Einige in Neuholland ansässige Glieder der Familie hat man Wipper (Ephthianura) genannt. Jhre Kennzeichen sind ein ziemlich gerader, seitlich zusammengedrückter, vor der Spitze gekerbter Schnabel, welcher kürzer ist als der Kopf, lange Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die längsten sind, ein kurzer, abgestutzter Schwanz und mäßig hohe, dünnläufige Beine mit schlanken Zehen.
Von den wenigen Arten, welche man kennt, ist der Stelzenwipper (Ephthianura albifrons) die verbreitetste. Das Gefieder der Oberseite ist dunkelgrau, jede Feder in der Mitte dunkelbraun gefleckt, der Flügel und die Mittelschwanzfedern sind dunkelbraun, die übrigen auf der Jnnenfahne nächst der Spitze mit einem großen, länglichen, weißen Flecken gezeichnet; Vorderkopf, Gesicht, Gurgel, Brust und Bauch sind reinweiß, das Hinterhaupt und ein breites Band, welches vonhieraus über die Halsseiten und über die Vorderbrust verläuft, schwarz. Das Auge ist röthlichfahl, der Schnabel und der Fuß sind schwarz. Beim Weibchen ist die Oberseite graulichbraun, die Gurgel- gegend und die Unterseite fahlweiß, der Ringkragen auf der Brust schwach und der lichte Fleck auf jeder Seitenschwanzfeder nur angedeutet. Die Länge beträgt 4 Zoll.
Gould, welcher den Stelzenwipper zuerst beschrieb, entdeckte ihn auf den kleinen Jnseln in der Baßstraße und fand ihn später in ganz Südaustralien auf. Er ist ein durch sein Wesen ebenso auf- fallender Vogel, wie durch seine Zeichnung. Nach Schmätzer Art ist er im hohen Grade lebhaft und beweglich, vorsichtig und scheu. Wie seine Familienverwandten sitzt er oft auf der Höhe eines Steines oder auf der Spitze eines dürren, blätterlosen Zweiges, fliegt aufgescheucht mit reißender Schnelligkeit etwa zwei- bis dreihundert Ellen weit und setzt sich dann wieder. Auf dem harten, dürren Boden trippelt er pfeilschnell dahin, mit einer Beweglichkeit, welche man nicht beschreiben und weder Hüpfen noch Laufen nennen kann, welche aber gleichsam die Mitte zwischen beidem hält und mit einem oft wiederholten Wippen des Schwanzes begleitet ist. Selten sieht man mehr als fünf bis sechs Stelzen- wipper zusammen, während der Brutzeit aber nie mehr als ein Paar; denn auch sie sind unverträglich, wie ihre Verwandten. Gegen die Brutzeit hin singt das Männchen fleißig und sehr angenehm, hauptsächlich während es fliegt.
Jm September oder Oktober beginnt das Brutgeschäft. Das Nest steht in niederem Buschwerk, wenige Zoll über dem Boden, wird mit kleinen Zweigen gegründet, mit Gras weiter gebaut und mit weichen Grasblättern, Haaren und dergleichen ausgefüttert. Ramsay, welcher zuerst Beobachtungen über die Fortpflanzung veröffentlicht hat, fand regelmäßig drei, seltener vier Eier, welche auf schön weißem Grunde mit tiefrothbraunen Punkten gefleckt oder unregelmäßig gezeichnet waren, am dickeren Ende gewöhnlich mehr, als übrigens. Die Eltern sind so ängstlich besorgt um ihre Brut, daß sie dieselbe dem Kundigen hierdurch verrathen. Den Unkundigen oder das Raubthier versuchen sie nach Art so vieler anderer Vögel durch Verstellungskünste verschiedener Art zu täuschen, indem sie sich lahm stellen und scheinbar mühselig dahinflattern. Nach der zweiten Brut vereinigen sich die Alten wieder mit den vorher ausgeflogenen Jungen, und nunmehr sieht man auf allen geeigneten Stellen ihre Gesellschaften.
Die Steinschmätzer (Saxicola), welche den Kern der Familie bilden, sind ziemlich schlank gebaute Vögel mit pfriemenförmigem, vor den Nasenlöchern verschmälerten Schnabel, welcher an der Wurzel breiter, als hoch, an der Spitze etwas abgebogen, an der Schneide kaum merklich eingekerbt und auf der Firste kantig ist; die Füße sind hoch und schwachläufig, die Zehen mittellang; der Flügel ist etwas stumpf und die dritte und vierte Schwinge über die andern verlängert; der Schwanz ist kurz, ziemlich breit und vorn gerade abgeschnitten. Das Gefieder ist ziemlich reich und locker anliegend, seine Färbung bei aller Verschiedenheit doch in gewisser Hinsicht übereinstimmend. Namentlich der Schwanz ist regelmäßig anders gezeichnet, als der Leib, in den meisten Fällen weiß.
Die Fänger. Singvögel. Schmätzer.
Einige in Neuholland anſäſſige Glieder der Familie hat man Wipper (Ephthianura) genannt. Jhre Kennzeichen ſind ein ziemlich gerader, ſeitlich zuſammengedrückter, vor der Spitze gekerbter Schnabel, welcher kürzer iſt als der Kopf, lange Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die längſten ſind, ein kurzer, abgeſtutzter Schwanz und mäßig hohe, dünnläufige Beine mit ſchlanken Zehen.
Von den wenigen Arten, welche man kennt, iſt der Stelzenwipper (Ephthianura albifrons) die verbreitetſte. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkelgrau, jede Feder in der Mitte dunkelbraun gefleckt, der Flügel und die Mittelſchwanzfedern ſind dunkelbraun, die übrigen auf der Jnnenfahne nächſt der Spitze mit einem großen, länglichen, weißen Flecken gezeichnet; Vorderkopf, Geſicht, Gurgel, Bruſt und Bauch ſind reinweiß, das Hinterhaupt und ein breites Band, welches vonhieraus über die Halsſeiten und über die Vorderbruſt verläuft, ſchwarz. Das Auge iſt röthlichfahl, der Schnabel und der Fuß ſind ſchwarz. Beim Weibchen iſt die Oberſeite graulichbraun, die Gurgel- gegend und die Unterſeite fahlweiß, der Ringkragen auf der Bruſt ſchwach und der lichte Fleck auf jeder Seitenſchwanzfeder nur angedeutet. Die Länge beträgt 4 Zoll.
Gould, welcher den Stelzenwipper zuerſt beſchrieb, entdeckte ihn auf den kleinen Jnſeln in der Baßſtraße und fand ihn ſpäter in ganz Südauſtralien auf. Er iſt ein durch ſein Weſen ebenſo auf- fallender Vogel, wie durch ſeine Zeichnung. Nach Schmätzer Art iſt er im hohen Grade lebhaft und beweglich, vorſichtig und ſcheu. Wie ſeine Familienverwandten ſitzt er oft auf der Höhe eines Steines oder auf der Spitze eines dürren, blätterloſen Zweiges, fliegt aufgeſcheucht mit reißender Schnelligkeit etwa zwei- bis dreihundert Ellen weit und ſetzt ſich dann wieder. Auf dem harten, dürren Boden trippelt er pfeilſchnell dahin, mit einer Beweglichkeit, welche man nicht beſchreiben und weder Hüpfen noch Laufen nennen kann, welche aber gleichſam die Mitte zwiſchen beidem hält und mit einem oft wiederholten Wippen des Schwanzes begleitet iſt. Selten ſieht man mehr als fünf bis ſechs Stelzen- wipper zuſammen, während der Brutzeit aber nie mehr als ein Paar; denn auch ſie ſind unverträglich, wie ihre Verwandten. Gegen die Brutzeit hin ſingt das Männchen fleißig und ſehr angenehm, hauptſächlich während es fliegt.
Jm September oder Oktober beginnt das Brutgeſchäft. Das Neſt ſteht in niederem Buſchwerk, wenige Zoll über dem Boden, wird mit kleinen Zweigen gegründet, mit Gras weiter gebaut und mit weichen Grasblättern, Haaren und dergleichen ausgefüttert. Ramſay, welcher zuerſt Beobachtungen über die Fortpflanzung veröffentlicht hat, fand regelmäßig drei, ſeltener vier Eier, welche auf ſchön weißem Grunde mit tiefrothbraunen Punkten gefleckt oder unregelmäßig gezeichnet waren, am dickeren Ende gewöhnlich mehr, als übrigens. Die Eltern ſind ſo ängſtlich beſorgt um ihre Brut, daß ſie dieſelbe dem Kundigen hierdurch verrathen. Den Unkundigen oder das Raubthier verſuchen ſie nach Art ſo vieler anderer Vögel durch Verſtellungskünſte verſchiedener Art zu täuſchen, indem ſie ſich lahm ſtellen und ſcheinbar mühſelig dahinflattern. Nach der zweiten Brut vereinigen ſich die Alten wieder mit den vorher ausgeflogenen Jungen, und nunmehr ſieht man auf allen geeigneten Stellen ihre Geſellſchaften.
Die Steinſchmätzer (Saxicola), welche den Kern der Familie bilden, ſind ziemlich ſchlank gebaute Vögel mit pfriemenförmigem, vor den Naſenlöchern verſchmälerten Schnabel, welcher an der Wurzel breiter, als hoch, an der Spitze etwas abgebogen, an der Schneide kaum merklich eingekerbt und auf der Firſte kantig iſt; die Füße ſind hoch und ſchwachläufig, die Zehen mittellang; der Flügel iſt etwas ſtumpf und die dritte und vierte Schwinge über die andern verlängert; der Schwanz iſt kurz, ziemlich breit und vorn gerade abgeſchnitten. Das Gefieder iſt ziemlich reich und locker anliegend, ſeine Färbung bei aller Verſchiedenheit doch in gewiſſer Hinſicht übereinſtimmend. Namentlich der Schwanz iſt regelmäßig anders gezeichnet, als der Leib, in den meiſten Fällen weiß.
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Die Fänger. Singvögel. Schmätzer.
Einige in Neuholland anſäſſige Glieder der Familie hat man Wipper (Ephthianura) genannt.
Jhre Kennzeichen ſind ein ziemlich gerader, ſeitlich zuſammengedrückter, vor der Spitze gekerbter
Schnabel, welcher kürzer iſt als der Kopf, lange Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die
längſten ſind, ein kurzer, abgeſtutzter Schwanz und mäßig hohe, dünnläufige Beine mit
ſchlanken Zehen.
Von den wenigen Arten, welche man kennt, iſt der Stelzenwipper (Ephthianura albifrons)
die verbreitetſte. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkelgrau, jede Feder in der Mitte dunkelbraun
gefleckt, der Flügel und die Mittelſchwanzfedern ſind dunkelbraun, die übrigen auf der Jnnenfahne
nächſt der Spitze mit einem großen, länglichen, weißen Flecken gezeichnet; Vorderkopf, Geſicht,
Gurgel, Bruſt und Bauch ſind reinweiß, das Hinterhaupt und ein breites Band, welches vonhieraus
über die Halsſeiten und über die Vorderbruſt verläuft, ſchwarz. Das Auge iſt röthlichfahl, der
Schnabel und der Fuß ſind ſchwarz. Beim Weibchen iſt die Oberſeite graulichbraun, die Gurgel-
gegend und die Unterſeite fahlweiß, der Ringkragen auf der Bruſt ſchwach und der lichte Fleck auf
jeder Seitenſchwanzfeder nur angedeutet. Die Länge beträgt 4 Zoll.
Gould, welcher den Stelzenwipper zuerſt beſchrieb, entdeckte ihn auf den kleinen Jnſeln in der
Baßſtraße und fand ihn ſpäter in ganz Südauſtralien auf. Er iſt ein durch ſein Weſen ebenſo auf-
fallender Vogel, wie durch ſeine Zeichnung. Nach Schmätzer Art iſt er im hohen Grade lebhaft und
beweglich, vorſichtig und ſcheu. Wie ſeine Familienverwandten ſitzt er oft auf der Höhe eines Steines
oder auf der Spitze eines dürren, blätterloſen Zweiges, fliegt aufgeſcheucht mit reißender Schnelligkeit
etwa zwei- bis dreihundert Ellen weit und ſetzt ſich dann wieder. Auf dem harten, dürren Boden
trippelt er pfeilſchnell dahin, mit einer Beweglichkeit, welche man nicht beſchreiben und weder Hüpfen
noch Laufen nennen kann, welche aber gleichſam die Mitte zwiſchen beidem hält und mit einem oft
wiederholten Wippen des Schwanzes begleitet iſt. Selten ſieht man mehr als fünf bis ſechs Stelzen-
wipper zuſammen, während der Brutzeit aber nie mehr als ein Paar; denn auch ſie ſind unverträglich,
wie ihre Verwandten. Gegen die Brutzeit hin ſingt das Männchen fleißig und ſehr angenehm,
hauptſächlich während es fliegt.
Jm September oder Oktober beginnt das Brutgeſchäft. Das Neſt ſteht in niederem Buſchwerk,
wenige Zoll über dem Boden, wird mit kleinen Zweigen gegründet, mit Gras weiter gebaut und mit
weichen Grasblättern, Haaren und dergleichen ausgefüttert. Ramſay, welcher zuerſt Beobachtungen
über die Fortpflanzung veröffentlicht hat, fand regelmäßig drei, ſeltener vier Eier, welche auf ſchön
weißem Grunde mit tiefrothbraunen Punkten gefleckt oder unregelmäßig gezeichnet waren, am dickeren
Ende gewöhnlich mehr, als übrigens. Die Eltern ſind ſo ängſtlich beſorgt um ihre Brut, daß ſie
dieſelbe dem Kundigen hierdurch verrathen. Den Unkundigen oder das Raubthier verſuchen ſie nach
Art ſo vieler anderer Vögel durch Verſtellungskünſte verſchiedener Art zu täuſchen, indem ſie ſich lahm
ſtellen und ſcheinbar mühſelig dahinflattern. Nach der zweiten Brut vereinigen ſich die Alten wieder
mit den vorher ausgeflogenen Jungen, und nunmehr ſieht man auf allen geeigneten Stellen ihre
Geſellſchaften.
Die Steinſchmätzer (Saxicola), welche den Kern der Familie bilden, ſind ziemlich ſchlank
gebaute Vögel mit pfriemenförmigem, vor den Naſenlöchern verſchmälerten Schnabel, welcher an der
Wurzel breiter, als hoch, an der Spitze etwas abgebogen, an der Schneide kaum merklich eingekerbt
und auf der Firſte kantig iſt; die Füße ſind hoch und ſchwachläufig, die Zehen mittellang; der Flügel
iſt etwas ſtumpf und die dritte und vierte Schwinge über die andern verlängert; der Schwanz iſt kurz,
ziemlich breit und vorn gerade abgeſchnitten. Das Gefieder iſt ziemlich reich und locker anliegend,
ſeine Färbung bei aller Verſchiedenheit doch in gewiſſer Hinſicht übereinſtimmend. Namentlich der
Schwanz iſt regelmäßig anders gezeichnet, als der Leib, in den meiſten Fällen weiß.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/826>, abgerufen am 25.11.2024.
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