Nächst dem Menschen verfolgen Raubsäugethiere und Raubvögel wenigstens die kleineren Arten; denn die großen und starken wissen sich durch ihre Klugheit und Gewandtheit, durch ihren Muth und ihr geselliges Zusammenhalten vor den meisten Räubern zu wahren und haben höchstens in verschiede- nen Schmarotzern lästige Gegner.
Wenn wir, nach Reichenbach's Vorgange, die Pisangfresser als Angehörige der Ordnung auffassen, haben wir es mit vier Unterabtheilungen oder Zünften zu thun. Jede einzelne derselben zeigt ihr Eigenthümliches in ihrem Leibesbau und dem entsprechend in Lebensweise und Betragen; doch ist eine große Uebereinstimmung wenigstens bei drei dieser Zünfte nicht zu verkennen: es macht sich hier noch ein ähnliches Verhältniß bemerklich, wie wir es bei den Papageien kennen lernten. Schwer dürfte es sein, zu bestimmen, welcher Unterabtheilung der erste Rang gebührt; wir kennen sehr ausgezeichnete Mitglieder aus jeder einzelnen Zunft. Jch habe den Staarvögeln die erste Stelle eingeräumt, weil sie andere Rabenvögel durch die ihnen gewordene Gabe des Gesanges überbieten und somit auch in dieser Hinsicht als die nächsten Verwandten der Sperlingsvögel zu betrachten, also passend als Uebergangsglieder von letzteren zu den eigentlichen Raben anzusehen sind. Auf sie mögen die Paradiesvögel und auf diese die Raben im engeren Sinne folgen, während die Pisangfresser als zweifelhafte Mitglieder erst am Ende der Ordnung ihren Platz finden dürfen.
Die Staarvögel (Sturnidae) zählen unter die mittelgroßen und kleinen Angehörigen der Ord- nung. Sie sind wohlgebildete und hochbegabte Geschöpfe, welche im allgemeinen mit den Raben zwar große Aehnlichkeit zeigen, sich aber auch wiederum als Verwandte der Drosseln und selbst der Fin- ken bekunden. Jhr Leib ist gestreckt, der Fittig mittellang, der Schwanz nur ausnahmsweise lang, gewöhnlich aber kurz und mehr oder weniger gerade, der Fuß mittelhoch, der Schnabel verhältniß- mäßig schwach, gestreckt und gewöhnlich rein kegelförmig. Das Gefieder ist hart, kleinfederig und buntfarbig, oft prächtig glänzend.
Mit Ausnahme Neuhollands verbreitet sich diese Zunft über alle Erdtheile; doch besitzt jeder ein- zelne seine eigenen Familien oder Unterfamilien. Amerika ist wohl am reichsten an Staarvögeln; für Asien nebst seiner großen Halbinsel Europa dürfte das Gegentheil behauptet werden können. Die meisten Arten sind weit verbreitet und viele auch hinsichtlich des Aufenthaltes wenig beschränkt.
Ueber das Leben der Gesammtheit mag die Einzelschilderung belehren; hier muß es genügen, wenn ich hervorhebe, daß die hierher gehörigen Staar- nicht blos die redseligsten oder sangfertigsten, sondern auch die als Baukünstler am meisten ausgezeichneten Rabenvögel sind.
Die erste Familie umfaßt die Stärlinge (Icteri), Vögel von Krähen- bis Finkengröße, gestreckt, aber kräftig gebaut, mit kegelförmigem Schnabel, mittellangen Flügeln und Schwanz, kräfti- gen Läufen und ziemlich weichem glänzenden Gefieder, in welchem Schwarz, Gelb und Roth vorherr- schend sind. Der gestreckte Schnabel ist rundlich, an der Wurzel dick, an der Spitze zahnlos oder un- gekerbt; seine Oberfirste tritt schildartig in das Stirngefieder vor; die Wurzel wird nicht von haarartigen Federn eingehüllt. Jm Flügel ist die vierte Schwinge über die andern verlängert. Der Schwanz, welcher während der Ruhe des Vogels bis gegen die Hälfte hin von den Schwingen bedeckt wird, ist abgerundet oder selbst abgestuft. Die Läufe sind länger, als die Mittelzehen, vorn geschil- dert; die Zehen werden durch kräftige, gebogene und spitze Nägel bewehrt. Das Gefieder verlängert sich bei einigen auf dem Scheitel hollenartig und läßt bei anderen die Wangen frei.
Allgemeines. Staarvögel.
Nächſt dem Menſchen verfolgen Raubſäugethiere und Raubvögel wenigſtens die kleineren Arten; denn die großen und ſtarken wiſſen ſich durch ihre Klugheit und Gewandtheit, durch ihren Muth und ihr geſelliges Zuſammenhalten vor den meiſten Räubern zu wahren und haben höchſtens in verſchiede- nen Schmarotzern läſtige Gegner.
Wenn wir, nach Reichenbach’s Vorgange, die Piſangfreſſer als Angehörige der Ordnung auffaſſen, haben wir es mit vier Unterabtheilungen oder Zünften zu thun. Jede einzelne derſelben zeigt ihr Eigenthümliches in ihrem Leibesbau und dem entſprechend in Lebensweiſe und Betragen; doch iſt eine große Uebereinſtimmung wenigſtens bei drei dieſer Zünfte nicht zu verkennen: es macht ſich hier noch ein ähnliches Verhältniß bemerklich, wie wir es bei den Papageien kennen lernten. Schwer dürfte es ſein, zu beſtimmen, welcher Unterabtheilung der erſte Rang gebührt; wir kennen ſehr ausgezeichnete Mitglieder aus jeder einzelnen Zunft. Jch habe den Staarvögeln die erſte Stelle eingeräumt, weil ſie andere Rabenvögel durch die ihnen gewordene Gabe des Geſanges überbieten und ſomit auch in dieſer Hinſicht als die nächſten Verwandten der Sperlingsvögel zu betrachten, alſo paſſend als Uebergangsglieder von letzteren zu den eigentlichen Raben anzuſehen ſind. Auf ſie mögen die Paradiesvögel und auf dieſe die Raben im engeren Sinne folgen, während die Piſangfreſſer als zweifelhafte Mitglieder erſt am Ende der Ordnung ihren Platz finden dürfen.
Die Staarvögel (Sturnidae) zählen unter die mittelgroßen und kleinen Angehörigen der Ord- nung. Sie ſind wohlgebildete und hochbegabte Geſchöpfe, welche im allgemeinen mit den Raben zwar große Aehnlichkeit zeigen, ſich aber auch wiederum als Verwandte der Droſſeln und ſelbſt der Fin- ken bekunden. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Fittig mittellang, der Schwanz nur ausnahmsweiſe lang, gewöhnlich aber kurz und mehr oder weniger gerade, der Fuß mittelhoch, der Schnabel verhältniß- mäßig ſchwach, geſtreckt und gewöhnlich rein kegelförmig. Das Gefieder iſt hart, kleinfederig und buntfarbig, oft prächtig glänzend.
Mit Ausnahme Neuhollands verbreitet ſich dieſe Zunft über alle Erdtheile; doch beſitzt jeder ein- zelne ſeine eigenen Familien oder Unterfamilien. Amerika iſt wohl am reichſten an Staarvögeln; für Aſien nebſt ſeiner großen Halbinſel Europa dürfte das Gegentheil behauptet werden können. Die meiſten Arten ſind weit verbreitet und viele auch hinſichtlich des Aufenthaltes wenig beſchränkt.
Ueber das Leben der Geſammtheit mag die Einzelſchilderung belehren; hier muß es genügen, wenn ich hervorhebe, daß die hierher gehörigen Staar- nicht blos die redſeligſten oder ſangfertigſten, ſondern auch die als Baukünſtler am meiſten ausgezeichneten Rabenvögel ſind.
Die erſte Familie umfaßt die Stärlinge (Icteri), Vögel von Krähen- bis Finkengröße, geſtreckt, aber kräftig gebaut, mit kegelförmigem Schnabel, mittellangen Flügeln und Schwanz, kräfti- gen Läufen und ziemlich weichem glänzenden Gefieder, in welchem Schwarz, Gelb und Roth vorherr- ſchend ſind. Der geſtreckte Schnabel iſt rundlich, an der Wurzel dick, an der Spitze zahnlos oder un- gekerbt; ſeine Oberfirſte tritt ſchildartig in das Stirngefieder vor; die Wurzel wird nicht von haarartigen Federn eingehüllt. Jm Flügel iſt die vierte Schwinge über die andern verlängert. Der Schwanz, welcher während der Ruhe des Vogels bis gegen die Hälfte hin von den Schwingen bedeckt wird, iſt abgerundet oder ſelbſt abgeſtuft. Die Läufe ſind länger, als die Mittelzehen, vorn geſchil- dert; die Zehen werden durch kräftige, gebogene und ſpitze Nägel bewehrt. Das Gefieder verlängert ſich bei einigen auf dem Scheitel hollenartig und läßt bei anderen die Wangen frei.
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ihr geſelliges Zuſammenhalten vor den meiſten Räubern zu wahren und haben höchſtens in verſchiede-
nen Schmarotzern läſtige Gegner.
Wenn wir, nach Reichenbach’s Vorgange, die Piſangfreſſer als Angehörige der Ordnung
auffaſſen, haben wir es mit vier Unterabtheilungen oder Zünften zu thun. Jede einzelne derſelben
zeigt ihr Eigenthümliches in ihrem Leibesbau und dem entſprechend in Lebensweiſe und Betragen;
doch iſt eine große Uebereinſtimmung wenigſtens bei drei dieſer Zünfte nicht zu verkennen: es macht
ſich hier noch ein ähnliches Verhältniß bemerklich, wie wir es bei den Papageien kennen lernten.
Schwer dürfte es ſein, zu beſtimmen, welcher Unterabtheilung der erſte Rang gebührt; wir kennen ſehr
ausgezeichnete Mitglieder aus jeder einzelnen Zunft. Jch habe den Staarvögeln die erſte Stelle
eingeräumt, weil ſie andere Rabenvögel durch die ihnen gewordene Gabe des Geſanges überbieten und
ſomit auch in dieſer Hinſicht als die nächſten Verwandten der Sperlingsvögel zu betrachten, alſo paſſend
als Uebergangsglieder von letzteren zu den eigentlichen Raben anzuſehen ſind. Auf ſie mögen die
Paradiesvögel und auf dieſe die Raben im engeren Sinne folgen, während die Piſangfreſſer
als zweifelhafte Mitglieder erſt am Ende der Ordnung ihren Platz finden dürfen.
Die Staarvögel (Sturnidae) zählen unter die mittelgroßen und kleinen Angehörigen der Ord-
nung. Sie ſind wohlgebildete und hochbegabte Geſchöpfe, welche im allgemeinen mit den Raben zwar
große Aehnlichkeit zeigen, ſich aber auch wiederum als Verwandte der Droſſeln und ſelbſt der Fin-
ken bekunden. Jhr Leib iſt geſtreckt, der Fittig mittellang, der Schwanz nur ausnahmsweiſe lang,
gewöhnlich aber kurz und mehr oder weniger gerade, der Fuß mittelhoch, der Schnabel verhältniß-
mäßig ſchwach, geſtreckt und gewöhnlich rein kegelförmig. Das Gefieder iſt hart, kleinfederig und
buntfarbig, oft prächtig glänzend.
Mit Ausnahme Neuhollands verbreitet ſich dieſe Zunft über alle Erdtheile; doch beſitzt jeder ein-
zelne ſeine eigenen Familien oder Unterfamilien. Amerika iſt wohl am reichſten an Staarvögeln; für
Aſien nebſt ſeiner großen Halbinſel Europa dürfte das Gegentheil behauptet werden können. Die
meiſten Arten ſind weit verbreitet und viele auch hinſichtlich des Aufenthaltes wenig beſchränkt.
Ueber das Leben der Geſammtheit mag die Einzelſchilderung belehren; hier muß es genügen,
wenn ich hervorhebe, daß die hierher gehörigen Staar- nicht blos die redſeligſten oder ſangfertigſten,
ſondern auch die als Baukünſtler am meiſten ausgezeichneten Rabenvögel ſind.
Die erſte Familie umfaßt die Stärlinge (Icteri), Vögel von Krähen- bis Finkengröße,
geſtreckt, aber kräftig gebaut, mit kegelförmigem Schnabel, mittellangen Flügeln und Schwanz, kräfti-
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ſchend ſind. Der geſtreckte Schnabel iſt rundlich, an der Wurzel dick, an der Spitze zahnlos oder un-
gekerbt; ſeine Oberfirſte tritt ſchildartig in das Stirngefieder vor; die Wurzel wird nicht von
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Schwanz, welcher während der Ruhe des Vogels bis gegen die Hälfte hin von den Schwingen bedeckt
wird, iſt abgerundet oder ſelbſt abgeſtuft. Die Läufe ſind länger, als die Mittelzehen, vorn geſchil-
dert; die Zehen werden durch kräftige, gebogene und ſpitze Nägel bewehrt. Das Gefieder verlängert
ſich bei einigen auf dem Scheitel hollenartig und läßt bei anderen die Wangen frei.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/301>, abgerufen am 25.11.2024.
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