(Pycnonotus Arsinoe) an. Seine Länge beträgt 71/2 Zoll, die Breite fast 11 Zoll, die Fittiglänge 31/4 und die Schwanzlänge 3 Zoll. Die Kennzeichen der Sippe, welche er vertritt, sind ein mittel- langer, starker, längs der Firste leicht gebogener Schnabel, kräftige Füße, mittellange Flügel, in denen die fünfte Schwinge die längste ist, ein seitlich ein wenig abgerundeter Schwanz, sowie endlich ein sehr lockeres Gefieder, dessen Färbung mit Ausnahme der Unterschwanzdeckfedern gewöhnlich eine sehr düstere ist. Letztere sind häufig lebhaft roth oder gelb. Das Gefieder der in Rede stehenden Art ist auf der Oberseite und am Kopf dunkelgraubraun, am Kopf und an der Kehle schwarzbraun, auf
[Abbildung]
Der Grauvogel (Pycnonotus Arsinoe).
Brust und Bauch weißgrau. Das Auge ist braun, der Schnabel und der Fuß sind schwarz. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht in der Färbung.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung, aber auch im steinigten Arabien lebt eine nahe verwandte Art der Sippe, welche zu Ehren Vaillant's benannt worden ist (Pyenonotus Vaillantii). Sie ist etwas größer als der Grauvogel, auf der Oberseite ein wenig heller, unter den Flügeln und in der Steißgegend aber prächtig schwefelgelb.
Es ist wiederholt behauptet worden, daß eine dritte Art der Gruppe in Spanien vorgekommen sei und dadurch europäisches Bürgerrecht erlangt habe; meine Forschungen haben diese Angabe jedoch nicht bestätigt. Afrika und Südasien sind das wahre Heimatsgebiet der Grauvögel; ihr Vorkommen im steinigten Arabien gehört schon zu den Ausnahmen, und nach Europa verirren sie sich schwerlich. Der zuerst beschriebene Grauvogel wurde von Ehrenberg in der Oase Fajum entdeckt und von mir ebenfalls daselbst aufgefunden; er gehört aber in einer so hohen Breite zu den sehr seltenen Erschei- nungen. Erst vom 25. Grade nördlicher Breite an wird er häufig. Schon in Nordnubien fehlt er keinem Mimosenhaine; im Ost-Sudahn gehört er zu den gewöhnlichsten Vögeln des Landes, und hier scheint ihm jeder Ort genehm zu sein, der dichte Urwald wie der Garten, die Mimose in der Steppe wie das niedere Gebüsch im Hochgebirge. Doch liebt er es, wenn der Baum oder der Busch, welchen er sich zum Wohnsitze erkor, dicht beschattet ist und zieht deshalb in den unteren Nilländern die Siko- more allen übrigen Bäumen vor.
Demjenigen, welcher gewohnt ist, auf die Stimme der Vögel zu achten, fällt der Grauvogel sehr bald auf. Er ist ein munteres, regsames und anmuthiges Geschöpf, welches in unmittelbarer
Die Fänger. Singvögel. Lärmdroſſeln.
(Pycnonotus Arsinoë) an. Seine Länge beträgt 7½ Zoll, die Breite faſt 11 Zoll, die Fittiglänge 3¼ und die Schwanzlänge 3 Zoll. Die Kennzeichen der Sippe, welche er vertritt, ſind ein mittel- langer, ſtarker, längs der Firſte leicht gebogener Schnabel, kräftige Füße, mittellange Flügel, in denen die fünfte Schwinge die längſte iſt, ein ſeitlich ein wenig abgerundeter Schwanz, ſowie endlich ein ſehr lockeres Gefieder, deſſen Färbung mit Ausnahme der Unterſchwanzdeckfedern gewöhnlich eine ſehr düſtere iſt. Letztere ſind häufig lebhaft roth oder gelb. Das Gefieder der in Rede ſtehenden Art iſt auf der Oberſeite und am Kopf dunkelgraubraun, am Kopf und an der Kehle ſchwarzbraun, auf
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Der Grauvogel (Pycnonotus Arsinoë).
Bruſt und Bauch weißgrau. Das Auge iſt braun, der Schnabel und der Fuß ſind ſchwarz. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht in der Färbung.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung, aber auch im ſteinigten Arabien lebt eine nahe verwandte Art der Sippe, welche zu Ehren Vaillant’s benannt worden iſt (Pyenonotus Vaillantii). Sie iſt etwas größer als der Grauvogel, auf der Oberſeite ein wenig heller, unter den Flügeln und in der Steißgegend aber prächtig ſchwefelgelb.
Es iſt wiederholt behauptet worden, daß eine dritte Art der Gruppe in Spanien vorgekommen ſei und dadurch europäiſches Bürgerrecht erlangt habe; meine Forſchungen haben dieſe Angabe jedoch nicht beſtätigt. Afrika und Südaſien ſind das wahre Heimatsgebiet der Grauvögel; ihr Vorkommen im ſteinigten Arabien gehört ſchon zu den Ausnahmen, und nach Europa verirren ſie ſich ſchwerlich. Der zuerſt beſchriebene Grauvogel wurde von Ehrenberg in der Oaſe Fajum entdeckt und von mir ebenfalls daſelbſt aufgefunden; er gehört aber in einer ſo hohen Breite zu den ſehr ſeltenen Erſchei- nungen. Erſt vom 25. Grade nördlicher Breite an wird er häufig. Schon in Nordnubien fehlt er keinem Mimoſenhaine; im Oſt-Sudahn gehört er zu den gewöhnlichſten Vögeln des Landes, und hier ſcheint ihm jeder Ort genehm zu ſein, der dichte Urwald wie der Garten, die Mimoſe in der Steppe wie das niedere Gebüſch im Hochgebirge. Doch liebt er es, wenn der Baum oder der Buſch, welchen er ſich zum Wohnſitze erkor, dicht beſchattet iſt und zieht deshalb in den unteren Nilländern die Siko- more allen übrigen Bäumen vor.
Demjenigen, welcher gewohnt iſt, auf die Stimme der Vögel zu achten, fällt der Grauvogel ſehr bald auf. Er iſt ein munteres, regſames und anmuthiges Geſchöpf, welches in unmittelbarer
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Die Fänger. Singvögel. Lärmdroſſeln.
(Pycnonotus Arsinoë) an. Seine Länge beträgt 7½ Zoll, die Breite faſt 11 Zoll, die Fittiglänge
3¼ und die Schwanzlänge 3 Zoll. Die Kennzeichen der Sippe, welche er vertritt, ſind ein mittel-
langer, ſtarker, längs der Firſte leicht gebogener Schnabel, kräftige Füße, mittellange Flügel, in denen
die fünfte Schwinge die längſte iſt, ein ſeitlich ein wenig abgerundeter Schwanz, ſowie endlich ein ſehr
lockeres Gefieder, deſſen Färbung mit Ausnahme der Unterſchwanzdeckfedern gewöhnlich eine ſehr
düſtere iſt. Letztere ſind häufig lebhaft roth oder gelb. Das Gefieder der in Rede ſtehenden Art iſt
auf der Oberſeite und am Kopf dunkelgraubraun, am Kopf und an der Kehle ſchwarzbraun, auf
[Abbildung Der Grauvogel (Pycnonotus Arsinoë).]
Bruſt und Bauch weißgrau. Das Auge iſt braun, der Schnabel und der Fuß ſind ſchwarz. Die
Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht in der Färbung.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung, aber auch im ſteinigten Arabien lebt eine nahe verwandte
Art der Sippe, welche zu Ehren Vaillant’s benannt worden iſt (Pyenonotus Vaillantii). Sie iſt
etwas größer als der Grauvogel, auf der Oberſeite ein wenig heller, unter den Flügeln und in der
Steißgegend aber prächtig ſchwefelgelb.
Es iſt wiederholt behauptet worden, daß eine dritte Art der Gruppe in Spanien vorgekommen
ſei und dadurch europäiſches Bürgerrecht erlangt habe; meine Forſchungen haben dieſe Angabe jedoch
nicht beſtätigt. Afrika und Südaſien ſind das wahre Heimatsgebiet der Grauvögel; ihr Vorkommen
im ſteinigten Arabien gehört ſchon zu den Ausnahmen, und nach Europa verirren ſie ſich ſchwerlich.
Der zuerſt beſchriebene Grauvogel wurde von Ehrenberg in der Oaſe Fajum entdeckt und von mir
ebenfalls daſelbſt aufgefunden; er gehört aber in einer ſo hohen Breite zu den ſehr ſeltenen Erſchei-
nungen. Erſt vom 25. Grade nördlicher Breite an wird er häufig. Schon in Nordnubien fehlt er
keinem Mimoſenhaine; im Oſt-Sudahn gehört er zu den gewöhnlichſten Vögeln des Landes, und hier
ſcheint ihm jeder Ort genehm zu ſein, der dichte Urwald wie der Garten, die Mimoſe in der Steppe
wie das niedere Gebüſch im Hochgebirge. Doch liebt er es, wenn der Baum oder der Buſch, welchen
er ſich zum Wohnſitze erkor, dicht beſchattet iſt und zieht deshalb in den unteren Nilländern die Siko-
more allen übrigen Bäumen vor.
Demjenigen, welcher gewohnt iſt, auf die Stimme der Vögel zu achten, fällt der Grauvogel ſehr
bald auf. Er iſt ein munteres, regſames und anmuthiges Geſchöpf, welches in unmittelbarer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/858>, abgerufen am 22.11.2024.
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