Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.Die Fänger. Singvögel. Schmuckvögel. Nachdem wir etwa einige tausend Schritt unter der größten Vorsicht und von meiner Seite zugleichunter der gespanntesten Neugier, durch das Gebüsch gekrochen, sah ich den Andern platt auf dem Boden liegen und zugleich das glänzend orangene Gefieder des Klippenhuhns durch das Gebüsch leuchten. Vorsichtig legte ich mich neben den Jndianer nieder, und wurde nun Zeuge eines der anziehendsten Schauspiele. Eine ganze Gesellschaft jener herrlichen Vögel hielt eben auf der glatten und platten Oberfläche eines gewaltigen Felsblockes ihren Tanz, und mit inniger Freude sah ich meinen lang gehegten Wunsch so unerwartet erfüllt. Auf dem den Block umgebenden Gebüsch saßen offenbar einige zwanzig bewundernde Zuschauer, Männchen und Weibchen, während die ebene Platte des Blockes von einem der Männchen unter den sonderbarsten Schritten und Bewegungen nach allen Sei- ten hin überschritten wurde. Bald breitete der neckische Vogel seine Flügel halb aus, warf dabei den Kopf nach allen Seiten hin, kratzte mit den Füßen den harten Stein, hüpfte mit größerer oder min- derer Geschwindigkeit immer von einem Punkte aus in die Höhe, um bald darauf mit seinem Schwanz ein Rad zu schlagen und in gefallsüchtiger Haltung wieder auf der Platte herumzuschreiten, bis er endlich ermüdet zu sein schien, einen von der gewöhnlichen Stimme abweichenden Ton ausstieß, auf den nächsten Zweig flog und ein anderes Männchen seine Stelle einnahm, das ebenfalls seine Tanz- fertigkeit und Anmuth zeigte, um ermüdet nach einiger Zeit einem neuen Tänzer Platz zu machen." Robert Schomburgk erwähnt noch außerdem, daß die Weibchen diesem Schauspiel unverdrossen zusehen und bei der Rückkehr des ermatteten Männchens ein Beifall bezeichnendes Geschrei ausstoßen. "Hingerissen von dem eigenthümlichen Zauber", fährt Richard Schomburgk fort, "hatte ich Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Tanz nur mit der Balze unseres Hahns verglichen werden Gefangene Klippenhühner scheinen zu den Lieblingsvögeln der Jndianer zu gehören. Jn Pararuma Die Fänger. Singvögel. Schmuckvögel. Nachdem wir etwa einige tauſend Schritt unter der größten Vorſicht und von meiner Seite zugleichunter der geſpannteſten Neugier, durch das Gebüſch gekrochen, ſah ich den Andern platt auf dem Boden liegen und zugleich das glänzend orangene Gefieder des Klippenhuhns durch das Gebüſch leuchten. Vorſichtig legte ich mich neben den Jndianer nieder, und wurde nun Zeuge eines der anziehendſten Schauſpiele. Eine ganze Geſellſchaft jener herrlichen Vögel hielt eben auf der glatten und platten Oberfläche eines gewaltigen Felsblockes ihren Tanz, und mit inniger Freude ſah ich meinen lang gehegten Wunſch ſo unerwartet erfüllt. Auf dem den Block umgebenden Gebüſch ſaßen offenbar einige zwanzig bewundernde Zuſchauer, Männchen und Weibchen, während die ebene Platte des Blockes von einem der Männchen unter den ſonderbarſten Schritten und Bewegungen nach allen Sei- ten hin überſchritten wurde. Bald breitete der neckiſche Vogel ſeine Flügel halb aus, warf dabei den Kopf nach allen Seiten hin, kratzte mit den Füßen den harten Stein, hüpfte mit größerer oder min- derer Geſchwindigkeit immer von einem Punkte aus in die Höhe, um bald darauf mit ſeinem Schwanz ein Rad zu ſchlagen und in gefallſüchtiger Haltung wieder auf der Platte herumzuſchreiten, bis er endlich ermüdet zu ſein ſchien, einen von der gewöhnlichen Stimme abweichenden Ton ausſtieß, auf den nächſten Zweig flog und ein anderes Männchen ſeine Stelle einnahm, das ebenfalls ſeine Tanz- fertigkeit und Anmuth zeigte, um ermüdet nach einiger Zeit einem neuen Tänzer Platz zu machen.‟ Robert Schomburgk erwähnt noch außerdem, daß die Weibchen dieſem Schauſpiel unverdroſſen zuſehen und bei der Rückkehr des ermatteten Männchens ein Beifall bezeichnendes Geſchrei ausſtoßen. „Hingeriſſen von dem eigenthümlichen Zauber‟, fährt Richard Schomburgk fort, „hatte ich Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſer Tanz nur mit der Balze unſeres Hahns verglichen werden Gefangene Klippenhühner ſcheinen zu den Lieblingsvögeln der Jndianer zu gehören. 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Das Neſt ſteht an Felſenwänden, nach<lb/><hi rendition="#g">Humboldt</hi> gewöhnlich in den Höhlungen kleiner Granitfelſen, wie ſie ſo häufig ſich durch den Ori-<lb/> noko ziehen und ſo zahlreiche Waſſerfälle bilden, nach <hi rendition="#g">Schomburgk</hi> in Spalten und Vertiefungen,<lb/> wo es wie das Neſt der Schwalbe befeſtigt und zwar mit Harz angeklebt wird. Es ſcheint, daß ein<lb/> und daſſelbe Neſt mehrere Jahre nach einander benutzt und nach jeder Brutzeit nur durch einige Wur-<lb/> zeln, Faſern und Flaumenfedern ausgebeſſert und außen mit jener harzigeu Maſſe überzogen wird.<lb/> Jn einzelnen Spalten findet man mehrere Neſter neben einander, ein Zeichen für große Verträglichkeit<lb/> dieſer Vögel. Das Gelege beſteht aus zwei weißen, mit ſchwärzlichen Punkten geſprenkelten Eiern,<lb/> welche etwas größer ſind, als die unſerer Tauben. Die Jungen werden wahrſcheinlich nur mit<lb/> Früchten großgezogen, welche wohl auch das ausſchließliche Futter der Alten ſind.</p><lb/> <p>Gefangene Klippenhühner ſcheinen zu den Lieblingsvögeln der Jndianer zu gehören. Jn Pararuma<lb/> wurden ſolche <hi rendition="#g">Humboldt</hi> angeboten. Sie ſtaken in kleinen niedlichen Bauern, welche aus Palm-<lb/> blattſtielen verfertigt waren. <hi rendition="#g">Schomburgk</hi> fand häufig die gezähmten Jungen, nie aber ein Männ-<lb/> chen im Hochzeitskleide und glaubt daraus ſchließen zu dürfen, daß die Klippenhühner längere<lb/> Gefangenſchaft nicht ertragen. Weit mehr der zierlichen Thiere aber, als gefangen werden, fallen<lb/> dem Geſchoß des Jndianers zum Opfer. Die prachtvollen Bälge ſind überall geſchätzt; die Jndianer<lb/> bereiten ſich aus ihnen einen fantaſtiſchen Federſchmuck, und der Kaiſer von Braſilien trägt bei beſon-<lb/> deren Feſtlichkeiten einen Mantel, welcher aus den Bälgen des Klippenhuhnes verfertigt iſt. Nach<lb/><hi rendition="#g">Schomburgk’s</hi> Verſicherungen ſollen die Jndianer gewiſſer Gegenden verpflichtet ſein, alljährlich<lb/> eine gewiſſe Anzahl dieſer Bälge als Zwangsſteuer einzuliefern und dadurch weſentlich zur Vermin-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [746/0790]
Die Fänger. Singvögel. Schmuckvögel.
Nachdem wir etwa einige tauſend Schritt unter der größten Vorſicht und von meiner Seite zugleich
unter der geſpannteſten Neugier, durch das Gebüſch gekrochen, ſah ich den Andern platt auf dem Boden
liegen und zugleich das glänzend orangene Gefieder des Klippenhuhns durch das Gebüſch leuchten.
Vorſichtig legte ich mich neben den Jndianer nieder, und wurde nun Zeuge eines der anziehendſten
Schauſpiele. Eine ganze Geſellſchaft jener herrlichen Vögel hielt eben auf der glatten und platten
Oberfläche eines gewaltigen Felsblockes ihren Tanz, und mit inniger Freude ſah ich meinen lang
gehegten Wunſch ſo unerwartet erfüllt. Auf dem den Block umgebenden Gebüſch ſaßen offenbar
einige zwanzig bewundernde Zuſchauer, Männchen und Weibchen, während die ebene Platte des
Blockes von einem der Männchen unter den ſonderbarſten Schritten und Bewegungen nach allen Sei-
ten hin überſchritten wurde. Bald breitete der neckiſche Vogel ſeine Flügel halb aus, warf dabei den
Kopf nach allen Seiten hin, kratzte mit den Füßen den harten Stein, hüpfte mit größerer oder min-
derer Geſchwindigkeit immer von einem Punkte aus in die Höhe, um bald darauf mit ſeinem Schwanz
ein Rad zu ſchlagen und in gefallſüchtiger Haltung wieder auf der Platte herumzuſchreiten, bis er
endlich ermüdet zu ſein ſchien, einen von der gewöhnlichen Stimme abweichenden Ton ausſtieß, auf
den nächſten Zweig flog und ein anderes Männchen ſeine Stelle einnahm, das ebenfalls ſeine Tanz-
fertigkeit und Anmuth zeigte, um ermüdet nach einiger Zeit einem neuen Tänzer Platz zu machen.‟
Robert Schomburgk erwähnt noch außerdem, daß die Weibchen dieſem Schauſpiel unverdroſſen
zuſehen und bei der Rückkehr des ermatteten Männchens ein Beifall bezeichnendes Geſchrei
ausſtoßen.
„Hingeriſſen von dem eigenthümlichen Zauber‟, fährt Richard Schomburgk fort, „hatte ich
die ſtörenden Abſichten der neben mir liegenden Jndianer nicht bemerkt, bis mich plötzlich zwei Schüſſe
aufſchreckten. Jn verwirrter Flucht zerſtob die harmloſe Geſellſchaft nach allen Seiten hin und ließ
vier getödtete Genoſſen auf dem Platz ihres Vergnügens zurück.‟
Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſer Tanz nur mit der Balze unſeres Hahns verglichen werden
kann und zu Ehren des Weibchens ausgeführt wird. Doch ſcheint das Brutgeſchäft nicht an einen
beſtimmten Jahresabſchnitt gebunden zu ſein, da Schomburgk ebenſowohl im April und Mai, als auch
im Dezember die jungen Vögel ſah, welche die Jndianer eben erſt aus den Neſtern genommen haben
konnten; da aber das Gefieder im Monate März am ſchönſten und vollkommenſten iſt, dürfte wenig-
ſtens die Mehrzahl in den erſtgenannten Monaten brüten. Das Neſt ſteht an Felſenwänden, nach
Humboldt gewöhnlich in den Höhlungen kleiner Granitfelſen, wie ſie ſo häufig ſich durch den Ori-
noko ziehen und ſo zahlreiche Waſſerfälle bilden, nach Schomburgk in Spalten und Vertiefungen,
wo es wie das Neſt der Schwalbe befeſtigt und zwar mit Harz angeklebt wird. Es ſcheint, daß ein
und daſſelbe Neſt mehrere Jahre nach einander benutzt und nach jeder Brutzeit nur durch einige Wur-
zeln, Faſern und Flaumenfedern ausgebeſſert und außen mit jener harzigeu Maſſe überzogen wird.
Jn einzelnen Spalten findet man mehrere Neſter neben einander, ein Zeichen für große Verträglichkeit
dieſer Vögel. Das Gelege beſteht aus zwei weißen, mit ſchwärzlichen Punkten geſprenkelten Eiern,
welche etwas größer ſind, als die unſerer Tauben. Die Jungen werden wahrſcheinlich nur mit
Früchten großgezogen, welche wohl auch das ausſchließliche Futter der Alten ſind.
Gefangene Klippenhühner ſcheinen zu den Lieblingsvögeln der Jndianer zu gehören. Jn Pararuma
wurden ſolche Humboldt angeboten. Sie ſtaken in kleinen niedlichen Bauern, welche aus Palm-
blattſtielen verfertigt waren. Schomburgk fand häufig die gezähmten Jungen, nie aber ein Männ-
chen im Hochzeitskleide und glaubt daraus ſchließen zu dürfen, daß die Klippenhühner längere
Gefangenſchaft nicht ertragen. Weit mehr der zierlichen Thiere aber, als gefangen werden, fallen
dem Geſchoß des Jndianers zum Opfer. Die prachtvollen Bälge ſind überall geſchätzt; die Jndianer
bereiten ſich aus ihnen einen fantaſtiſchen Federſchmuck, und der Kaiſer von Braſilien trägt bei beſon-
deren Feſtlichkeiten einen Mantel, welcher aus den Bälgen des Klippenhuhnes verfertigt iſt. Nach
Schomburgk’s Verſicherungen ſollen die Jndianer gewiſſer Gegenden verpflichtet ſein, alljährlich
eine gewiſſe Anzahl dieſer Bälge als Zwangsſteuer einzuliefern und dadurch weſentlich zur Vermin-
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