namentlich Heuschrecken, Wasserjungfern und selbst die männlichen Ameisen, wenn sie schwärmen. Man hat mehrere erlegt, deren Kröpfe nur mit Kerfen angefüllt waren.
Der Horst steht in Feldhölzern und auf hohen Bäumen. Er gleicht im Aeußerlichen dem anderer Falken, falls nicht ein altes Krähennest benutzt wurde; innerlich ist es mit Wolle, Haaren und andern weichen Stoffen ausgefüttert. Das Gelege ist im Juli vollzählig; es enthält drei bis fünf länglich runde Eier, welche auf grauweißem, zuweilen grünlichen Grunde hellere und rothbraune Flecken zeigen, am stumpfen Ende mehr als auf anderen Stellen.
Auch der Baumfalk richtet nicht unbedeutenden Schaden an. Lenz rechnet ihm nach, daß er jährlich mindestens 1095 kleine Vögel vertilgt. Dafür wurde er früher als Baizvogel genützt und hoch geschätzt und ist heute noch der liebenswürdigste Hausgenosse, welchen wir aus dieser Familie gewinnen können. "Jch habe", sagt mein Vater, "nie einen Vogel gehabt, welcher mir mehr Freude gemacht hätte, als mein zahmer Baumfalk. Wenn ich vor dem Stalle, in welchem er gehalten wurde, vorüberging, schrie er, noch ehe er mich sah, kam nach der Thüre geflogen, nahm mir einen Vogel ab und verzehrte ihn. Ging ich in den Stall, so setzte er sich mir auf die Hand, ließ sich streicheln und sah mich dabei mit treuherzigen Blicken an. Trug ich ihn in die Stube und setzte ihn auf den Tisch, so blieb er hier ruhig sitzen, verzehrte auch wohl in der Gegenwart fremder Personen einen ihm darge- reichten Vogel mit der größten Behaglichkeit. Wenn man ihn neckte oder ihm den Raub abnehmen wollte, zwickte er mit dem Schnabel, verwundete aber nie mit den Fängen. Jedermann, welcher diesen Falken sah, hatte ihn gern und freute sich, ihn zu liebkosen. Niemand wird es bereuen, einen Baum- falken gefangen zu halten. Er kennt seinen Herrn, weiß dessen Liebe zu schätzen und scheint ihm durch seinen Blick dafür zu danken."
Jch kann diese Augaben meines Vaters nur bestätigen. Die Baumfalken, welche ich gehalten, haben auch mir stets die größte Freude gemacht, weil sie mir mit wahrer Liebe zugethan waren. Freunde von mir haben diesen Vogel ohne Mühe zum Aus- und Einfliegen gewöhnen können.
Jn Neuholland leben Falken, welche den Uebergang von den echten zu den unechten Edelfalken zu vermitteln scheinen. Einer dieser ist der Berigora (Jeracidea Berigora). Er besitzt die Ge- stalt und den Schnabel der bisher genannten Falken, aber minder kräftige Flügel, in denen die dritte Schwinge die längste ist, längere, dünnere Läufe und schwächere, dünnere Zehen mit minder kräftigen Nägeln. Die Länge des Männchens beträgt 16 Zoll; das Weibchen ist größer, in der Färbung von dem Männchen jedoch nicht unterschieden. Der Oberkopf zeigt auf rostbraunem Grunde feine, schwarze Schaft- striche, die Rückenmitte ist röthlichbraun, die Schultern, Flügeldecken und die Schwanzfedern sind braun, rostfarben gebändert und gefleckt, letzterer auch lichtbraun gesäumt. Die Kehle, die Brust, der Mittel- bauch und die Unterschwanzdeckfedern sind blaßfahl mit einer feinen, braunen Linie zu jeder Seite der Federschäfte, die Seiten sind rostfarbig; jede Feder ist durch ein fahlweißes Fleckenband geschmückt. Die Hosen sind dunkelbraun, röthlich gefleckt; die Armschwingen sind schwärzlichbraun, auf der Jnnen- fahne mit breiten fahlen Flecken besetzt. Wachshaut und Augenring sind blaßbläulich; der Schnabel ist an der Wurzel bleifarbig, an der Spitze schwarz, der Fuß hellbleifarben, das Auge sehr dunkelbraun. Man kennt nur wenige Arten der hierher gehörigen Sippe.
Der Berigora verbreitet sich über Bandiemensland und Neusüdwales, lebt während der Brutzeit paarweise, sammelt sich aber, angelockt durch Kerbthiere, oft zu Hunderten und macht sich dann sehr nützlich. Jn seinem Wesen ähnelt er dem Thurmfalken. Seine Nahrung besteht vorzugsweise in Lurchen und Kerbthieren; doch greift er auch kleine Vögel und Säugethiere an, soll sogar Aas nicht verschmähen. Die Ansiedler sehen ihn als eine Landplage an, weil er ihnen manchmal ein junges Hühnchen wegnimmt; dafür aber nützt er durch Aufzehren der Kerbthiere und namentlich der Raupen ganz außerordentlich. Jm Oktober und November sieht man die auf den höchsten Gummibäumen
Die Fänger. Raubvögel. Falken.
namentlich Heuſchrecken, Waſſerjungfern und ſelbſt die männlichen Ameiſen, wenn ſie ſchwärmen. Man hat mehrere erlegt, deren Kröpfe nur mit Kerfen angefüllt waren.
Der Horſt ſteht in Feldhölzern und auf hohen Bäumen. Er gleicht im Aeußerlichen dem anderer Falken, falls nicht ein altes Krähenneſt benutzt wurde; innerlich iſt es mit Wolle, Haaren und andern weichen Stoffen ausgefüttert. Das Gelege iſt im Juli vollzählig; es enthält drei bis fünf länglich runde Eier, welche auf grauweißem, zuweilen grünlichen Grunde hellere und rothbraune Flecken zeigen, am ſtumpfen Ende mehr als auf anderen Stellen.
Auch der Baumfalk richtet nicht unbedeutenden Schaden an. Lenz rechnet ihm nach, daß er jährlich mindeſtens 1095 kleine Vögel vertilgt. Dafür wurde er früher als Baizvogel genützt und hoch geſchätzt und iſt heute noch der liebenswürdigſte Hausgenoſſe, welchen wir aus dieſer Familie gewinnen können. „Jch habe‟, ſagt mein Vater, „nie einen Vogel gehabt, welcher mir mehr Freude gemacht hätte, als mein zahmer Baumfalk. Wenn ich vor dem Stalle, in welchem er gehalten wurde, vorüberging, ſchrie er, noch ehe er mich ſah, kam nach der Thüre geflogen, nahm mir einen Vogel ab und verzehrte ihn. Ging ich in den Stall, ſo ſetzte er ſich mir auf die Hand, ließ ſich ſtreicheln und ſah mich dabei mit treuherzigen Blicken an. Trug ich ihn in die Stube und ſetzte ihn auf den Tiſch, ſo blieb er hier ruhig ſitzen, verzehrte auch wohl in der Gegenwart fremder Perſonen einen ihm darge- reichten Vogel mit der größten Behaglichkeit. Wenn man ihn neckte oder ihm den Raub abnehmen wollte, zwickte er mit dem Schnabel, verwundete aber nie mit den Fängen. Jedermann, welcher dieſen Falken ſah, hatte ihn gern und freute ſich, ihn zu liebkoſen. Niemand wird es bereuen, einen Baum- falken gefangen zu halten. Er kennt ſeinen Herrn, weiß deſſen Liebe zu ſchätzen und ſcheint ihm durch ſeinen Blick dafür zu danken.‟
Jch kann dieſe Augaben meines Vaters nur beſtätigen. Die Baumfalken, welche ich gehalten, haben auch mir ſtets die größte Freude gemacht, weil ſie mir mit wahrer Liebe zugethan waren. Freunde von mir haben dieſen Vogel ohne Mühe zum Aus- und Einfliegen gewöhnen können.
Jn Neuholland leben Falken, welche den Uebergang von den echten zu den unechten Edelfalken zu vermitteln ſcheinen. Einer dieſer iſt der Berigora (Jeracidea Berigora). Er beſitzt die Ge- ſtalt und den Schnabel der bisher genannten Falken, aber minder kräftige Flügel, in denen die dritte Schwinge die längſte iſt, längere, dünnere Läufe und ſchwächere, dünnere Zehen mit minder kräftigen Nägeln. Die Länge des Männchens beträgt 16 Zoll; das Weibchen iſt größer, in der Färbung von dem Männchen jedoch nicht unterſchieden. Der Oberkopf zeigt auf roſtbraunem Grunde feine, ſchwarze Schaft- ſtriche, die Rückenmitte iſt röthlichbraun, die Schultern, Flügeldecken und die Schwanzfedern ſind braun, roſtfarben gebändert und gefleckt, letzterer auch lichtbraun geſäumt. Die Kehle, die Bruſt, der Mittel- bauch und die Unterſchwanzdeckfedern ſind blaßfahl mit einer feinen, braunen Linie zu jeder Seite der Federſchäfte, die Seiten ſind roſtfarbig; jede Feder iſt durch ein fahlweißes Fleckenband geſchmückt. Die Hoſen ſind dunkelbraun, röthlich gefleckt; die Armſchwingen ſind ſchwärzlichbraun, auf der Jnnen- fahne mit breiten fahlen Flecken beſetzt. Wachshaut und Augenring ſind blaßbläulich; der Schnabel iſt an der Wurzel bleifarbig, an der Spitze ſchwarz, der Fuß hellbleifarben, das Auge ſehr dunkelbraun. Man kennt nur wenige Arten der hierher gehörigen Sippe.
Der Berigora verbreitet ſich über Bandiemensland und Neuſüdwales, lebt während der Brutzeit paarweiſe, ſammelt ſich aber, angelockt durch Kerbthiere, oft zu Hunderten und macht ſich dann ſehr nützlich. Jn ſeinem Weſen ähnelt er dem Thurmfalken. Seine Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Lurchen und Kerbthieren; doch greift er auch kleine Vögel und Säugethiere an, ſoll ſogar Aas nicht verſchmähen. Die Anſiedler ſehen ihn als eine Landplage an, weil er ihnen manchmal ein junges Hühnchen wegnimmt; dafür aber nützt er durch Aufzehren der Kerbthiere und namentlich der Raupen ganz außerordentlich. Jm Oktober und November ſieht man die auf den höchſten Gummibäumen
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[424/0454]
Die Fänger. Raubvögel. Falken.
namentlich Heuſchrecken, Waſſerjungfern und ſelbſt die männlichen Ameiſen, wenn ſie ſchwärmen.
Man hat mehrere erlegt, deren Kröpfe nur mit Kerfen angefüllt waren.
Der Horſt ſteht in Feldhölzern und auf hohen Bäumen. Er gleicht im Aeußerlichen dem
anderer Falken, falls nicht ein altes Krähenneſt benutzt wurde; innerlich iſt es mit Wolle, Haaren und
andern weichen Stoffen ausgefüttert. Das Gelege iſt im Juli vollzählig; es enthält drei bis fünf
länglich runde Eier, welche auf grauweißem, zuweilen grünlichen Grunde hellere und rothbraune Flecken
zeigen, am ſtumpfen Ende mehr als auf anderen Stellen.
Auch der Baumfalk richtet nicht unbedeutenden Schaden an. Lenz rechnet ihm nach, daß er
jährlich mindeſtens 1095 kleine Vögel vertilgt. Dafür wurde er früher als Baizvogel genützt und
hoch geſchätzt und iſt heute noch der liebenswürdigſte Hausgenoſſe, welchen wir aus dieſer Familie
gewinnen können. „Jch habe‟, ſagt mein Vater, „nie einen Vogel gehabt, welcher mir mehr Freude
gemacht hätte, als mein zahmer Baumfalk. Wenn ich vor dem Stalle, in welchem er gehalten wurde,
vorüberging, ſchrie er, noch ehe er mich ſah, kam nach der Thüre geflogen, nahm mir einen Vogel ab
und verzehrte ihn. Ging ich in den Stall, ſo ſetzte er ſich mir auf die Hand, ließ ſich ſtreicheln und
ſah mich dabei mit treuherzigen Blicken an. Trug ich ihn in die Stube und ſetzte ihn auf den Tiſch,
ſo blieb er hier ruhig ſitzen, verzehrte auch wohl in der Gegenwart fremder Perſonen einen ihm darge-
reichten Vogel mit der größten Behaglichkeit. Wenn man ihn neckte oder ihm den Raub abnehmen
wollte, zwickte er mit dem Schnabel, verwundete aber nie mit den Fängen. Jedermann, welcher dieſen
Falken ſah, hatte ihn gern und freute ſich, ihn zu liebkoſen. Niemand wird es bereuen, einen Baum-
falken gefangen zu halten. Er kennt ſeinen Herrn, weiß deſſen Liebe zu ſchätzen und ſcheint ihm durch
ſeinen Blick dafür zu danken.‟
Jch kann dieſe Augaben meines Vaters nur beſtätigen. Die Baumfalken, welche ich gehalten,
haben auch mir ſtets die größte Freude gemacht, weil ſie mir mit wahrer Liebe zugethan waren. Freunde
von mir haben dieſen Vogel ohne Mühe zum Aus- und Einfliegen gewöhnen können.
Jn Neuholland leben Falken, welche den Uebergang von den echten zu den unechten Edelfalken
zu vermitteln ſcheinen. Einer dieſer iſt der Berigora (Jeracidea Berigora). Er beſitzt die Ge-
ſtalt und den Schnabel der bisher genannten Falken, aber minder kräftige Flügel, in denen die dritte
Schwinge die längſte iſt, längere, dünnere Läufe und ſchwächere, dünnere Zehen mit minder kräftigen
Nägeln. Die Länge des Männchens beträgt 16 Zoll; das Weibchen iſt größer, in der Färbung von dem
Männchen jedoch nicht unterſchieden. Der Oberkopf zeigt auf roſtbraunem Grunde feine, ſchwarze Schaft-
ſtriche, die Rückenmitte iſt röthlichbraun, die Schultern, Flügeldecken und die Schwanzfedern ſind braun,
roſtfarben gebändert und gefleckt, letzterer auch lichtbraun geſäumt. Die Kehle, die Bruſt, der Mittel-
bauch und die Unterſchwanzdeckfedern ſind blaßfahl mit einer feinen, braunen Linie zu jeder Seite der
Federſchäfte, die Seiten ſind roſtfarbig; jede Feder iſt durch ein fahlweißes Fleckenband geſchmückt.
Die Hoſen ſind dunkelbraun, röthlich gefleckt; die Armſchwingen ſind ſchwärzlichbraun, auf der Jnnen-
fahne mit breiten fahlen Flecken beſetzt. Wachshaut und Augenring ſind blaßbläulich; der Schnabel
iſt an der Wurzel bleifarbig, an der Spitze ſchwarz, der Fuß hellbleifarben, das Auge ſehr dunkelbraun.
Man kennt nur wenige Arten der hierher gehörigen Sippe.
Der Berigora verbreitet ſich über Bandiemensland und Neuſüdwales, lebt während der Brutzeit
paarweiſe, ſammelt ſich aber, angelockt durch Kerbthiere, oft zu Hunderten und macht ſich dann ſehr
nützlich. Jn ſeinem Weſen ähnelt er dem Thurmfalken. Seine Nahrung beſteht vorzugsweiſe in
Lurchen und Kerbthieren; doch greift er auch kleine Vögel und Säugethiere an, ſoll ſogar Aas
nicht verſchmähen. Die Anſiedler ſehen ihn als eine Landplage an, weil er ihnen manchmal ein junges
Hühnchen wegnimmt; dafür aber nützt er durch Aufzehren der Kerbthiere und namentlich der Raupen
ganz außerordentlich. Jm Oktober und November ſieht man die auf den höchſten Gummibäumen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/454>, abgerufen am 25.11.2024.
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