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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Knacker. Die Papageien. Langschwänze.

Man darf die Langschwänze die Urbilder der Papageiordnung nennen, auch deshalb mit, weil
sie alle diejenigen Erdstriche bewohnen, in denen überhaupt Papageien leben. Hier nehmen sie in
den verschiedenartigsten Oertlichkeiten ihren Aufenthalt. Sie sind es, welche noch hoch im Gebirge
vorkommen, sie, welche wie halbe Sumpfvögel auf der Erde leben. Doch bilden die Urwaldungen auch
für sie die bevorzugten Wohnstätten.

Dank ihrer großen Verbreitung und ihrer Häufigkeit sind wir gerade über ihr Leben ziemlich
genau unterrichtet: von ihnen im besonderen gilt Das, was ich oben im allgemeinen gegeben habe.
Das Nachfolgende wird fernere Belege liefern; wir dürfen deshalb sofort zu den einzelnen Familien
und den aus ihnen erwählten Arten übergehen.



Unter allen laugschwänzigen Papageien stellt man, und wahrscheinlich mit Recht, die größten
obenan. Es sind dies die Araras (Arae), Papageien, welche sich vor allen übrigen leicht kennzeich-
nen durch ungemein großen Schnabel mit abgeplatteter breiter Firste, sehr kurze, mitunter ganz
versteckte Wachshaut, starkbogig ausgeschnittenem oder ausgeschweiftem Unterschnabel ohne untere
Kinnkante, breite nackte Wangen, auf denen zuweilen kleine Federn reihenartig geordnet stehen,
sehr starke, dicke, kurzläufige Füße mit langen Zehen und großen, stark gekrümmten Krallen, lauge,
zugespitzte Flügel, welche weit auf den mehr als körperlangen Schwanz hinabreichen, und durch sehr
derbes Gefieder.

Alle Arten dieser in jeder Hinsicht ausgezeichneten Gruppe sind fast ausschließlich auf das östliche
Südamerika beschränkt und bewohnen hier den Urwald, fern von den Menschen und seinem Treiben.
Sie leben, abweichend von den meisten übrigen Papageien, in kleinen Gesellschaften, welche nur selten
mit andern sich vereinigen und zu großen Haufen anwachsen, nähren sich hier hauptsächlich von Früch-
ten, sind verhältnißmäßig ruhig und wenig lebendig, aber ebenso klug, als andere Papageien, legen in
hohle Baumäste zwei weiße Eier, lassen sich, jung aufgezogen, leicht zähmen und ertragen die Gefan-
genschaft auch in andern Erdtheilen bei geeigneter Pflege viele Jahre lang. Aus diesem Grunde
sieht man sie bei uns zu Lande sehr häufig. Jn ihrer Heimat werden sie ihrer Prachtfedern wegen
eifrig verfolgt und wurden es von den Ureinwohnern Südamerikas von jeher.

Die verschiedenen Arten haben in ihrer Lebensweise Vieles mit einander gemein; demungeachtet
wird es nöthig sein, die Ausgezeichnetsten unter ihnen ausführlicher zu beschreiben. Dank den vor-
trefflichen Beobachtungen des Prinzen Max von Wied, Humboldt's, Pöppig's und Bur-
meister's
sind wir im Stande, uns ein klares Bild der Gruppe zu gestalten; zumal die Angaben
des Erstgenannten sind so erschöpfend, daß man ihnen kaum noch Etwas hinzuzufügen vermag.

Jn unseren Thiergärten und Thierbuden findet sich vor Allem eine Art mit ziemlicher Regel-
mäßigkeit: der Makao (Ara Macao). Er ist ein stattlicher Vogel von 23/4 Fuß Länge, wovon mehr
als 1 Fuß auf den Schwanz zu rechnen ist, und 33/4 Fuß Breite. Das Gesieder ist sehr prächtig, aber
ansprechend gefärbt. Kopf, Hals, Rücken, Brust und Bauch sind scharlachroth, die Federn des
Nackens und Oberrückens mit grünlichen Rändern, welche nach unten hinab immer breiter werden,
der Mittel- und Unterrücken, der Bürzel und die Steißfedern sind schön himmelblau, die obern
Flügeldeckfedern scharlachroth, die mittlern der hintern, die untern und die Achselfedern grün, letztere
auf der Mitte röthlich durchschimmernd; die vordern Unterflügeldeckfedern, die Schwingen und die
Schwanzfedern auf ihrer Außenfahne sind ultramarinblau, auf der Jnnenfahne dagegen mattroth,
gleich wie die innern Flügeldeckfedern; die mittleren Schwanzfedern sind mehr oder weniger roth, die
Schwingen an der Jnnenfahne schwärzlich. Auf den nackten, fleischfarbigen Wangen, welche wie
mit weißem Mehl überpudert zu sein scheinen, stehen in fünf bis sechs Reihen kleine pinselförmige
rothe Federn, welche von der Gegend des Nasenloches ausgehen und beide Seiten des Auges um-

Knacker. Die Papageien. Langſchwänze.

Man darf die Langſchwänze die Urbilder der Papageiordnung nennen, auch deshalb mit, weil
ſie alle diejenigen Erdſtriche bewohnen, in denen überhaupt Papageien leben. Hier nehmen ſie in
den verſchiedenartigſten Oertlichkeiten ihren Aufenthalt. Sie ſind es, welche noch hoch im Gebirge
vorkommen, ſie, welche wie halbe Sumpfvögel auf der Erde leben. Doch bilden die Urwaldungen auch
für ſie die bevorzugten Wohnſtätten.

Dank ihrer großen Verbreitung und ihrer Häufigkeit ſind wir gerade über ihr Leben ziemlich
genau unterrichtet: von ihnen im beſonderen gilt Das, was ich oben im allgemeinen gegeben habe.
Das Nachfolgende wird fernere Belege liefern; wir dürfen deshalb ſofort zu den einzelnen Familien
und den aus ihnen erwählten Arten übergehen.



Unter allen laugſchwänzigen Papageien ſtellt man, und wahrſcheinlich mit Recht, die größten
obenan. Es ſind dies die Araras (Arae), Papageien, welche ſich vor allen übrigen leicht kennzeich-
nen durch ungemein großen Schnabel mit abgeplatteter breiter Firſte, ſehr kurze, mitunter ganz
verſteckte Wachshaut, ſtarkbogig ausgeſchnittenem oder ausgeſchweiftem Unterſchnabel ohne untere
Kinnkante, breite nackte Wangen, auf denen zuweilen kleine Federn reihenartig geordnet ſtehen,
ſehr ſtarke, dicke, kurzläufige Füße mit langen Zehen und großen, ſtark gekrümmten Krallen, lauge,
zugeſpitzte Flügel, welche weit auf den mehr als körperlangen Schwanz hinabreichen, und durch ſehr
derbes Gefieder.

Alle Arten dieſer in jeder Hinſicht ausgezeichneten Gruppe ſind faſt ausſchließlich auf das öſtliche
Südamerika beſchränkt und bewohnen hier den Urwald, fern von den Menſchen und ſeinem Treiben.
Sie leben, abweichend von den meiſten übrigen Papageien, in kleinen Geſellſchaften, welche nur ſelten
mit andern ſich vereinigen und zu großen Haufen anwachſen, nähren ſich hier hauptſächlich von Früch-
ten, ſind verhältnißmäßig ruhig und wenig lebendig, aber ebenſo klug, als andere Papageien, legen in
hohle Baumäſte zwei weiße Eier, laſſen ſich, jung aufgezogen, leicht zähmen und ertragen die Gefan-
genſchaft auch in andern Erdtheilen bei geeigneter Pflege viele Jahre lang. Aus dieſem Grunde
ſieht man ſie bei uns zu Lande ſehr häufig. Jn ihrer Heimat werden ſie ihrer Prachtfedern wegen
eifrig verfolgt und wurden es von den Ureinwohnern Südamerikas von jeher.

Die verſchiedenen Arten haben in ihrer Lebensweiſe Vieles mit einander gemein; demungeachtet
wird es nöthig ſein, die Ausgezeichnetſten unter ihnen ausführlicher zu beſchreiben. Dank den vor-
trefflichen Beobachtungen des Prinzen Max von Wied, Humboldt’s, Pöppig’s und Bur-
meiſter’s
ſind wir im Stande, uns ein klares Bild der Gruppe zu geſtalten; zumal die Angaben
des Erſtgenannten ſind ſo erſchöpfend, daß man ihnen kaum noch Etwas hinzuzufügen vermag.

Jn unſeren Thiergärten und Thierbuden findet ſich vor Allem eine Art mit ziemlicher Regel-
mäßigkeit: der Makao (Ara Macao). Er iſt ein ſtattlicher Vogel von 2¾ Fuß Länge, wovon mehr
als 1 Fuß auf den Schwanz zu rechnen iſt, und 3¾ Fuß Breite. Das Geſieder iſt ſehr prächtig, aber
anſprechend gefärbt. Kopf, Hals, Rücken, Bruſt und Bauch ſind ſcharlachroth, die Federn des
Nackens und Oberrückens mit grünlichen Rändern, welche nach unten hinab immer breiter werden,
der Mittel- und Unterrücken, der Bürzel und die Steißfedern ſind ſchön himmelblau, die obern
Flügeldeckfedern ſcharlachroth, die mittlern der hintern, die untern und die Achſelfedern grün, letztere
auf der Mitte röthlich durchſchimmernd; die vordern Unterflügeldeckfedern, die Schwingen und die
Schwanzfedern auf ihrer Außenfahne ſind ultramarinblau, auf der Jnnenfahne dagegen mattroth,
gleich wie die innern Flügeldeckfedern; die mittleren Schwanzfedern ſind mehr oder weniger roth, die
Schwingen an der Jnnenfahne ſchwärzlich. Auf den nackten, fleiſchfarbigen Wangen, welche wie
mit weißem Mehl überpudert zu ſein ſcheinen, ſtehen in fünf bis ſechs Reihen kleine pinſelförmige
rothe Federn, welche von der Gegend des Naſenloches ausgehen und beide Seiten des Auges um-

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[56/0070] Knacker. Die Papageien. Langſchwänze. Man darf die Langſchwänze die Urbilder der Papageiordnung nennen, auch deshalb mit, weil ſie alle diejenigen Erdſtriche bewohnen, in denen überhaupt Papageien leben. Hier nehmen ſie in den verſchiedenartigſten Oertlichkeiten ihren Aufenthalt. Sie ſind es, welche noch hoch im Gebirge vorkommen, ſie, welche wie halbe Sumpfvögel auf der Erde leben. Doch bilden die Urwaldungen auch für ſie die bevorzugten Wohnſtätten. Dank ihrer großen Verbreitung und ihrer Häufigkeit ſind wir gerade über ihr Leben ziemlich genau unterrichtet: von ihnen im beſonderen gilt Das, was ich oben im allgemeinen gegeben habe. Das Nachfolgende wird fernere Belege liefern; wir dürfen deshalb ſofort zu den einzelnen Familien und den aus ihnen erwählten Arten übergehen. Unter allen laugſchwänzigen Papageien ſtellt man, und wahrſcheinlich mit Recht, die größten obenan. Es ſind dies die Araras (Arae), Papageien, welche ſich vor allen übrigen leicht kennzeich- nen durch ungemein großen Schnabel mit abgeplatteter breiter Firſte, ſehr kurze, mitunter ganz verſteckte Wachshaut, ſtarkbogig ausgeſchnittenem oder ausgeſchweiftem Unterſchnabel ohne untere Kinnkante, breite nackte Wangen, auf denen zuweilen kleine Federn reihenartig geordnet ſtehen, ſehr ſtarke, dicke, kurzläufige Füße mit langen Zehen und großen, ſtark gekrümmten Krallen, lauge, zugeſpitzte Flügel, welche weit auf den mehr als körperlangen Schwanz hinabreichen, und durch ſehr derbes Gefieder. Alle Arten dieſer in jeder Hinſicht ausgezeichneten Gruppe ſind faſt ausſchließlich auf das öſtliche Südamerika beſchränkt und bewohnen hier den Urwald, fern von den Menſchen und ſeinem Treiben. Sie leben, abweichend von den meiſten übrigen Papageien, in kleinen Geſellſchaften, welche nur ſelten mit andern ſich vereinigen und zu großen Haufen anwachſen, nähren ſich hier hauptſächlich von Früch- ten, ſind verhältnißmäßig ruhig und wenig lebendig, aber ebenſo klug, als andere Papageien, legen in hohle Baumäſte zwei weiße Eier, laſſen ſich, jung aufgezogen, leicht zähmen und ertragen die Gefan- genſchaft auch in andern Erdtheilen bei geeigneter Pflege viele Jahre lang. Aus dieſem Grunde ſieht man ſie bei uns zu Lande ſehr häufig. Jn ihrer Heimat werden ſie ihrer Prachtfedern wegen eifrig verfolgt und wurden es von den Ureinwohnern Südamerikas von jeher. Die verſchiedenen Arten haben in ihrer Lebensweiſe Vieles mit einander gemein; demungeachtet wird es nöthig ſein, die Ausgezeichnetſten unter ihnen ausführlicher zu beſchreiben. Dank den vor- trefflichen Beobachtungen des Prinzen Max von Wied, Humboldt’s, Pöppig’s und Bur- meiſter’s ſind wir im Stande, uns ein klares Bild der Gruppe zu geſtalten; zumal die Angaben des Erſtgenannten ſind ſo erſchöpfend, daß man ihnen kaum noch Etwas hinzuzufügen vermag. Jn unſeren Thiergärten und Thierbuden findet ſich vor Allem eine Art mit ziemlicher Regel- mäßigkeit: der Makao (Ara Macao). Er iſt ein ſtattlicher Vogel von 2¾ Fuß Länge, wovon mehr als 1 Fuß auf den Schwanz zu rechnen iſt, und 3¾ Fuß Breite. Das Geſieder iſt ſehr prächtig, aber anſprechend gefärbt. Kopf, Hals, Rücken, Bruſt und Bauch ſind ſcharlachroth, die Federn des Nackens und Oberrückens mit grünlichen Rändern, welche nach unten hinab immer breiter werden, der Mittel- und Unterrücken, der Bürzel und die Steißfedern ſind ſchön himmelblau, die obern Flügeldeckfedern ſcharlachroth, die mittlern der hintern, die untern und die Achſelfedern grün, letztere auf der Mitte röthlich durchſchimmernd; die vordern Unterflügeldeckfedern, die Schwingen und die Schwanzfedern auf ihrer Außenfahne ſind ultramarinblau, auf der Jnnenfahne dagegen mattroth, gleich wie die innern Flügeldeckfedern; die mittleren Schwanzfedern ſind mehr oder weniger roth, die Schwingen an der Jnnenfahne ſchwärzlich. Auf den nackten, fleiſchfarbigen Wangen, welche wie mit weißem Mehl überpudert zu ſein ſcheinen, ſtehen in fünf bis ſechs Reihen kleine pinſelförmige rothe Federn, welche von der Gegend des Naſenloches ausgehen und beide Seiten des Auges um-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/70>, abgerufen am 23.11.2024.