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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Lerchenammer.
schwarz mit großen schwarzen Rund- und Längsflecken gezeichnet. Dem Weibchen fehlt das Schwarz
auf dem Kopfe, an der Kehle und an den Seiten, und seine Färbung ist blässer. Jm übrigen ähnelt
es dem Männchen. Jm Winterkleid ist bei diesem das Schwarz durch die weißen Federränder ge-
dämpft oder theilweise verdeckt. Der junge Vogel hat die Zeichnung des Weibchens, aber dunkle
Längsflecken auf der Unterseite. Die Jris ist dunkelbraun, der Schnabel an der Spitze blauschwarz,
der Fuß grau, ins Bräunliche spielend. Die Länge des Männchens beträgt 6 Zoll 2 bis 4 Linien,
die Breite 10 Zoll bis 10 Zoll 8 Linien; der Fittig mißt 31/2 Zoll, der Schwanz 21/2 Zoll. Das
Weibchen ist um 1/2 Zoll kürzer und um etwa gleichviel schmäler.

Der Lerchenammer ist wiederholt in Deutschland als Zugvogel beobachtet und deshalb den Ver-
zeichnissen der deutschen Vögel eingereiht worden; seine eigentliche Heimat aber ist der hohe Norden
der Erde. Er findet sich rings um das Eismeer in allen nördlichen Ländern, vorzugsweise aber in

[Abbildung] Der Lerchenammer (Centrophanes lapponicus).
den unter dem Namen Tundra bekannten steppenartigen Gegenden. Wo er ständig vorkommt,
pflegt er häufig zu sein. Jm nördlichen Lappland ist er nach meinen eigenen Beobachtungen der ge-
meinste aller dort vorkommenden Ammer. Er bewohnt vorzugsweise Gebirge und zwar Orte, welche
mit niederem Gestrüpp bewachsen sind; doch findet man ihn auch auf ganz kahlen Bergebenen und in
der Tiefe in Birkenwäldern.

Jn seinem Betragen gibt er sich als ein Mittelding zwischen einer Lerche und einem Rohrammer
zu erkennen. Er läuft ganz nach Art der Lerche, während er sich im Sitzen als echter Ammer zeigt.
Jm Fluge ähnelt er dem letzteren; er schwebt aber oft lange Zeit lerchenartig, namentlich thut solches
das Männchen während der Brutzeit, um zu singen. Man hat bezweifelt, daß er sich auf Bäume
setzt: ich kann Dies bestimmt behaupten. Ebenso oft freilich, als auf dem schwankenden Gezweig
der Birken, ruht er auf Steinen aus. Sein Lockton klingt schwermüthig: er paßt zu der Oede, welche
den Wanderer dann umgibt, wenn er die Brutplätze des Vogels besucht. Durch die Silben "Tjüe

Lerchenammer.
ſchwarz mit großen ſchwarzen Rund- und Längsflecken gezeichnet. Dem Weibchen fehlt das Schwarz
auf dem Kopfe, an der Kehle und an den Seiten, und ſeine Färbung iſt bläſſer. Jm übrigen ähnelt
es dem Männchen. Jm Winterkleid iſt bei dieſem das Schwarz durch die weißen Federränder ge-
dämpft oder theilweiſe verdeckt. Der junge Vogel hat die Zeichnung des Weibchens, aber dunkle
Längsflecken auf der Unterſeite. Die Jris iſt dunkelbraun, der Schnabel an der Spitze blauſchwarz,
der Fuß grau, ins Bräunliche ſpielend. Die Länge des Männchens beträgt 6 Zoll 2 bis 4 Linien,
die Breite 10 Zoll bis 10 Zoll 8 Linien; der Fittig mißt 3½ Zoll, der Schwanz 2½ Zoll. Das
Weibchen iſt um ½ Zoll kürzer und um etwa gleichviel ſchmäler.

Der Lerchenammer iſt wiederholt in Deutſchland als Zugvogel beobachtet und deshalb den Ver-
zeichniſſen der deutſchen Vögel eingereiht worden; ſeine eigentliche Heimat aber iſt der hohe Norden
der Erde. Er findet ſich rings um das Eismeer in allen nördlichen Ländern, vorzugsweiſe aber in

[Abbildung] Der Lerchenammer (Centrophanes lapponicus).
den unter dem Namen Tundra bekannten ſteppenartigen Gegenden. Wo er ſtändig vorkommt,
pflegt er häufig zu ſein. Jm nördlichen Lappland iſt er nach meinen eigenen Beobachtungen der ge-
meinſte aller dort vorkommenden Ammer. Er bewohnt vorzugsweiſe Gebirge und zwar Orte, welche
mit niederem Geſtrüpp bewachſen ſind; doch findet man ihn auch auf ganz kahlen Bergebenen und in
der Tiefe in Birkenwäldern.

Jn ſeinem Betragen gibt er ſich als ein Mittelding zwiſchen einer Lerche und einem Rohrammer
zu erkennen. Er läuft ganz nach Art der Lerche, während er ſich im Sitzen als echter Ammer zeigt.
Jm Fluge ähnelt er dem letzteren; er ſchwebt aber oft lange Zeit lerchenartig, namentlich thut ſolches
das Männchen während der Brutzeit, um zu ſingen. Man hat bezweifelt, daß er ſich auf Bäume
ſetzt: ich kann Dies beſtimmt behaupten. Ebenſo oft freilich, als auf dem ſchwankenden Gezweig
der Birken, ruht er auf Steinen aus. Sein Lockton klingt ſchwermüthig: er paßt zu der Oede, welche
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[253/0275] Lerchenammer. ſchwarz mit großen ſchwarzen Rund- und Längsflecken gezeichnet. Dem Weibchen fehlt das Schwarz auf dem Kopfe, an der Kehle und an den Seiten, und ſeine Färbung iſt bläſſer. Jm übrigen ähnelt es dem Männchen. Jm Winterkleid iſt bei dieſem das Schwarz durch die weißen Federränder ge- dämpft oder theilweiſe verdeckt. Der junge Vogel hat die Zeichnung des Weibchens, aber dunkle Längsflecken auf der Unterſeite. Die Jris iſt dunkelbraun, der Schnabel an der Spitze blauſchwarz, der Fuß grau, ins Bräunliche ſpielend. Die Länge des Männchens beträgt 6 Zoll 2 bis 4 Linien, die Breite 10 Zoll bis 10 Zoll 8 Linien; der Fittig mißt 3½ Zoll, der Schwanz 2½ Zoll. Das Weibchen iſt um ½ Zoll kürzer und um etwa gleichviel ſchmäler. Der Lerchenammer iſt wiederholt in Deutſchland als Zugvogel beobachtet und deshalb den Ver- zeichniſſen der deutſchen Vögel eingereiht worden; ſeine eigentliche Heimat aber iſt der hohe Norden der Erde. Er findet ſich rings um das Eismeer in allen nördlichen Ländern, vorzugsweiſe aber in [Abbildung Der Lerchenammer (Centrophanes lapponicus).] den unter dem Namen Tundra bekannten ſteppenartigen Gegenden. Wo er ſtändig vorkommt, pflegt er häufig zu ſein. Jm nördlichen Lappland iſt er nach meinen eigenen Beobachtungen der ge- meinſte aller dort vorkommenden Ammer. Er bewohnt vorzugsweiſe Gebirge und zwar Orte, welche mit niederem Geſtrüpp bewachſen ſind; doch findet man ihn auch auf ganz kahlen Bergebenen und in der Tiefe in Birkenwäldern. Jn ſeinem Betragen gibt er ſich als ein Mittelding zwiſchen einer Lerche und einem Rohrammer zu erkennen. Er läuft ganz nach Art der Lerche, während er ſich im Sitzen als echter Ammer zeigt. Jm Fluge ähnelt er dem letzteren; er ſchwebt aber oft lange Zeit lerchenartig, namentlich thut ſolches das Männchen während der Brutzeit, um zu ſingen. Man hat bezweifelt, daß er ſich auf Bäume ſetzt: ich kann Dies beſtimmt behaupten. Ebenſo oft freilich, als auf dem ſchwankenden Gezweig der Birken, ruht er auf Steinen aus. Sein Lockton klingt ſchwermüthig: er paßt zu der Oede, welche den Wanderer dann umgibt, wenn er die Brutplätze des Vogels beſucht. Durch die Silben „Tjüe

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/275>, abgerufen am 25.11.2024.