Adler. Auch Eversmann traf im Jahr 1852 bei den Baschkiren abgerichtete Steinadler, Königs- adler, Habichte, Sperber. Atkinson hat den Kirgisensultan Beck gezeichnet, wie er seinen Lieblings- jagdadler füttert."
Gegenwärtig wird die Falkenjagd noch von den Beduinen der Sahara, welche unter den Arabern überhaupt unsern Adel vertreten, von den Persern und von den Jndiern eifrig betrieben. Das Ber- fahren der indischen Falkoniere und die Jagd selbst schildert Jerdon in sehr lebendiger Weise:
"Jn verschiedenen Gegenden des Landes", sagt er, "wird der während des Winters regelmäßig sich einfindende Wanderfalk abgerichtet. Man fängt ihn an der Küste und verkauft ihn für zwei bis zehn Rupien an die eigentlichen Falkoniere, welche ihn dann auf Reiher, Störche, Kraniche, Klaffschnäbel, Jbisse, Nimmersatts und auch wohl auf Trappen abrichten. Hierbei muß ich bemerken, daß die Meinung, der Reiher versuche bei solcher Jagd den Falken mit seinem Schnabel zu durchbohren, von den eingebornen Falkonieren, von denen viele weit mehr Erfahrungen gemacht haben, als irgend welcher Europäer, vollständig bestätigt wird. Selbst wenn der Falke die Beute schon zu Boden geworfen hat, ist er zuweilen noch in Gefahr, von dem mächtigen Schnabel des Reihers verletzt zu werden, falls er den Nacken seiner Beute nicht mit einem Fange gepackt hat, was ein alter Vogel freilich immer zu thun pflegt. Wenn der Kulun (Grus Virgo) gejagt wird, hütet sich der Wanderfalk gar wohl vor dem scharfen, gekrümmten inneren Nagel des Kranichs, welcher böse Wunden hervorrufen kann."
"Fast noch höher als der Wanderfalk wird von den Jndiern der Schahin oder königliche Falk (Falco peregrinator) geschätzt; ihn hält man für den vorzüglichsten von allen. Er wird alljährlich massenhaft gefangen und zwar auf dünnen Nohrstäben, welche mit Vogelleim bestrichen und durch einen kleinen Vogel geködert werden. Dieser Falk wird besonders für die Jagd abgerichtet, welche in der Falkonierensprache "auf stehendes Wild" genannt wird, d. h. er wird nicht von der Hand nach der Beute geworfen, sondern schwebt hoch in der Luft und beschreibt über dem Falkonier so lange seine Kreise, bis das zu jagende Wild aufgescheucht ist. Dann stürzt er mit erstaunlicher Eile hernieder und auf das erschreckte Thier los."
"Es ist in der That ein wundervolles Schauspiel, den Vogel zu beobachten, wenn er auf ein Rebhuhn oder einen Trappen herniederstößt, welche schon in ziemlicher Entfernung entflohen sind. Sobald der Falk die Beute wahrnimmt, welche aufgescheucht worden ist, stößt er zwei- oder dreimal nach unten und schießt dann mit halbgeschlossenen Flügeln schief herab, gerade auf das erschreckte Wild los und zwar mit größerer Schnelligkeit, als ein vom Bogen abgeschnellter Pfeil. Diese Art zu jagen ist wirklich eine sehr sichere; aber sie ist, obgleich bedeutend erfreulicher, als die Jagd mit kurz- flügligen Falken, doch nicht zu vergleichen mit der Jagd des Wanderfalken, welchen man von der Hand nach dem Reiher oder dem Nimmersatt wirft."
Nach diesen einleitenden Bemerkungen mögen die bekanntesten und wichtigsten Arten der Familie an uns vorüberziehen.
Die edelsten Glieder der Familie sind die Jagdfalken (Hierofalco), Bewohner des hohen Nordens der Erde. Es kennzeichnet sie ihre sehr bedeutende Größe, der verhältnißmäßig starke, in scharfem Bogen gekrümmte Schnabel, die bis zu zwei Drittel der Länge befiederten Fußwurzeln und der im Vergleich zu den Flügeln lange Schwanz. Jn allem Uebrigen sind sie andern Edelfalken durchaus ähnlich; nicht einmal das wiederholt hervorgehobene Merkmal, daß ihr Gefieder im Alter weiß wird, ist stichhaltig.
Noch sind die Forscher, trotz der allersorgfältigsten Untersuchung, darüber nicht einig, ob wir zwei oder drei verschiedene Jagdfalkenarten annehmen müssen, und deshalb herrscht in allen Lehrbüchern hinsichtlich unserer Vögel eine große Verwirrung. Jch meinestheils glaube, daß man drei Arten
Edelfalk. Falkenbaize.
Adler. Auch Eversmann traf im Jahr 1852 bei den Baſchkiren abgerichtete Steinadler, Königs- adler, Habichte, Sperber. Atkinſon hat den Kirgiſenſultan Beck gezeichnet, wie er ſeinen Lieblings- jagdadler füttert.‟
Gegenwärtig wird die Falkenjagd noch von den Beduinen der Sahára, welche unter den Arabern überhaupt unſern Adel vertreten, von den Perſern und von den Jndiern eifrig betrieben. Das Ber- fahren der indiſchen Falkoniere und die Jagd ſelbſt ſchildert Jerdon in ſehr lebendiger Weiſe:
„Jn verſchiedenen Gegenden des Landes‟, ſagt er, „wird der während des Winters regelmäßig ſich einfindende Wanderfalk abgerichtet. Man fängt ihn an der Küſte und verkauft ihn für zwei bis zehn Rupien an die eigentlichen Falkoniere, welche ihn dann auf Reiher, Störche, Kraniche, Klaffſchnäbel, Jbiſſe, Nimmerſatts und auch wohl auf Trappen abrichten. Hierbei muß ich bemerken, daß die Meinung, der Reiher verſuche bei ſolcher Jagd den Falken mit ſeinem Schnabel zu durchbohren, von den eingebornen Falkonieren, von denen viele weit mehr Erfahrungen gemacht haben, als irgend welcher Europäer, vollſtändig beſtätigt wird. Selbſt wenn der Falke die Beute ſchon zu Boden geworfen hat, iſt er zuweilen noch in Gefahr, von dem mächtigen Schnabel des Reihers verletzt zu werden, falls er den Nacken ſeiner Beute nicht mit einem Fange gepackt hat, was ein alter Vogel freilich immer zu thun pflegt. Wenn der Kulun (Grus Virgo) gejagt wird, hütet ſich der Wanderfalk gar wohl vor dem ſcharfen, gekrümmten inneren Nagel des Kranichs, welcher böſe Wunden hervorrufen kann.‟
„Faſt noch höher als der Wanderfalk wird von den Jndiern der Schahin oder königliche Falk (Falco peregrinator) geſchätzt; ihn hält man für den vorzüglichſten von allen. Er wird alljährlich maſſenhaft gefangen und zwar auf dünnen Nohrſtäben, welche mit Vogelleim beſtrichen und durch einen kleinen Vogel geködert werden. Dieſer Falk wird beſonders für die Jagd abgerichtet, welche in der Falkonierenſprache „auf ſtehendes Wild‟ genannt wird, d. h. er wird nicht von der Hand nach der Beute geworfen, ſondern ſchwebt hoch in der Luft und beſchreibt über dem Falkonier ſo lange ſeine Kreiſe, bis das zu jagende Wild aufgeſcheucht iſt. Dann ſtürzt er mit erſtaunlicher Eile hernieder und auf das erſchreckte Thier los.‟
„Es iſt in der That ein wundervolles Schauſpiel, den Vogel zu beobachten, wenn er auf ein Rebhuhn oder einen Trappen herniederſtößt, welche ſchon in ziemlicher Entfernung entflohen ſind. Sobald der Falk die Beute wahrnimmt, welche aufgeſcheucht worden iſt, ſtößt er zwei- oder dreimal nach unten und ſchießt dann mit halbgeſchloſſenen Flügeln ſchief herab, gerade auf das erſchreckte Wild los und zwar mit größerer Schnelligkeit, als ein vom Bogen abgeſchnellter Pfeil. Dieſe Art zu jagen iſt wirklich eine ſehr ſichere; aber ſie iſt, obgleich bedeutend erfreulicher, als die Jagd mit kurz- flügligen Falken, doch nicht zu vergleichen mit der Jagd des Wanderfalken, welchen man von der Hand nach dem Reiher oder dem Nimmerſatt wirft.‟
Nach dieſen einleitenden Bemerkungen mögen die bekannteſten und wichtigſten Arten der Familie an uns vorüberziehen.
Die edelſten Glieder der Familie ſind die Jagdfalken (Hierofalco), Bewohner des hohen Nordens der Erde. Es kennzeichnet ſie ihre ſehr bedeutende Größe, der verhältnißmäßig ſtarke, in ſcharfem Bogen gekrümmte Schnabel, die bis zu zwei Drittel der Länge befiederten Fußwurzeln und der im Vergleich zu den Flügeln lange Schwanz. Jn allem Uebrigen ſind ſie andern Edelfalken durchaus ähnlich; nicht einmal das wiederholt hervorgehobene Merkmal, daß ihr Gefieder im Alter weiß wird, iſt ſtichhaltig.
Noch ſind die Forſcher, trotz der allerſorgfältigſten Unterſuchung, darüber nicht einig, ob wir zwei oder drei verſchiedene Jagdfalkenarten annehmen müſſen, und deshalb herrſcht in allen Lehrbüchern hinſichtlich unſerer Vögel eine große Verwirrung. Jch meinestheils glaube, daß man drei Arten
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[413/0441]
Edelfalk. Falkenbaize.
Adler. Auch Eversmann traf im Jahr 1852 bei den Baſchkiren abgerichtete Steinadler, Königs-
adler, Habichte, Sperber. Atkinſon hat den Kirgiſenſultan Beck gezeichnet, wie er ſeinen Lieblings-
jagdadler füttert.‟
Gegenwärtig wird die Falkenjagd noch von den Beduinen der Sahára, welche unter den Arabern
überhaupt unſern Adel vertreten, von den Perſern und von den Jndiern eifrig betrieben. Das Ber-
fahren der indiſchen Falkoniere und die Jagd ſelbſt ſchildert Jerdon in ſehr lebendiger Weiſe:
„Jn verſchiedenen Gegenden des Landes‟, ſagt er, „wird der während des Winters regelmäßig
ſich einfindende Wanderfalk abgerichtet. Man fängt ihn an der Küſte und verkauft ihn für zwei
bis zehn Rupien an die eigentlichen Falkoniere, welche ihn dann auf Reiher, Störche, Kraniche,
Klaffſchnäbel, Jbiſſe, Nimmerſatts und auch wohl auf Trappen abrichten. Hierbei muß ich bemerken,
daß die Meinung, der Reiher verſuche bei ſolcher Jagd den Falken mit ſeinem Schnabel zu durchbohren,
von den eingebornen Falkonieren, von denen viele weit mehr Erfahrungen gemacht haben, als irgend
welcher Europäer, vollſtändig beſtätigt wird. Selbſt wenn der Falke die Beute ſchon zu Boden
geworfen hat, iſt er zuweilen noch in Gefahr, von dem mächtigen Schnabel des Reihers verletzt zu
werden, falls er den Nacken ſeiner Beute nicht mit einem Fange gepackt hat, was ein alter Vogel
freilich immer zu thun pflegt. Wenn der Kulun (Grus Virgo) gejagt wird, hütet ſich der
Wanderfalk gar wohl vor dem ſcharfen, gekrümmten inneren Nagel des Kranichs, welcher böſe
Wunden hervorrufen kann.‟
„Faſt noch höher als der Wanderfalk wird von den Jndiern der Schahin oder königliche
Falk (Falco peregrinator) geſchätzt; ihn hält man für den vorzüglichſten von allen. Er wird
alljährlich maſſenhaft gefangen und zwar auf dünnen Nohrſtäben, welche mit Vogelleim beſtrichen und
durch einen kleinen Vogel geködert werden. Dieſer Falk wird beſonders für die Jagd abgerichtet,
welche in der Falkonierenſprache „auf ſtehendes Wild‟ genannt wird, d. h. er wird nicht von der
Hand nach der Beute geworfen, ſondern ſchwebt hoch in der Luft und beſchreibt über dem Falkonier
ſo lange ſeine Kreiſe, bis das zu jagende Wild aufgeſcheucht iſt. Dann ſtürzt er mit erſtaunlicher
Eile hernieder und auf das erſchreckte Thier los.‟
„Es iſt in der That ein wundervolles Schauſpiel, den Vogel zu beobachten, wenn er auf ein
Rebhuhn oder einen Trappen herniederſtößt, welche ſchon in ziemlicher Entfernung entflohen ſind.
Sobald der Falk die Beute wahrnimmt, welche aufgeſcheucht worden iſt, ſtößt er zwei- oder dreimal
nach unten und ſchießt dann mit halbgeſchloſſenen Flügeln ſchief herab, gerade auf das erſchreckte Wild
los und zwar mit größerer Schnelligkeit, als ein vom Bogen abgeſchnellter Pfeil. Dieſe Art zu
jagen iſt wirklich eine ſehr ſichere; aber ſie iſt, obgleich bedeutend erfreulicher, als die Jagd mit kurz-
flügligen Falken, doch nicht zu vergleichen mit der Jagd des Wanderfalken, welchen man von der
Hand nach dem Reiher oder dem Nimmerſatt wirft.‟
Nach dieſen einleitenden Bemerkungen mögen die bekannteſten und wichtigſten Arten der Familie
an uns vorüberziehen.
Die edelſten Glieder der Familie ſind die Jagdfalken (Hierofalco), Bewohner des hohen
Nordens der Erde. Es kennzeichnet ſie ihre ſehr bedeutende Größe, der verhältnißmäßig ſtarke, in
ſcharfem Bogen gekrümmte Schnabel, die bis zu zwei Drittel der Länge befiederten Fußwurzeln und
der im Vergleich zu den Flügeln lange Schwanz. Jn allem Uebrigen ſind ſie andern Edelfalken
durchaus ähnlich; nicht einmal das wiederholt hervorgehobene Merkmal, daß ihr Gefieder im Alter
weiß wird, iſt ſtichhaltig.
Noch ſind die Forſcher, trotz der allerſorgfältigſten Unterſuchung, darüber nicht einig, ob wir zwei
oder drei verſchiedene Jagdfalkenarten annehmen müſſen, und deshalb herrſcht in allen Lehrbüchern
hinſichtlich unſerer Vögel eine große Verwirrung. Jch meinestheils glaube, daß man drei Arten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/441>, abgerufen am 23.11.2024.
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