selbst dann nicht, wenn harte Verfolgung sie drängt. Gleichsam neckend und lockend stößt sie ein pfeifendes Geschrei aus und fliegt nur wenige Schritte. Allein gar bald ergibt sich der Jrrthum der Voraussetzung, daß sie tagsblind sein müsse. Umsonst bemüht man sich, ihr näher zu kommen. Sie beobachtet mit scharfem Auge ihren Feind und wird oft von dem ähnlich gefärbten Boden ununter- scheidbar, bis sie, zuletzt des Spieles müde, auf einmal in einer der Höhlen verschwindet." Der Prinz von Wied bemerkt, daß die Eulen gewöhnlich auf einem niedern Strauche oder auf der Erde sitzen, besonders aber auf jenen Termitengebäuden von gelben Letten, welche einen sehr flachen, kleinen Hügel bilden. Jhr Gang auf dem Boden ist sehr geschickt, der Flug zuckend, wellenartig; im Sitzen macht sie dieselben Bücklinge und Wendungen mit dem Kopf, wie der Steinkauz. Wenn sie den Menschen bemerkt, streckt sie den Hals hoch empor und "ihre großen Augen glänzen", wie Schomburgk sagt, "gleich Sternen". Dann duckt sie sich plötzlich nieder und erspäht den günstigen Augenblick zur Flucht, welche regelmäßig mit lautem, gellenden "Tschi tschi tschi" angetreten wird.
Nur kurz nach der Brutzeit sieht man die Höhleneulen in Gesellschaften, außerdem stets paar- weise. Aber ein Paar wohnt dicht neben dem andern, und da, wo es wenig Höhlen gibt, ist gewiß jede von den sonderbaren Vögeln besetzt. Jn der Tiefe dieser Höhlen steht auch das Nest unserer Eule, falls man von Nest reden darf; denn die drei weißen Eier liegen nach Angabe Azara's ein- fach auf dem Boden der Höhle. Von der nordamerikanischen Art sagt Townsend, daß das Nest am Ende der Höhle aus feinem Grase angelegt sei und regelmäßig vier blaßweiße Eier von Tauben- eigröße enthalte.
Mäuse, Schlangen oder Eidechsen und Heuschrecken bilden nach Darwin's Untersuchungen die Nahrung der Höhleneule. Unter Umständen fängt sie aber auch Krabben und anderes Wassergethier, wenn dieses sich an das Land wagt.
Sehr auffallend ist eine Angabe von Townsend, welche freilich nicht auf eigener Beobachtung, sondern nur auf übereinstimmenden Behauptungen der Jndianer beruht. Die nordamerikanischen Höhleneulen nämlich sollen sich mit ihren Feinden, den Prairiehunden, Ende Augusts in das Jnnere zurückziehen und Winterschlaf halten. Jch glaube, daß diese Angabe der Berichtigung bedarf. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Eule mit Beginn des Winters verschwindet, schwerlich aber wird sie sich in das Jnnere ihrer Höhlen zurückziehen, sondern höchst wahrscheinlich nach südlicheren Gegenden wandern, welche ihr auch im Winter freie Jagd gestatten.
Ueber die Feinde der Höhleneule finde ich keine Mittheilungen. Wahrscheinlich machen die größeren Falken mit ihr ebenso wenig Umstände, wie die unsrigen mit dem Steinkauz. Dagegen bleibt es fraglich, ob auch die Klapperschlange zu ihren Feinden gezählt werden darf. Geyer, welcher Murmelthiere, Höhlenenlen und Klapperschlangen oft zusammen gesehen hat, sagt: "Man würde sich irren, zu glauben, daß diese Thiere friedlich beisammen wohnen; denn ich habe mich über- zeugt, daß die Klapperschlange, wenn sie sich einmal eingestellt hat, nach einigen Sommern der alleinige Bewohner dieser Baue ist." Es ist aber immer noch möglich, daß die Eule auswandert, wenn die Schlange übermächtig wird. Von Schmarotzern hat die Höhleneule mehr als jeder andere Vogel zu leiden. Es soll nach Townsend eine höchst beschwerliche Arbeit sein, einen dieser Vögel abzubalgen; er wimmelt von Flöhen, wie es scheint, von denselben, von welchen auch seine behaarten Hausgenossen heimgesucht werden.
Die liebenswürdigsten und zierlichsten aller Eulen sind die Zwerge der Zunft, welche wir wohl auch Sperlingseulen benennen, nicht weil sie auf Sperlinge jagen, sondern weil sie kaum größer als Sperlinge sind. Man kann die hierher gehörigen Vögel in einer besondern Horde vereinigen; denn ihre Anzahl ist groß, und innerhalb der Abtheilung zeigen sich so manche Unterschiede, welche zur Trennung in mehrere Sippen berechtigen, wenigstens nach den neuzeitlichen Anschauungen. Man
Die Fänger. Raubvögel. Tageulen.
ſelbſt dann nicht, wenn harte Verfolgung ſie drängt. Gleichſam neckend und lockend ſtößt ſie ein pfeifendes Geſchrei aus und fliegt nur wenige Schritte. Allein gar bald ergibt ſich der Jrrthum der Vorausſetzung, daß ſie tagsblind ſein müſſe. Umſonſt bemüht man ſich, ihr näher zu kommen. Sie beobachtet mit ſcharfem Auge ihren Feind und wird oft von dem ähnlich gefärbten Boden ununter- ſcheidbar, bis ſie, zuletzt des Spieles müde, auf einmal in einer der Höhlen verſchwindet.‟ Der Prinz von Wied bemerkt, daß die Eulen gewöhnlich auf einem niedern Strauche oder auf der Erde ſitzen, beſonders aber auf jenen Termitengebäuden von gelben Letten, welche einen ſehr flachen, kleinen Hügel bilden. Jhr Gang auf dem Boden iſt ſehr geſchickt, der Flug zuckend, wellenartig; im Sitzen macht ſie dieſelben Bücklinge und Wendungen mit dem Kopf, wie der Steinkauz. Wenn ſie den Menſchen bemerkt, ſtreckt ſie den Hals hoch empor und „ihre großen Augen glänzen‟, wie Schomburgk ſagt, „gleich Sternen‟. Dann duckt ſie ſich plötzlich nieder und erſpäht den günſtigen Augenblick zur Flucht, welche regelmäßig mit lautem, gellenden „Tſchi tſchi tſchi‟ angetreten wird.
Nur kurz nach der Brutzeit ſieht man die Höhleneulen in Geſellſchaften, außerdem ſtets paar- weiſe. Aber ein Paar wohnt dicht neben dem andern, und da, wo es wenig Höhlen gibt, iſt gewiß jede von den ſonderbaren Vögeln beſetzt. Jn der Tiefe dieſer Höhlen ſteht auch das Neſt unſerer Eule, falls man von Neſt reden darf; denn die drei weißen Eier liegen nach Angabe Azara’s ein- fach auf dem Boden der Höhle. Von der nordamerikaniſchen Art ſagt Townsend, daß das Neſt am Ende der Höhle aus feinem Graſe angelegt ſei und regelmäßig vier blaßweiße Eier von Tauben- eigröße enthalte.
Mäuſe, Schlangen oder Eidechſen und Heuſchrecken bilden nach Darwin’s Unterſuchungen die Nahrung der Höhleneule. Unter Umſtänden fängt ſie aber auch Krabben und anderes Waſſergethier, wenn dieſes ſich an das Land wagt.
Sehr auffallend iſt eine Angabe von Townsend, welche freilich nicht auf eigener Beobachtung, ſondern nur auf übereinſtimmenden Behauptungen der Jndianer beruht. Die nordamerikaniſchen Höhleneulen nämlich ſollen ſich mit ihren Feinden, den Prairiehunden, Ende Auguſts in das Jnnere zurückziehen und Winterſchlaf halten. Jch glaube, daß dieſe Angabe der Berichtigung bedarf. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Eule mit Beginn des Winters verſchwindet, ſchwerlich aber wird ſie ſich in das Jnnere ihrer Höhlen zurückziehen, ſondern höchſt wahrſcheinlich nach ſüdlicheren Gegenden wandern, welche ihr auch im Winter freie Jagd geſtatten.
Ueber die Feinde der Höhleneule finde ich keine Mittheilungen. Wahrſcheinlich machen die größeren Falken mit ihr ebenſo wenig Umſtände, wie die unſrigen mit dem Steinkauz. Dagegen bleibt es fraglich, ob auch die Klapperſchlange zu ihren Feinden gezählt werden darf. Geyer, welcher Murmelthiere, Höhlenenlen und Klapperſchlangen oft zuſammen geſehen hat, ſagt: „Man würde ſich irren, zu glauben, daß dieſe Thiere friedlich beiſammen wohnen; denn ich habe mich über- zeugt, daß die Klapperſchlange, wenn ſie ſich einmal eingeſtellt hat, nach einigen Sommern der alleinige Bewohner dieſer Baue iſt.‟ Es iſt aber immer noch möglich, daß die Eule auswandert, wenn die Schlange übermächtig wird. Von Schmarotzern hat die Höhleneule mehr als jeder andere Vogel zu leiden. Es ſoll nach Townsend eine höchſt beſchwerliche Arbeit ſein, einen dieſer Vögel abzubalgen; er wimmelt von Flöhen, wie es ſcheint, von denſelben, von welchen auch ſeine behaarten Hausgenoſſen heimgeſucht werden.
Die liebenswürdigſten und zierlichſten aller Eulen ſind die Zwerge der Zunft, welche wir wohl auch Sperlingseulen benennen, nicht weil ſie auf Sperlinge jagen, ſondern weil ſie kaum größer als Sperlinge ſind. Man kann die hierher gehörigen Vögel in einer beſondern Horde vereinigen; denn ihre Anzahl iſt groß, und innerhalb der Abtheilung zeigen ſich ſo manche Unterſchiede, welche zur Trennung in mehrere Sippen berechtigen, wenigſtens nach den neuzeitlichen Anſchauungen. Man
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Die Fänger. Raubvögel. Tageulen.
ſelbſt dann nicht, wenn harte Verfolgung ſie drängt. Gleichſam neckend und lockend ſtößt ſie ein
pfeifendes Geſchrei aus und fliegt nur wenige Schritte. Allein gar bald ergibt ſich der Jrrthum der
Vorausſetzung, daß ſie tagsblind ſein müſſe. Umſonſt bemüht man ſich, ihr näher zu kommen. Sie
beobachtet mit ſcharfem Auge ihren Feind und wird oft von dem ähnlich gefärbten Boden ununter-
ſcheidbar, bis ſie, zuletzt des Spieles müde, auf einmal in einer der Höhlen verſchwindet.‟ Der Prinz
von Wied bemerkt, daß die Eulen gewöhnlich auf einem niedern Strauche oder auf der Erde ſitzen,
beſonders aber auf jenen Termitengebäuden von gelben Letten, welche einen ſehr flachen, kleinen Hügel
bilden. Jhr Gang auf dem Boden iſt ſehr geſchickt, der Flug zuckend, wellenartig; im Sitzen macht
ſie dieſelben Bücklinge und Wendungen mit dem Kopf, wie der Steinkauz. Wenn ſie den Menſchen
bemerkt, ſtreckt ſie den Hals hoch empor und „ihre großen Augen glänzen‟, wie Schomburgk ſagt,
„gleich Sternen‟. Dann duckt ſie ſich plötzlich nieder und erſpäht den günſtigen Augenblick zur
Flucht, welche regelmäßig mit lautem, gellenden „Tſchi tſchi tſchi‟ angetreten wird.
Nur kurz nach der Brutzeit ſieht man die Höhleneulen in Geſellſchaften, außerdem ſtets paar-
weiſe. Aber ein Paar wohnt dicht neben dem andern, und da, wo es wenig Höhlen gibt, iſt gewiß
jede von den ſonderbaren Vögeln beſetzt. Jn der Tiefe dieſer Höhlen ſteht auch das Neſt unſerer
Eule, falls man von Neſt reden darf; denn die drei weißen Eier liegen nach Angabe Azara’s ein-
fach auf dem Boden der Höhle. Von der nordamerikaniſchen Art ſagt Townsend, daß das Neſt
am Ende der Höhle aus feinem Graſe angelegt ſei und regelmäßig vier blaßweiße Eier von Tauben-
eigröße enthalte.
Mäuſe, Schlangen oder Eidechſen und Heuſchrecken bilden nach Darwin’s Unterſuchungen die
Nahrung der Höhleneule. Unter Umſtänden fängt ſie aber auch Krabben und anderes Waſſergethier,
wenn dieſes ſich an das Land wagt.
Sehr auffallend iſt eine Angabe von Townsend, welche freilich nicht auf eigener Beobachtung,
ſondern nur auf übereinſtimmenden Behauptungen der Jndianer beruht. Die nordamerikaniſchen
Höhleneulen nämlich ſollen ſich mit ihren Feinden, den Prairiehunden, Ende Auguſts in das Jnnere
zurückziehen und Winterſchlaf halten. Jch glaube, daß dieſe Angabe der Berichtigung bedarf. Es
unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Eule mit Beginn des Winters verſchwindet, ſchwerlich aber
wird ſie ſich in das Jnnere ihrer Höhlen zurückziehen, ſondern höchſt wahrſcheinlich nach ſüdlicheren
Gegenden wandern, welche ihr auch im Winter freie Jagd geſtatten.
Ueber die Feinde der Höhleneule finde ich keine Mittheilungen. Wahrſcheinlich machen die
größeren Falken mit ihr ebenſo wenig Umſtände, wie die unſrigen mit dem Steinkauz. Dagegen
bleibt es fraglich, ob auch die Klapperſchlange zu ihren Feinden gezählt werden darf. Geyer,
welcher Murmelthiere, Höhlenenlen und Klapperſchlangen oft zuſammen geſehen hat, ſagt: „Man
würde ſich irren, zu glauben, daß dieſe Thiere friedlich beiſammen wohnen; denn ich habe mich über-
zeugt, daß die Klapperſchlange, wenn ſie ſich einmal eingeſtellt hat, nach einigen Sommern der
alleinige Bewohner dieſer Baue iſt.‟ Es iſt aber immer noch möglich, daß die Eule auswandert,
wenn die Schlange übermächtig wird. Von Schmarotzern hat die Höhleneule mehr als jeder andere
Vogel zu leiden. Es ſoll nach Townsend eine höchſt beſchwerliche Arbeit ſein, einen dieſer Vögel
abzubalgen; er wimmelt von Flöhen, wie es ſcheint, von denſelben, von welchen auch ſeine behaarten
Hausgenoſſen heimgeſucht werden.
Die liebenswürdigſten und zierlichſten aller Eulen ſind die Zwerge der Zunft, welche wir wohl
auch Sperlingseulen benennen, nicht weil ſie auf Sperlinge jagen, ſondern weil ſie kaum größer
als Sperlinge ſind. Man kann die hierher gehörigen Vögel in einer beſondern Horde vereinigen;
denn ihre Anzahl iſt groß, und innerhalb der Abtheilung zeigen ſich ſo manche Unterſchiede, welche zur
Trennung in mehrere Sippen berechtigen, wenigſtens nach den neuzeitlichen Anſchauungen. Man
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/636>, abgerufen am 25.11.2024.
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