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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Rabenvögel. Pirole.
sträubt alle Federn und renut rings um die Laube herum, in welche endlich das Weibchen eintritt.
Dann wird das Männchen so aufgeregt, daß ihm die Augen förmlich aus dem Kopfe heraustreten.
Es hebt unablässig einen Flügel nach dem andern, pickt wiederholt auf den Boden und läßt dabei ein
leichtes Pfeifen vernehmen, bis endlich das Weibchen gefällig zu ihm geht, und das Spiel zunächst
beendet wird."

Jn der letzten Zeit sind ein Paar lebende Vögel dieser Art glücklich nach London gelangt und
haben hier nicht verfehlt, die Aufmerksamkeit aller Besucher des Thiergartens auf sich zu ziehen. Sie
sind von Wolf abgebildet worden.



Die Kragenvögel (Chlamydera), nahe Verwandte der Atlasvögel, zeigen dieselbe Gewohnheit,
wie diese. Sie kennzeichnen sich durch einen mäßig langen, auf der Firste erhobenen, nach der Spitze
zu gebogenen, seitlich zusammengedrückten Schnabel mit einer Kerbe vor der Spitze, durch lange und
spitzige Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die längsten sind, einen langen, seicht abgerun-
deten Schwanz und kräftige, vorn breit geschilderte Läufe mit langen und starken Zehen, welche lange,
gekrümmte und spitzige Nägel tragen.

Der gefleckte Kragenvogel (Chlamydera maculata) ist 101/2 Zoll lang. Die Federn des
Oberkopfes und der Gurgelgegend sind schön braun, von einer schmalen schwarzen Linie umzogen, die
Oberkopffedern silbergrau an der Spitze. Die ganze Oberseite, die Flügel und der Schwanz sind tief-
braun, alle Federn durch einen runden braungelben Spitzenfleck gezeichnet. Ein schönes Nackenband
von verlängerten pfirsichblüthrothen Federn bildet eine Art Fächer. Die Vorderschwingen sind leicht
weiß, die Schwanzfedern bräunlichgelb gespitzt. Die Unterseite ist graulichweiß, die seitlichen Federn
sind durch schwache hellbraune Zickzacklinien quer gestreift. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel
und der Fuß sind braun. Die alten Vögel unterscheiden sich wenig, die Jungen durch das Fehlen des
Fächers.

Die Kragenvögel bewohnen ausschließlich das Jnnere Australiens und hier zahlreich niedere
Gebüschzüge an den Rändern der Ebenen. Sie sind aber sehr scheu und werden deshalb von den Reisen-
den gewöhnlich gar nicht gesehen. Jhre Beobachtung erfordert Vorsicht. Dem Kundigen verrathen
sie sich durch einen rauhen, unangenehm scheltenden Lockton, welchen sie hören lassen, wenn sie, durch
irgend Etwas gestört, sich aus dem Staube machen wollen. Dann pflegen sie sich auf die höchsten
Wipfelzweige der luftdichtesten Zweige zu setzen, die Umgegend zu überspähen und sich hierauf demjeni-
gen Orte zuzuwenden, welcher ihnen am geeignetsten scheint. Am sichersten erlegt man sie bei der
Tränke, namentlich während der Zeit der Dürre, welche ihnen keine Wahl läßt. Gould, welcher sich
hier auf den Anstand legte, beobachtete, daß die durstigen Vögel allerdings sehr mißtrauisch sich zeig-
ten, endlich aber doch, vom Durste überwältigt, nun eilig herabkamen und nicht blos an dem Menschen,
sondern auch an einer ungeheuren schwarzen Schlange, welche nahe dem Wasser ebenfalls auf der Lauer
lag, vorüberflogen, um zu trinken; die Kragenvögel waren die scheuesten unter allen, welche hier zur
Tränke kamen. Später fand Gould auch ihre Lauben auf.

Diese Gebäude sind noch künstlicher und noch mehr ausgeschmückt, als die der Atlasvögel. Sie
sinden sich an ähnlichen Orten, sind aber länger und bogiger, manche über drei Fuß lang. Aeußerlich
bestehen sie aus Reisig, welches mit langen Grashalmen schön belegt ist. Die Ausschmückung ist
überaus reich und manchfaltig. Man findet zweischalige Muscheln, Schädel, Knochen kleiner Säuge-
thiere u. dgl. Zur Befestigung der Gräser und Zweige werden Steine benutzt und sehr künstlich
geordnet. Sie liegen vom Eingang an jederseits so aus einander, daß zwischen ihnen Fußstege ent-
stehen, während die Sammlung der Schmucksachen einen Haufen vor beiden Eingängen bilden. Bei
einzelnen Lauben fand man fast einen halben Scheffel von Knochen, Muscheln u. dgl. vor jedem Ein-
gange. Diese Gebäude waren wahrscheinlich seit mehreren Jahren benutzt worden. Aus der Entfer-

Die Knacker. Rabenvögel. Pirole.
ſträubt alle Federn und renut rings um die Laube herum, in welche endlich das Weibchen eintritt.
Dann wird das Männchen ſo aufgeregt, daß ihm die Augen förmlich aus dem Kopfe heraustreten.
Es hebt unabläſſig einen Flügel nach dem andern, pickt wiederholt auf den Boden und läßt dabei ein
leichtes Pfeifen vernehmen, bis endlich das Weibchen gefällig zu ihm geht, und das Spiel zunächſt
beendet wird.‟

Jn der letzten Zeit ſind ein Paar lebende Vögel dieſer Art glücklich nach London gelangt und
haben hier nicht verfehlt, die Aufmerkſamkeit aller Beſucher des Thiergartens auf ſich zu ziehen. Sie
ſind von Wolf abgebildet worden.



Die Kragenvögel (Chlamydera), nahe Verwandte der Atlasvögel, zeigen dieſelbe Gewohnheit,
wie dieſe. Sie kennzeichnen ſich durch einen mäßig langen, auf der Firſte erhobenen, nach der Spitze
zu gebogenen, ſeitlich zuſammengedrückten Schnabel mit einer Kerbe vor der Spitze, durch lange und
ſpitzige Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die längſten ſind, einen langen, ſeicht abgerun-
deten Schwanz und kräftige, vorn breit geſchilderte Läufe mit langen und ſtarken Zehen, welche lange,
gekrümmte und ſpitzige Nägel tragen.

Der gefleckte Kragenvogel (Chlamydera maculata) iſt 10½ Zoll lang. Die Federn des
Oberkopfes und der Gurgelgegend ſind ſchön braun, von einer ſchmalen ſchwarzen Linie umzogen, die
Oberkopffedern ſilbergrau an der Spitze. Die ganze Oberſeite, die Flügel und der Schwanz ſind tief-
braun, alle Federn durch einen runden braungelben Spitzenfleck gezeichnet. Ein ſchönes Nackenband
von verlängerten pfirſichblüthrothen Federn bildet eine Art Fächer. Die Vorderſchwingen ſind leicht
weiß, die Schwanzfedern bräunlichgelb geſpitzt. Die Unterſeite iſt graulichweiß, die ſeitlichen Federn
ſind durch ſchwache hellbraune Zickzacklinien quer geſtreift. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel
und der Fuß ſind braun. Die alten Vögel unterſcheiden ſich wenig, die Jungen durch das Fehlen des
Fächers.

Die Kragenvögel bewohnen ausſchließlich das Jnnere Auſtraliens und hier zahlreich niedere
Gebüſchzüge an den Rändern der Ebenen. Sie ſind aber ſehr ſcheu und werden deshalb von den Reiſen-
den gewöhnlich gar nicht geſehen. Jhre Beobachtung erfordert Vorſicht. Dem Kundigen verrathen
ſie ſich durch einen rauhen, unangenehm ſcheltenden Lockton, welchen ſie hören laſſen, wenn ſie, durch
irgend Etwas geſtört, ſich aus dem Staube machen wollen. Dann pflegen ſie ſich auf die höchſten
Wipfelzweige der luftdichteſten Zweige zu ſetzen, die Umgegend zu überſpähen und ſich hierauf demjeni-
gen Orte zuzuwenden, welcher ihnen am geeignetſten ſcheint. Am ſicherſten erlegt man ſie bei der
Tränke, namentlich während der Zeit der Dürre, welche ihnen keine Wahl läßt. Gould, welcher ſich
hier auf den Anſtand legte, beobachtete, daß die durſtigen Vögel allerdings ſehr mißtrauiſch ſich zeig-
ten, endlich aber doch, vom Durſte überwältigt, nun eilig herabkamen und nicht blos an dem Menſchen,
ſondern auch an einer ungeheuren ſchwarzen Schlange, welche nahe dem Waſſer ebenfalls auf der Lauer
lag, vorüberflogen, um zu trinken; die Kragenvögel waren die ſcheueſten unter allen, welche hier zur
Tränke kamen. Später fand Gould auch ihre Lauben auf.

Dieſe Gebäude ſind noch künſtlicher und noch mehr ausgeſchmückt, als die der Atlasvögel. Sie
ſinden ſich an ähnlichen Orten, ſind aber länger und bogiger, manche über drei Fuß lang. Aeußerlich
beſtehen ſie aus Reiſig, welches mit langen Grashalmen ſchön belegt iſt. Die Ausſchmückung iſt
überaus reich und manchfaltig. Man findet zweiſchalige Muſcheln, Schädel, Knochen kleiner Säuge-
thiere u. dgl. Zur Befeſtigung der Gräſer und Zweige werden Steine benutzt und ſehr künſtlich
geordnet. Sie liegen vom Eingang an jederſeits ſo aus einander, daß zwiſchen ihnen Fußſtege ent-
ſtehen, während die Sammlung der Schmuckſachen einen Haufen vor beiden Eingängen bilden. Bei
einzelnen Lauben fand man faſt einen halben Scheffel von Knochen, Muſcheln u. dgl. vor jedem Ein-
gange. Dieſe Gebäude waren wahrſcheinlich ſeit mehreren Jahren benutzt worden. Aus der Entfer-

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[316/0340] Die Knacker. Rabenvögel. Pirole. ſträubt alle Federn und renut rings um die Laube herum, in welche endlich das Weibchen eintritt. Dann wird das Männchen ſo aufgeregt, daß ihm die Augen förmlich aus dem Kopfe heraustreten. Es hebt unabläſſig einen Flügel nach dem andern, pickt wiederholt auf den Boden und läßt dabei ein leichtes Pfeifen vernehmen, bis endlich das Weibchen gefällig zu ihm geht, und das Spiel zunächſt beendet wird.‟ Jn der letzten Zeit ſind ein Paar lebende Vögel dieſer Art glücklich nach London gelangt und haben hier nicht verfehlt, die Aufmerkſamkeit aller Beſucher des Thiergartens auf ſich zu ziehen. Sie ſind von Wolf abgebildet worden. Die Kragenvögel (Chlamydera), nahe Verwandte der Atlasvögel, zeigen dieſelbe Gewohnheit, wie dieſe. Sie kennzeichnen ſich durch einen mäßig langen, auf der Firſte erhobenen, nach der Spitze zu gebogenen, ſeitlich zuſammengedrückten Schnabel mit einer Kerbe vor der Spitze, durch lange und ſpitzige Flügel, in denen die dritte und vierte Schwinge die längſten ſind, einen langen, ſeicht abgerun- deten Schwanz und kräftige, vorn breit geſchilderte Läufe mit langen und ſtarken Zehen, welche lange, gekrümmte und ſpitzige Nägel tragen. Der gefleckte Kragenvogel (Chlamydera maculata) iſt 10½ Zoll lang. Die Federn des Oberkopfes und der Gurgelgegend ſind ſchön braun, von einer ſchmalen ſchwarzen Linie umzogen, die Oberkopffedern ſilbergrau an der Spitze. Die ganze Oberſeite, die Flügel und der Schwanz ſind tief- braun, alle Federn durch einen runden braungelben Spitzenfleck gezeichnet. Ein ſchönes Nackenband von verlängerten pfirſichblüthrothen Federn bildet eine Art Fächer. Die Vorderſchwingen ſind leicht weiß, die Schwanzfedern bräunlichgelb geſpitzt. Die Unterſeite iſt graulichweiß, die ſeitlichen Federn ſind durch ſchwache hellbraune Zickzacklinien quer geſtreift. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel und der Fuß ſind braun. Die alten Vögel unterſcheiden ſich wenig, die Jungen durch das Fehlen des Fächers. Die Kragenvögel bewohnen ausſchließlich das Jnnere Auſtraliens und hier zahlreich niedere Gebüſchzüge an den Rändern der Ebenen. Sie ſind aber ſehr ſcheu und werden deshalb von den Reiſen- den gewöhnlich gar nicht geſehen. Jhre Beobachtung erfordert Vorſicht. Dem Kundigen verrathen ſie ſich durch einen rauhen, unangenehm ſcheltenden Lockton, welchen ſie hören laſſen, wenn ſie, durch irgend Etwas geſtört, ſich aus dem Staube machen wollen. Dann pflegen ſie ſich auf die höchſten Wipfelzweige der luftdichteſten Zweige zu ſetzen, die Umgegend zu überſpähen und ſich hierauf demjeni- gen Orte zuzuwenden, welcher ihnen am geeignetſten ſcheint. Am ſicherſten erlegt man ſie bei der Tränke, namentlich während der Zeit der Dürre, welche ihnen keine Wahl läßt. Gould, welcher ſich hier auf den Anſtand legte, beobachtete, daß die durſtigen Vögel allerdings ſehr mißtrauiſch ſich zeig- ten, endlich aber doch, vom Durſte überwältigt, nun eilig herabkamen und nicht blos an dem Menſchen, ſondern auch an einer ungeheuren ſchwarzen Schlange, welche nahe dem Waſſer ebenfalls auf der Lauer lag, vorüberflogen, um zu trinken; die Kragenvögel waren die ſcheueſten unter allen, welche hier zur Tränke kamen. Später fand Gould auch ihre Lauben auf. Dieſe Gebäude ſind noch künſtlicher und noch mehr ausgeſchmückt, als die der Atlasvögel. Sie ſinden ſich an ähnlichen Orten, ſind aber länger und bogiger, manche über drei Fuß lang. Aeußerlich beſtehen ſie aus Reiſig, welches mit langen Grashalmen ſchön belegt iſt. Die Ausſchmückung iſt überaus reich und manchfaltig. Man findet zweiſchalige Muſcheln, Schädel, Knochen kleiner Säuge- thiere u. dgl. Zur Befeſtigung der Gräſer und Zweige werden Steine benutzt und ſehr künſtlich geordnet. Sie liegen vom Eingang an jederſeits ſo aus einander, daß zwiſchen ihnen Fußſtege ent- ſtehen, während die Sammlung der Schmuckſachen einen Haufen vor beiden Eingängen bilden. Bei einzelnen Lauben fand man faſt einen halben Scheffel von Knochen, Muſcheln u. dgl. vor jedem Ein- gange. Dieſe Gebäude waren wahrſcheinlich ſeit mehreren Jahren benutzt worden. Aus der Entfer-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/340>, abgerufen am 22.11.2024.