sich auf die hochnordischen Arten dieser Vögel zu beschränken. Kleine Singvögel für die Köche zu erbeuten, wie leider auch geschieht, ist ein unverzeihlicher Frevel, welcher aufs Schärffte geahndet werden sollte.
Sehr viele Mitglieder der Ordnung werden gefangen gehalten, weil jeder Mensch an ihrem heiteren Wesen und an ihrem herrlichen Gesange sein Wohlgefallen haben muß. Wer im wahren Sinne des Worts Vogel liebhaber ist, dem mag man seine Freude an diesen reichbegabten Geschöpfen gönnen: denn er verursacht keinen Schaden; wer aber nicht versteht, die zarten Thiere zu behandeln, sündigt, indem er sich anschickt, den leicht zu Bethörenden das Netz oder die Schlinge zu stellen.
Die Ordnung kann in mehrere Zünfte zerfällt werden, so wenig auch hier von scharfer Begrenzung derselben gesprochen werden darf. Es ist üblich geworden, eine dieser Zünfte mit dem Namen der Zahnschnäbler (Dentirostres) zu bezeichnen, weil der Schnabel aller Vögel, welche hier- her gezählt werden, gegen die Spitze seines Oberkiefers hin jederseits eine Kerbe oder einen Zahn zeigt, welcher bei gewissen Familien so deutlich ist, daß der Schnabel an den der Raubvögel erinnert. Die Zahnschnäbler dürfen überhaupt als Verbindungsglieder mehrerer Ordnungen angesehen werden; sie scheinen namentlich zwischen den Raub- und Sperrvögeln einerseits und den Drosseln und Sängern andrerseits in der Mitte zu stehen. Da die Lebensweise der gedachten Vögel selbstverständlich ihrem Bau und wesentlich ihrer Bewaffnung entspricht, ergibt sich von selbst, daß sich die Zahnschnäbler in vieler Hinsicht von den übrigen Singvögeln unterscheiden.
Als die höchststehenden Zahnschnäbler, keineswegs aber als die höchststehenden Singvögel, darf man die Würger (Lanii) betrachten. Wir verstehen unter dieser Bezeichnung eine zahlreiche, über alle Erdtheile verbreitete Gruppe von Vögeln, welche sich kennzeichnet durch kräftigen Leib mit gewölbter Brust, ziemlich langem und starken Halse, mit großem, runden Kopf, mit kurzen, breiten, abgerundeten Flügeln, in denen die dritte oder vierte Schwinge über alle andern verlängert zu sein pflegt, mit ziemlich oder sehr langem, abgestuften, aus zwölf Federn bestehenden Schwanz, mit derbem, mittellangen, seitlich zusammengedrückten, starkhakigen und deutlich gezahnten Schnabel und mit kräftigen, mittellangen Füßen, deren Lauf unbefiedert ist und deren ziemlich lange Zehen mit kräftigen, scharfen Nägeln bewaffnet sind. Das Gefieder ist regelmäßig reich, etwas locker und weich, die Zeichnung eine angenehme und wechselvolle, bei gewissen Arten aber sehr übereinstimmende. Nach den Untersuchungen von Nitzsch weicht der innere Bau der Würger kaum von dem anderer Sing- vögel ab. Die Wirbelsäule besteht aus elf bis zwölf Hals-, acht Rücken-, zehn bis elf Becken- und sieben Schwanzwirbeln. Unter den acht Rippen sind die beiden ersten falsche oder Fleischrippen; das letzte Paar verbindet sich nicht unmittelbar, sondern nur mit den Rippenknochen des vorhergehenden Paares. Der Oberarmknochen ist luftführend, der Oberschenkelknochen dagegen markig. Am untern Kehlkopfe sind die Singmuskelpaare und namentlich zwei derselben wohl ausgebildet. Der längliche Magen ist dünnmuskelig; die Leberlappen sind sehr ungleich; der Darmschlauch ist lang; die Blind- därme sind eng und kurz.
Kleine Waldungen, welche von Feldern und Wiesen umgeben sind, Hecken und Gebüsche in den Feldern, Gärten und einzeln stehende Bäume bilden die Aufenthaltsorte der Würger, die höchsten Zweigspitzen hier ihre gewöhnlichen Ruhe- und Sitzpunkte. Die meisten nordischen Arten sind Sommervögel, welche regelmäßig wandern und ihre Reisen bis Mittelafrika ausdehnen. Eine einzige deutsche Art wintert im Vaterlande, streicht aber dann in einem größeren Gebiete, als während des Sommers hin und her.
Lebensweise und Betragen erinnert ebenso sehr an das Treiben der Raubvögel, wie an das Gebahren mancher Raben. Jhren Namen verdienen die Würger mit Fug und Recht. Sie gehören
Die Fänger. Singvögel. Würger.
ſich auf die hochnordiſchen Arten dieſer Vögel zu beſchränken. Kleine Singvögel für die Köche zu erbeuten, wie leider auch geſchieht, iſt ein unverzeihlicher Frevel, welcher aufs Schärffte geahndet werden ſollte.
Sehr viele Mitglieder der Ordnung werden gefangen gehalten, weil jeder Menſch an ihrem heiteren Weſen und an ihrem herrlichen Geſange ſein Wohlgefallen haben muß. Wer im wahren Sinne des Worts Vogel liebhaber iſt, dem mag man ſeine Freude an dieſen reichbegabten Geſchöpfen gönnen: denn er verurſacht keinen Schaden; wer aber nicht verſteht, die zarten Thiere zu behandeln, ſündigt, indem er ſich anſchickt, den leicht zu Bethörenden das Netz oder die Schlinge zu ſtellen.
Die Ordnung kann in mehrere Zünfte zerfällt werden, ſo wenig auch hier von ſcharfer Begrenzung derſelben geſprochen werden darf. Es iſt üblich geworden, eine dieſer Zünfte mit dem Namen der Zahnſchnäbler (Dentirostres) zu bezeichnen, weil der Schnabel aller Vögel, welche hier- her gezählt werden, gegen die Spitze ſeines Oberkiefers hin jederſeits eine Kerbe oder einen Zahn zeigt, welcher bei gewiſſen Familien ſo deutlich iſt, daß der Schnabel an den der Raubvögel erinnert. Die Zahnſchnäbler dürfen überhaupt als Verbindungsglieder mehrerer Ordnungen angeſehen werden; ſie ſcheinen namentlich zwiſchen den Raub- und Sperrvögeln einerſeits und den Droſſeln und Sängern andrerſeits in der Mitte zu ſtehen. Da die Lebensweiſe der gedachten Vögel ſelbſtverſtändlich ihrem Bau und weſentlich ihrer Bewaffnung entſpricht, ergibt ſich von ſelbſt, daß ſich die Zahnſchnäbler in vieler Hinſicht von den übrigen Singvögeln unterſcheiden.
Als die höchſtſtehenden Zahnſchnäbler, keineswegs aber als die höchſtſtehenden Singvögel, darf man die Würger (Lanii) betrachten. Wir verſtehen unter dieſer Bezeichnung eine zahlreiche, über alle Erdtheile verbreitete Gruppe von Vögeln, welche ſich kennzeichnet durch kräftigen Leib mit gewölbter Bruſt, ziemlich langem und ſtarken Halſe, mit großem, runden Kopf, mit kurzen, breiten, abgerundeten Flügeln, in denen die dritte oder vierte Schwinge über alle andern verlängert zu ſein pflegt, mit ziemlich oder ſehr langem, abgeſtuften, aus zwölf Federn beſtehenden Schwanz, mit derbem, mittellangen, ſeitlich zuſammengedrückten, ſtarkhakigen und deutlich gezahnten Schnabel und mit kräftigen, mittellangen Füßen, deren Lauf unbefiedert iſt und deren ziemlich lange Zehen mit kräftigen, ſcharfen Nägeln bewaffnet ſind. Das Gefieder iſt regelmäßig reich, etwas locker und weich, die Zeichnung eine angenehme und wechſelvolle, bei gewiſſen Arten aber ſehr übereinſtimmende. Nach den Unterſuchungen von Nitzſch weicht der innere Bau der Würger kaum von dem anderer Sing- vögel ab. Die Wirbelſäule beſteht aus elf bis zwölf Hals-, acht Rücken-, zehn bis elf Becken- und ſieben Schwanzwirbeln. Unter den acht Rippen ſind die beiden erſten falſche oder Fleiſchrippen; das letzte Paar verbindet ſich nicht unmittelbar, ſondern nur mit den Rippenknochen des vorhergehenden Paares. Der Oberarmknochen iſt luftführend, der Oberſchenkelknochen dagegen markig. Am untern Kehlkopfe ſind die Singmuskelpaare und namentlich zwei derſelben wohl ausgebildet. Der längliche Magen iſt dünnmuskelig; die Leberlappen ſind ſehr ungleich; der Darmſchlauch iſt lang; die Blind- därme ſind eng und kurz.
Kleine Waldungen, welche von Feldern und Wieſen umgeben ſind, Hecken und Gebüſche in den Feldern, Gärten und einzeln ſtehende Bäume bilden die Aufenthaltsorte der Würger, die höchſten Zweigſpitzen hier ihre gewöhnlichen Ruhe- und Sitzpunkte. Die meiſten nordiſchen Arten ſind Sommervögel, welche regelmäßig wandern und ihre Reiſen bis Mittelafrika ausdehnen. Eine einzige deutſche Art wintert im Vaterlande, ſtreicht aber dann in einem größeren Gebiete, als während des Sommers hin und her.
Lebensweiſe und Betragen erinnert ebenſo ſehr an das Treiben der Raubvögel, wie an das Gebahren mancher Raben. Jhren Namen verdienen die Würger mit Fug und Recht. Sie gehören
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0732"n="692"/><fwplace="top"type="header">Die Fänger. Singvögel. Würger.</fw><lb/>ſich auf die hochnordiſchen Arten dieſer Vögel zu beſchränken. Kleine Singvögel für die Köche zu<lb/>
erbeuten, wie leider auch geſchieht, iſt ein unverzeihlicher Frevel, welcher aufs Schärffte geahndet<lb/>
werden ſollte.</p><lb/><p>Sehr viele Mitglieder der Ordnung werden gefangen gehalten, weil jeder Menſch an ihrem<lb/>
heiteren Weſen und an ihrem herrlichen Geſange ſein Wohlgefallen haben muß. Wer im wahren<lb/>
Sinne des Worts Vogel <hirendition="#g">liebhaber</hi> iſt, dem mag man ſeine Freude an dieſen reichbegabten Geſchöpfen<lb/>
gönnen: denn er verurſacht keinen Schaden; wer aber nicht verſteht, die zarten Thiere zu behandeln,<lb/>ſündigt, indem er ſich anſchickt, den leicht zu Bethörenden das Netz oder die Schlinge zu ſtellen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die Ordnung kann in mehrere Zünfte zerfällt werden, ſo wenig auch hier von ſcharfer<lb/>
Begrenzung derſelben geſprochen werden darf. Es iſt üblich geworden, eine dieſer Zünfte mit dem<lb/>
Namen der <hirendition="#g">Zahnſchnäbler</hi> (<hirendition="#aq">Dentirostres</hi>) zu bezeichnen, weil der Schnabel aller Vögel, welche hier-<lb/>
her gezählt werden, gegen die Spitze ſeines Oberkiefers hin jederſeits eine Kerbe oder einen Zahn<lb/>
zeigt, welcher bei gewiſſen Familien ſo deutlich iſt, daß der Schnabel an den der Raubvögel erinnert.<lb/>
Die Zahnſchnäbler dürfen überhaupt als Verbindungsglieder mehrerer Ordnungen angeſehen werden;<lb/>ſie ſcheinen namentlich zwiſchen den Raub- und Sperrvögeln einerſeits und den Droſſeln und<lb/>
Sängern andrerſeits in der Mitte zu ſtehen. Da die Lebensweiſe der gedachten Vögel ſelbſtverſtändlich<lb/>
ihrem Bau und weſentlich ihrer Bewaffnung entſpricht, ergibt ſich von ſelbſt, daß ſich die Zahnſchnäbler<lb/>
in vieler Hinſicht von den übrigen Singvögeln unterſcheiden.</p><lb/><p>Als die höchſtſtehenden Zahnſchnäbler, keineswegs aber als die höchſtſtehenden Singvögel, darf<lb/>
man die <hirendition="#g">Würger</hi> (<hirendition="#aq">Lanii</hi>) betrachten. Wir verſtehen unter dieſer Bezeichnung eine zahlreiche, über<lb/>
alle Erdtheile verbreitete Gruppe von Vögeln, welche ſich kennzeichnet durch kräftigen Leib mit<lb/>
gewölbter Bruſt, ziemlich langem und ſtarken Halſe, mit großem, runden Kopf, mit kurzen, breiten,<lb/>
abgerundeten Flügeln, in denen die dritte oder vierte Schwinge über alle andern verlängert zu ſein<lb/>
pflegt, mit ziemlich oder ſehr langem, abgeſtuften, aus zwölf Federn beſtehenden Schwanz, mit derbem,<lb/>
mittellangen, ſeitlich zuſammengedrückten, ſtarkhakigen und deutlich gezahnten Schnabel und mit<lb/>
kräftigen, mittellangen Füßen, deren Lauf unbefiedert iſt und deren ziemlich lange Zehen mit kräftigen,<lb/>ſcharfen Nägeln bewaffnet ſind. Das Gefieder iſt regelmäßig reich, etwas locker und weich, die<lb/>
Zeichnung eine angenehme und wechſelvolle, bei gewiſſen Arten aber ſehr übereinſtimmende. Nach<lb/>
den Unterſuchungen von <hirendition="#g">Nitzſch</hi> weicht der innere Bau der Würger kaum von dem anderer Sing-<lb/>
vögel ab. Die Wirbelſäule beſteht aus elf bis zwölf Hals-, acht Rücken-, zehn bis elf Becken- und<lb/>ſieben Schwanzwirbeln. Unter den acht Rippen ſind die beiden erſten falſche oder Fleiſchrippen; das<lb/>
letzte Paar verbindet ſich nicht unmittelbar, ſondern nur mit den Rippenknochen des vorhergehenden<lb/>
Paares. Der Oberarmknochen iſt luftführend, der Oberſchenkelknochen dagegen markig. Am untern<lb/>
Kehlkopfe ſind die Singmuskelpaare und namentlich zwei derſelben wohl ausgebildet. Der längliche<lb/>
Magen iſt dünnmuskelig; die Leberlappen ſind ſehr ungleich; der Darmſchlauch iſt lang; die Blind-<lb/>
därme ſind eng und kurz.</p><lb/><p>Kleine Waldungen, welche von Feldern und Wieſen umgeben ſind, Hecken und Gebüſche in den<lb/>
Feldern, Gärten und einzeln ſtehende Bäume bilden die Aufenthaltsorte der Würger, die höchſten<lb/>
Zweigſpitzen hier ihre gewöhnlichen Ruhe- und Sitzpunkte. Die meiſten nordiſchen Arten ſind<lb/>
Sommervögel, welche regelmäßig wandern und ihre Reiſen bis Mittelafrika ausdehnen. Eine einzige<lb/>
deutſche Art wintert im Vaterlande, ſtreicht aber dann in einem größeren Gebiete, als während des<lb/>
Sommers hin und her.</p><lb/><p>Lebensweiſe und Betragen erinnert ebenſo ſehr an das Treiben der Raubvögel, wie an das<lb/>
Gebahren mancher Raben. Jhren Namen verdienen die Würger mit Fug und Recht. Sie gehören<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[692/0732]
Die Fänger. Singvögel. Würger.
ſich auf die hochnordiſchen Arten dieſer Vögel zu beſchränken. Kleine Singvögel für die Köche zu
erbeuten, wie leider auch geſchieht, iſt ein unverzeihlicher Frevel, welcher aufs Schärffte geahndet
werden ſollte.
Sehr viele Mitglieder der Ordnung werden gefangen gehalten, weil jeder Menſch an ihrem
heiteren Weſen und an ihrem herrlichen Geſange ſein Wohlgefallen haben muß. Wer im wahren
Sinne des Worts Vogel liebhaber iſt, dem mag man ſeine Freude an dieſen reichbegabten Geſchöpfen
gönnen: denn er verurſacht keinen Schaden; wer aber nicht verſteht, die zarten Thiere zu behandeln,
ſündigt, indem er ſich anſchickt, den leicht zu Bethörenden das Netz oder die Schlinge zu ſtellen.
Die Ordnung kann in mehrere Zünfte zerfällt werden, ſo wenig auch hier von ſcharfer
Begrenzung derſelben geſprochen werden darf. Es iſt üblich geworden, eine dieſer Zünfte mit dem
Namen der Zahnſchnäbler (Dentirostres) zu bezeichnen, weil der Schnabel aller Vögel, welche hier-
her gezählt werden, gegen die Spitze ſeines Oberkiefers hin jederſeits eine Kerbe oder einen Zahn
zeigt, welcher bei gewiſſen Familien ſo deutlich iſt, daß der Schnabel an den der Raubvögel erinnert.
Die Zahnſchnäbler dürfen überhaupt als Verbindungsglieder mehrerer Ordnungen angeſehen werden;
ſie ſcheinen namentlich zwiſchen den Raub- und Sperrvögeln einerſeits und den Droſſeln und
Sängern andrerſeits in der Mitte zu ſtehen. Da die Lebensweiſe der gedachten Vögel ſelbſtverſtändlich
ihrem Bau und weſentlich ihrer Bewaffnung entſpricht, ergibt ſich von ſelbſt, daß ſich die Zahnſchnäbler
in vieler Hinſicht von den übrigen Singvögeln unterſcheiden.
Als die höchſtſtehenden Zahnſchnäbler, keineswegs aber als die höchſtſtehenden Singvögel, darf
man die Würger (Lanii) betrachten. Wir verſtehen unter dieſer Bezeichnung eine zahlreiche, über
alle Erdtheile verbreitete Gruppe von Vögeln, welche ſich kennzeichnet durch kräftigen Leib mit
gewölbter Bruſt, ziemlich langem und ſtarken Halſe, mit großem, runden Kopf, mit kurzen, breiten,
abgerundeten Flügeln, in denen die dritte oder vierte Schwinge über alle andern verlängert zu ſein
pflegt, mit ziemlich oder ſehr langem, abgeſtuften, aus zwölf Federn beſtehenden Schwanz, mit derbem,
mittellangen, ſeitlich zuſammengedrückten, ſtarkhakigen und deutlich gezahnten Schnabel und mit
kräftigen, mittellangen Füßen, deren Lauf unbefiedert iſt und deren ziemlich lange Zehen mit kräftigen,
ſcharfen Nägeln bewaffnet ſind. Das Gefieder iſt regelmäßig reich, etwas locker und weich, die
Zeichnung eine angenehme und wechſelvolle, bei gewiſſen Arten aber ſehr übereinſtimmende. Nach
den Unterſuchungen von Nitzſch weicht der innere Bau der Würger kaum von dem anderer Sing-
vögel ab. Die Wirbelſäule beſteht aus elf bis zwölf Hals-, acht Rücken-, zehn bis elf Becken- und
ſieben Schwanzwirbeln. Unter den acht Rippen ſind die beiden erſten falſche oder Fleiſchrippen; das
letzte Paar verbindet ſich nicht unmittelbar, ſondern nur mit den Rippenknochen des vorhergehenden
Paares. Der Oberarmknochen iſt luftführend, der Oberſchenkelknochen dagegen markig. Am untern
Kehlkopfe ſind die Singmuskelpaare und namentlich zwei derſelben wohl ausgebildet. Der längliche
Magen iſt dünnmuskelig; die Leberlappen ſind ſehr ungleich; der Darmſchlauch iſt lang; die Blind-
därme ſind eng und kurz.
Kleine Waldungen, welche von Feldern und Wieſen umgeben ſind, Hecken und Gebüſche in den
Feldern, Gärten und einzeln ſtehende Bäume bilden die Aufenthaltsorte der Würger, die höchſten
Zweigſpitzen hier ihre gewöhnlichen Ruhe- und Sitzpunkte. Die meiſten nordiſchen Arten ſind
Sommervögel, welche regelmäßig wandern und ihre Reiſen bis Mittelafrika ausdehnen. Eine einzige
deutſche Art wintert im Vaterlande, ſtreicht aber dann in einem größeren Gebiete, als während des
Sommers hin und her.
Lebensweiſe und Betragen erinnert ebenſo ſehr an das Treiben der Raubvögel, wie an das
Gebahren mancher Raben. Jhren Namen verdienen die Würger mit Fug und Recht. Sie gehören
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/732>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.