gefangen hatten. Audubon steckte die ganze Gesellschaft in einen Bauer zusammen. Der Neu- angekommene pflegte erschreckt und vorsichtig sich in eine Ecke zu drücken und verweilte in dieser Stel- lung gewöhnlich während des ersten Tages still und ruhig mit einem ihm sonst völlig fremden Aus- druck von Dummheit. Die andern rannten neben ihm dahin und über ihn weg, ohne daß er sich rührte. Nahrungsmittel, welche man ihm vorhielt, beachtete er kaum. Berührte man ihn mit der Hand, so kauerte er sich nieder und blieb nun regungslos auf dem Boden hocken. Der nächste Tag änderte jedoch ein derartiges Benehmen; dann war auch der frisch gefangene wieder vollständig Heher, nahm sein Korn, hielt es hübsch zwischen den Füßen, hämmerte mit seinem Schnabel darauf, zersplitterte es, um zu den Körnern zu gelangen und bewegte sich so ungezwungen als möglich. Als der Käfig wohl besetzt war, gewährte das beständige Hämmern der Vögel eine lustige Unterhaltung. Es war, wie Audubon sagt, als ob eine Menge Schmiede beschäftigt wären. Außer dem Mais fraßen die Blauheher übrigens auch Früchte aller Arten und mit besonderem Wohlbehagen frisches Fleisch. Unter sich waren sie verträglich und überhaupt recht liebenswürdige Gefellen. Dann und wann erhob einer einen Lärmschrei, und dieser erregte auch unter den Gefangenen einen ebenso großen Aufruhr, als unter Umständen draußen im Walde.
Audubon erreichte seinen Zweck, unsere europäischen Wälder mit Blauhehern zu bevölkern, nicht. Seine Vögel überstanden die Reise vortrefflich, bekamen zuletzt aber kleine Schmarotzer in solcher Menge, daß sie daran zu Grunde gingen, aller Gegenmittel ungeachtet. So brachte er nur einen einzigen nach London. Jn der Neuzeit kommt der Blauheher öfterer nach Europa und ist deshalb fast in jedem Thiergarten eine regelmäßige Erscheinung. Bis jetzt aber hat sich noch Niemand gefun- den, welcher Audubon's Vorsatz ausgeführt und einige Vögel dieser Art in unsern Wäldern frei gelassen hätte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Blauheher diesen einen großen Schmuck verleihen würden; Verdienste aber um die Wälder dürften sie sich ebensowenig erringen, wie ihr europäischer Vertreter.
Die größeren Falkenarten und wahrscheinlich auch mehrere Eulen Amerikas sind schlimme Feinde des Blauhehers. Mit dem kleinen Sperlingsfalken balgt er sich, wie Gerhardt berichtet, fortwäh- rend herum; doch sollen seine Kämpfe mit diesen gewandten Räubern und mit den Sperbern unblu- tig sein, also mehr des Spieles wegen geschehen. Nach Gerhardt's Meinung ist bald der Falke, bald der Heher der angreifende Theil. Von den Amerikanern wird der schöne Vogel öfter gefangen, als mit dem Gewehr erlegt, obwohl sein Fleisch wie das seiner Verwandten recht gut ist.
Unser deutscher Heher, der Eichel-, Nuß-, Wald- oder Holzheher, Nußhacker, Nuß- jäck, der Hatzel, Hägerd, Herold, Herenvogel, Marquart, Margolfus oder Holzschreier (Garrulus glandarius) steht dem Blauheher sehr nahe. Sein Schnabel ist jedoch stärker, sein Schwanz verhältnißmäßig kürzer und weniger gerundet. Das Gefieder ist weitstrahlig, locker und seidenartig, auf dem Oberkopf ebenfalls noch verlängert. Es ist der Hauptfärbung nach grauröthlich oder grau- braun auf der oberen Seite, dunkler als auf der unteren. Der Bürzel und der Steiß sind weiß; die Kehle ist weißlich, nach oben durch breite Backenstreifen von schwarzer Farbe eingefaßt; der Vorderkopf ist weiß und schwarz gestreift; die Schwingen sind bis auf einen grauweißen Flecken an der äußern Fahne schwarz, die Steuerfedern schwarz, bisweilen blaugebändert, die Deckfedern der Handschwingen abwechselnd schwarz, blau und weiß gebändert, wodurch ein Spiegel entsteht. Das Auge ist hellblau, der Schnabel schwarz, der Fuß horngrau. Das Weibchen unterscheidet sich kaum, das Junge nur durch unreinere Farben von dem alten Männchen. Die Länge beträgt 13 Zoll, die Breite 20 Zoll; der Fittig mißt 61/2, der Schwanz 53/4 Zoll. Das Weibchen ist um 1 Zoll kürzer und schmäler als das Männchen.
Die Knacker. Rabenvögel. Baumkrähen.
gefangen hatten. Audubon ſteckte die ganze Geſellſchaft in einen Bauer zuſammen. Der Neu- angekommene pflegte erſchreckt und vorſichtig ſich in eine Ecke zu drücken und verweilte in dieſer Stel- lung gewöhnlich während des erſten Tages ſtill und ruhig mit einem ihm ſonſt völlig fremden Aus- druck von Dummheit. Die andern rannten neben ihm dahin und über ihn weg, ohne daß er ſich rührte. Nahrungsmittel, welche man ihm vorhielt, beachtete er kaum. Berührte man ihn mit der Hand, ſo kauerte er ſich nieder und blieb nun regungslos auf dem Boden hocken. Der nächſte Tag änderte jedoch ein derartiges Benehmen; dann war auch der friſch gefangene wieder vollſtändig Heher, nahm ſein Korn, hielt es hübſch zwiſchen den Füßen, hämmerte mit ſeinem Schnabel darauf, zerſplitterte es, um zu den Körnern zu gelangen und bewegte ſich ſo ungezwungen als möglich. Als der Käfig wohl beſetzt war, gewährte das beſtändige Hämmern der Vögel eine luſtige Unterhaltung. Es war, wie Audubon ſagt, als ob eine Menge Schmiede beſchäftigt wären. Außer dem Mais fraßen die Blauheher übrigens auch Früchte aller Arten und mit beſonderem Wohlbehagen friſches Fleiſch. Unter ſich waren ſie verträglich und überhaupt recht liebenswürdige Gefellen. Dann und wann erhob einer einen Lärmſchrei, und dieſer erregte auch unter den Gefangenen einen ebenſo großen Aufruhr, als unter Umſtänden draußen im Walde.
Audubon erreichte ſeinen Zweck, unſere europäiſchen Wälder mit Blauhehern zu bevölkern, nicht. Seine Vögel überſtanden die Reiſe vortrefflich, bekamen zuletzt aber kleine Schmarotzer in ſolcher Menge, daß ſie daran zu Grunde gingen, aller Gegenmittel ungeachtet. So brachte er nur einen einzigen nach London. Jn der Neuzeit kommt der Blauheher öfterer nach Europa und iſt deshalb faſt in jedem Thiergarten eine regelmäßige Erſcheinung. Bis jetzt aber hat ſich noch Niemand gefun- den, welcher Audubon’s Vorſatz ausgeführt und einige Vögel dieſer Art in unſern Wäldern frei gelaſſen hätte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Blauheher dieſen einen großen Schmuck verleihen würden; Verdienſte aber um die Wälder dürften ſie ſich ebenſowenig erringen, wie ihr europäiſcher Vertreter.
Die größeren Falkenarten und wahrſcheinlich auch mehrere Eulen Amerikas ſind ſchlimme Feinde des Blauhehers. Mit dem kleinen Sperlingsfalken balgt er ſich, wie Gerhardt berichtet, fortwäh- rend herum; doch ſollen ſeine Kämpfe mit dieſen gewandten Räubern und mit den Sperbern unblu- tig ſein, alſo mehr des Spieles wegen geſchehen. Nach Gerhardt’s Meinung iſt bald der Falke, bald der Heher der angreifende Theil. Von den Amerikanern wird der ſchöne Vogel öfter gefangen, als mit dem Gewehr erlegt, obwohl ſein Fleiſch wie das ſeiner Verwandten recht gut iſt.
Unſer deutſcher Heher, der Eichel-, Nuß-, Wald- oder Holzheher, Nußhacker, Nuß- jäck, der Hatzel, Hägerd, Herold, Herenvogel, Marquart, Margolfus oder Holzſchreier (Garrulus glandarius) ſteht dem Blauheher ſehr nahe. Sein Schnabel iſt jedoch ſtärker, ſein Schwanz verhältnißmäßig kürzer und weniger gerundet. Das Gefieder iſt weitſtrahlig, locker und ſeidenartig, auf dem Oberkopf ebenfalls noch verlängert. Es iſt der Hauptfärbung nach grauröthlich oder grau- braun auf der oberen Seite, dunkler als auf der unteren. Der Bürzel und der Steiß ſind weiß; die Kehle iſt weißlich, nach oben durch breite Backenſtreifen von ſchwarzer Farbe eingefaßt; der Vorderkopf iſt weiß und ſchwarz geſtreift; die Schwingen ſind bis auf einen grauweißen Flecken an der äußern Fahne ſchwarz, die Steuerfedern ſchwarz, bisweilen blaugebändert, die Deckfedern der Handſchwingen abwechſelnd ſchwarz, blau und weiß gebändert, wodurch ein Spiegel entſteht. Das Auge iſt hellblau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß horngrau. Das Weibchen unterſcheidet ſich kaum, das Junge nur durch unreinere Farben von dem alten Männchen. Die Länge beträgt 13 Zoll, die Breite 20 Zoll; der Fittig mißt 6½, der Schwanz 5¾ Zoll. Das Weibchen iſt um 1 Zoll kürzer und ſchmäler als das Männchen.
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[378/0406]
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angekommene pflegte erſchreckt und vorſichtig ſich in eine Ecke zu drücken und verweilte in dieſer Stel-
lung gewöhnlich während des erſten Tages ſtill und ruhig mit einem ihm ſonſt völlig fremden Aus-
druck von Dummheit. Die andern rannten neben ihm dahin und über ihn weg, ohne daß er ſich
rührte. Nahrungsmittel, welche man ihm vorhielt, beachtete er kaum. Berührte man ihn mit der
Hand, ſo kauerte er ſich nieder und blieb nun regungslos auf dem Boden hocken. Der nächſte Tag änderte
jedoch ein derartiges Benehmen; dann war auch der friſch gefangene wieder vollſtändig Heher, nahm
ſein Korn, hielt es hübſch zwiſchen den Füßen, hämmerte mit ſeinem Schnabel darauf, zerſplitterte es,
um zu den Körnern zu gelangen und bewegte ſich ſo ungezwungen als möglich. Als der Käfig wohl
beſetzt war, gewährte das beſtändige Hämmern der Vögel eine luſtige Unterhaltung. Es war, wie
Audubon ſagt, als ob eine Menge Schmiede beſchäftigt wären. Außer dem Mais fraßen die Blauheher
übrigens auch Früchte aller Arten und mit beſonderem Wohlbehagen friſches Fleiſch. Unter ſich
waren ſie verträglich und überhaupt recht liebenswürdige Gefellen. Dann und wann erhob einer
einen Lärmſchrei, und dieſer erregte auch unter den Gefangenen einen ebenſo großen Aufruhr, als
unter Umſtänden draußen im Walde.
Audubon erreichte ſeinen Zweck, unſere europäiſchen Wälder mit Blauhehern zu bevölkern, nicht.
Seine Vögel überſtanden die Reiſe vortrefflich, bekamen zuletzt aber kleine Schmarotzer in ſolcher
Menge, daß ſie daran zu Grunde gingen, aller Gegenmittel ungeachtet. So brachte er nur einen
einzigen nach London. Jn der Neuzeit kommt der Blauheher öfterer nach Europa und iſt deshalb
faſt in jedem Thiergarten eine regelmäßige Erſcheinung. Bis jetzt aber hat ſich noch Niemand gefun-
den, welcher Audubon’s Vorſatz ausgeführt und einige Vögel dieſer Art in unſern Wäldern frei
gelaſſen hätte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Blauheher dieſen einen großen Schmuck verleihen
würden; Verdienſte aber um die Wälder dürften ſie ſich ebenſowenig erringen, wie ihr europäiſcher Vertreter.
Die größeren Falkenarten und wahrſcheinlich auch mehrere Eulen Amerikas ſind ſchlimme Feinde
des Blauhehers. Mit dem kleinen Sperlingsfalken balgt er ſich, wie Gerhardt berichtet, fortwäh-
rend herum; doch ſollen ſeine Kämpfe mit dieſen gewandten Räubern und mit den Sperbern unblu-
tig ſein, alſo mehr des Spieles wegen geſchehen. Nach Gerhardt’s Meinung iſt bald der Falke,
bald der Heher der angreifende Theil. Von den Amerikanern wird der ſchöne Vogel öfter gefangen,
als mit dem Gewehr erlegt, obwohl ſein Fleiſch wie das ſeiner Verwandten recht gut iſt.
Unſer deutſcher Heher, der Eichel-, Nuß-, Wald- oder Holzheher, Nußhacker, Nuß-
jäck, der Hatzel, Hägerd, Herold, Herenvogel, Marquart, Margolfus oder Holzſchreier
(Garrulus glandarius) ſteht dem Blauheher ſehr nahe. Sein Schnabel iſt jedoch ſtärker, ſein Schwanz
verhältnißmäßig kürzer und weniger gerundet. Das Gefieder iſt weitſtrahlig, locker und ſeidenartig,
auf dem Oberkopf ebenfalls noch verlängert. Es iſt der Hauptfärbung nach grauröthlich oder grau-
braun auf der oberen Seite, dunkler als auf der unteren. Der Bürzel und der Steiß ſind weiß; die
Kehle iſt weißlich, nach oben durch breite Backenſtreifen von ſchwarzer Farbe eingefaßt; der Vorderkopf
iſt weiß und ſchwarz geſtreift; die Schwingen ſind bis auf einen grauweißen Flecken an der äußern
Fahne ſchwarz, die Steuerfedern ſchwarz, bisweilen blaugebändert, die Deckfedern der Handſchwingen
abwechſelnd ſchwarz, blau und weiß gebändert, wodurch ein Spiegel entſteht. Das Auge iſt hellblau,
der Schnabel ſchwarz, der Fuß horngrau. Das Weibchen unterſcheidet ſich kaum, das Junge nur
durch unreinere Farben von dem alten Männchen. Die Länge beträgt 13 Zoll, die Breite 20 Zoll;
der Fittig mißt 6½, der Schwanz 5¾ Zoll. Das Weibchen iſt um 1 Zoll kürzer und ſchmäler als
das Männchen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/406>, abgerufen am 25.11.2024.
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