aus zugänglich. Die Bevölkerung von Karang-Kallong bestand im Jahr 1847 aus 2700 Seelen, von welchen 1500 Mann zur Einsammlung der Nester bestimmt waren. Diese bleiben von andern Frohnen frei, bekommen übrigens für ihre gefährliche Arbeit geringen Lohn. Jährlich wird nur drei- mal gesammelt. Ehe die Leute hinabsteigen, halten sie ein aus Reis bestehendes Festessen, genießen nach diesem etwas Opium, beten zur Göttin Njaikidul, und setzen vor deren Bett eine gute Gabe Essen. Die Einkünfte von diesen Höhlen betragen im Durchschnitt jährlich 480,000 Gulden. Auch an verschiedenen andern Plätzen der Südküste Javas und im ganzen indischen Archipel werden Nester gesammelt, welche fast alle nach China wandern.
Es scheint, daß noch heutigen
[Abbildung]
Der weißnackige Stachelsegler (Acanthylis caudacuta).
Tages diese Nester ebenso gesucht und theuer bezahlt werden, wie vor Jahrhunderten. Den Schätzungen der Reisenden nach werden alljähr- lich Millionen der eßbaren Nester nach China ausgeführt, welche zu- sammen einen Werth von gegen 300,000 Pfd. St. haben. Die Chi- nesen unterscheiden eine Menge Sorten und zahlen für diese Speichel- leckerei in des Wortes eigentlichster Bedeutung fabelhafte Summen.
Jn Asien, Afrika, Amerika und Australien leben Segler, welche vor allen andern dadurch sich aus- zeichnen, daß die Schäfte der Federn des ziemlich gerade abgestutzten oder selbst etwas abgerundeten Schwanzes als spitze Stacheln mehr oder weniger weit über die Fahnen hervorragen. Die betreffenden Vögel sind des- halb bezeichnend Stachelschwalben oder Stachelsegler (Acanthylis) genannt worden. Außer diesem wichtigsten Merkmale unterscheiden sich die Stachelschwalben auch durch dichtes und volles Gefieder und kräftigere Fußbildung von andern Arten ihrer Familie. Der Lauf ist länger, als bei diesen; die vier Zehen sind mittellang, die nach hinten gewendete Daumenzehe ist auf- fallend stark. Neuerdings ist die wohlbegründete Sippe wieder in verschiedene Unterabtheilungen zerfällt worden.
Eine der bekanntesten Arten ist der weißnackige Stachelsegler (Acanthylis caudacuta), ein Vogel von 81/2 Zoll Länge und 20 Zoll Breite, dessen Fittig 8 und dessen Schwanz 2 Zoll mißt. Bei ihm sind der Kopf und der Oberhals, die oberen Schwanzdecken, die Rumpfseiten, die Schwingen und der Schwanz düsterschwarz, blaugrün glänzend, der Rücken und die Schulterfedern weißlichbraun, Kinn,
Salangane. Stachelſegler.
aus zugänglich. Die Bevölkerung von Karang-Kallong beſtand im Jahr 1847 aus 2700 Seelen, von welchen 1500 Mann zur Einſammlung der Neſter beſtimmt waren. Dieſe bleiben von andern Frohnen frei, bekommen übrigens für ihre gefährliche Arbeit geringen Lohn. Jährlich wird nur drei- mal geſammelt. Ehe die Leute hinabſteigen, halten ſie ein aus Reis beſtehendes Feſteſſen, genießen nach dieſem etwas Opium, beten zur Göttin Njaikidul, und ſetzen vor deren Bett eine gute Gabe Eſſen. Die Einkünfte von dieſen Höhlen betragen im Durchſchnitt jährlich 480,000 Gulden. Auch an verſchiedenen andern Plätzen der Südküſte Javas und im ganzen indiſchen Archipel werden Neſter geſammelt, welche faſt alle nach China wandern.
Es ſcheint, daß noch heutigen
[Abbildung]
Der weißnackige Stachelſegler (Acanthylis caudacuta).
Tages dieſe Neſter ebenſo geſucht und theuer bezahlt werden, wie vor Jahrhunderten. Den Schätzungen der Reiſenden nach werden alljähr- lich Millionen der eßbaren Neſter nach China ausgeführt, welche zu- ſammen einen Werth von gegen 300,000 Pfd. St. haben. Die Chi- neſen unterſcheiden eine Menge Sorten und zahlen für dieſe Speichel- leckerei in des Wortes eigentlichſter Bedeutung fabelhafte Summen.
Jn Aſien, Afrika, Amerika und Auſtralien leben Segler, welche vor allen andern dadurch ſich aus- zeichnen, daß die Schäfte der Federn des ziemlich gerade abgeſtutzten oder ſelbſt etwas abgerundeten Schwanzes als ſpitze Stacheln mehr oder weniger weit über die Fahnen hervorragen. Die betreffenden Vögel ſind des- halb bezeichnend Stachelſchwalben oder Stachelſegler (Acanthylis) genannt worden. Außer dieſem wichtigſten Merkmale unterſcheiden ſich die Stachelſchwalben auch durch dichtes und volles Gefieder und kräftigere Fußbildung von andern Arten ihrer Familie. Der Lauf iſt länger, als bei dieſen; die vier Zehen ſind mittellang, die nach hinten gewendete Daumenzehe iſt auf- fallend ſtark. Neuerdings iſt die wohlbegründete Sippe wieder in verſchiedene Unterabtheilungen zerfällt worden.
Eine der bekannteſten Arten iſt der weißnackige Stachelſegler (Acanthylis caudacuta), ein Vogel von 8½ Zoll Länge und 20 Zoll Breite, deſſen Fittig 8 und deſſen Schwanz 2 Zoll mißt. Bei ihm ſind der Kopf und der Oberhals, die oberen Schwanzdecken, die Rumpfſeiten, die Schwingen und der Schwanz düſterſchwarz, blaugrün glänzend, der Rücken und die Schulterfedern weißlichbraun, Kinn,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0691"n="653"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Salangane. Stachelſegler.</hi></fw><lb/>
aus zugänglich. Die Bevölkerung von Karang-Kallong beſtand im Jahr 1847 aus 2700 Seelen,<lb/>
von welchen 1500 Mann zur Einſammlung der Neſter beſtimmt waren. Dieſe bleiben von andern<lb/>
Frohnen frei, bekommen übrigens für ihre gefährliche Arbeit geringen Lohn. Jährlich wird nur drei-<lb/>
mal geſammelt. Ehe die Leute hinabſteigen, halten ſie ein aus Reis beſtehendes Feſteſſen, genießen<lb/>
nach dieſem etwas Opium, beten zur Göttin Njaikidul, und ſetzen vor deren Bett eine gute Gabe<lb/>
Eſſen. Die Einkünfte von dieſen Höhlen betragen im Durchſchnitt jährlich 480,000 Gulden. Auch<lb/>
an verſchiedenen andern Plätzen der Südküſte Javas und im ganzen indiſchen Archipel werden Neſter<lb/>
geſammelt, welche faſt alle nach China wandern.</p><lb/><p>Es ſcheint, daß noch heutigen<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der weißnackige Stachelſegler</hi> (<hirendition="#aq">Acanthylis caudacuta</hi>).</hi></head></figure><lb/>
Tages dieſe Neſter ebenſo geſucht<lb/>
und theuer bezahlt werden, wie vor<lb/>
Jahrhunderten. Den Schätzungen<lb/>
der Reiſenden nach werden alljähr-<lb/>
lich Millionen der eßbaren Neſter<lb/>
nach China ausgeführt, welche zu-<lb/>ſammen einen Werth von gegen<lb/>
300,000 Pfd. St. haben. Die Chi-<lb/>
neſen unterſcheiden eine Menge<lb/>
Sorten und zahlen für dieſe Speichel-<lb/>
leckerei in des Wortes eigentlichſter<lb/>
Bedeutung fabelhafte Summen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jn Aſien, Afrika, Amerika<lb/>
und Auſtralien leben Segler, welche<lb/>
vor allen andern dadurch ſich aus-<lb/>
zeichnen, daß die Schäfte der Federn<lb/>
des ziemlich gerade abgeſtutzten oder<lb/>ſelbſt etwas abgerundeten Schwanzes<lb/>
als ſpitze Stacheln mehr oder weniger<lb/>
weit über die Fahnen hervorragen.<lb/>
Die betreffenden Vögel ſind des-<lb/>
halb bezeichnend <hirendition="#g">Stachelſchwalben</hi><lb/>
oder <hirendition="#g">Stachelſegler</hi> (<hirendition="#aq">Acanthylis</hi>)<lb/>
genannt worden. Außer dieſem<lb/>
wichtigſten Merkmale unterſcheiden<lb/>ſich die Stachelſchwalben auch durch<lb/>
dichtes und volles Gefieder und<lb/>
kräftigere Fußbildung von andern<lb/>
Arten ihrer Familie. Der Lauf iſt<lb/>
länger, als bei dieſen; die vier Zehen ſind mittellang, die nach hinten gewendete Daumenzehe iſt auf-<lb/>
fallend ſtark. Neuerdings iſt die wohlbegründete Sippe wieder in verſchiedene Unterabtheilungen<lb/>
zerfällt worden.</p><lb/><p>Eine der bekannteſten Arten iſt der <hirendition="#g">weißnackige Stachelſegler</hi> (<hirendition="#aq">Acanthylis caudacuta</hi>), ein<lb/>
Vogel von 8½ Zoll Länge und 20 Zoll Breite, deſſen Fittig 8 und deſſen Schwanz 2 Zoll mißt. Bei<lb/>
ihm ſind der Kopf und der Oberhals, die oberen Schwanzdecken, die Rumpfſeiten, die Schwingen und<lb/>
der Schwanz düſterſchwarz, blaugrün glänzend, der Rücken und die Schulterfedern weißlichbraun, Kinn,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[653/0691]
Salangane. Stachelſegler.
aus zugänglich. Die Bevölkerung von Karang-Kallong beſtand im Jahr 1847 aus 2700 Seelen,
von welchen 1500 Mann zur Einſammlung der Neſter beſtimmt waren. Dieſe bleiben von andern
Frohnen frei, bekommen übrigens für ihre gefährliche Arbeit geringen Lohn. Jährlich wird nur drei-
mal geſammelt. Ehe die Leute hinabſteigen, halten ſie ein aus Reis beſtehendes Feſteſſen, genießen
nach dieſem etwas Opium, beten zur Göttin Njaikidul, und ſetzen vor deren Bett eine gute Gabe
Eſſen. Die Einkünfte von dieſen Höhlen betragen im Durchſchnitt jährlich 480,000 Gulden. Auch
an verſchiedenen andern Plätzen der Südküſte Javas und im ganzen indiſchen Archipel werden Neſter
geſammelt, welche faſt alle nach China wandern.
Es ſcheint, daß noch heutigen
[Abbildung Der weißnackige Stachelſegler (Acanthylis caudacuta).]
Tages dieſe Neſter ebenſo geſucht
und theuer bezahlt werden, wie vor
Jahrhunderten. Den Schätzungen
der Reiſenden nach werden alljähr-
lich Millionen der eßbaren Neſter
nach China ausgeführt, welche zu-
ſammen einen Werth von gegen
300,000 Pfd. St. haben. Die Chi-
neſen unterſcheiden eine Menge
Sorten und zahlen für dieſe Speichel-
leckerei in des Wortes eigentlichſter
Bedeutung fabelhafte Summen.
Jn Aſien, Afrika, Amerika
und Auſtralien leben Segler, welche
vor allen andern dadurch ſich aus-
zeichnen, daß die Schäfte der Federn
des ziemlich gerade abgeſtutzten oder
ſelbſt etwas abgerundeten Schwanzes
als ſpitze Stacheln mehr oder weniger
weit über die Fahnen hervorragen.
Die betreffenden Vögel ſind des-
halb bezeichnend Stachelſchwalben
oder Stachelſegler (Acanthylis)
genannt worden. Außer dieſem
wichtigſten Merkmale unterſcheiden
ſich die Stachelſchwalben auch durch
dichtes und volles Gefieder und
kräftigere Fußbildung von andern
Arten ihrer Familie. Der Lauf iſt
länger, als bei dieſen; die vier Zehen ſind mittellang, die nach hinten gewendete Daumenzehe iſt auf-
fallend ſtark. Neuerdings iſt die wohlbegründete Sippe wieder in verſchiedene Unterabtheilungen
zerfällt worden.
Eine der bekannteſten Arten iſt der weißnackige Stachelſegler (Acanthylis caudacuta), ein
Vogel von 8½ Zoll Länge und 20 Zoll Breite, deſſen Fittig 8 und deſſen Schwanz 2 Zoll mißt. Bei
ihm ſind der Kopf und der Oberhals, die oberen Schwanzdecken, die Rumpfſeiten, die Schwingen und
der Schwanz düſterſchwarz, blaugrün glänzend, der Rücken und die Schulterfedern weißlichbraun, Kinn,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/691>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.