Schleierkauzes zusammen. Man erlegt die Vögel, siedet sie mit Stumpf und Stiel in Oel, möglicher- weise auch in geweihtem, und erhält dadurch ein Heilmittel von großartiger Wirksamkeit. Dasselbe wird allerdings weniger von den Aerzten verschrieben, obgleich es dem Arzneischatze der Apotheke nicht fehlt, oder nicht fehlen soll; demungeachtet aber vielfach verwendet.
Ueber das Fortpflanzungsgeschäft des Schleierkauzes sind neuerdings sehr auffallende Beobach- tungen gemacht worden. Jn den älteren Naturgeschichten steht, daß die Brutzeit in die Monate April und Mai falle; diese Angabe erleidet jedoch Ausnahmen. Man hat nämlich junge Schleier- eulen wiederholt auch im Oktober und November gefunden, um diese Zeit sogar noch Eier, auf denen die Alte sehr eifrig brütete. Die Liebe erregt auch den Schleierkauz und begeistert ihn zu lebhaftem Schreien. Beide Gatten jagen sich wohl auch spielend mit einander von Thurm zu Thurm. Ein eigentlicher Horst wird nicht gebaut; die Eier liegen ohne alle Unterlage in einem passenden Winkel auf Schutt und Getrümmer. Die Jungen sehen, wie alle Zunftverwandten, anfangs außerordentlich häßlich aus; sie werden aber von ihren Eltern ungemein geliebt und auf das Reichlichste mit Mäusen versorgt. Will man sich, um sie für die Gefangenschaft zu gewinnen, Mühe sparen, so darf man sie nur in ein weitmaschiges Gebauer sperren, die Alten füttern sie hier Wochen und Monate lang ununter- brochen. Pflegt man sie selbst, so lange sie noch jung sind, so werden sie bald in hohem Grade zahm. Sie lassen sich dann ohne Widerstreben berühren, auf der Hand umhertragen, ja selbst zum Aus- und Einfliegen gewöhnen.
Dähne sagt, daß man den Schleierkauz, wenn er im Winter aufgeschreckt heraus und in den Schnee flöge, mit den Händen ergreifen könne, weil er geblendet werde. Jch habe diese Fangart nicht erprobt, sondern lieber das ausgekundete Flugloch der Schleiereule verstopft und sie dann mit einem soge- nannten Kätscher gefangen. Nach meinem Dafürhalten gehören diese schönen und gutmüthigen Thiere zu den angenehmsten Eulen, welche man überhaupt im Käfig halten kann. Jhr Gesichterschneiden ergötzt Jedermann; sie verziehen den Schleier oft so, daß sie, wie mein Vater sagt, als ein wahres Zerr- bild des menschlichen Gesichts erscheinen.
Da der Schleierkauz unbedingt zu den nützlichsten Vögeln gezählt werden muß, verdient die Aufforderung von Lenz die vollste Beachtung aller Verständigen:
"Für die Schleiereule und den Steinkauz sollten überall in Giebeln der Land- und Stadtgebäude Einrichtungen zu Nest und Wohnung sein. Jn jeder Giebelspitze meiner Gebände ist eine Oeffnung von der Größe, wie sie für Tauben genügt. Diese führt in einen inwendig angebrachten Kasten, der links und rechts einen Nestplatz hat. Auf diesen darf das Licht des Eingangs nicht fallen; der Vogel muß also vom Eingang aus durch einen Bretergang einen Fuß tief ins Jnnere des Kastens gehn, dort links oder rechts schwenken und so zum linken oder rechten Neste gelangen; der Eingang zu jedem Nest ist also vom hellen Eingang des Kastens weg gerichtet. Nach dem Jnnern des Hauses zu ist der ganze Kasten fest vernagelt, damit ihn keine unbefugte Hand öffnen und eine Störung in das behagliche Leben der kleinen Erziehungsanstalt bringen kann. -- Nisten sich statt der Käuze Tauben ein, so ist's auch nicht übel; man öffnet dann, wenns der Reinigung wegen nöthig ist, mit Gewalt, und schließt dann wieder. -- Jn jeder Giebelspitze der großen Scheuern Holsteins ist in der Regel eine Oeffnung, durch welche eine Schleiereule bequem hindurch kann. Nach den von Dr. W. Claudius angestellten Untersuchungen stört der holsteinsche Landmann die Ruhe seiner Eulen nie absichtlich, und schützt sie gegen Verfolgung. Die Thierchen fliegen also nach Belieben aus und ein, jagen in und außer der Scheuer lustig den Mäusen nach, vertragen sich mit den Hauskatzen vortrefflich, und bauen ihr Nest in den dunklen Raum."
Die Fänger. Raubvögel. Nachtkäuze.
Schleierkauzes zuſammen. Man erlegt die Vögel, ſiedet ſie mit Stumpf und Stiel in Oel, möglicher- weiſe auch in geweihtem, und erhält dadurch ein Heilmittel von großartiger Wirkſamkeit. Daſſelbe wird allerdings weniger von den Aerzten verſchrieben, obgleich es dem Arzneiſchatze der Apotheke nicht fehlt, oder nicht fehlen ſoll; demungeachtet aber vielfach verwendet.
Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft des Schleierkauzes ſind neuerdings ſehr auffallende Beobach- tungen gemacht worden. Jn den älteren Naturgeſchichten ſteht, daß die Brutzeit in die Monate April und Mai falle; dieſe Angabe erleidet jedoch Ausnahmen. Man hat nämlich junge Schleier- eulen wiederholt auch im Oktober und November gefunden, um dieſe Zeit ſogar noch Eier, auf denen die Alte ſehr eifrig brütete. Die Liebe erregt auch den Schleierkauz und begeiſtert ihn zu lebhaftem Schreien. Beide Gatten jagen ſich wohl auch ſpielend mit einander von Thurm zu Thurm. Ein eigentlicher Horſt wird nicht gebaut; die Eier liegen ohne alle Unterlage in einem paſſenden Winkel auf Schutt und Getrümmer. Die Jungen ſehen, wie alle Zunftverwandten, anfangs außerordentlich häßlich aus; ſie werden aber von ihren Eltern ungemein geliebt und auf das Reichlichſte mit Mäuſen verſorgt. Will man ſich, um ſie für die Gefangenſchaft zu gewinnen, Mühe ſparen, ſo darf man ſie nur in ein weitmaſchiges Gebauer ſperren, die Alten füttern ſie hier Wochen und Monate lang ununter- brochen. Pflegt man ſie ſelbſt, ſo lange ſie noch jung ſind, ſo werden ſie bald in hohem Grade zahm. Sie laſſen ſich dann ohne Widerſtreben berühren, auf der Hand umhertragen, ja ſelbſt zum Aus- und Einfliegen gewöhnen.
Dähne ſagt, daß man den Schleierkauz, wenn er im Winter aufgeſchreckt heraus und in den Schnee flöge, mit den Händen ergreifen könne, weil er geblendet werde. Jch habe dieſe Fangart nicht erprobt, ſondern lieber das ausgekundete Flugloch der Schleiereule verſtopft und ſie dann mit einem ſoge- nannten Kätſcher gefangen. Nach meinem Dafürhalten gehören dieſe ſchönen und gutmüthigen Thiere zu den angenehmſten Eulen, welche man überhaupt im Käfig halten kann. Jhr Geſichterſchneiden ergötzt Jedermann; ſie verziehen den Schleier oft ſo, daß ſie, wie mein Vater ſagt, als ein wahres Zerr- bild des menſchlichen Geſichts erſcheinen.
Da der Schleierkauz unbedingt zu den nützlichſten Vögeln gezählt werden muß, verdient die Aufforderung von Lenz die vollſte Beachtung aller Verſtändigen:
„Für die Schleiereule und den Steinkauz ſollten überall in Giebeln der Land- und Stadtgebäude Einrichtungen zu Neſt und Wohnung ſein. Jn jeder Giebelſpitze meiner Gebände iſt eine Oeffnung von der Größe, wie ſie für Tauben genügt. Dieſe führt in einen inwendig angebrachten Kaſten, der links und rechts einen Neſtplatz hat. Auf dieſen darf das Licht des Eingangs nicht fallen; der Vogel muß alſo vom Eingang aus durch einen Bretergang einen Fuß tief ins Jnnere des Kaſtens gehn, dort links oder rechts ſchwenken und ſo zum linken oder rechten Neſte gelangen; der Eingang zu jedem Neſt iſt alſo vom hellen Eingang des Kaſtens weg gerichtet. Nach dem Jnnern des Hauſes zu iſt der ganze Kaſten feſt vernagelt, damit ihn keine unbefugte Hand öffnen und eine Störung in das behagliche Leben der kleinen Erziehungsanſtalt bringen kann. — Niſten ſich ſtatt der Käuze Tauben ein, ſo iſt’s auch nicht übel; man öffnet dann, wenns der Reinigung wegen nöthig iſt, mit Gewalt, und ſchließt dann wieder. — Jn jeder Giebelſpitze der großen Scheuern Holſteins iſt in der Regel eine Oeffnung, durch welche eine Schleiereule bequem hindurch kann. Nach den von Dr. W. Claudius angeſtellten Unterſuchungen ſtört der holſteinſche Landmann die Ruhe ſeiner Eulen nie abſichtlich, und ſchützt ſie gegen Verfolgung. Die Thierchen fliegen alſo nach Belieben aus und ein, jagen in und außer der Scheuer luſtig den Mäuſen nach, vertragen ſich mit den Hauskatzen vortrefflich, und bauen ihr Neſt in den dunklen Raum.‟
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[624/0660]
Die Fänger. Raubvögel. Nachtkäuze.
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weiſe auch in geweihtem, und erhält dadurch ein Heilmittel von großartiger Wirkſamkeit. Daſſelbe
wird allerdings weniger von den Aerzten verſchrieben, obgleich es dem Arzneiſchatze der Apotheke
nicht fehlt, oder nicht fehlen ſoll; demungeachtet aber vielfach verwendet.
Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft des Schleierkauzes ſind neuerdings ſehr auffallende Beobach-
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April und Mai falle; dieſe Angabe erleidet jedoch Ausnahmen. Man hat nämlich junge Schleier-
eulen wiederholt auch im Oktober und November gefunden, um dieſe Zeit ſogar noch Eier, auf denen
die Alte ſehr eifrig brütete. Die Liebe erregt auch den Schleierkauz und begeiſtert ihn zu lebhaftem
Schreien. Beide Gatten jagen ſich wohl auch ſpielend mit einander von Thurm zu Thurm. Ein
eigentlicher Horſt wird nicht gebaut; die Eier liegen ohne alle Unterlage in einem paſſenden Winkel
auf Schutt und Getrümmer. Die Jungen ſehen, wie alle Zunftverwandten, anfangs außerordentlich
häßlich aus; ſie werden aber von ihren Eltern ungemein geliebt und auf das Reichlichſte mit Mäuſen
verſorgt. Will man ſich, um ſie für die Gefangenſchaft zu gewinnen, Mühe ſparen, ſo darf man ſie nur
in ein weitmaſchiges Gebauer ſperren, die Alten füttern ſie hier Wochen und Monate lang ununter-
brochen. Pflegt man ſie ſelbſt, ſo lange ſie noch jung ſind, ſo werden ſie bald in hohem Grade zahm.
Sie laſſen ſich dann ohne Widerſtreben berühren, auf der Hand umhertragen, ja ſelbſt zum Aus- und
Einfliegen gewöhnen.
Dähne ſagt, daß man den Schleierkauz, wenn er im Winter aufgeſchreckt heraus und in den Schnee
flöge, mit den Händen ergreifen könne, weil er geblendet werde. Jch habe dieſe Fangart nicht erprobt,
ſondern lieber das ausgekundete Flugloch der Schleiereule verſtopft und ſie dann mit einem ſoge-
nannten Kätſcher gefangen. Nach meinem Dafürhalten gehören dieſe ſchönen und gutmüthigen Thiere
zu den angenehmſten Eulen, welche man überhaupt im Käfig halten kann. Jhr Geſichterſchneiden
ergötzt Jedermann; ſie verziehen den Schleier oft ſo, daß ſie, wie mein Vater ſagt, als ein wahres Zerr-
bild des menſchlichen Geſichts erſcheinen.
Da der Schleierkauz unbedingt zu den nützlichſten Vögeln gezählt werden muß, verdient die
Aufforderung von Lenz die vollſte Beachtung aller Verſtändigen:
„Für die Schleiereule und den Steinkauz ſollten überall in Giebeln der Land- und Stadtgebäude
Einrichtungen zu Neſt und Wohnung ſein. Jn jeder Giebelſpitze meiner Gebände iſt eine Oeffnung
von der Größe, wie ſie für Tauben genügt. Dieſe führt in einen inwendig angebrachten Kaſten, der
links und rechts einen Neſtplatz hat. Auf dieſen darf das Licht des Eingangs nicht fallen; der Vogel
muß alſo vom Eingang aus durch einen Bretergang einen Fuß tief ins Jnnere des Kaſtens gehn,
dort links oder rechts ſchwenken und ſo zum linken oder rechten Neſte gelangen; der Eingang zu jedem
Neſt iſt alſo vom hellen Eingang des Kaſtens weg gerichtet. Nach dem Jnnern des Hauſes zu iſt der
ganze Kaſten feſt vernagelt, damit ihn keine unbefugte Hand öffnen und eine Störung in das behagliche
Leben der kleinen Erziehungsanſtalt bringen kann. — Niſten ſich ſtatt der Käuze Tauben ein, ſo iſt’s auch
nicht übel; man öffnet dann, wenns der Reinigung wegen nöthig iſt, mit Gewalt, und ſchließt dann
wieder. — Jn jeder Giebelſpitze der großen Scheuern Holſteins iſt in der Regel eine Oeffnung, durch
welche eine Schleiereule bequem hindurch kann. Nach den von Dr. W. Claudius angeſtellten
Unterſuchungen ſtört der holſteinſche Landmann die Ruhe ſeiner Eulen nie abſichtlich, und ſchützt ſie
gegen Verfolgung. Die Thierchen fliegen alſo nach Belieben aus und ein, jagen in und außer
der Scheuer luſtig den Mäuſen nach, vertragen ſich mit den Hauskatzen vortrefflich, und bauen ihr
Neſt in den dunklen Raum.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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