." "Es macht dieser Vogel", sagt Burmeister von einem nahen Verwandten, "wenn man ihn zum erstenmale sieht, einen höchst spannenden Eindruck; denn er ist eine der anziehendsten Erscheinungen, welche man sehen kann, falls man Sinn und Auge für das Treiben der befiederten Bewohner der Gegenden hat, welche man durchreist; -- wohl die einzige Unterhaltung, womit man während des ermüdenden Ritts durch die öden Pampas sich erquicken und beschäftigen kann. ... Die Rallenschlüpfer laufen ungemein schnell, fliegen selten und verstecken sich viel lieber unter einen Busch im Dickicht der Zweige, von da rasch weiter reunend, als daß sie auffliegen und im Fluge sich zu retten suchen. Eine Art von ihnen, welche eine Kopf- haube hat, richtet diese und den verhältnißmäßig langen Schwanz während des Laufes aufwärts und gleicht in dieser Stellung so täuschend einem kleinen Hahne, daß ihr gewöhnlicher Volksname Gallito leicht daraus sich erklärt." Hierauf beschränken sich die mir bekannten Mittheilungen über das Leben der Rallenschlüpfer.
Unter allen Vögeln Neuhollands hat kein einziger mehr Streit unter den Naturforschern her- vorgerufen, als der Leierschwanz (Menura superba). Er gehört zu denjenigen Geschöpfen, welche in kein System passen wollen, weil es schwer wird, ihm die rechte Stelle anzuweisen. Anfangs zählte man ihn seiner bedeutenden Größe und der auffallenden Schwanzbildung wegen zu den Fasanen, gegenwärtig hat er in der Ordnung der Singvögel seinen Platz gefunden; denn hierher verweisen ihn nicht blos seine Gestaltung, sondern auch seine Lebensweise. Aber der Streit ist noch keineswegs endgiltig entschieden. Alle Forscher, welche sein Betragen durch eigene Beobachtung kennen lernten, betrachten ihn als Singvogel, so groß auch die Unterschiede zwischen ihm und der Mehrzahl seiner Ordnungsverwandten sein mögen; Cabanis hingegen ist anderer Ansicht, obgleich Eyton, ein bewährter Zergliederer, bei Untersuchung des Leierschwanzes fand, daß die Singmuskeln am untern Kehlkopf mit denen der eigentlichen Singvögel fast übereinstimmend gebildet sind. Cabanis bestreitet nämlich die Richtigkeit der Eyton'schen Untersuchung und sagt: "Nach seinen äußeren Charakteren kann der Leierschwanz in der Bildung des Singmuskelapparats unmöglich mit den Singvögeln übereinstimmen; der aus der stattgefundenen anatomischen Untersuchung gezogene Schluß muß daher bezweifelt werden." -- Wir dürfen derartige Streitfragen auf sich beruhen lassen und den Gegenstand derselben unbekümmert um sie als Singvogel ansehen; denn daß er als solcher lebt und wirkt, daß er auch von seinen Singmuskeln einen recht guten Gebrauch zu machen versteht, wird aus dem Nachfolgenden zur Genüge hervorgehen.
Es mag dahingestellt bleiben, ob man die Leierschwänze mit andern Singvögeln in ein und der- selben Familie vereinigen oder ob man sie als Vertreter einer eigenen Familie betrachten darf; jeden- falls steht so viel fest, daß ihre Gestaltung eine sehr eigenthümliche ist. Der Leib ist schlank gebaut,
Tapacolo. Gid Gid. Leierſchwanz.
verſchiedener Art. Der eine heißt Chiduco und bedeutet Glück, ein anderer heißt Huidreu, ein ſehr unheilvolles Zeichen; einen dritten habe ich vergeſſen. Dieſe Worte ſind eine Nachahmung der Töne, und die Eingebornen werden in manchen Dingen ganz von ihnen beherrſcht. Die Chiloëſen haben ſicherlich ein ſehr närriſches, kleines Geſchöpf zu ihrem Propheten gewählt.‟
„Eine verwandte Art wird von den Eingebornen Gid Gid, von den Engländern bellender Vogel genannt (Hylactes Tarnii). Dieſer letztere Name iſt ſehr paſſend; denn ſicher kann Niemand unterſcheiden, ob nicht ein kleiner Hund irgendwo im Walde bellt. Gerade wie bei dem Cheucau hört man das Bellen zuweilen ganz nahe, aber man bemüht ſich vergebens, durch Aufmerkſamkeit und noch weniger, wenn man die Gebüſche klopft, ſeinen Urheber zu entdecken, und doch kommt der Gid Gid bei anderen Gelegenheiten furchtlos nahe. Beide Arten ſollen ihre Neſter ganz nahe an die Erde unter die faulenden Aeſte bauen. Da der Boden ſo ausnehmend naß iſt, ſo iſt Dies ein guter Grund, daß ſie nicht Löcher graben.‟ „Es macht dieſer Vogel‟, ſagt Burmeiſter von einem nahen Verwandten, „wenn man ihn zum erſtenmale ſieht, einen höchſt ſpannenden Eindruck; denn er iſt eine der anziehendſten Erſcheinungen, welche man ſehen kann, falls man Sinn und Auge für das Treiben der befiederten Bewohner der Gegenden hat, welche man durchreiſt; — wohl die einzige Unterhaltung, womit man während des ermüdenden Ritts durch die öden Pampas ſich erquicken und beſchäftigen kann. … Die Rallenſchlüpfer laufen ungemein ſchnell, fliegen ſelten und verſtecken ſich viel lieber unter einen Buſch im Dickicht der Zweige, von da raſch weiter reunend, als daß ſie auffliegen und im Fluge ſich zu retten ſuchen. Eine Art von ihnen, welche eine Kopf- haube hat, richtet dieſe und den verhältnißmäßig langen Schwanz während des Laufes aufwärts und gleicht in dieſer Stellung ſo täuſchend einem kleinen Hahne, daß ihr gewöhnlicher Volksname Gallito leicht daraus ſich erklärt.‟ Hierauf beſchränken ſich die mir bekannten Mittheilungen über das Leben der Rallenſchlüpfer.
Unter allen Vögeln Neuhollands hat kein einziger mehr Streit unter den Naturforſchern her- vorgerufen, als der Leierſchwanz (Menura superba). Er gehört zu denjenigen Geſchöpfen, welche in kein Syſtem paſſen wollen, weil es ſchwer wird, ihm die rechte Stelle anzuweiſen. Anfangs zählte man ihn ſeiner bedeutenden Größe und der auffallenden Schwanzbildung wegen zu den Faſanen, gegenwärtig hat er in der Ordnung der Singvögel ſeinen Platz gefunden; denn hierher verweiſen ihn nicht blos ſeine Geſtaltung, ſondern auch ſeine Lebensweiſe. Aber der Streit iſt noch keineswegs endgiltig entſchieden. Alle Forſcher, welche ſein Betragen durch eigene Beobachtung kennen lernten, betrachten ihn als Singvogel, ſo groß auch die Unterſchiede zwiſchen ihm und der Mehrzahl ſeiner Ordnungsverwandten ſein mögen; Cabanis hingegen iſt anderer Anſicht, obgleich Eyton, ein bewährter Zergliederer, bei Unterſuchung des Leierſchwanzes fand, daß die Singmuskeln am untern Kehlkopf mit denen der eigentlichen Singvögel faſt übereinſtimmend gebildet ſind. Cabanis beſtreitet nämlich die Richtigkeit der Eyton’ſchen Unterſuchung und ſagt: „Nach ſeinen äußeren Charakteren kann der Leierſchwanz in der Bildung des Singmuskelapparats unmöglich mit den Singvögeln übereinſtimmen; der aus der ſtattgefundenen anatomiſchen Unterſuchung gezogene Schluß muß daher bezweifelt werden.‟ — Wir dürfen derartige Streitfragen auf ſich beruhen laſſen und den Gegenſtand derſelben unbekümmert um ſie als Singvogel anſehen; denn daß er als ſolcher lebt und wirkt, daß er auch von ſeinen Singmuskeln einen recht guten Gebrauch zu machen verſteht, wird aus dem Nachfolgenden zur Genüge hervorgehen.
Es mag dahingeſtellt bleiben, ob man die Leierſchwänze mit andern Singvögeln in ein und der- ſelben Familie vereinigen oder ob man ſie als Vertreter einer eigenen Familie betrachten darf; jeden- falls ſteht ſo viel feſt, daß ihre Geſtaltung eine ſehr eigenthümliche iſt. Der Leib iſt ſchlank gebaut,
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Tapacolo. Gid Gid. Leierſchwanz.
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unheilvolles Zeichen; einen dritten habe ich vergeſſen. Dieſe Worte ſind eine Nachahmung der Töne,
und die Eingebornen werden in manchen Dingen ganz von ihnen beherrſcht. Die Chiloëſen haben
ſicherlich ein ſehr närriſches, kleines Geſchöpf zu ihrem Propheten gewählt.‟
„Eine verwandte Art wird von den Eingebornen Gid Gid, von den Engländern bellender
Vogel genannt (Hylactes Tarnii). Dieſer letztere Name iſt ſehr paſſend; denn ſicher kann Niemand
unterſcheiden, ob nicht ein kleiner Hund irgendwo im Walde bellt. Gerade wie bei dem Cheucau hört
man das Bellen zuweilen ganz nahe, aber man bemüht ſich vergebens, durch Aufmerkſamkeit und noch
weniger, wenn man die Gebüſche klopft, ſeinen Urheber zu entdecken, und doch kommt der Gid Gid
bei anderen Gelegenheiten furchtlos nahe. Beide Arten ſollen ihre Neſter ganz nahe an die Erde
unter die faulenden Aeſte bauen. Da der Boden ſo ausnehmend naß iſt, ſo iſt Dies ein
guter Grund, daß ſie nicht Löcher graben.‟ „Es macht dieſer Vogel‟, ſagt Burmeiſter von
einem nahen Verwandten, „wenn man ihn zum erſtenmale ſieht, einen höchſt ſpannenden Eindruck;
denn er iſt eine der anziehendſten Erſcheinungen, welche man ſehen kann, falls man Sinn und Auge
für das Treiben der befiederten Bewohner der Gegenden hat, welche man durchreiſt; — wohl die
einzige Unterhaltung, womit man während des ermüdenden Ritts durch die öden Pampas ſich
erquicken und beſchäftigen kann. … Die Rallenſchlüpfer laufen ungemein ſchnell, fliegen ſelten
und verſtecken ſich viel lieber unter einen Buſch im Dickicht der Zweige, von da raſch weiter reunend,
als daß ſie auffliegen und im Fluge ſich zu retten ſuchen. Eine Art von ihnen, welche eine Kopf-
haube hat, richtet dieſe und den verhältnißmäßig langen Schwanz während des Laufes aufwärts und
gleicht in dieſer Stellung ſo täuſchend einem kleinen Hahne, daß ihr gewöhnlicher Volksname Gallito
leicht daraus ſich erklärt.‟ Hierauf beſchränken ſich die mir bekannten Mittheilungen über das Leben
der Rallenſchlüpfer.
Unter allen Vögeln Neuhollands hat kein einziger mehr Streit unter den Naturforſchern her-
vorgerufen, als der Leierſchwanz (Menura superba). Er gehört zu denjenigen Geſchöpfen, welche
in kein Syſtem paſſen wollen, weil es ſchwer wird, ihm die rechte Stelle anzuweiſen. Anfangs zählte
man ihn ſeiner bedeutenden Größe und der auffallenden Schwanzbildung wegen zu den Faſanen,
gegenwärtig hat er in der Ordnung der Singvögel ſeinen Platz gefunden; denn hierher verweiſen ihn
nicht blos ſeine Geſtaltung, ſondern auch ſeine Lebensweiſe. Aber der Streit iſt noch keineswegs
endgiltig entſchieden. Alle Forſcher, welche ſein Betragen durch eigene Beobachtung kennen lernten,
betrachten ihn als Singvogel, ſo groß auch die Unterſchiede zwiſchen ihm und der Mehrzahl ſeiner
Ordnungsverwandten ſein mögen; Cabanis hingegen iſt anderer Anſicht, obgleich Eyton, ein
bewährter Zergliederer, bei Unterſuchung des Leierſchwanzes fand, daß die Singmuskeln am untern
Kehlkopf mit denen der eigentlichen Singvögel faſt übereinſtimmend gebildet ſind. Cabanis
beſtreitet nämlich die Richtigkeit der Eyton’ſchen Unterſuchung und ſagt: „Nach ſeinen äußeren
Charakteren kann der Leierſchwanz in der Bildung des Singmuskelapparats unmöglich mit den
Singvögeln übereinſtimmen; der aus der ſtattgefundenen anatomiſchen Unterſuchung gezogene Schluß
muß daher bezweifelt werden.‟ — Wir dürfen derartige Streitfragen auf ſich beruhen laſſen und
den Gegenſtand derſelben unbekümmert um ſie als Singvogel anſehen; denn daß er als ſolcher lebt
und wirkt, daß er auch von ſeinen Singmuskeln einen recht guten Gebrauch zu machen verſteht,
wird aus dem Nachfolgenden zur Genüge hervorgehen.
Es mag dahingeſtellt bleiben, ob man die Leierſchwänze mit andern Singvögeln in ein und der-
ſelben Familie vereinigen oder ob man ſie als Vertreter einer eigenen Familie betrachten darf; jeden-
falls ſteht ſo viel feſt, daß ihre Geſtaltung eine ſehr eigenthümliche iſt. Der Leib iſt ſchlank gebaut,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/877>, abgerufen am 25.11.2024.
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