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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Rohrweih.
Kehle ist gelb, die Wangen und der übrige Vorderkörper sind rostbraun. Junge Vögel sind der
Hauptfärbung nach dunkelbraun, auf dem Kopfe aber gelb. Manchfache Abweichungen kommen vor.
Der Schnabel ist schwarz, der Fuß blaßgelb, das Auge bei alten Vögeln gelb, bei Jungen nußbraun.

Bis jetzt ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt, wie weit der Verbreitungskreis des Rohrweihs
eigentlich reicht. Man hat ihn fast auf der ganzen Erde gefunden: im gemäßigten Gürtel der alten
Welt wenigstens kommt er überall vor. Wasserreiche Gegenden bilden seinen Aufenthalt; an rohr-
bewachsenen Seen, Sümpfen und Brüchen ist er gemein. Jm Winter erscheint er massenhaft in Süd-
europa, in Egypten und in Jndien. Jn beiden letztgenannten Ländern ist er dann der häufigste aller
Raubvögel. Trockene Gegenden meidet er ängstlich, und auch im Gebirge findet er sich nicht. Er
erscheint bei uns im März, bezieht seinen alten Stand wieder, läßt sich auch so leicht nicht ver-
treiben und wandert, wenn Dies geschieht, wieder ein. Hinsichtlich der Lebensweise und des Betragens

[Abbildung] Der Rohrweih (Circus rufus).
unterscheidet sich der Rohrweih nur insoweit von den Feldweihen, als sein Wohnort Dies bedingt.
Er ist hier Dasselbe, was der Feldweih in seinem Gebiet. Seine Jagd gilt vornehmlich den Wasser-
und Sumpfvögeln; wenn diese fehlen, greift er Frösche, Fische, Wasserkerbthiere und nach Jerdon auch
Spitzmäuse und Wasserratten an. Auch er raubt nur Beute, welche sitzt, läuft, kriecht oder schwimmt.
Während der Nistzeit ist er der abscheulichste Raubvogel, welchen wir haben, weil er die Bruten der
Sumpfvögel massenhaft zerstört. Er weiß selbst große Eier geschickt zu öffnen; kleinere verschluckt er
gleich mit der Schale. Nur die Schwaneneier scheinen ihm zu fest zu sein. "Jch habe ihn", sagt Nau-
mann,
"eine lauge Weile an denselben herumpicken und unverrichteter Sache wieder abziehen sehen."
Kleinere Schwimmvögel, welche selbst nicht vor seinen Klauen sicher sind, jagt er, um die Eier zu
erlangen, vom Neste. Wahrscheinlich seinetwegen verbergen alle Schwimmvögel ihre Eier so sorg-
fältig als möglich mit den Neststoffen. Von der Brutzeit an bis in den Herbst bilden, nach Naumann,
die Wasserhühner sein bevorzugtes Wild. Sie jagt er unermüdlich. Jene kennen ihren Feind, rufen

Rohrweih.
Kehle iſt gelb, die Wangen und der übrige Vorderkörper ſind roſtbraun. Junge Vögel ſind der
Hauptfärbung nach dunkelbraun, auf dem Kopfe aber gelb. Manchfache Abweichungen kommen vor.
Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß blaßgelb, das Auge bei alten Vögeln gelb, bei Jungen nußbraun.

Bis jetzt iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt, wie weit der Verbreitungskreis des Rohrweihs
eigentlich reicht. Man hat ihn faſt auf der ganzen Erde gefunden: im gemäßigten Gürtel der alten
Welt wenigſtens kommt er überall vor. Waſſerreiche Gegenden bilden ſeinen Aufenthalt; an rohr-
bewachſenen Seen, Sümpfen und Brüchen iſt er gemein. Jm Winter erſcheint er maſſenhaft in Süd-
europa, in Egypten und in Jndien. Jn beiden letztgenannten Ländern iſt er dann der häufigſte aller
Raubvögel. Trockene Gegenden meidet er ängſtlich, und auch im Gebirge findet er ſich nicht. Er
erſcheint bei uns im März, bezieht ſeinen alten Stand wieder, läßt ſich auch ſo leicht nicht ver-
treiben und wandert, wenn Dies geſchieht, wieder ein. Hinſichtlich der Lebensweiſe und des Betragens

[Abbildung] Der Rohrweih (Circus rufus).
unterſcheidet ſich der Rohrweih nur inſoweit von den Feldweihen, als ſein Wohnort Dies bedingt.
Er iſt hier Daſſelbe, was der Feldweih in ſeinem Gebiet. Seine Jagd gilt vornehmlich den Waſſer-
und Sumpfvögeln; wenn dieſe fehlen, greift er Fröſche, Fiſche, Waſſerkerbthiere und nach Jerdon auch
Spitzmäuſe und Waſſerratten an. Auch er raubt nur Beute, welche ſitzt, läuft, kriecht oder ſchwimmt.
Während der Niſtzeit iſt er der abſcheulichſte Raubvogel, welchen wir haben, weil er die Bruten der
Sumpfvögel maſſenhaft zerſtört. Er weiß ſelbſt große Eier geſchickt zu öffnen; kleinere verſchluckt er
gleich mit der Schale. Nur die Schwaneneier ſcheinen ihm zu feſt zu ſein. „Jch habe ihn‟, ſagt Nau-
mann,
„eine lauge Weile an denſelben herumpicken und unverrichteter Sache wieder abziehen ſehen.‟
Kleinere Schwimmvögel, welche ſelbſt nicht vor ſeinen Klauen ſicher ſind, jagt er, um die Eier zu
erlangen, vom Neſte. Wahrſcheinlich ſeinetwegen verbergen alle Schwimmvögel ihre Eier ſo ſorg-
fältig als möglich mit den Neſtſtoffen. Von der Brutzeit an bis in den Herbſt bilden, nach Naumann,
die Waſſerhühner ſein bevorzugtes Wild. Sie jagt er unermüdlich. Jene kennen ihren Feind, rufen

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[501/0533] Rohrweih. Kehle iſt gelb, die Wangen und der übrige Vorderkörper ſind roſtbraun. Junge Vögel ſind der Hauptfärbung nach dunkelbraun, auf dem Kopfe aber gelb. Manchfache Abweichungen kommen vor. Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß blaßgelb, das Auge bei alten Vögeln gelb, bei Jungen nußbraun. Bis jetzt iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt, wie weit der Verbreitungskreis des Rohrweihs eigentlich reicht. Man hat ihn faſt auf der ganzen Erde gefunden: im gemäßigten Gürtel der alten Welt wenigſtens kommt er überall vor. Waſſerreiche Gegenden bilden ſeinen Aufenthalt; an rohr- bewachſenen Seen, Sümpfen und Brüchen iſt er gemein. Jm Winter erſcheint er maſſenhaft in Süd- europa, in Egypten und in Jndien. Jn beiden letztgenannten Ländern iſt er dann der häufigſte aller Raubvögel. Trockene Gegenden meidet er ängſtlich, und auch im Gebirge findet er ſich nicht. Er erſcheint bei uns im März, bezieht ſeinen alten Stand wieder, läßt ſich auch ſo leicht nicht ver- treiben und wandert, wenn Dies geſchieht, wieder ein. Hinſichtlich der Lebensweiſe und des Betragens [Abbildung Der Rohrweih (Circus rufus).] unterſcheidet ſich der Rohrweih nur inſoweit von den Feldweihen, als ſein Wohnort Dies bedingt. Er iſt hier Daſſelbe, was der Feldweih in ſeinem Gebiet. Seine Jagd gilt vornehmlich den Waſſer- und Sumpfvögeln; wenn dieſe fehlen, greift er Fröſche, Fiſche, Waſſerkerbthiere und nach Jerdon auch Spitzmäuſe und Waſſerratten an. Auch er raubt nur Beute, welche ſitzt, läuft, kriecht oder ſchwimmt. Während der Niſtzeit iſt er der abſcheulichſte Raubvogel, welchen wir haben, weil er die Bruten der Sumpfvögel maſſenhaft zerſtört. Er weiß ſelbſt große Eier geſchickt zu öffnen; kleinere verſchluckt er gleich mit der Schale. Nur die Schwaneneier ſcheinen ihm zu feſt zu ſein. „Jch habe ihn‟, ſagt Nau- mann, „eine lauge Weile an denſelben herumpicken und unverrichteter Sache wieder abziehen ſehen.‟ Kleinere Schwimmvögel, welche ſelbſt nicht vor ſeinen Klauen ſicher ſind, jagt er, um die Eier zu erlangen, vom Neſte. Wahrſcheinlich ſeinetwegen verbergen alle Schwimmvögel ihre Eier ſo ſorg- fältig als möglich mit den Neſtſtoffen. Von der Brutzeit an bis in den Herbſt bilden, nach Naumann, die Waſſerhühner ſein bevorzugtes Wild. Sie jagt er unermüdlich. Jene kennen ihren Feind, rufen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/533>, abgerufen am 25.11.2024.