weiß, die Oberbrust durch ein verwaschenes Querband geziert; die Unterbrust, der Bauch und die Seiten sind weiß, schmal schwarzbraun in die Quere gestreift oder gesperbert; die Schwingen und Schwanzfedern sind mäusegrau, weißlich gebändert. Jm Schwanz zählt man außer dem Spitzen- saume neun weiße Querstreifen. Der Schnabel ist schmuzig wachsgelb, an der Spitze hornschwarz; das Auge ist schön dunkelschwefelgelb. Junge Vögel unterscheiden sich wenig von den alten; diese aber ändern vielfach ab, ohne daß dadurch übrigens das Gesammtgepräge der Zeichnung verwischt würde. Die Länge beträgt 15 bis 16 Zoll, die Breite 29 bis 31 Zoll; der Fittig mißt 9 Zoll, der Schwanz 7 Zoll.
Die Sperbereule wird unter den deutschen Vögeln aufgezählt, weil sie nicht gerade selten in unserm Vaterlande erscheint und zwar regelmäßig im Winter, vertrieben durch dieselben Ursachen, welche andere hochnordische Wintergäste uns zuführen. Jhre eigentliche Heimat ist der Norden jenseits des Polarkreises. Sie ist gemein in gewissen Gegenden Skandinaviens; -- doch habe ich sie, wie ich aus- drücklich bemerken will, bei meinen Streifereien niemals zu sehen bekommen --; sie findet sich in Finnland, Rußland und Sibirien; sie tritt endlich zahlreich im hohen Norden Amerikas auf und ist nach Süden hin bis zu den Bermuden beobachtet worden. Nach Wallengren reicht sie durch den ganzen Nadelwaldgürtel und steigt in den skandinavischen Alpen sogar bis zu den Birkenwäldern, welche die oberste Grenze des Baumwuchses bezeichnen, empor; nach Radde bevorzugt sie in Sibirien Wälder, in denen die Lerchen vorwalten, und meidet waldfreie Landschaften; im Burejagebirge hat Radde keine einzige bemerkt; in den Ebenen am Fuße des Gebirges mehrere. Kittlitz glaubt, daß sie die einzige Eule Kamtschatka's sei; er hat wenigstens dort keine andere Art der Zunft gefunden. Richardson sagt, daß sie in allen Pelzgegenden Nordamerikas als ein gemeiner Vogel bezeichnet werden müsse.
Ueber Lebensweise, Betragen, Nahrung und Fortpflanzung liegen vielfache Berichte vor. Die ausführlichsten und besten Beobachtungen sind aber keineswegs von den Naturforschern, welche die Sperbereule in ihrer Heimat sahen, sondern von Naumann und meinem Vater in Deutschland gemacht worden. Nilson's Werk über die schwedischen Vögel ist mir nicht zur Hand; von allen übrigen Forschern aber, deren Angaben mir bekannt sind, erfahren wir höchst wenig. "Die Sperber- eule", sagt Richardson, "wird von den Pelzjägern häufiger getödtet, als irgend ein anderer Vogel, weil sie bei Tage fliegt und ein kühner Räuber ist. Während des Winters nährt sie sich vorzugs- weise von Mäusen und Kerbthieren; in den Schneegegenden aber jagt sie hauptsächlich Schneehühner und verfolgt diese regelmäßig im Frühjahre und Herbst. Sie baut ihr Nest auf Bäume und zwar von Reisig, Gras und Federn und legt zwei weiße Eier. Wenn der Jäger Schneehühner schießt, wird sie gewöhnlich durch den Schuß herbeigezogen und ist oft kühn genug, sich auf den eben geschossenen Vogel zu stürzen. Jhn wegzutragen, vermag sie nicht. Nachts umschwärmt sie die Lagerfeuer der Jndianer." Jm übrigen theilen uns die amerikanischen Forscher nur über ihre Wanderungen in Amerika Einiges mit, ungefähr Dasselbe, was wir durch unsere eigenen Beobachtungen auch erfahren haben. Wallengren beschreibt das Brutgeschäft ausführlicher. "Die Sperbereule", sagt er, "legt ihren Horst auf hohen Kiefern an. Er ist zusammengesetzt aus Aesten und Reisern und mit trockenem Mos und Flechten ausgefüttert. Sie legt sechs bis sieben weiße und abgerundete Eier, welche etwas kleiner sind, als die des Baumkauzes. Anfangs Juli sind die Jungen flügg. Schon im mitt- leren Schweden zwischen dem 59. und 60. Grade trifft man sie horstend, obwohl noch selten; ich ver- muthe aber, daß sie in noch südlicheren Gegenden Brutvogel sein mag." Radde theilt uns mit, daß er am 20. Mai fast flügge Junge erhielt.
Glücklicher Weise haben die genannten beiden Altmeister, Raumann und mein Vater, mit ihren Augen die Sperbereule beobachten können und mehr gesehen, als alle soeben genannten Forscher zusammen genommen. "Mit den Wanderungen dieses Vogels", sagt Naumann, "mag es eine eigene Bewandtniß haben; denn es verstreichen oft viele Jahre, wo man keine zu sehen bekommt; dann sieht man sie wieder mehrere Jahre hinter einander einzeln, ja es können Jahre eintreten, wo sie sogar
Die Fänger. Raubvögel. Eulen.
weiß, die Oberbruſt durch ein verwaſchenes Querband geziert; die Unterbruſt, der Bauch und die Seiten ſind weiß, ſchmal ſchwarzbraun in die Quere geſtreift oder geſperbert; die Schwingen und Schwanzfedern ſind mäuſegrau, weißlich gebändert. Jm Schwanz zählt man außer dem Spitzen- ſaume neun weiße Querſtreifen. Der Schnabel iſt ſchmuzig wachsgelb, an der Spitze hornſchwarz; das Auge iſt ſchön dunkelſchwefelgelb. Junge Vögel unterſcheiden ſich wenig von den alten; dieſe aber ändern vielfach ab, ohne daß dadurch übrigens das Geſammtgepräge der Zeichnung verwiſcht würde. Die Länge beträgt 15 bis 16 Zoll, die Breite 29 bis 31 Zoll; der Fittig mißt 9 Zoll, der Schwanz 7 Zoll.
Die Sperbereule wird unter den deutſchen Vögeln aufgezählt, weil ſie nicht gerade ſelten in unſerm Vaterlande erſcheint und zwar regelmäßig im Winter, vertrieben durch dieſelben Urſachen, welche andere hochnordiſche Wintergäſte uns zuführen. Jhre eigentliche Heimat iſt der Norden jenſeits des Polarkreiſes. Sie iſt gemein in gewiſſen Gegenden Skandinaviens; — doch habe ich ſie, wie ich aus- drücklich bemerken will, bei meinen Streifereien niemals zu ſehen bekommen —; ſie findet ſich in Finnland, Rußland und Sibirien; ſie tritt endlich zahlreich im hohen Norden Amerikas auf und iſt nach Süden hin bis zu den Bermuden beobachtet worden. Nach Wallengren reicht ſie durch den ganzen Nadelwaldgürtel und ſteigt in den ſkandinaviſchen Alpen ſogar bis zu den Birkenwäldern, welche die oberſte Grenze des Baumwuchſes bezeichnen, empor; nach Radde bevorzugt ſie in Sibirien Wälder, in denen die Lerchen vorwalten, und meidet waldfreie Landſchaften; im Burejagebirge hat Radde keine einzige bemerkt; in den Ebenen am Fuße des Gebirges mehrere. Kittlitz glaubt, daß ſie die einzige Eule Kamtſchatka’s ſei; er hat wenigſtens dort keine andere Art der Zunft gefunden. Richardſon ſagt, daß ſie in allen Pelzgegenden Nordamerikas als ein gemeiner Vogel bezeichnet werden müſſe.
Ueber Lebensweiſe, Betragen, Nahrung und Fortpflanzung liegen vielfache Berichte vor. Die ausführlichſten und beſten Beobachtungen ſind aber keineswegs von den Naturforſchern, welche die Sperbereule in ihrer Heimat ſahen, ſondern von Naumann und meinem Vater in Deutſchland gemacht worden. Nilſon’s Werk über die ſchwediſchen Vögel iſt mir nicht zur Hand; von allen übrigen Forſchern aber, deren Angaben mir bekannt ſind, erfahren wir höchſt wenig. „Die Sperber- eule‟, ſagt Richardſon, „wird von den Pelzjägern häufiger getödtet, als irgend ein anderer Vogel, weil ſie bei Tage fliegt und ein kühner Räuber iſt. Während des Winters nährt ſie ſich vorzugs- weiſe von Mäuſen und Kerbthieren; in den Schneegegenden aber jagt ſie hauptſächlich Schneehühner und verfolgt dieſe regelmäßig im Frühjahre und Herbſt. Sie baut ihr Neſt auf Bäume und zwar von Reiſig, Gras und Federn und legt zwei weiße Eier. Wenn der Jäger Schneehühner ſchießt, wird ſie gewöhnlich durch den Schuß herbeigezogen und iſt oft kühn genug, ſich auf den eben geſchoſſenen Vogel zu ſtürzen. Jhn wegzutragen, vermag ſie nicht. Nachts umſchwärmt ſie die Lagerfeuer der Jndianer.‟ Jm übrigen theilen uns die amerikaniſchen Forſcher nur über ihre Wanderungen in Amerika Einiges mit, ungefähr Daſſelbe, was wir durch unſere eigenen Beobachtungen auch erfahren haben. Wallengren beſchreibt das Brutgeſchäft ausführlicher. „Die Sperbereule‟, ſagt er, „legt ihren Horſt auf hohen Kiefern an. Er iſt zuſammengeſetzt aus Aeſten und Reiſern und mit trockenem Mos und Flechten ausgefüttert. Sie legt ſechs bis ſieben weiße und abgerundete Eier, welche etwas kleiner ſind, als die des Baumkauzes. Anfangs Juli ſind die Jungen flügg. Schon im mitt- leren Schweden zwiſchen dem 59. und 60. Grade trifft man ſie horſtend, obwohl noch ſelten; ich ver- muthe aber, daß ſie in noch ſüdlicheren Gegenden Brutvogel ſein mag.‟ Radde theilt uns mit, daß er am 20. Mai faſt flügge Junge erhielt.
Glücklicher Weiſe haben die genannten beiden Altmeiſter, Raumann und mein Vater, mit ihren Augen die Sperbereule beobachten können und mehr geſehen, als alle ſoeben genannten Forſcher zuſammen genommen. „Mit den Wanderungen dieſes Vogels‟, ſagt Naumann, „mag es eine eigene Bewandtniß haben; denn es verſtreichen oft viele Jahre, wo man keine zu ſehen bekommt; dann ſieht man ſie wieder mehrere Jahre hinter einander einzeln, ja es können Jahre eintreten, wo ſie ſogar
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Die Fänger. Raubvögel. Eulen.
weiß, die Oberbruſt durch ein verwaſchenes Querband geziert; die Unterbruſt, der Bauch und die
Seiten ſind weiß, ſchmal ſchwarzbraun in die Quere geſtreift oder geſperbert; die Schwingen und
Schwanzfedern ſind mäuſegrau, weißlich gebändert. Jm Schwanz zählt man außer dem Spitzen-
ſaume neun weiße Querſtreifen. Der Schnabel iſt ſchmuzig wachsgelb, an der Spitze hornſchwarz;
das Auge iſt ſchön dunkelſchwefelgelb. Junge Vögel unterſcheiden ſich wenig von den alten; dieſe
aber ändern vielfach ab, ohne daß dadurch übrigens das Geſammtgepräge der Zeichnung verwiſcht
würde. Die Länge beträgt 15 bis 16 Zoll, die Breite 29 bis 31 Zoll; der Fittig mißt 9 Zoll, der
Schwanz 7 Zoll.
Die Sperbereule wird unter den deutſchen Vögeln aufgezählt, weil ſie nicht gerade ſelten in unſerm
Vaterlande erſcheint und zwar regelmäßig im Winter, vertrieben durch dieſelben Urſachen, welche
andere hochnordiſche Wintergäſte uns zuführen. Jhre eigentliche Heimat iſt der Norden jenſeits des
Polarkreiſes. Sie iſt gemein in gewiſſen Gegenden Skandinaviens; — doch habe ich ſie, wie ich aus-
drücklich bemerken will, bei meinen Streifereien niemals zu ſehen bekommen —; ſie findet ſich in
Finnland, Rußland und Sibirien; ſie tritt endlich zahlreich im hohen Norden Amerikas auf und iſt
nach Süden hin bis zu den Bermuden beobachtet worden. Nach Wallengren reicht ſie durch den
ganzen Nadelwaldgürtel und ſteigt in den ſkandinaviſchen Alpen ſogar bis zu den Birkenwäldern,
welche die oberſte Grenze des Baumwuchſes bezeichnen, empor; nach Radde bevorzugt ſie in Sibirien
Wälder, in denen die Lerchen vorwalten, und meidet waldfreie Landſchaften; im Burejagebirge hat
Radde keine einzige bemerkt; in den Ebenen am Fuße des Gebirges mehrere. Kittlitz glaubt, daß
ſie die einzige Eule Kamtſchatka’s ſei; er hat wenigſtens dort keine andere Art der Zunft gefunden.
Richardſon ſagt, daß ſie in allen Pelzgegenden Nordamerikas als ein gemeiner Vogel bezeichnet
werden müſſe.
Ueber Lebensweiſe, Betragen, Nahrung und Fortpflanzung liegen vielfache Berichte vor. Die
ausführlichſten und beſten Beobachtungen ſind aber keineswegs von den Naturforſchern, welche die
Sperbereule in ihrer Heimat ſahen, ſondern von Naumann und meinem Vater in Deutſchland
gemacht worden. Nilſon’s Werk über die ſchwediſchen Vögel iſt mir nicht zur Hand; von allen
übrigen Forſchern aber, deren Angaben mir bekannt ſind, erfahren wir höchſt wenig. „Die Sperber-
eule‟, ſagt Richardſon, „wird von den Pelzjägern häufiger getödtet, als irgend ein anderer Vogel,
weil ſie bei Tage fliegt und ein kühner Räuber iſt. Während des Winters nährt ſie ſich vorzugs-
weiſe von Mäuſen und Kerbthieren; in den Schneegegenden aber jagt ſie hauptſächlich Schneehühner
und verfolgt dieſe regelmäßig im Frühjahre und Herbſt. Sie baut ihr Neſt auf Bäume und zwar
von Reiſig, Gras und Federn und legt zwei weiße Eier. Wenn der Jäger Schneehühner ſchießt, wird
ſie gewöhnlich durch den Schuß herbeigezogen und iſt oft kühn genug, ſich auf den eben geſchoſſenen
Vogel zu ſtürzen. Jhn wegzutragen, vermag ſie nicht. Nachts umſchwärmt ſie die Lagerfeuer der
Jndianer.‟ Jm übrigen theilen uns die amerikaniſchen Forſcher nur über ihre Wanderungen in
Amerika Einiges mit, ungefähr Daſſelbe, was wir durch unſere eigenen Beobachtungen auch erfahren
haben. Wallengren beſchreibt das Brutgeſchäft ausführlicher. „Die Sperbereule‟, ſagt er, „legt
ihren Horſt auf hohen Kiefern an. Er iſt zuſammengeſetzt aus Aeſten und Reiſern und mit trockenem
Mos und Flechten ausgefüttert. Sie legt ſechs bis ſieben weiße und abgerundete Eier, welche etwas
kleiner ſind, als die des Baumkauzes. Anfangs Juli ſind die Jungen flügg. Schon im mitt-
leren Schweden zwiſchen dem 59. und 60. Grade trifft man ſie horſtend, obwohl noch ſelten; ich ver-
muthe aber, daß ſie in noch ſüdlicheren Gegenden Brutvogel ſein mag.‟ Radde theilt uns mit, daß
er am 20. Mai faſt flügge Junge erhielt.
Glücklicher Weiſe haben die genannten beiden Altmeiſter, Raumann und mein Vater, mit ihren
Augen die Sperbereule beobachten können und mehr geſehen, als alle ſoeben genannten Forſcher
zuſammen genommen. „Mit den Wanderungen dieſes Vogels‟, ſagt Naumann, „mag es eine
eigene Bewandtniß haben; denn es verſtreichen oft viele Jahre, wo man keine zu ſehen bekommt; dann
ſieht man ſie wieder mehrere Jahre hinter einander einzeln, ja es können Jahre eintreten, wo ſie ſogar
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/626>, abgerufen am 25.11.2024.
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