Die Fänger. Singvögel. Fliegenfänger. Seidenschwänze.
Bekannt ist übrigens, daß über den Gesang sowohl, wie über die andern Stimmlaute etwas allgemein Giltiges nicht gesagt werden kann, weil die einzelnen Vögel hierin wesentlich abweichen.
Da der Zwergfliegenfänger ebenfalls spät im Jahre bei uns eintrifft und schon ziemlich frühzeitig wieder wegzieht, fällt die Brutzeit erst in die letzten Frühlingsmonate. Das Nest steht entweder in Baumhöhlen oder auf Gabelästen, oft weit vom Stamme. Es ähnelt am meisten dem des Fliegen- fängers. Feine Würzelchen, Hälmchen, grünes Mos oder graue Flechten bilden den Außenbau; das Jnnere ist mit Wolle und andern Thierhaaren ausgekleidet. Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern, welche denen unseres Rothkehlchens ähneln, d. h. auf blaugrünlichweißem Grunde mit hellrostfarbigen, mehr oder weniger verschwommenen und verwaschenen Flecken ziemlich gleichmäßig gezeichnet sind. Beide Geschlechter wechseln im Brüten ab, und beide lieben ihre Brut außerordentlich. Das Weibchen ist beim Nestbau am thätigsten und wie gewöhnlich beim Brüten am eifrigsten; das Männchen hält sich jedoch als treuer Wächter fortwährend in der Nähe des Nestes auf, sorgt durch fleißiges Singen für Unterhaltung der Gattin und warnt diese, wie später die Jungen bei Gefahr. Bald nach dem Ausfliegen werden letztere den Dickichten zugeführt, und von Stund an verändert sich das Wesen ihrer Eltern: sie werden ebenso still und ruhig, als sie früher laut und lebendig waren. Wahrscheinlich tritt die Familie schon früh im Jahre die Winterreise an; Dies würde wenigstens ihrem späten Erscheinen entsprechen.
Gefangene Zwergfliegenfänger werden von Denen, welche so glücklich waren, sie zu besitzen, sehr gerühmt. "Alle, welche ich gefangen hielt", schreibt Graf Gourcy meinem Vater, "waren äußerst muntere und liebe Vögelchen, die bald zahm wurden und mich bald kennen lernten. So oft ich mich ihnen mit der Mehlwürmerschachtel nähere, lassen sie ihren Ruf "Zerrre zehe" wiederholt hören; oft, besonders wenn sie recht zufrieden sind, wiederholen sie mehrmals einen runden, einfachen Pfiff, der mit dem, welchen der Baumrothschwanz vor seinem "Tacktack" hören läßt, die größte Aehnlichkeit hat. Dieser Pfiff klingt zuweilen so stark, daß er nicht von einem so kleinen Vogel hervorgebracht zu werden scheint."
"So gern sie Mehlwürmer fressen, so ziehen sie ihnen die Fliegen doch noch vor. Als meine Frau den einen, um seinen kranken Fuß zu baden, in der Hand hielt, fing und fraß er eine vorüberfliegende Fliege. -- Sie halten den Schwanz immer höher, als die Flügel, breiten ihn sehr aus, wippen damit nach oben und unten und bewegen die Flügel oft und stark. Sie blicken, wie die Rothkehlchen, oft nach der Seite und erhalten dadurch, noch mehr aber durch die Zeichnung, welche die ausgefärbten Männchen haben, so viele Aehnlichkeit mit ihnen, daß sie von den hiesigen Vogelstellern "spanische Roth- kehlchen" genannt werden. Wenn ich ihnen Mehlwürmer bringe, flattern sie mir entgegen und bewill- kommnen mich mit Flügelschlag. Jhren Ruf lassen sie sehr oft bei Licht hören und baden sich zu dieser Zeit oder in der Dämmerung oder Vor- oder Nachmittags, wobei sie sich so naß wie die Rothkehlchen machen. Sie fressen viel und werfen, wie die meisten Kerbthier fressende Vögel, kleine Futterballen aus. -- Drei junge Weibchen, welche ich hatte, zwitscherten im Februar, März und April, sehr oft ziemlich laut und anhaltend, schwiegen aber dann alle und ließen nie mehr den geringsten Gesang hören. Dieses Zwitschern fing allezeit mit der langen Wiederholung des Rufs, besonders des Pfiffs an, was sehr angenehm klang; dann ließ sich ein gewisses "Krr, rr" wiederholt hören und nun folgten mehrere fein gezogene Töne. Das Lied des Männchens enthält mehrere Strophen aus dem Gesange anderer Vögel und hat Verwandtschaft mit dem des Baumrothschwanzes, gehört aber wegen der oft wiederholten Pfiffe keineswegs zu den guten Vögelgesängen."
Spätere Beobachter stimmen im wesentlichen mit den Angaben des Grafen Gourcy überein; sie rühmen namentlich das sanfte Wesen und die große Zahmheit ihrer Gefangenen.
Die Fänger. Singvögel. Fliegenfänger. Seidenſchwänze.
Bekannt iſt übrigens, daß über den Geſang ſowohl, wie über die andern Stimmlaute etwas allgemein Giltiges nicht geſagt werden kann, weil die einzelnen Vögel hierin weſentlich abweichen.
Da der Zwergfliegenfänger ebenfalls ſpät im Jahre bei uns eintrifft und ſchon ziemlich frühzeitig wieder wegzieht, fällt die Brutzeit erſt in die letzten Frühlingsmonate. Das Neſt ſteht entweder in Baumhöhlen oder auf Gabeläſten, oft weit vom Stamme. Es ähnelt am meiſten dem des Fliegen- fängers. Feine Würzelchen, Hälmchen, grünes Mos oder graue Flechten bilden den Außenbau; das Jnnere iſt mit Wolle und andern Thierhaaren ausgekleidet. Das Gelege beſteht aus vier bis fünf Eiern, welche denen unſeres Rothkehlchens ähneln, d. h. auf blaugrünlichweißem Grunde mit hellroſtfarbigen, mehr oder weniger verſchwommenen und verwaſchenen Flecken ziemlich gleichmäßig gezeichnet ſind. Beide Geſchlechter wechſeln im Brüten ab, und beide lieben ihre Brut außerordentlich. Das Weibchen iſt beim Neſtbau am thätigſten und wie gewöhnlich beim Brüten am eifrigſten; das Männchen hält ſich jedoch als treuer Wächter fortwährend in der Nähe des Neſtes auf, ſorgt durch fleißiges Singen für Unterhaltung der Gattin und warnt dieſe, wie ſpäter die Jungen bei Gefahr. Bald nach dem Ausfliegen werden letztere den Dickichten zugeführt, und von Stund an verändert ſich das Weſen ihrer Eltern: ſie werden ebenſo ſtill und ruhig, als ſie früher laut und lebendig waren. Wahrſcheinlich tritt die Familie ſchon früh im Jahre die Winterreiſe an; Dies würde wenigſtens ihrem ſpäten Erſcheinen entſprechen.
Gefangene Zwergfliegenfänger werden von Denen, welche ſo glücklich waren, ſie zu beſitzen, ſehr gerühmt. „Alle, welche ich gefangen hielt‟, ſchreibt Graf Gourcy meinem Vater, „waren äußerſt muntere und liebe Vögelchen, die bald zahm wurden und mich bald kennen lernten. So oft ich mich ihnen mit der Mehlwürmerſchachtel nähere, laſſen ſie ihren Ruf „Zerrre zehe‟ wiederholt hören; oft, beſonders wenn ſie recht zufrieden ſind, wiederholen ſie mehrmals einen runden, einfachen Pfiff, der mit dem, welchen der Baumrothſchwanz vor ſeinem „Tacktack‟ hören läßt, die größte Aehnlichkeit hat. Dieſer Pfiff klingt zuweilen ſo ſtark, daß er nicht von einem ſo kleinen Vogel hervorgebracht zu werden ſcheint.‟
„So gern ſie Mehlwürmer freſſen, ſo ziehen ſie ihnen die Fliegen doch noch vor. Als meine Frau den einen, um ſeinen kranken Fuß zu baden, in der Hand hielt, fing und fraß er eine vorüberfliegende Fliege. — Sie halten den Schwanz immer höher, als die Flügel, breiten ihn ſehr aus, wippen damit nach oben und unten und bewegen die Flügel oft und ſtark. Sie blicken, wie die Rothkehlchen, oft nach der Seite und erhalten dadurch, noch mehr aber durch die Zeichnung, welche die ausgefärbten Männchen haben, ſo viele Aehnlichkeit mit ihnen, daß ſie von den hieſigen Vogelſtellern „ſpaniſche Roth- kehlchen‟ genannt werden. Wenn ich ihnen Mehlwürmer bringe, flattern ſie mir entgegen und bewill- kommnen mich mit Flügelſchlag. Jhren Ruf laſſen ſie ſehr oft bei Licht hören und baden ſich zu dieſer Zeit oder in der Dämmerung oder Vor- oder Nachmittags, wobei ſie ſich ſo naß wie die Rothkehlchen machen. Sie freſſen viel und werfen, wie die meiſten Kerbthier freſſende Vögel, kleine Futterballen aus. — Drei junge Weibchen, welche ich hatte, zwitſcherten im Februar, März und April, ſehr oft ziemlich laut und anhaltend, ſchwiegen aber dann alle und ließen nie mehr den geringſten Geſang hören. Dieſes Zwitſchern fing allezeit mit der langen Wiederholung des Rufs, beſonders des Pfiffs an, was ſehr angenehm klang; dann ließ ſich ein gewiſſes „Krr, rr‟ wiederholt hören und nun folgten mehrere fein gezogene Töne. Das Lied des Männchens enthält mehrere Strophen aus dem Geſange anderer Vögel und hat Verwandtſchaft mit dem des Baumrothſchwanzes, gehört aber wegen der oft wiederholten Pfiffe keineswegs zu den guten Vögelgeſängen.‟
Spätere Beobachter ſtimmen im weſentlichen mit den Angaben des Grafen Gourcy überein; ſie rühmen namentlich das ſanfte Weſen und die große Zahmheit ihrer Gefangenen.
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Die Fänger. Singvögel. Fliegenfänger. Seidenſchwänze.
Bekannt iſt übrigens, daß über den Geſang ſowohl, wie über die andern Stimmlaute etwas allgemein
Giltiges nicht geſagt werden kann, weil die einzelnen Vögel hierin weſentlich abweichen.
Da der Zwergfliegenfänger ebenfalls ſpät im Jahre bei uns eintrifft und ſchon ziemlich frühzeitig
wieder wegzieht, fällt die Brutzeit erſt in die letzten Frühlingsmonate. Das Neſt ſteht entweder in
Baumhöhlen oder auf Gabeläſten, oft weit vom Stamme. Es ähnelt am meiſten dem des Fliegen-
fängers. Feine Würzelchen, Hälmchen, grünes Mos oder graue Flechten bilden den Außenbau;
das Jnnere iſt mit Wolle und andern Thierhaaren ausgekleidet. Das Gelege beſteht aus vier bis
fünf Eiern, welche denen unſeres Rothkehlchens ähneln, d. h. auf blaugrünlichweißem Grunde mit
hellroſtfarbigen, mehr oder weniger verſchwommenen und verwaſchenen Flecken ziemlich gleichmäßig
gezeichnet ſind. Beide Geſchlechter wechſeln im Brüten ab, und beide lieben ihre Brut außerordentlich.
Das Weibchen iſt beim Neſtbau am thätigſten und wie gewöhnlich beim Brüten am eifrigſten; das
Männchen hält ſich jedoch als treuer Wächter fortwährend in der Nähe des Neſtes auf, ſorgt durch
fleißiges Singen für Unterhaltung der Gattin und warnt dieſe, wie ſpäter die Jungen bei Gefahr.
Bald nach dem Ausfliegen werden letztere den Dickichten zugeführt, und von Stund an verändert ſich
das Weſen ihrer Eltern: ſie werden ebenſo ſtill und ruhig, als ſie früher laut und lebendig waren.
Wahrſcheinlich tritt die Familie ſchon früh im Jahre die Winterreiſe an; Dies würde wenigſtens ihrem
ſpäten Erſcheinen entſprechen.
Gefangene Zwergfliegenfänger werden von Denen, welche ſo glücklich waren, ſie zu beſitzen, ſehr
gerühmt. „Alle, welche ich gefangen hielt‟, ſchreibt Graf Gourcy meinem Vater, „waren äußerſt
muntere und liebe Vögelchen, die bald zahm wurden und mich bald kennen lernten. So oft ich mich
ihnen mit der Mehlwürmerſchachtel nähere, laſſen ſie ihren Ruf „Zerrre zehe‟ wiederholt hören; oft,
beſonders wenn ſie recht zufrieden ſind, wiederholen ſie mehrmals einen runden, einfachen Pfiff, der
mit dem, welchen der Baumrothſchwanz vor ſeinem „Tacktack‟ hören läßt, die größte Aehnlichkeit hat.
Dieſer Pfiff klingt zuweilen ſo ſtark, daß er nicht von einem ſo kleinen Vogel hervorgebracht zu
werden ſcheint.‟
„So gern ſie Mehlwürmer freſſen, ſo ziehen ſie ihnen die Fliegen doch noch vor. Als meine Frau
den einen, um ſeinen kranken Fuß zu baden, in der Hand hielt, fing und fraß er eine vorüberfliegende
Fliege. — Sie halten den Schwanz immer höher, als die Flügel, breiten ihn ſehr aus, wippen
damit nach oben und unten und bewegen die Flügel oft und ſtark. Sie blicken, wie die Rothkehlchen,
oft nach der Seite und erhalten dadurch, noch mehr aber durch die Zeichnung, welche die ausgefärbten
Männchen haben, ſo viele Aehnlichkeit mit ihnen, daß ſie von den hieſigen Vogelſtellern „ſpaniſche Roth-
kehlchen‟ genannt werden. Wenn ich ihnen Mehlwürmer bringe, flattern ſie mir entgegen und bewill-
kommnen mich mit Flügelſchlag. Jhren Ruf laſſen ſie ſehr oft bei Licht hören und baden ſich zu dieſer
Zeit oder in der Dämmerung oder Vor- oder Nachmittags, wobei ſie ſich ſo naß wie die Rothkehlchen
machen. Sie freſſen viel und werfen, wie die meiſten Kerbthier freſſende Vögel, kleine Futterballen
aus. — Drei junge Weibchen, welche ich hatte, zwitſcherten im Februar, März und April, ſehr oft
ziemlich laut und anhaltend, ſchwiegen aber dann alle und ließen nie mehr den geringſten Geſang hören.
Dieſes Zwitſchern fing allezeit mit der langen Wiederholung des Rufs, beſonders des Pfiffs an, was
ſehr angenehm klang; dann ließ ſich ein gewiſſes „Krr, rr‟ wiederholt hören und nun folgten mehrere
fein gezogene Töne. Das Lied des Männchens enthält mehrere Strophen aus dem Geſange
anderer Vögel und hat Verwandtſchaft mit dem des Baumrothſchwanzes, gehört aber wegen der oft
wiederholten Pfiffe keineswegs zu den guten Vögelgeſängen.‟
Spätere Beobachter ſtimmen im weſentlichen mit den Angaben des Grafen Gourcy überein;
ſie rühmen namentlich das ſanfte Weſen und die große Zahmheit ihrer Gefangenen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/782>, abgerufen am 25.11.2024.
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