von Bäumen oder Felsblöcken aus nach kleinen Säugethieren bis zur Größe eines Klippschliefers, im Nothfall auch nach Lurchen und Kerbthieren. Er ist keineswegs häufig und lebt einsam, im Ganzen nach Art unseres Bussard. Seine Stimme, welche er oft vernehmen läßt, klingt schwer- müthig; Le Vaillant versucht sie durch die Silben "Huihihi" wiederzugeben. Vor dem Menschen flüchtet der Vogel mit großer Vorsicht, deshalb hält es sehr schwer, seiner habhaft zu werden. Die Fortpflanzung fällt in die letzten Monate unseres Jahres. Der Horst, ein kunstloser Bau, steht in tiefen Felsenhöhlen und enthält zwei bis drei Eier.
Ueber den malaiischen Vogel hat neuerdings Bernstein Einiges mitgetheilt. "Obschon dieser Vogel hier auf Java ziemlich gemein ist", sagt er, "habe ich über seine Lebensweise doch erst wenig Beobachtungen sammeln können. Er scheint ein träger Gesell zu sein, den man verhältnißmäßig selten umherfliegen sieht. Oefters traf ich ihn längs des Waldsaumes und in kleinen Feldhölzern, auch wohl in Baumgruppen der Dörfer an, wo er, auf einem nicht gerade hohen Aste sitzend, auf Beute zu lauern schien und bei meinem Erscheinen sofort still und geräuschlos abstrich. Er scheint ein feiger Räuber zu sein. Jch sah ihn einmal vor einer einzigen Krähe die Flucht nehmen. Mehrere von ihnen habe ich lebend befessen. Alt gefangene zeigten sich anfangs sehr furchtsam, drückten sich, wenn sie sich beobachtet sahen, in eine Ecke ihres Behälters und konnten sich in demselben in den ersten Tagen nicht zurecht finden. Sie blieben daher meistens auf dem Boden sitzen und lernten erst nach einiger Zeit die Sitzstangen gebrauchen. Bei der Annäherung eines Menschen betrugen sie sich sehr eigenthümlich. Sie sträubten die Kopffedern, zogen den Hals ein, breiteten die Flügel etwas aus, sperrten den Schnabel auf und ließen fast ununterbrochen ein ängstliches "Hi, hi, hihihihi" hören. Jung aus dem Neste genommene wurden ziemlich zahm und erhoben in Gegenwart fremder Personen das erwähnte Angst- geschrei. Außerdem aber ließen sie, zumal wenn ich oder der ihnen gewöhnlich das Futter bringende Javanese in die Nähe eines ihrer Käfige kam, öfters ein zutrauliches Gackern hören. Jedoch auch sie nahmen, wenn man sie scharf ansah, die soeben erwähnte, fast eulenartige Stellung ein."
"Der Horst ist zweimal durch einen in meinen Diensten stehenden malaiischen Jäger gefunden worden. Er stand angeblich auf einem mittelmäßig hohen, dicht belaubten Baume und enthielt das eine Mal ein Ei, das andere Mal deren zwei. Jhre Grundfarbe ist ein mattes, glanzloses, nicht ganz reines Weiß. Die Zeichnung besteht aus größeren und kleineren, unregelmäßigen braunen und röthlichbraunen Flecken und Tüpfeln, welche entweder über die ganze Eierschale gleichmäßig verbreitet sind oder gegen die Enden hin in größerer Menge sich zusammendrängen."
Andere Arten der Sippe bewohnen Jndien, Ceylon und die Philippinen.
Unter unsern deutschen Bussarden mag der Wespenbussard (Pernis apivorus) zuerst erwähnt werden, weil man ihn als ein Uebergangsglied zwischen Weihen und Bussarden betrachten darf. Er ist gestreckter gebaut, als andere Bussarde, langflügelig und langschwänzig, der Schnabel ist lang, niedrig, schwach und nur gegen die Spitze hin scharf gekrümmt; die Füße sind kurz, die Zehen mittellang, die Nägel lang, schwach und wenig gekrümmt. Jm Flügel ist die dritte Schwungfeder die längste, der Zügel ist mit kurzen, steifen Federn bedeckt, das übrige Gefieder ist härter und liegt dichter an als bei andern Verwandten.
Unser Wespen- oder Honigbussard, Wespen-, Bienen-, Honigfalk oder Geier erreicht eine Länge von 23 bis 24 und eine Breite von 52 bis 54 Zoll, die Fittiglänge beträgt 15, die Schwanzlänge 9 Zoll. Das Gefieder ist manchfachem und zufälligen Wechsel unterworfen; doch sollen nach Behrend's Beobachtungen manche Spielarten sich durch mehrere Geschlechter hindurch treu fortpflanzen, also die Abkömmlinge zweier gleichmäßig gefärbten Eltern ein diesen ähnliches Kleid erhalten. Jm allgemeinen läßt sich über die Färbung des Vogels wenig sagen. Das Gefieder ist zuweilen
Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
von Bäumen oder Felsblöcken aus nach kleinen Säugethieren bis zur Größe eines Klippſchliefers, im Nothfall auch nach Lurchen und Kerbthieren. Er iſt keineswegs häufig und lebt einſam, im Ganzen nach Art unſeres Buſſard. Seine Stimme, welche er oft vernehmen läßt, klingt ſchwer- müthig; Le Vaillant verſucht ſie durch die Silben „Huihihi‟ wiederzugeben. Vor dem Menſchen flüchtet der Vogel mit großer Vorſicht, deshalb hält es ſehr ſchwer, ſeiner habhaft zu werden. Die Fortpflanzung fällt in die letzten Monate unſeres Jahres. Der Horſt, ein kunſtloſer Bau, ſteht in tiefen Felſenhöhlen und enthält zwei bis drei Eier.
Ueber den malaiiſchen Vogel hat neuerdings Bernſtein Einiges mitgetheilt. „Obſchon dieſer Vogel hier auf Java ziemlich gemein iſt‟, ſagt er, „habe ich über ſeine Lebensweiſe doch erſt wenig Beobachtungen ſammeln können. Er ſcheint ein träger Geſell zu ſein, den man verhältnißmäßig ſelten umherfliegen ſieht. Oefters traf ich ihn längs des Waldſaumes und in kleinen Feldhölzern, auch wohl in Baumgruppen der Dörfer an, wo er, auf einem nicht gerade hohen Aſte ſitzend, auf Beute zu lauern ſchien und bei meinem Erſcheinen ſofort ſtill und geräuſchlos abſtrich. Er ſcheint ein feiger Räuber zu ſein. Jch ſah ihn einmal vor einer einzigen Krähe die Flucht nehmen. Mehrere von ihnen habe ich lebend befeſſen. Alt gefangene zeigten ſich anfangs ſehr furchtſam, drückten ſich, wenn ſie ſich beobachtet ſahen, in eine Ecke ihres Behälters und konnten ſich in demſelben in den erſten Tagen nicht zurecht finden. Sie blieben daher meiſtens auf dem Boden ſitzen und lernten erſt nach einiger Zeit die Sitzſtangen gebrauchen. Bei der Annäherung eines Menſchen betrugen ſie ſich ſehr eigenthümlich. Sie ſträubten die Kopffedern, zogen den Hals ein, breiteten die Flügel etwas aus, ſperrten den Schnabel auf und ließen faſt ununterbrochen ein ängſtliches „Hi, hi, hihihihi‟ hören. Jung aus dem Neſte genommene wurden ziemlich zahm und erhoben in Gegenwart fremder Perſonen das erwähnte Angſt- geſchrei. Außerdem aber ließen ſie, zumal wenn ich oder der ihnen gewöhnlich das Futter bringende Javaneſe in die Nähe eines ihrer Käfige kam, öfters ein zutrauliches Gackern hören. Jedoch auch ſie nahmen, wenn man ſie ſcharf anſah, die ſoeben erwähnte, faſt eulenartige Stellung ein.‟
„Der Horſt iſt zweimal durch einen in meinen Dienſten ſtehenden malaiiſchen Jäger gefunden worden. Er ſtand angeblich auf einem mittelmäßig hohen, dicht belaubten Baume und enthielt das eine Mal ein Ei, das andere Mal deren zwei. Jhre Grundfarbe iſt ein mattes, glanzloſes, nicht ganz reines Weiß. Die Zeichnung beſteht aus größeren und kleineren, unregelmäßigen braunen und röthlichbraunen Flecken und Tüpfeln, welche entweder über die ganze Eierſchale gleichmäßig verbreitet ſind oder gegen die Enden hin in größerer Menge ſich zuſammendrängen.‟
Andere Arten der Sippe bewohnen Jndien, Ceylon und die Philippinen.
Unter unſern deutſchen Buſſarden mag der Weſpenbuſſard (Pernis apivorus) zuerſt erwähnt werden, weil man ihn als ein Uebergangsglied zwiſchen Weihen und Buſſarden betrachten darf. Er iſt geſtreckter gebaut, als andere Buſſarde, langflügelig und langſchwänzig, der Schnabel iſt lang, niedrig, ſchwach und nur gegen die Spitze hin ſcharf gekrümmt; die Füße ſind kurz, die Zehen mittellang, die Nägel lang, ſchwach und wenig gekrümmt. Jm Flügel iſt die dritte Schwungfeder die längſte, der Zügel iſt mit kurzen, ſteifen Federn bedeckt, das übrige Gefieder iſt härter und liegt dichter an als bei andern Verwandten.
Unſer Weſpen- oder Honigbuſſard, Weſpen-, Bienen-, Honigfalk oder Geier erreicht eine Länge von 23 bis 24 und eine Breite von 52 bis 54 Zoll, die Fittiglänge beträgt 15, die Schwanzlänge 9 Zoll. Das Gefieder iſt manchfachem und zufälligen Wechſel unterworfen; doch ſollen nach Behrend’s Beobachtungen manche Spielarten ſich durch mehrere Geſchlechter hindurch treu fortpflanzen, alſo die Abkömmlinge zweier gleichmäßig gefärbten Eltern ein dieſen ähnliches Kleid erhalten. Jm allgemeinen läßt ſich über die Färbung des Vogels wenig ſagen. Das Gefieder iſt zuweilen
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Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
von Bäumen oder Felsblöcken aus nach kleinen Säugethieren bis zur Größe eines Klippſchliefers,
im Nothfall auch nach Lurchen und Kerbthieren. Er iſt keineswegs häufig und lebt einſam, im
Ganzen nach Art unſeres Buſſard. Seine Stimme, welche er oft vernehmen läßt, klingt ſchwer-
müthig; Le Vaillant verſucht ſie durch die Silben „Huihihi‟ wiederzugeben. Vor dem Menſchen
flüchtet der Vogel mit großer Vorſicht, deshalb hält es ſehr ſchwer, ſeiner habhaft zu werden. Die
Fortpflanzung fällt in die letzten Monate unſeres Jahres. Der Horſt, ein kunſtloſer Bau, ſteht in
tiefen Felſenhöhlen und enthält zwei bis drei Eier.
Ueber den malaiiſchen Vogel hat neuerdings Bernſtein Einiges mitgetheilt. „Obſchon dieſer
Vogel hier auf Java ziemlich gemein iſt‟, ſagt er, „habe ich über ſeine Lebensweiſe doch erſt wenig
Beobachtungen ſammeln können. Er ſcheint ein träger Geſell zu ſein, den man verhältnißmäßig ſelten
umherfliegen ſieht. Oefters traf ich ihn längs des Waldſaumes und in kleinen Feldhölzern, auch wohl
in Baumgruppen der Dörfer an, wo er, auf einem nicht gerade hohen Aſte ſitzend, auf Beute zu lauern
ſchien und bei meinem Erſcheinen ſofort ſtill und geräuſchlos abſtrich. Er ſcheint ein feiger Räuber
zu ſein. Jch ſah ihn einmal vor einer einzigen Krähe die Flucht nehmen. Mehrere von ihnen habe
ich lebend befeſſen. Alt gefangene zeigten ſich anfangs ſehr furchtſam, drückten ſich, wenn ſie ſich
beobachtet ſahen, in eine Ecke ihres Behälters und konnten ſich in demſelben in den erſten Tagen nicht
zurecht finden. Sie blieben daher meiſtens auf dem Boden ſitzen und lernten erſt nach einiger Zeit
die Sitzſtangen gebrauchen. Bei der Annäherung eines Menſchen betrugen ſie ſich ſehr eigenthümlich.
Sie ſträubten die Kopffedern, zogen den Hals ein, breiteten die Flügel etwas aus, ſperrten den Schnabel
auf und ließen faſt ununterbrochen ein ängſtliches „Hi, hi, hihihihi‟ hören. Jung aus dem Neſte
genommene wurden ziemlich zahm und erhoben in Gegenwart fremder Perſonen das erwähnte Angſt-
geſchrei. Außerdem aber ließen ſie, zumal wenn ich oder der ihnen gewöhnlich das Futter bringende
Javaneſe in die Nähe eines ihrer Käfige kam, öfters ein zutrauliches Gackern hören. Jedoch auch ſie
nahmen, wenn man ſie ſcharf anſah, die ſoeben erwähnte, faſt eulenartige Stellung ein.‟
„Der Horſt iſt zweimal durch einen in meinen Dienſten ſtehenden malaiiſchen Jäger gefunden
worden. Er ſtand angeblich auf einem mittelmäßig hohen, dicht belaubten Baume und enthielt das
eine Mal ein Ei, das andere Mal deren zwei. Jhre Grundfarbe iſt ein mattes, glanzloſes, nicht
ganz reines Weiß. Die Zeichnung beſteht aus größeren und kleineren, unregelmäßigen braunen und
röthlichbraunen Flecken und Tüpfeln, welche entweder über die ganze Eierſchale gleichmäßig verbreitet
ſind oder gegen die Enden hin in größerer Menge ſich zuſammendrängen.‟
Andere Arten der Sippe bewohnen Jndien, Ceylon und die Philippinen.
Unter unſern deutſchen Buſſarden mag der Weſpenbuſſard (Pernis apivorus) zuerſt erwähnt
werden, weil man ihn als ein Uebergangsglied zwiſchen Weihen und Buſſarden betrachten darf. Er iſt
geſtreckter gebaut, als andere Buſſarde, langflügelig und langſchwänzig, der Schnabel iſt lang, niedrig,
ſchwach und nur gegen die Spitze hin ſcharf gekrümmt; die Füße ſind kurz, die Zehen mittellang, die
Nägel lang, ſchwach und wenig gekrümmt. Jm Flügel iſt die dritte Schwungfeder die längſte, der
Zügel iſt mit kurzen, ſteifen Federn bedeckt, das übrige Gefieder iſt härter und liegt dichter an als bei
andern Verwandten.
Unſer Weſpen- oder Honigbuſſard, Weſpen-, Bienen-, Honigfalk oder Geier
erreicht eine Länge von 23 bis 24 und eine Breite von 52 bis 54 Zoll, die Fittiglänge beträgt 15, die
Schwanzlänge 9 Zoll. Das Gefieder iſt manchfachem und zufälligen Wechſel unterworfen; doch ſollen
nach Behrend’s Beobachtungen manche Spielarten ſich durch mehrere Geſchlechter hindurch treu
fortpflanzen, alſo die Abkömmlinge zweier gleichmäßig gefärbten Eltern ein dieſen ähnliches Kleid
erhalten. Jm allgemeinen läßt ſich über die Färbung des Vogels wenig ſagen. Das Gefieder iſt zuweilen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/540>, abgerufen am 22.11.2024.
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