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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Rohrammer.
Orte mit hohen Wasserpflanzen, Rohr, Schilf, Riedgras, Weidengestrüpp und ähnlichen Sumpfgewäch-
sen bestanden sind, also mit andern Worten an Teichen, Flüssen, Seeufern, in Morästen und auf
nassen Wiesen. Hier brütet er auch.

Das Nest wird sehr versteckt auf kleinen Jnseln und andern wasserfreien Erdstellen errichtet,
stets auf der Erde, zwischen Wurzeln und Gras. Es wird liederlich zusammengebaut, wie von andern
Arten der Familie, gewöhnlich aus allerlei Halmen und Ranken, Grasstoppeln und dürren Gras-
blättern, welche innerlich mit einzelnen Pferdehaaren oder mit Rohr- und Weidenwolle belegt sind, und

[Abbildung] Der Rohrammer (Cynchramus Schoenicius).
enthält zweimal, im Sommer im Mai oder Anfangs Juli, vier bis sechs niedliche Eier, welche sehr ab-
ändern, gewöhnlich aber auf grauweißem, ins Bräunliche oder Röthliche spielenden Grunde mit asch-
grauen bis schwarzbraunen, schärferen oder verwaschenen Flecken, Punkten und Aederchen bezeichnet sind.

Der Rohrammer ist wenig scheu, am allerwenigsten am Neste. Hier läßt ihn seine große Liebe
zur Brut alle Vorsicht vergessen. Das brütende Weibchen sitzt so fest über den Eiern, daß man es
fast mit der Hand fangen kann; das Männchen kommt, sobald man sich dem Neste nähert, ängstlich
herbeigeflogen und schreit kläglich.

Rohrammer.
Orte mit hohen Waſſerpflanzen, Rohr, Schilf, Riedgras, Weidengeſtrüpp und ähnlichen Sumpfgewäch-
ſen beſtanden ſind, alſo mit andern Worten an Teichen, Flüſſen, Seeufern, in Moräſten und auf
naſſen Wieſen. Hier brütet er auch.

Das Neſt wird ſehr verſteckt auf kleinen Jnſeln und andern waſſerfreien Erdſtellen errichtet,
ſtets auf der Erde, zwiſchen Wurzeln und Gras. Es wird liederlich zuſammengebaut, wie von andern
Arten der Familie, gewöhnlich aus allerlei Halmen und Ranken, Grasſtoppeln und dürren Gras-
blättern, welche innerlich mit einzelnen Pferdehaaren oder mit Rohr- und Weidenwolle belegt ſind, und

[Abbildung] Der Rohrammer (Cynchramus Schoenicius).
enthält zweimal, im Sommer im Mai oder Anfangs Juli, vier bis ſechs niedliche Eier, welche ſehr ab-
ändern, gewöhnlich aber auf grauweißem, ins Bräunliche oder Röthliche ſpielenden Grunde mit aſch-
grauen bis ſchwarzbraunen, ſchärferen oder verwaſchenen Flecken, Punkten und Aederchen bezeichnet ſind.

Der Rohrammer iſt wenig ſcheu, am allerwenigſten am Neſte. Hier läßt ihn ſeine große Liebe
zur Brut alle Vorſicht vergeſſen. Das brütende Weibchen ſitzt ſo feſt über den Eiern, daß man es
faſt mit der Hand fangen kann; das Männchen kommt, ſobald man ſich dem Neſte nähert, ängſtlich
herbeigeflogen und ſchreit kläglich.

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[251/0273] Rohrammer. Orte mit hohen Waſſerpflanzen, Rohr, Schilf, Riedgras, Weidengeſtrüpp und ähnlichen Sumpfgewäch- ſen beſtanden ſind, alſo mit andern Worten an Teichen, Flüſſen, Seeufern, in Moräſten und auf naſſen Wieſen. Hier brütet er auch. Das Neſt wird ſehr verſteckt auf kleinen Jnſeln und andern waſſerfreien Erdſtellen errichtet, ſtets auf der Erde, zwiſchen Wurzeln und Gras. Es wird liederlich zuſammengebaut, wie von andern Arten der Familie, gewöhnlich aus allerlei Halmen und Ranken, Grasſtoppeln und dürren Gras- blättern, welche innerlich mit einzelnen Pferdehaaren oder mit Rohr- und Weidenwolle belegt ſind, und [Abbildung Der Rohrammer (Cynchramus Schoenicius).] enthält zweimal, im Sommer im Mai oder Anfangs Juli, vier bis ſechs niedliche Eier, welche ſehr ab- ändern, gewöhnlich aber auf grauweißem, ins Bräunliche oder Röthliche ſpielenden Grunde mit aſch- grauen bis ſchwarzbraunen, ſchärferen oder verwaſchenen Flecken, Punkten und Aederchen bezeichnet ſind. Der Rohrammer iſt wenig ſcheu, am allerwenigſten am Neſte. Hier läßt ihn ſeine große Liebe zur Brut alle Vorſicht vergeſſen. Das brütende Weibchen ſitzt ſo feſt über den Eiern, daß man es faſt mit der Hand fangen kann; das Männchen kommt, ſobald man ſich dem Neſte nähert, ängſtlich herbeigeflogen und ſchreit kläglich.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/273>, abgerufen am 22.11.2024.