thümliches Freundschaftsverhältniß, welches wir wiederholt beobachtet haben. Auf denselben Fächer- blättern nämlich, welche den Horst des Falken tragen, nistet die Guineataube (Stictoenas guinea), und oft haben wir gesehen, daß die beiden Nachbarn in unmittelbarer Nähe harmlos friedlich neben einander saßen. Den Horst selbst habe ich nie untersuchen können: die Dulebpalme erwies sich uns als unersteiglich.
Die Schnelligkeit und Gewandtheit des prächtigen Räubers sichert ihm ein freies Leben; doch hat auch er seine Feinde, wahrscheinlich in den stärkeren Mitgliedern seiner Sippe. Jm Urwald fand ich einmal Kopf und beide Flügel eines männlichen Falken dieser Art als Ueberbleibsel einer Mahlzeit, welche er gebildet hatte. Die Jnnerafrikaner stellen dem Vogel nicht nach, der Jndier hingegen weiß seinen Verwandten zu würdigen und dessen Gewandtheit zu verwerthen. Es dient zur Vervoll- ständigung des von mir eben Gesagten, wenn ich Jerdon's Beschreibung des Turumdi noch Folgendes entnehme.
"Er ist über ganz Jndien vom Norden zum Süden verbreitet, in waldigen Gegenden jedoch selten, da er offene Strecken in der Nachbarschaft von Ansiedelungen, Gärten und Baumgruppen bevorzugt. Oft sieht man ihn auch im offenen Lande auf großen einzelnen Bäumen, von welchen aus er namentlich während der Tageshitze Ausfälle macht. Dabei gleitet er mit unglaublicher Schnelligkeit längs der Gebüsche, Hecken und Teichufer hin, über Felder hinweg und stürzt sich plötzlich auf eine Lerche, Bachstelze oder einen Sperling herab. Jch habe ihn auch schon wiederholt für einige Sekunden wie einen Thurmfalken rütteln sehen. Er jagt in Paaren und raubt vorzüglich kleine Vögel, namentlich Kalanderlerchen, Sperlinge, Regenpfeifer, aber auch Feldmäuse."
"Der Horst des Turumdi steht gewöhnlich auf hohen Bäumen und enthält gewöhnlich vier Eier von gelblichbrauner Farbe und mit braunen Flecken besprenkelt. Die Jungen entfliegen schon zu Ende März oder Anfang Aprils dem Neste. Er ist beim Horste sehr muthig und verjagt mit schrillendem, lauten Schrei Krähen, Milane und selbst den Steinadler aus seinem Gehege."
"Gelegentlich wird er gezähmt und auf Wachteln, Rebhühner, Minas, aber besonders auf die indischen Raken abgerichtet. Jn Verfolgung dieser Beute verfährt der Falk sehr vorsichtig und zurückhaltend, wird aber doch oft betrogen durch die außerordentlichen Kunststücke der Rake, welche bald schief dahinstreicht, bald gerade senkrecht herunterstürzt, fortwährend dabei schreit und so schleunig als möglich einen schützenden Baum zu gewinnen sucht. Aber gerade hier ist sie nicht sicher; denn der Falk folgt ihr von Zweig zu Zweig, treibt sie von neuem heraus, und einige Augenblicke später fällt die abgemattete Beute dem ruhelosen Verfolger zum Opfer. Jch habe Falkoniere gekannt, welche den Turumdi abgerichtet hatten, in Gesellschaften zu jagen."
Unser Baumfalk (Hypotriorchis subbuteo) gibt an Gewandtheit und Adel den bisher genannten Edelfalken wenig nach. Man hat ihn und einige seiner Verwandten zu Vertretern einer besondern Sippe erhoben, welche sich kennzeichnet durch geringe Größe, gestreckten Leibesbau und verhältnißmäßig lange, sichelförmige Flügel, welche bis an oder über die Schwanzspitze hinausreichen.
Der Baumfalk oder das Weißbäckchen, der Lerchenstoßer, Hecht-, Schmerl- und Stoßfalke ist 12 Zoll lang und 30 Zoll breit; der Fittig mißt 91/2 Zoll, der Schwanz 6 Zoll. Das Weibchen ist um 11/2 Zoll länger und um 2 bis 3 Zoll breiter. Die ganze Oberseite ist blau- schwarz, der Kopf graulich, der Nacken weißfleckig; die Schwingen sind schwärzlich, rostgelb gekantet, auf der Jnnenfahne mit fünf bis neun roströthlichen länglich runden Querflecken besetzt. Die Schwanzfedern sind oben schieferblau, unten graulicher, auf der Jnnenfahne durch acht rostgelbrothe Querflecken geziert, welche sich zu Binden vereinigen, den beiden mittelsten Federn aber ganz fehlen. Die Unterseite ist auf weißem oder gelblichweißem Grunde vom Kopf an mit schwarzen Längsflecken
Rothhälſiger und Baumfalk.
thümliches Freundſchaftsverhältniß, welches wir wiederholt beobachtet haben. Auf denſelben Fächer- blättern nämlich, welche den Horſt des Falken tragen, niſtet die Guineataube (Stictoenas guinea), und oft haben wir geſehen, daß die beiden Nachbarn in unmittelbarer Nähe harmlos friedlich neben einander ſaßen. Den Horſt ſelbſt habe ich nie unterſuchen können: die Dulébpalme erwies ſich uns als unerſteiglich.
Die Schnelligkeit und Gewandtheit des prächtigen Räubers ſichert ihm ein freies Leben; doch hat auch er ſeine Feinde, wahrſcheinlich in den ſtärkeren Mitgliedern ſeiner Sippe. Jm Urwald fand ich einmal Kopf und beide Flügel eines männlichen Falken dieſer Art als Ueberbleibſel einer Mahlzeit, welche er gebildet hatte. Die Jnnerafrikaner ſtellen dem Vogel nicht nach, der Jndier hingegen weiß ſeinen Verwandten zu würdigen und deſſen Gewandtheit zu verwerthen. Es dient zur Vervoll- ſtändigung des von mir eben Geſagten, wenn ich Jerdon’s Beſchreibung des Turumdi noch Folgendes entnehme.
„Er iſt über ganz Jndien vom Norden zum Süden verbreitet, in waldigen Gegenden jedoch ſelten, da er offene Strecken in der Nachbarſchaft von Anſiedelungen, Gärten und Baumgruppen bevorzugt. Oft ſieht man ihn auch im offenen Lande auf großen einzelnen Bäumen, von welchen aus er namentlich während der Tageshitze Ausfälle macht. Dabei gleitet er mit unglaublicher Schnelligkeit längs der Gebüſche, Hecken und Teichufer hin, über Felder hinweg und ſtürzt ſich plötzlich auf eine Lerche, Bachſtelze oder einen Sperling herab. Jch habe ihn auch ſchon wiederholt für einige Sekunden wie einen Thurmfalken rütteln ſehen. Er jagt in Paaren und raubt vorzüglich kleine Vögel, namentlich Kalanderlerchen, Sperlinge, Regenpfeifer, aber auch Feldmäuſe.‟
„Der Horſt des Turumdi ſteht gewöhnlich auf hohen Bäumen und enthält gewöhnlich vier Eier von gelblichbrauner Farbe und mit braunen Flecken beſprenkelt. Die Jungen entfliegen ſchon zu Ende März oder Anfang Aprils dem Neſte. Er iſt beim Horſte ſehr muthig und verjagt mit ſchrillendem, lauten Schrei Krähen, Milane und ſelbſt den Steinadler aus ſeinem Gehege.‟
„Gelegentlich wird er gezähmt und auf Wachteln, Rebhühner, Minas, aber beſonders auf die indiſchen Raken abgerichtet. Jn Verfolgung dieſer Beute verfährt der Falk ſehr vorſichtig und zurückhaltend, wird aber doch oft betrogen durch die außerordentlichen Kunſtſtücke der Rake, welche bald ſchief dahinſtreicht, bald gerade ſenkrecht herunterſtürzt, fortwährend dabei ſchreit und ſo ſchleunig als möglich einen ſchützenden Baum zu gewinnen ſucht. Aber gerade hier iſt ſie nicht ſicher; denn der Falk folgt ihr von Zweig zu Zweig, treibt ſie von neuem heraus, und einige Augenblicke ſpäter fällt die abgemattete Beute dem ruheloſen Verfolger zum Opfer. Jch habe Falkoniere gekannt, welche den Turumdi abgerichtet hatten, in Geſellſchaften zu jagen.‟
Unſer Baumfalk (Hypotriorchis subbuteo) gibt an Gewandtheit und Adel den bisher genannten Edelfalken wenig nach. Man hat ihn und einige ſeiner Verwandten zu Vertretern einer beſondern Sippe erhoben, welche ſich kennzeichnet durch geringe Größe, geſtreckten Leibesbau und verhältnißmäßig lange, ſichelförmige Flügel, welche bis an oder über die Schwanzſpitze hinausreichen.
Der Baumfalk oder das Weißbäckchen, der Lerchenſtoßer, Hecht-, Schmerl- und Stoßfalke iſt 12 Zoll lang und 30 Zoll breit; der Fittig mißt 9½ Zoll, der Schwanz 6 Zoll. Das Weibchen iſt um 1½ Zoll länger und um 2 bis 3 Zoll breiter. Die ganze Oberſeite iſt blau- ſchwarz, der Kopf graulich, der Nacken weißfleckig; die Schwingen ſind ſchwärzlich, roſtgelb gekantet, auf der Jnnenfahne mit fünf bis neun roſtröthlichen länglich runden Querflecken beſetzt. Die Schwanzfedern ſind oben ſchieferblau, unten graulicher, auf der Jnnenfahne durch acht roſtgelbrothe Querflecken geziert, welche ſich zu Binden vereinigen, den beiden mittelſten Federn aber ganz fehlen. Die Unterſeite iſt auf weißem oder gelblichweißem Grunde vom Kopf an mit ſchwarzen Längsflecken
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[421/0451]
Rothhälſiger und Baumfalk.
thümliches Freundſchaftsverhältniß, welches wir wiederholt beobachtet haben. Auf denſelben Fächer-
blättern nämlich, welche den Horſt des Falken tragen, niſtet die Guineataube (Stictoenas guinea),
und oft haben wir geſehen, daß die beiden Nachbarn in unmittelbarer Nähe harmlos friedlich neben
einander ſaßen. Den Horſt ſelbſt habe ich nie unterſuchen können: die Dulébpalme erwies ſich uns
als unerſteiglich.
Die Schnelligkeit und Gewandtheit des prächtigen Räubers ſichert ihm ein freies Leben; doch hat
auch er ſeine Feinde, wahrſcheinlich in den ſtärkeren Mitgliedern ſeiner Sippe. Jm Urwald fand ich
einmal Kopf und beide Flügel eines männlichen Falken dieſer Art als Ueberbleibſel einer Mahlzeit,
welche er gebildet hatte. Die Jnnerafrikaner ſtellen dem Vogel nicht nach, der Jndier hingegen weiß
ſeinen Verwandten zu würdigen und deſſen Gewandtheit zu verwerthen. Es dient zur Vervoll-
ſtändigung des von mir eben Geſagten, wenn ich Jerdon’s Beſchreibung des Turumdi noch
Folgendes entnehme.
„Er iſt über ganz Jndien vom Norden zum Süden verbreitet, in waldigen Gegenden jedoch
ſelten, da er offene Strecken in der Nachbarſchaft von Anſiedelungen, Gärten und Baumgruppen
bevorzugt. Oft ſieht man ihn auch im offenen Lande auf großen einzelnen Bäumen, von welchen aus
er namentlich während der Tageshitze Ausfälle macht. Dabei gleitet er mit unglaublicher Schnelligkeit
längs der Gebüſche, Hecken und Teichufer hin, über Felder hinweg und ſtürzt ſich plötzlich auf eine
Lerche, Bachſtelze oder einen Sperling herab. Jch habe ihn auch ſchon wiederholt für einige Sekunden
wie einen Thurmfalken rütteln ſehen. Er jagt in Paaren und raubt vorzüglich kleine Vögel,
namentlich Kalanderlerchen, Sperlinge, Regenpfeifer, aber auch Feldmäuſe.‟
„Der Horſt des Turumdi ſteht gewöhnlich auf hohen Bäumen und enthält gewöhnlich vier Eier
von gelblichbrauner Farbe und mit braunen Flecken beſprenkelt. Die Jungen entfliegen ſchon zu Ende
März oder Anfang Aprils dem Neſte. Er iſt beim Horſte ſehr muthig und verjagt mit ſchrillendem,
lauten Schrei Krähen, Milane und ſelbſt den Steinadler aus ſeinem Gehege.‟
„Gelegentlich wird er gezähmt und auf Wachteln, Rebhühner, Minas, aber beſonders auf
die indiſchen Raken abgerichtet. Jn Verfolgung dieſer Beute verfährt der Falk ſehr vorſichtig und
zurückhaltend, wird aber doch oft betrogen durch die außerordentlichen Kunſtſtücke der Rake, welche
bald ſchief dahinſtreicht, bald gerade ſenkrecht herunterſtürzt, fortwährend dabei ſchreit und ſo ſchleunig
als möglich einen ſchützenden Baum zu gewinnen ſucht. Aber gerade hier iſt ſie nicht ſicher; denn der
Falk folgt ihr von Zweig zu Zweig, treibt ſie von neuem heraus, und einige Augenblicke ſpäter fällt
die abgemattete Beute dem ruheloſen Verfolger zum Opfer. Jch habe Falkoniere gekannt, welche den
Turumdi abgerichtet hatten, in Geſellſchaften zu jagen.‟
Unſer Baumfalk (Hypotriorchis subbuteo) gibt an Gewandtheit und Adel den bisher
genannten Edelfalken wenig nach. Man hat ihn und einige ſeiner Verwandten zu Vertretern einer
beſondern Sippe erhoben, welche ſich kennzeichnet durch geringe Größe, geſtreckten Leibesbau und
verhältnißmäßig lange, ſichelförmige Flügel, welche bis an oder über die Schwanzſpitze hinausreichen.
Der Baumfalk oder das Weißbäckchen, der Lerchenſtoßer, Hecht-, Schmerl- und
Stoßfalke iſt 12 Zoll lang und 30 Zoll breit; der Fittig mißt 9½ Zoll, der Schwanz 6 Zoll.
Das Weibchen iſt um 1½ Zoll länger und um 2 bis 3 Zoll breiter. Die ganze Oberſeite iſt blau-
ſchwarz, der Kopf graulich, der Nacken weißfleckig; die Schwingen ſind ſchwärzlich, roſtgelb gekantet,
auf der Jnnenfahne mit fünf bis neun roſtröthlichen länglich runden Querflecken beſetzt. Die
Schwanzfedern ſind oben ſchieferblau, unten graulicher, auf der Jnnenfahne durch acht roſtgelbrothe
Querflecken geziert, welche ſich zu Binden vereinigen, den beiden mittelſten Federn aber ganz fehlen.
Die Unterſeite iſt auf weißem oder gelblichweißem Grunde vom Kopf an mit ſchwarzen Längsflecken
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/451>, abgerufen am 25.11.2024.
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