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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Raubvögel. Bussarde.
ziemlich langen und breiten, gerade abgestutzten oder etwas ausgeschnittenen Schwanzes hinaus.
Die Beine sind schwach, nacktläufig, die langen Zehen mit langen, dünnen, wenig gebogenen
Krallen bewaffnet.

Die bekannteste Art dieser Sippe, der Hakenbussard (Rostrhamus hamatus), ist 16 bis 17
Zoll lang und 40 bis 42 Zoll breit; der Fittig mißt 13 bis 131/2, der Schwanz 6 bis 61/2 Zoll.
Das Gefieder ist gleichmäßig dunkelaschgrau, auf Rücken und Schultern blaßbräunlich überlaufen; die
schmalen Schenkelfedern sind röthlich gesäumt, die oberen Schwanzdeckfedern weiß, die unteren gelblich-
weiß, die Schwungfedern einfarbig bräunlichschwarz, die Schwanzfedern an der Spitzenhälfte schwarz,
grünlichglänzend, an der Wurzel weiß und ebenso gesäumt. Das Auge ist lebhaft blutroth, die
Wachshaut, die Zügel, die Mundwinkel, der halbe Unterkiefer und die Beine sind hoch orangengelb,
der Schnabel ist schwarz. Die Farbe der jungen Vögel weicht vielfach von dem Gefieder der
alten Vögel ab.

Der Hakenbussard, welcher auf Cuba Caracolero oder Schneckensammler genannt wird,
verbreitet sich weit über Südamerika, bewohnt aber hauptsächlich die Steppen oder die offenen
Gegenden überhaupt, nach d'Orbigny besonders häufig die Ufer der Seen und Moräfte. Auf
Cuba ist er gemein. Er lebt gesellig, oft in sehr zahlreichen Trupps von mehr als dreißig Stück,
welche sich so eng zusammenhalten, daß man zuweilen ein Dutzend und mehr von ihnen auf ein und
demselben Baume sieht. Auch wenn sie fliegen, rufen sie sich fortwährend durch laute Schreie
zusammen. Wie alle geselligen Vögel lassen sie sich schwer in der Nähe beobachten; denn jeder
einzelne ist für die Sicherheit der Gesammtheit bedacht. Jhr Flug ist leicht und anmuthig, ihre
Haltung im Sitzen edel. Sie streifen weit umher und scheinen sich außer der Brutzeit niemals lange
in ein und demselben Gebiete aufzuhalten. Jhre Nahrung besteht vorzugsweise in Lurchen, Fischen
und Kerbthieren; Vögel und Säugethiere scheinen nicht von ihnen behelligt zu werden.

Ueber das Fortpflanzungsgeschäft ist man noch nicht im Klaren; soviel aber weiß man, daß sie
gesellschaftlich nisten. Gundlach bemerkte in einer, mehrere Geviertmeilen haltenden Mor- und
Sumpfgegend eine Menge Nester auf Bäumchen am Rande eines sehr großen Teiches und erfuhr, daß
sie die Horste des "Schneckenjägers" seien. Die Jungen waren im April bereits ausgeflogen; es
scheint also, daß die Brutzeit in den ersten Monaten unseres Jahres, im Januar oder Februar, beginnt.
Schomburgk dagegen behauptet, daß der Horst auf unersteiglichen Bäumen angelegt werde.

Ueber das Gefangenleben scheint bis jetzt Nichts veröffentlicht worden zu sein.



Eine andere Art der Familie ist aus dem Grunde beachtenswerth, weil sie als ein Uebergangs-
glied von den Bussarden zu den Aasfalken angesehen wird. Von andern Naturforschern wird der
betreffende Vogel freilich zu den Habichtsadlern gesellt; denn auch mit diesen hat er Aehnlichkeit. Der
Urubitinga oder Fersenbussard (Hypomorphnus Urubitinga) ist einer der größten aller
Bussarde. Der Schnabel ist im Verhältniß ziemlich klein, aber doch lang, hoch, gerade am Wurzel-
theil, von hier an aber zu einem mäßig langen Haken herabgebogen; der Kopf ist groß, der Flügel
ziemlich lang, in ihm die vierte Schwinge ein wenig über die dritte und fünfte verlängert; der
Schwanz ist sehr lang und breitfedrig, der Fuß auffallend hoch, da der Lauf über zweimal so lang als
die Mittelzehe ist; die Zehen sind schwach, aber mit starken, spitzen und scharf gekrümmten Krallen
bekleidet. Das Gefieder ist ziemlich reich, bekleidet aber den Zügel, die Augengegend, die Wangen
und die Kehle nur spärlich mit borstenartigen Gebilden; der Augenlidrand trägt steife Wimpern. Die
Länge beträgt nach den Messungen des Prinzen von Wied 221/4 Zoll, die Breite 51 Zoll; der
Fittig mißt 151/2, der Schwanz 9 Zoll. Das Weibchen ist größer als das Männchen. Alte Vögel

Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
ziemlich langen und breiten, gerade abgeſtutzten oder etwas ausgeſchnittenen Schwanzes hinaus.
Die Beine ſind ſchwach, nacktläufig, die langen Zehen mit langen, dünnen, wenig gebogenen
Krallen bewaffnet.

Die bekannteſte Art dieſer Sippe, der Hakenbuſſard (Rostrhamus hamatus), iſt 16 bis 17
Zoll lang und 40 bis 42 Zoll breit; der Fittig mißt 13 bis 13½, der Schwanz 6 bis 6½ Zoll.
Das Gefieder iſt gleichmäßig dunkelaſchgrau, auf Rücken und Schultern blaßbräunlich überlaufen; die
ſchmalen Schenkelfedern ſind röthlich geſäumt, die oberen Schwanzdeckfedern weiß, die unteren gelblich-
weiß, die Schwungfedern einfarbig bräunlichſchwarz, die Schwanzfedern an der Spitzenhälfte ſchwarz,
grünlichglänzend, an der Wurzel weiß und ebenſo geſäumt. Das Auge iſt lebhaft blutroth, die
Wachshaut, die Zügel, die Mundwinkel, der halbe Unterkiefer und die Beine ſind hoch orangengelb,
der Schnabel iſt ſchwarz. Die Farbe der jungen Vögel weicht vielfach von dem Gefieder der
alten Vögel ab.

Der Hakenbuſſard, welcher auf Cuba Caracolero oder Schneckenſammler genannt wird,
verbreitet ſich weit über Südamerika, bewohnt aber hauptſächlich die Steppen oder die offenen
Gegenden überhaupt, nach d’Orbigny beſonders häufig die Ufer der Seen und Moräfte. Auf
Cuba iſt er gemein. Er lebt geſellig, oft in ſehr zahlreichen Trupps von mehr als dreißig Stück,
welche ſich ſo eng zuſammenhalten, daß man zuweilen ein Dutzend und mehr von ihnen auf ein und
demſelben Baume ſieht. Auch wenn ſie fliegen, rufen ſie ſich fortwährend durch laute Schreie
zuſammen. Wie alle geſelligen Vögel laſſen ſie ſich ſchwer in der Nähe beobachten; denn jeder
einzelne iſt für die Sicherheit der Geſammtheit bedacht. Jhr Flug iſt leicht und anmuthig, ihre
Haltung im Sitzen edel. Sie ſtreifen weit umher und ſcheinen ſich außer der Brutzeit niemals lange
in ein und demſelben Gebiete aufzuhalten. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Lurchen, Fiſchen
und Kerbthieren; Vögel und Säugethiere ſcheinen nicht von ihnen behelligt zu werden.

Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft iſt man noch nicht im Klaren; ſoviel aber weiß man, daß ſie
geſellſchaftlich niſten. Gundlach bemerkte in einer, mehrere Geviertmeilen haltenden Mor- und
Sumpfgegend eine Menge Neſter auf Bäumchen am Rande eines ſehr großen Teiches und erfuhr, daß
ſie die Horſte des „Schneckenjägers‟ ſeien. Die Jungen waren im April bereits ausgeflogen; es
ſcheint alſo, daß die Brutzeit in den erſten Monaten unſeres Jahres, im Januar oder Februar, beginnt.
Schomburgk dagegen behauptet, daß der Horſt auf unerſteiglichen Bäumen angelegt werde.

Ueber das Gefangenleben ſcheint bis jetzt Nichts veröffentlicht worden zu ſein.



Eine andere Art der Familie iſt aus dem Grunde beachtenswerth, weil ſie als ein Uebergangs-
glied von den Buſſarden zu den Aasfalken angeſehen wird. Von andern Naturforſchern wird der
betreffende Vogel freilich zu den Habichtsadlern geſellt; denn auch mit dieſen hat er Aehnlichkeit. Der
Urubitinga oder Ferſenbuſſard (Hypomorphnus Urubitinga) iſt einer der größten aller
Buſſarde. Der Schnabel iſt im Verhältniß ziemlich klein, aber doch lang, hoch, gerade am Wurzel-
theil, von hier an aber zu einem mäßig langen Haken herabgebogen; der Kopf iſt groß, der Flügel
ziemlich lang, in ihm die vierte Schwinge ein wenig über die dritte und fünfte verlängert; der
Schwanz iſt ſehr lang und breitfedrig, der Fuß auffallend hoch, da der Lauf über zweimal ſo lang als
die Mittelzehe iſt; die Zehen ſind ſchwach, aber mit ſtarken, ſpitzen und ſcharf gekrümmten Krallen
bekleidet. Das Gefieder iſt ziemlich reich, bekleidet aber den Zügel, die Augengegend, die Wangen
und die Kehle nur ſpärlich mit borſtenartigen Gebilden; der Augenlidrand trägt ſteife Wimpern. Die
Länge beträgt nach den Meſſungen des Prinzen von Wied 22¼ Zoll, die Breite 51 Zoll; der
Fittig mißt 15½, der Schwanz 9 Zoll. Das Weibchen iſt größer als das Männchen. Alte Vögel

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[520/0552] Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde. ziemlich langen und breiten, gerade abgeſtutzten oder etwas ausgeſchnittenen Schwanzes hinaus. Die Beine ſind ſchwach, nacktläufig, die langen Zehen mit langen, dünnen, wenig gebogenen Krallen bewaffnet. Die bekannteſte Art dieſer Sippe, der Hakenbuſſard (Rostrhamus hamatus), iſt 16 bis 17 Zoll lang und 40 bis 42 Zoll breit; der Fittig mißt 13 bis 13½, der Schwanz 6 bis 6½ Zoll. Das Gefieder iſt gleichmäßig dunkelaſchgrau, auf Rücken und Schultern blaßbräunlich überlaufen; die ſchmalen Schenkelfedern ſind röthlich geſäumt, die oberen Schwanzdeckfedern weiß, die unteren gelblich- weiß, die Schwungfedern einfarbig bräunlichſchwarz, die Schwanzfedern an der Spitzenhälfte ſchwarz, grünlichglänzend, an der Wurzel weiß und ebenſo geſäumt. Das Auge iſt lebhaft blutroth, die Wachshaut, die Zügel, die Mundwinkel, der halbe Unterkiefer und die Beine ſind hoch orangengelb, der Schnabel iſt ſchwarz. Die Farbe der jungen Vögel weicht vielfach von dem Gefieder der alten Vögel ab. Der Hakenbuſſard, welcher auf Cuba Caracolero oder Schneckenſammler genannt wird, verbreitet ſich weit über Südamerika, bewohnt aber hauptſächlich die Steppen oder die offenen Gegenden überhaupt, nach d’Orbigny beſonders häufig die Ufer der Seen und Moräfte. Auf Cuba iſt er gemein. Er lebt geſellig, oft in ſehr zahlreichen Trupps von mehr als dreißig Stück, welche ſich ſo eng zuſammenhalten, daß man zuweilen ein Dutzend und mehr von ihnen auf ein und demſelben Baume ſieht. Auch wenn ſie fliegen, rufen ſie ſich fortwährend durch laute Schreie zuſammen. Wie alle geſelligen Vögel laſſen ſie ſich ſchwer in der Nähe beobachten; denn jeder einzelne iſt für die Sicherheit der Geſammtheit bedacht. Jhr Flug iſt leicht und anmuthig, ihre Haltung im Sitzen edel. Sie ſtreifen weit umher und ſcheinen ſich außer der Brutzeit niemals lange in ein und demſelben Gebiete aufzuhalten. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Lurchen, Fiſchen und Kerbthieren; Vögel und Säugethiere ſcheinen nicht von ihnen behelligt zu werden. Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft iſt man noch nicht im Klaren; ſoviel aber weiß man, daß ſie geſellſchaftlich niſten. Gundlach bemerkte in einer, mehrere Geviertmeilen haltenden Mor- und Sumpfgegend eine Menge Neſter auf Bäumchen am Rande eines ſehr großen Teiches und erfuhr, daß ſie die Horſte des „Schneckenjägers‟ ſeien. Die Jungen waren im April bereits ausgeflogen; es ſcheint alſo, daß die Brutzeit in den erſten Monaten unſeres Jahres, im Januar oder Februar, beginnt. Schomburgk dagegen behauptet, daß der Horſt auf unerſteiglichen Bäumen angelegt werde. Ueber das Gefangenleben ſcheint bis jetzt Nichts veröffentlicht worden zu ſein. Eine andere Art der Familie iſt aus dem Grunde beachtenswerth, weil ſie als ein Uebergangs- glied von den Buſſarden zu den Aasfalken angeſehen wird. Von andern Naturforſchern wird der betreffende Vogel freilich zu den Habichtsadlern geſellt; denn auch mit dieſen hat er Aehnlichkeit. Der Urubitinga oder Ferſenbuſſard (Hypomorphnus Urubitinga) iſt einer der größten aller Buſſarde. Der Schnabel iſt im Verhältniß ziemlich klein, aber doch lang, hoch, gerade am Wurzel- theil, von hier an aber zu einem mäßig langen Haken herabgebogen; der Kopf iſt groß, der Flügel ziemlich lang, in ihm die vierte Schwinge ein wenig über die dritte und fünfte verlängert; der Schwanz iſt ſehr lang und breitfedrig, der Fuß auffallend hoch, da der Lauf über zweimal ſo lang als die Mittelzehe iſt; die Zehen ſind ſchwach, aber mit ſtarken, ſpitzen und ſcharf gekrümmten Krallen bekleidet. Das Gefieder iſt ziemlich reich, bekleidet aber den Zügel, die Augengegend, die Wangen und die Kehle nur ſpärlich mit borſtenartigen Gebilden; der Augenlidrand trägt ſteife Wimpern. Die Länge beträgt nach den Meſſungen des Prinzen von Wied 22¼ Zoll, die Breite 51 Zoll; der Fittig mißt 15½, der Schwanz 9 Zoll. Das Weibchen iſt größer als das Männchen. Alte Vögel

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/552>, abgerufen am 22.11.2024.